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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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gegenüber diesen einen größeren Erwartungshorizont hinsichtlich ihrer zukünftigen beruflichen<br />

Chancen, auch hinsichtlich einer universitären Karriere haben 136<br />

Die älteren WissenschafterInnen unseres Samples sind an den Fakultäten GRUWI, GEWI <strong>und</strong> der<br />

Hochschule für Bildende Kunst als Externe <strong>LektorInnen</strong> tätig. Sie beziehen ihr Einkommen aus einer<br />

Kombination bzw. einem Wechsel von Lehraufträgen, außer-/universitären Forschungsprojekten,<br />

anderen wissenschaftlichen Tätigkeiten, Habilitationsstipendien, Jobs <strong>und</strong> AMS-Mitteln. Gegenüber<br />

einem sehr niedrigen, aber –subjektiv – regelmäßigen Einkommen der drei <strong>LektorInnen</strong> an NAWI <strong>und</strong><br />

WU haben sie ein tendenziell höheres, aber in stärkerem Maße unsicheres <strong>und</strong>/oder als unsicher<br />

erlebtes Einkommen. Die Anbindung an die Universität erfolgt bei ihnen hauptsächlich über<br />

wechselnde Lehraufträge (häufig an unterschiedlichen Instituten <strong>und</strong> unterschiedlichen<br />

Universitätsstandorten), die oft das einzig kontinuierliche Einkommen <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

Sozialversicherung darstellen. Universitäre Forschungsprojekte, die über eineN UniversitätsprofessorIn<br />

etwa beim FWF eingereicht werden, bedeuten an diesen Fakultäten eine eher formale Bindung an die<br />

Universität bzw. an eineN einzelneN ProfessorIn, sie sind in der Regel nicht an einen Arbeitsplatz oder<br />

besseren Zugang zu anderen Ressourcen an der Universität geknüpft, haben also kaum einen<br />

subjektiven Anbindungs- <strong>und</strong> damit Kontinuitätseffekt. 137<br />

Auch die älteren <strong>LektorInnen</strong> halten gr<strong>und</strong>sätzlich an der schlechtbezahlten, aber gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

befriedigenden wissenschaftlichen Tätigkeit fest, alle InterviewpartnerInnen berichten von<br />

überdurchschnittlichem Engagement für ihre jeweiligen Lehraufträge <strong>und</strong> Forschungsprojekte. In den<br />

Interviews der “Externen” mit längerer Berufserfahrung zeigt sich jedoch, daß die Unzufriedenheit mit<br />

ihrer Situation – ungesicherte, zunehmend prekär werdende Arbeits- <strong>und</strong> Einkommensverhältnisse –<br />

zunimmt, je länger sie sich im ambivalenten <strong>und</strong> prekären Status der “Externen <strong>und</strong> Freien” befinden.<br />

Maßgeblich ist dabei sicherlich, daß die permanenten finanziellen Probleme, das Lavieren zwischen<br />

“gerade noch über die R<strong>und</strong>en kommen” <strong>und</strong> Schulden machen, über die Jahre hinweg zermürbend<br />

sind. Aber auch wenn es in erster Linie die finanziellen Engpässe bzw. der nicht oder schlecht<br />

planbare Wechsel von Phasen finanzieller Abgesichertheit <strong>und</strong> ausreichend hohem Einkommen <strong>und</strong><br />

unbestimmten Phasen geringen oder sogar fehlenden Einkommens sind, die zu “Aussteigephantasien”<br />

anregen oder an Alternativen zur Wissenschaft denken lassen, ist die Einkommensproblematik der<br />

befragten <strong>LektorInnen</strong> nicht losgelöst von ihrem Selbstbild als Externe <strong>LektorInnen</strong>/Freie<br />

136 Auch hier ist es aber aufgr<strong>und</strong> der Nichtthematisierung der “Karrierevorstellungen” <strong>und</strong> “Karrierestrategien”<br />

nicht möglich, manifeste Unterschiede in den biographischen Selbstpräsentationen der InterviewpartnerInnen<br />

festzustellen. D.h. aus den Interviews ist nicht abzuleiten, ob die jüngeren InterviewpartnerInnen sich tatsächlich<br />

größere – konkrete – Karrierechancen ausrechnen als die älteren.<br />

137 Obwohl es natürlich auch hier Ausnahmen gibt, die allerdings oft das Ergebnis überdurch-schnittlich intensiver<br />

Bemühungen der externen <strong>LektorInnen</strong> waren.<br />

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