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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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Situation der “Externen <strong>und</strong> Freien”wird durch eine “romantische Besessenheit” vom<br />

wissenschaftlichen Gegenstand aufgewogen.<br />

“Es gibt schon, also zumindest gab’s bei MIR ein (Genießen) einer Existenzform, die nahezu mit<br />

einem MINDESTEINKOMMEN auskommen mußte, also das waren damals vor Jahren, kann i mi<br />

erinnern, so 9.360 Schilling. Das ist ja nicht eben viel, aber es gibt dann a Einstellung, die halt<br />

meint: Na gut, Büchlein <strong>und</strong> Bücher hat man entweder schon, oder sie sind über die Bibliothek zu<br />

beziehen, die Monatsmiete, das läßt sich irgendwie abdecken, die Fixkosten wie Zigaretten <strong>und</strong> so<br />

weiter, lassen sich abdecken,diese seltenen Narkotisierungsversuche am Abend, sprich Bier <strong>und</strong><br />

soweiter, das funktioniert auch, <strong>und</strong> darüber hinaus ist man halt mehr oder weniger gedankenlos,<br />

ja? Also, gedankenlos insofern, weil das eben sek<strong>und</strong>är ist. Also ob das jetzt 9.370 Schilling sind,<br />

oder ob das jetzt 15.000 Schilling sind, es gibt so etwas wie eine fast romantische Besessenheit,<br />

daß man hier einer wissenschaftlichen Sachfrage derartig nachspüren kann, <strong>und</strong> sie klären kann.”<br />

Das Bild vom/von der genügsamen <strong>und</strong> begeisterten WissenschafterIn taucht nahezu in allen<br />

Interviews mit Externen <strong>LektorInnen</strong> auf, wenngleich auch mit unterschiedlichen Tönungen. Während<br />

die einen diesen Lebensentwurf derzeit noch als tragfähig ansehen, erweist er sich für die anderen<br />

InterviewpartnerInnen bereits als äußerst problematische Konstruktion.<br />

2.5.1. Niedrige <strong>und</strong>/oder diskontinuierliche Einkommen<br />

Als für alle InterviewpartnerInnen bestimmender Aspekt der Einschätzung ihrer ökonomischen<br />

Situation ist weniger die eigentliche Höhe, sondern vielmehr der Grad der Unsicherheit <strong>und</strong><br />

Unregelmäßigkeit des Einkommens zu sehen.<br />

Zunehmend brüchig wird die Identitätskonstruktion “begeisterteR ForscherIn ohne Geld” für die<br />

Mehrzahl der Befragten erst durch die Kombination von niedrigem Einkommen <strong>und</strong> der<br />

Unregelmäßigkeit <strong>und</strong> Nichtkalkulierbarkeit des Einkommens über längere Zeiträume hinweg.<br />

Demgegenüber äußern diejenigen InterviewpartnerInnen (innerhalb unseres Samples), die ein relativ<br />

sicheres, aber mit 10.000-12.000 öS äußerst niedriges Einkommen haben, im Interview eine relativ<br />

größere Zufriedenheit mit oder zumindest eine gr<strong>und</strong>sätzliche Akzeptanz ihrer Einkommenssituation:<br />

“Also ich mach’ keine weiten Hupfer, aber ich würd’ mich als relativ bescheidenen Menschen<br />

bezeichnen, der mit wenig auch glücklich sein kann <strong>und</strong> ich würd’ sagen, im Monat werde ich so auf<br />

12.000 Schilling im Schnitt im Jahr kommen, die ich zur Verfügung hab’. Und das reicht<br />

eigentlich.(...) Also im Sommersemester habe ich, glaub’ ich, knapp 13.000 Schilling aus den<br />

Lehraufträgen <strong>und</strong> im Wintersemester waren es 6.000 Schilling. Und dann halt noch ein paar<br />

Zerquetschte aus den Projekten. Ja. Und so lange ich mein Motorrad finanzieren kann, ist alles in<br />

Ordnung ((lacht)).”<br />

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