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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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Daß ich mir gedacht habe: also du bist Beamter, also das ist der erste Sündenfall; dann bist du<br />

einer, der den Sessel absitzt <strong>und</strong> den anderen keinen Platz läßt. Und zweitens bist du überhaupt<br />

nicht innovativ. Irgendwo, denke ich, hat das schon mit diesem Abwehrverhalten in der Institution zu<br />

tun, daß einerseits eine Selbstabwertung da ist, eine unbewußte, <strong>und</strong> andererseits diese<br />

Aufwertung des Außens der Preis dafür ist. Die sollen zufrieden sein, frei sind sie <strong>und</strong> sie haben<br />

keine Bindungen <strong>und</strong> sie können machen was sie wollen, <strong>und</strong> ich denke das wird als<br />

Kompensationsgeschäft für Unsicherheit gesehen. Ich denke, es ist schon ein Problem, daß es<br />

dieses Bild gibt. Es wird etwa angenommen, daß es schon in Ordnung ist, daß jemand Geräte<br />

verwaltet <strong>und</strong> deswegen auch verlängert wird, auch wenn er sonst nichts geschrieben <strong>und</strong> gelehrt<br />

hat. (...) <strong>und</strong> das wird vom Mittelbau gar nicht so problematisch wahrgenommen – das halte ich für<br />

einen strategischen Fehler muß ich dazusagen. Man sagt: Machen wir eine Technikerstelle, oder<br />

machen wir eine Assistentenstelle? Antwort: Machen wir lieber eine Assistentenstelle, weil der<br />

betreut dann auch die Technik, wobei ich mich frage, ob man der Person was Gutes tut, indem man<br />

ihr eine Hybridposition gibt, in der sie nicht Fisch <strong>und</strong> nicht Fleisch ist. Das müßte man sich einmal<br />

anschauen: Was bringt das, was bringt das nicht, was wären alternative Modelle. Bis jetzt ist das<br />

alles nur auf der Ebene persönlicher Befindlichkeiten diskutiert worden. Das müßte man sich aber<br />

strukturell anschauen, das wäre einen Blick hinein wert, welche Spannungsfelder, welche<br />

Unzufriedenheiten, Konflikte bringt das mit sich, welche Vorbildwirkung hat das. Die Studierenden<br />

etwa sehen dann jemanden, der lehrt <strong>und</strong> sonstüberhaupt nichts macht, oder der macht auch keine<br />

Projekte. Was bedeutet das für die Außenwahrnehmung der Universität <strong>und</strong> auch für die<br />

Eigenwahrnehmung? Das ist einmal das Eine. Innovativität wird im Gr<strong>und</strong>e nicht mit der Universität<br />

zusammengedacht, das hat mich sehr befremdet, muß ich ehrlich sagen. Und ich verstehe es bis<br />

heute nicht.”(Gesprächszitat: Felt)<br />

Nicht so sehr die qualitative Bestimmung bzw. Konkretisierung von “Innovativität” sondern deren<br />

Verortung steht im Vordergr<strong>und</strong> fast aller Antworten zu diesem Punkt. Es geht den ExpertInnen aller<br />

Felder in erster Linie darum, Innovativität für jenen Ort zu beanspruchen, von dem aus sie jeweils<br />

sprechen bzw. in dem sie agieren:“Innovativität des Wissens” erscheint dabei allen ExpertInnen als<br />

positiver Wert, der als solcher wenig problematisiert, aber auch nur selten spezifiziert wird.<br />

In Bezug auf das universitäre Feld ist in diesem Zusammenhang der generellen Unbestimmtheit des<br />

hoch bewerteten Innovativitätsbegriffs besonders signifikant, daß Innovativität mit Ausnahme von<br />

Hartmann von keiner/m der befragten ExpertInnen explizit auf die Innovativität von Lehre bezogen<br />

wurde. Innovative Formen der Wissensvermittlung (etwa Team-Teaching, der Einsatz neuer<br />

Technologien, usw.) <strong>und</strong> die Konkretisierung innovativer Lehrinhalte scheint im Bewußtsein der<br />

Externen <strong>LektorInnen</strong> eine zentrale, im Bewußtsein der internen RepräsentantInnen des universitären<br />

Feldes eine eher untergeordnete Rolle zu spielen.<br />

Der Konkurrenzdruck um Innovativität wird sowohl als ein Konkurrenzverhältnis zwischen “Innen”<strong>und</strong><br />

“Außen”, zwischen den Disziplinen wie auch zwischen den Generationen sichtbar. Dieser<br />

Konkurrenzdruck verhindert tendenziell bei jenen, die aus der Innensicht der Institutionen sprechen,<br />

die Wahrnehmung der sozialen Zumutungen, auf denen die Existenz derer beruht, denen die<br />

Innovativität des Wissens, das meistens als im “Außen” situiert gedacht wird, zugesprochen wird.<br />

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