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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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4.2. Das Bild <strong>und</strong> das Wissen von Externen Lektorinnen <strong>und</strong> Freien<br />

Wissenschafterinnen<br />

“Das ist eine Gruppe von ambitionierten, ehrgeizigen, wissenschaftlich interessierten <strong>und</strong><br />

engagierten Leuten, denen der traditionelle Karriereweg versperrt ist. Der traditionelle Karriereweg<br />

bedeutet, daß mit wissenschaftlicher Tätigkeit auch eine universitäre Anstellung verb<strong>und</strong>en ist. Wir<br />

wissen, warum das so ist, die Kapazitäten sind ungleich verteilt, viele Studierende <strong>und</strong> nicht<br />

entsprechend gewachsene Zahlen auf Seiten der Lehrenden. Hier habe ich das Gefühl, daß die<br />

Externen so eine Art Lückenbüßer sind, die zwar den Betrieb aufrechterhalten, dafür aber keine<br />

Gratifikationen bekommen, keine Entfaltungsmöglichkeit in ihrer persönlichen Karriere haben, <strong>und</strong> in<br />

Wirklichkeit wissen wir alle ganz genau, daß wir wahrscheinlich am Markt selbst weniger Chancen<br />

haben, unser Engagement <strong>und</strong> Interesse auszuleben <strong>und</strong> hoffen insgeheim doch noch einer oder<br />

eine von denen zu sein, die es noch schaffen, einen Uni-Job.” (Gesprächszitat: Hartmann)<br />

“Ja, es gibt einerseits diese ‘freien Wissenschafter’ – free floating –ohne fixe Anstellung an einer<br />

Universität oder Forschungsinstitut. Sie haben Lehraufträge, gelegentlich über einen längeren<br />

Zeitraum hinweg. Es herrscht aber auch ein starkes Kommen <strong>und</strong> Gehen. Darüber hinaus gibt es<br />

aber auch noch eine große Anzahl von Vereinen, viele von ihnen nennen sich Institute, die<br />

irgendjemand organisatorisch Geschickter auf die Beine gestellt hat. Sie verfügen über Räume <strong>und</strong><br />

auch Infrastruktur in gewissem Ausmaß <strong>und</strong> sie versuchen Forschungsaufträge von woher auch<br />

immer zu bekommen. Ich kenne das vor allem aus dem Bereich der Nationalökonomie. Aber es gibt<br />

natürlich auch anderen Gebiete, auf die das zutrifft. Diese Leute melden sich auch sehr häufig zu<br />

Wort <strong>und</strong> drängen auf Änderung. Wir sind durchaus willens etwas zu ändern, wenn wir dazu in die<br />

Lage versetzt werden" (Gesprächszitat: Schmidt)<br />

“Ja, das Problem ist, dass man sie stärker faßbar machen müßte als Gruppe von Lehrenden <strong>und</strong><br />

Forschenden; ich glaube, sie werden als solche überhaupt nicht erkannt <strong>und</strong> wahrgenommen. Ich<br />

meine, es ist eine Leistung, die man einbinden sollte – ich weiß nicht wie realistisch es ist, wenn<br />

jemand sagt er hat 80 Prozent Außenleistung (in der Lehre), da jetzt wirklich eine Einbindung zu<br />

betreiben; weil ich mir nicht vorstellen kann – etwa am kommunikationswissenschaftlichen Institut<br />

bei uns –, daß ich diese 80 Prozent Außenleistung vollkommen einbinden kann – das würde den<br />

Rahmen sprengen. Aber es ist auch die Frage, daß im Gr<strong>und</strong>e genommen verschiedene Formen<br />

von Lektoraten entstanden sind <strong>und</strong> diese Differenzierung nicht wirklich nachvollzogen worden ist.<br />

Es gibt Leute, die im Beruf stehen, diesen Beruf auch nicht verlassen wollen. Aber was sie wollen,<br />

ist auch die Verbindung zur Universität aufrechterhalten <strong>und</strong> das, was sie tun in die Lehre<br />

einbringen bzw. die Universität will das, was sie tun in die Lehre einbringen. Es gibt diese beiden<br />

Interessenslagen okay, das ist eine Gruppe von Personen. Die sind weder selbst wahnsinnig darauf<br />

aus, als Forscher wahrgenommen zu werden in dieser Universität, die haben ihr Linküber die Lehre<br />

<strong>und</strong> sehen das auch gar nicht darüber hinaus. Und es gibt aber auch diese ganze andere Gruppe<br />

von Leuten, die im Gr<strong>und</strong>e genommen Forscher sind <strong>und</strong> das Lektorat ist ihre Form der Anbindung<br />

an die Institution, <strong>und</strong> ihre Form der Möglichkeit, das, was sie forschen, vermitteln zu können <strong>und</strong><br />

ihre Form sich eine bestimmte Art von Legitimität zu verschaffen. Ich glaube, darum geht es ganz<br />

deutlich auch: Ein Lehrauftrag an einer guten Universität ist eine Form der Legitimierung für meine<br />

Forschungsarbeit, hilft mir dabei, Forschungsmittel zu kriegen; also da geht es um Synergieeffekte.<br />

Ich glaube, man müßte einmal diese beiden Gruppen auseinanderklauben.” (Gesprächszitat: Felt)<br />

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