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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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wollen, wird von der Wissenschaftsforscherin Ulrike Felt die Frage nach der Verkörperung eines<br />

idealtypischen Berufsbildes generell als überholt verabschiedet. Es ginge zukünftig um die Schaffung<br />

von Rahmenbedingungen, in denen wissenschaftliche Arbeit stattfinden kann, <strong>und</strong> nicht um die<br />

Entwicklung personifizierter Leitbilder.<br />

“Der Weg geht nicht über die Definition, wie schaut der ideale Forscher aus. Ich glaube, daß man<br />

den nur bekommt, wenn man sozusagen ein Spektrum von Optionen aufmacht. Ich glaube, man<br />

kann Rahmenbedingungen definieren. Ich würde nicht über ideale Personen gehen, sondern ich<br />

würde sagen, es soll so etwas wie Minimalstandards geben in den Rahmenbedingungen – das, was<br />

ich vorher bei den Arbeitsbedingungen angesprochen habe. Ich könnte mir einfach vorstellen, daß<br />

dann auch bestimmte Leistungen einen Minimalstandard haben sollten <strong>und</strong> daß dieser auch auf<br />

Gr<strong>und</strong> eines Marktdruckes nicht nach unten sinken sollte. Man sollte einen intellektuellen Markt<br />

schaffen <strong>und</strong> zwar Markt nicht im Sinne von Geldwert, sondern Markt im Sinne von einer<br />

Konkurrenz der Ideen, die aber nicht an Geldstrukturen gekoppelt sind. Man müßte eben auch<br />

klarmachen, daß genauso wie in der Arbeitswelt die Berufsbilder verschw<strong>und</strong>en sind oder vielfach<br />

verschw<strong>und</strong>en sind. Es ist immer schwierig sich daran zu gewöhnen, weil die Leute suchen halt<br />

immer eine Schablone, weil es viel einfacher ist.” (Gesprächszitat: Felt)<br />

Aus der Perspektive der Forschungsförderung wird die Frage nach der Zukunft mit der Analyse des<br />

Status quo beantwortet. Der Präsident der Forschungsförderung beschreibt das Funktionieren des<br />

Systems Wissenschaft als soziologisches Phänomen. In Abgrenzung zu einem überholten<br />

Geniebegriff des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts betont der Repräsentant aus dem Feld der Forschungsförderung<br />

die Funktionslogiken von Wissenschaft als Produktionsbetrieb. Diese Perspektive erscheint insofern<br />

als funktionalistisch, als die Beschreibung des Wissenschaftsbetriebs mit der Legitimierung der<br />

Regeln, die innerhalb des Systems etwa Qualität definieren (“Qualität ist die Feststellung von Qualität<br />

durch internationale ExpertInnen”) zusammenfallen. Die Perspektive auf die Zukunft wird damit auf das<br />

Funktionieren des Produktionsbetriebs Wissenschaft reduziert, wobei die Position einer<br />

Forschungsförderungsinstitution wie des Fonds so dargestellt wird, als stünde sie außerhalb dieses<br />

Systems. Diese Darstellungspraxis verdeckt die zentrale Rolle, die die Forschungsförderung in Bezug<br />

auf die Gestaltung der Rahmenbedingungen zukünftiger Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung spielt.<br />

“Für mich ist gute Forschung <strong>und</strong> international betriebene Forschung schlicht <strong>und</strong> einfach ident. Die<br />

Idee, daß es jemand irgendwo in einem stillen Kämmerlein gibt, der 20 Jahre lang denkt <strong>und</strong> nach<br />

einem weiteren Jahrzehnt herauskommt <strong>und</strong> sagt: ‘Schaut her, was ich entdeckt habe!’ Und die<br />

anderen brauchen dann noch zwanzig Jahre, bis sie hinschauen <strong>und</strong> dann erkennen, daß es sich<br />

um ein Genie handelt – das ist ein Phantasma. Wissenschaft, wie sie heute betrieben wird, ähnelt<br />

eher einem Produktionsbetrieb. Oder um ein anderes Bild zu gebrauchen, wobei ich<br />

zugegebenermaßen vor allem die Verhältnisse in den Naturwissenschaften vor Augen habe:<br />

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