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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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Diese – insbesondere von den älteren InterviewpartnerInnen – geäußerte zunehmende Enttäuschung<br />

hängt einerseits mit der als extrem unsicher <strong>und</strong> finanziell prekär erlebten Situation zusammen (siehe<br />

Kapitel 2.5.) <strong>und</strong> andererseits mit dem generellen Umstand, daß sich die Honorierung <strong>und</strong> Belohnung<br />

der eigenen Arbeit weder im pekuniären noch im institutionellen Status ausdrückt. 135 Die Externen<br />

LektorenInnen <strong>und</strong> Freien WissenschafterInnen sind daher bei der Anerkennung ihrer Arbeit sehr oft<br />

auf sich selbst zurückgeworfen. Auf der anderen Seite bestärken wiederum Forschungserfolge,<br />

Publizität, Einladungen, Publikationen etc. das Selbstbewußtsein. Wichtige <strong>und</strong> unterstützende<br />

Funktion haben hierbei auch Netze von Fre<strong>und</strong>Innen, KollegInnen, <strong>IG</strong>s, Diskussionszirkeln etc.<br />

2.5. Einstellung zum Geld<br />

Auffällig ist in den Interviews mit Externen <strong>LektorInnen</strong>, daß ihre ökonomische Situation in den meisten<br />

Fällen nicht bzw. nicht vorrangig von den InterviewpartnerInnen selbst angesprochen wurde, sondern<br />

häufig erst auf Intervention der Interviewerin hin. Ist sie dann aber doch zum Thema geworden, zeigt<br />

sich, daß die Einkommenssituation von den Externen <strong>LektorInnen</strong>/Freien WissenschafterInnen<br />

durchwegs als prekär empf<strong>und</strong>en wird <strong>und</strong> ihre Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen, ihre Befindlichkeit<br />

<strong>und</strong> auch ihr Selbstbild als WissenschafterInnen wesentlich beeinflußt <strong>und</strong> ihnen bestimmte Strategien<br />

abverlangt, um mit wissenschaftlicher Arbeit ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.<br />

Fast alle InterviewpartnerInnen empfinden ihr Einkommen als Externe <strong>LektorInnen</strong>/Freie<br />

WissenschafterInnen als gr<strong>und</strong>sätzlich sehr gering, sowohl gemessen an einem angenommenen<br />

“normalen” Lebensstandard von AkademikerInnen als auch im Verhältnis zu ihrer Qualifikation, ihrem<br />

Arbeitsaufwand <strong>und</strong> ihren Leistungen. Das durchschnittliche Nettoeinkommen gaben unsere<br />

InterviewpartnerInnen mit 10.000-15.000 öS an, bei einzelnen Personen liegen die Schwankungen<br />

über mehrere Monate <strong>und</strong> Jahre hinweg zwischen 5.000 bis 28.000 öS, wobei ein Einkommen über<br />

20.000 öS nur von zwei Interviewpartnerinnen angegeben wurde <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> von<br />

Habilitationsstipendien erreicht wird.<br />

Die schlechte <strong>und</strong> unsichere Einkommenssituation ist für die meisten unserer InterviewpartnerInnen<br />

das beinahe selbstverständlich in Kauf zu nehmende negative Korrelat zur positiven Seite ihrer<br />

wissenschaftlichen Tätigkeit: selbstgewählte Forschungsthemen, berufliche Selbstbestimmung,<br />

Vielfältigkeit <strong>und</strong> Unabhängigkeit (siehe oben). Sie trägt damit wesentlich zur Ambivalenz ihres<br />

Selbstbildes als “ExterneR LektorIn – FreieR WissenschafterIn” bei. Die prekäre ökonomische<br />

135 Vgl. Kapitel 1.4.3.<br />

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