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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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“Weil, immerhin ist man Doktor, Herr Doktor, das ist für viele, sagen wir einmal, mittelständliche<br />

Familien, oder Arbeiterfamilien, so wie in meinem Fall, natürlich was Besonderes. Und da ist es<br />

dann nicht ganz begreiflich, warum der Bub nicht schon längst irgendwo was hat – oder so.”<br />

Und fünftens repräsentiert der Lehrauftrag einen Anker zur Universität <strong>und</strong> einer akademischen<br />

Karriere. 134 Dieser Aspekt wird in den Interviews zwar nicht expliziert, ist aber durchgängig latent <strong>und</strong><br />

uneingestanden präsent. Ebenso wie der Wunsch nach einer universitären Karriere bei einem Großteil<br />

der Befragten latent vorhanden ist, aber in der biographischen Selbstpräsentation nicht eingestanden<br />

werden kann, weil er unrealistisch <strong>und</strong> damit unangemessen erscheint, kann auch die Bedeutung von<br />

Lehraufträgen als potentielle Verankerung/Positionierung an einem Institut, d.h. als “Karrierestrategien”<br />

in den Interviews nicht zum Thema werden (s.o.).<br />

Die Grenzen <strong>und</strong> Übergänge beider Tätigkeiten – des Lehrens <strong>und</strong> des Forschens – sind in den<br />

Erzählungen oft fließend <strong>und</strong> verschwommen. Passagen über wissenschaftliches Arbeiten gehen<br />

nahtlos in Schilderungen von Erfahrungen mit Lehraufträgen über. Beide Arbeitsbereiche werden als<br />

eng verb<strong>und</strong>en gesehen. Das erzählerische Verbindungselementdieser beiden Themenfelder sind die<br />

Inhalte, die in Forschungszusammenhängen erarbeitet wurden <strong>und</strong> werden <strong>und</strong> in die Lehrinhalte der<br />

Lehrveranstaltungen einfließen.<br />

2.4.2. Themen <strong>und</strong> Inhalte<br />

Zentral für die Identitätskonstruktion der interviewten <strong>LektorInnen</strong> <strong>und</strong> freien ForscherInnen sind die<br />

“originellen”, selbstbestimmten <strong>und</strong> als gesellschaftlich relevant bewerteten Themen.<br />

In diesem Kontext werden Topoi von “originären” <strong>und</strong> “originellen Köpfen”, oder auch die Formulierung<br />

vom “Gegenweltkopf” verwendet.<br />

“Es ist witzig, es hat eine Kollegin jetzt mal zu mir gesagt: Du bist-, worunter i nämlich auch immer<br />

eigentlich a bißl gelitten hab’, war eigentlich, daß so MEIN Fachbereich, des was so MICH<br />

interessiert, ich eigentlich NIEMAND hab’, mit- über des ich diskutieren kann. Des passiert immer<br />

alles mit MIR <strong>und</strong> mit MIR <strong>und</strong> meiner- Gegenweltkopf, ja? Und eine Kollegin hat jetzt mal zu mir<br />

gesagt: Na, dafür bist du auch w<strong>und</strong>erbar autonom. Ja? Und, des HAT seine Vorteile, aber des<br />

kostet genauso viel wie das Andere, nur anders halt. Also ich, – des war irgendwie für mich<br />

verw<strong>und</strong>erlich, daß das jemand so sagt, weil ich hätt’ des gar nie so formuliert. Sie hat des<br />

irgendwie so-, sie von außen sieht es so.”<br />

In den seltensten Fällen wird die Wahl von Inhalten in den Kontext von Strategien der Karriereplanung<br />

gestellt. Es läßt sich bei allen InterviewpartnerInnen eine interessengeleitete <strong>und</strong> politisch-<br />

134 Vgl. auch Kapitel 1.4.2.<br />

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