Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen
Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen
Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Und ich hab’ 6.000 Schilling Monatseinkommen, dann. Das heißt, man kann sich ausrechnen: SO<br />
gehts NICHT! Das heißt, da muß ich mir wieder irgendwelche Dinge aufreißen. Der Vorteil ist jetzt<br />
von dem Buch, daß ich wirklich jede Woche irgendwie wo was krieg’. Ein Angebot für einen Vortrag.<br />
ABER, der Nachteil an dem: Es geht unheimlich viel Zeit weg. I krieg’ zwar a Geld, aber es ist a<br />
Dauernudeln, net? Jetzt weiß ich net ganz genau, wie ich des mache. Auf der andern Seiten mach’<br />
ich des ganz gern. Aber EHRLICH: Ich DARF darüber net zu viel nachdenken, weil da könnt ich<br />
Ängste bekommen. Und wenn ich Ängste bekomme, agier’ ich nicht gut.”<br />
Manche InterviewpartnerInnen meinten auch, eine weitere Verschlechterung ihrer<br />
Einkommenssituation wäre ein Anlaß, sich in anderen Bereichen “umzusehen”:<br />
“Aber wenn es finanziell so ist, daß es nicht mehr geht, dann glaube ich, würd’- ich irgend etwas<br />
machen, wo ich halt ein Geld her kriege.”<br />
2.6.1. Fluchtphantasien<br />
Angesichts der von einigen Interviewten bereits mehrfach durchgestandenen ökonomischen Krisen,<br />
die aus der Sicht derBetroffenen ja auch immer wieder zu Ende gingen, <strong>und</strong> angesichts der latenten<br />
Verschuldung bei Familie, Fre<strong>und</strong>Innen <strong>und</strong> Banken, die zumindest vorübergehend kalmiert werden<br />
kann durch ein doch bewilligtes Forschungsprojekt, ein Stipendium, einen zusätzlichen remunerierten<br />
Lehrauftrag, muß man/frau fragen, wann die eigene Einkommenssituation tatsächlich als so schlecht<br />
eingeschätzt wird, “daß es nicht mehr geht”<strong>und</strong> welche Alternativen für diesen Fall von den“Externen”<br />
gesehen werden. Die in den meisten Interviews angesprochenen Alternativen schwanken jedoch<br />
häufig zwischen Wunsch- <strong>und</strong> Angstträumen, trotz des Gefühls von Ungesichertheit <strong>und</strong> der<br />
finanziellen Probleme werden von den meisten InterviewpartnerInnen kaum ernsthafte berufliche<br />
Alternativen erwogen. Es bleibt großenteils beim Entwerfen von Notfallszenarien oder<br />
“Fluchtphantasien”.<br />
“(...) hab i mir gedacht, also wenn jetzt im nächsten halben Jahr net was passiert, dann geht«s an’s<br />
Servieren, oder Taxifahren oder ich weiß auch net, irgend so,- es ist erstaunlich, welche Phantasien<br />
man da zum Schwelgen bringt, net? Was tut man eigentlich, wenn des nächste halbe Jahr jetzt nix<br />
ist, net? Und wenn des so weitergeht mit den ganzen Streichungen. Dann ist eh die Gastprofessur<br />
’kommen, hat auch wieder a BISSL kalmiert, aber, net sehr, aber trotzdem. Ja. Des hab ich schon<br />
alles überlegt. Ich weiß auch nicht, irgendwas, emigrier-, oder wie die B. jetzt, net, also, hab’ ich<br />
auch schon auch da-, Afrika, irgendwie so, so, Entwicklungshilfeprojekte, bis hin zum Tauchlehrer.<br />
Jetzt mach’ich noch so einen Tauchlehrerschein, <strong>und</strong> dann, hau’ ich mich auf die Malediven.<br />
((lacht)). Oder in die Karibik. Und dann schließ’ ich des Kapitel ab.<br />
I: Waren so kurze Momente?<br />
IP: Ja.<br />
112