05.09.2013 Aufrufe

Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wissenschaftsforscherin Prof. Felt repräsentiert wird, über das Postulat der Vielfalt <strong>und</strong> der Einheit von<br />

Lehre <strong>und</strong> Forschung. Diese Form der offensiven Bedarfsfeststellung allerdings scheint sich<br />

angesichts aktueller rechtlicher <strong>und</strong> organisatorischer Veränderungen derUniversität mit einem<br />

Konkurrenzbewußtsein zu verbinden, das im Sinne von “Standort”- <strong>und</strong> “Profil”-Orientierung eine<br />

Diversifizierung <strong>und</strong> Konzentration von Forschungs- bzw. Lehrschwerpunkten an den jeweiligen<br />

Instituten fordert, die eine tendenzielle Abschließung von eben dieser Vielfalt bedeutet.<br />

“IP: Ich glaube, daß es von den Forschungsfelder her wichtig ist, daß man eine gewisse<br />

Diversifizierung hat. Wir sind ein kleines Institut, in einem großen Institut ist das wieder anders, da<br />

schaut das vielleicht einfacher aus. Wenn man sichtbar werden will, muß man sich auf ein paar<br />

Bereiche konzentrieren, die man vernünftig abdeckt. Ansonsten tut man halt alles <strong>und</strong> damit gar<br />

nichts. Das heißt, die MitarbeiterInnen muß man fast zwangsweise einschränken - ob man das<br />

begrüßt oder toll findet oder nicht ist irgendwie eine andere Sache. Aber es ist eine gegebene<br />

Realität, denn ansonsten passiert gar nichts. Die Chance also: Wenn man aufmachen würde, würde<br />

das Potential der Möglichkeiten erhöht werden <strong>und</strong> Themen auch abgedeckt werden in kompetenter<br />

<strong>und</strong> selbsterfahrener Weise, die wir nicht abdecken. Natürlich kann ich über alles Mögliche<br />

Vorlesungen <strong>und</strong> Seminare machen, aber Seminare <strong>und</strong> Vorlesungen aus meinem eigenen<br />

Forschungsgebiet sind einfach anders – das weiß ich einfach aus meiner eigenen Erfahrung. Wenn<br />

ich Themen mache, wo ich das Knowhow habe <strong>und</strong> wo ich mich mit einer völligen Leichtigkeit auch<br />

drinnen bewege, vermittle ich ganz was anderes, wie wenn ich mir ein Thema suche, wo ich mir<br />

denke, das ist jetzt etwas was wir lange nicht angeboten haben, das sollte wieder angeboten<br />

werden. Natürlich werde ich mich über die neueste Literatur informieren, werde mir das alles<br />

anschauen, ich werde versuchen das aufzubereiten. Es ist nicht dasselbe! Wenn man kritisch sich<br />

selbst beobachtet, weiß man, daß es nicht dasselbe ist. Auf Gr<strong>und</strong> der Vielfalt muß einfach ein Teil<br />

von außen eingebracht werden; weder weil die Innen unqualifizierter sind als die Außen, noch weil<br />

die Außen besser sind als die Innen. Es geht einfach um die Vielfalt. Und es ist besser, wenn von<br />

jemandem unterrichtet wird, der in diesem Bereich wirklich forscht, der das lebt, der sich jeden Tag<br />

damit beschäftigt oder so. Irgendwie, wenn man noch irgendwie an eine Form von Lehre glaubt, die<br />

etwas mit dem zu tun hat was man auch tut (...)<br />

I: (...) also forschungsgeleitete Lehre?<br />

IP: Ja, wobei man da natürlich Fiktionen vorfinden kann. Also wir werden keine forschungsgeleitete<br />

Lehre mehr hinkriegen an der Uni. Ich glaube, das wäre der Idealtypus: Wir forschengemeinsam<br />

etwas. Aber forschungsgeleitete Lehre kann zumindestens bedeuten, daß die Leute, die davon<br />

reden auch zumindest wissen wovon sie sprechen – also praktisch auch wissen wovon sie<br />

sprechen. Ich meine, das ist der Unterschied. Ich meine, forschungsgeleitete Lehre,im<br />

idealtypischen Sinn, ist in vielen Fällen einfach – wäre einfach Schwachsinn zu fordern, weil es sich<br />

nicht verwirklichen läßt. Wenn ich mir anschaue, bei Seminaren mit 40 Leuten, was soll ich dann mit<br />

denen an Forschung machen. Ich kann Gruppenbildungen vornehmen, ich kann ein Stückchen weit<br />

sie auch Erfahrungen sammeln lassen (...) Das ist das, was ich sagen möchte. Nach diesen<br />

Kriterien suche ich mir auch die Leute aus, die bei uns lehren können: Die zu Themen etwas<br />

gemacht haben <strong>und</strong> nicht nur die Literatur kennen zu dem Gebiet. Wenn ich gezwungen wäre,<br />

würde man in sehr vielen Fächern eine Vorlesung zusammenstellen können. Und ich glaube, wenn<br />

man ein gewisses Niveau erreicht hat, kann man sich hinsetzen, einfach die zehn wichtigsten<br />

Bücher lesen <strong>und</strong> dann daraus sozusagen eine 22-stündige Lehrveranstaltung basteln. Ich glaube,<br />

das ist nicht der Punkt. Der Punkt besteht genau darin, dass man das Ganze ‘füttern’ kann mit<br />

Beispielen, das Ganze füttern kann mit Erfahrungen, Kontextwissen <strong>und</strong> so weiter <strong>und</strong> das erhält<br />

man nicht, wenn man irgendwelche Papiere liest.”(Gesprächszitat: Felt)<br />

202

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!