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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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WissenschafterInnen zu betrachten. Auf die Dauer leidet auch das Selbstwertgefühl unter dem<br />

permanenten Mißverhältnis zwischen beruflichem Engagement <strong>und</strong> zunehmender wissenschaftlicher<br />

Qualifikation 138 auf der einen Seite <strong>und</strong> niedrigem Einkommen <strong>und</strong> geringer Akzeptanz innerhalb des<br />

institutionellen wissenschaftlichen Feldes auf der anderen Seite (siehe Kapitel 2.4.).<br />

“Also ich vergleich’ mich da mit dem Automechaniker, oder mit dem Tischler, der drei Jahre seine<br />

Lehre macht, die Gesellenprüfung, <strong>und</strong> nach fünf Jahren zweifelt niemand mehr an, daß er Tischler<br />

ist; <strong>und</strong> im sozialwissenschaftlichen Bereich, so wie ich arbeite, wenn ich- wenn ich irgendwie den<br />

Anspruch hab’ gute Projekte zu machen, konfliktträchtige Projekte, oder Projekte, in denen auch der<br />

Konflikt ein Mittel ist, um eine Sache voranzutreiben, dann wird einem ständig dort Kompetenz<br />

abgesprochen, na? Und das ist auf die- Das ist auf die Dauer demoralisierend. Also das untergräbt<br />

auch das eigene Selbstverständnis <strong>und</strong> es ist sinnlos. Also da gibt es eine Bezahlung, die<br />

beschissen ist <strong>und</strong> die in den letzten Jahren immer schlechter word’n ist, weil immer mehr Leut’ in<br />

diesem Bereich was machen wollen, dann gibt’s so diese ganz-, auf Behörden, Beamtenebene oder<br />

Politikerebene, da gibt’s keine Leute, oder in der Regel- es ist eine Ausnahme, wenn man jemand<br />

hat, der kompetent ist <strong>und</strong> irgendetwas beurteilen kann <strong>und</strong> der des, was man macht, überhaupt<br />

liest. Es gibt natürlich auch gute Beispiele, aber das ist die absolute Ausnahme.”<br />

“Also: Viel Geld. Also, wo sich die Sachen verwirklichen lassen, die man will, net? Also wo man net<br />

um an jeden Forschungsantrag derartig BETTELN muß, net?”<br />

Es mag daher kein Zufall sein, wenn gerade der Interviewpartner mit der längsten Berufserfahrung im<br />

Bereich Forschung <strong>und</strong> Lehre als “Externer/Freier”am entschiedensten nach Alternativen zum<br />

universitären Feld sucht:<br />

“Ich schreib’ regelmäßig für diverse Zeitungen <strong>und</strong> das war- das hab’ ich erst in den letzten Jahren<br />

angefangen <strong>und</strong> das war auch ein Gr<strong>und</strong>, warum ich keine Lehraufträge mehr mach’. Also mit zwei<br />

Zeitungsartikeln, die ich in einer guten Zeitung unterbringe, hab’ ich das Geld für einen Lehrauftrag<br />

herin <strong>und</strong> das eine macht mir Spaß <strong>und</strong> beim andern ärgere ich mich nur. Und ganz abgesehen<br />

davon, daß ich irgendwo was vorbereite, für etwas, was ein Jahr später stattfindet <strong>und</strong> daß es<br />

Zusagen gibt, meinetwegen, daß ist ein remunerierter Lehrauftrag <strong>und</strong> dann zwei Wochen vor<br />

Semesterbeginn- ich hab die ganze Vorbereitung gemacht, werde ich angerufen <strong>und</strong> dann sagt mir<br />

jemand, es tut mir leid, es ist sich nicht mehr ausgegangen.”<br />

Andere InterviewpartnerInnen sehen die Verunsicherung <strong>und</strong> Frustration hinsichtlich der<br />

ökonomischen Unsicherheit bislang noch auf einzelne Phasen begrenzt.<br />

138 In unserem Sample ist ein Interviewpartner bereits habilitiert, zwei Interviewpartnerinnen schließen<br />

demnächst ihre Habilitation ab, ein weiterer hat gerade ein Habilitationsstipendium bekommen, zwei andere<br />

wollten sich habilitieren, im einen Fall wurde der Antrag auf eine APART-Stipendium abgelehnt, im anderen Fall<br />

wurde der Interviewpartnerin vom betreuenden Professor nahegelegt, damit noch zu warten. Das heißt, sechs der<br />

acht Befragten setzen bzw. setzten auf eine wissenschaftliche Weiterqualifikation.<br />

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