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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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“Also ich würd’ nicht tauschen wollen mit einem – a blödes Beispiel – Pharmareferenten, der<br />

vielleicht doppelt so viel verdient, <strong>und</strong> dafür muß er aber sich von achte bis um fünfe am Abend<br />

abstrudeln mit lauter unlustigen Menschen <strong>und</strong> ihnen was andrehen, sich anschnauzen lassen aus<br />

unerfindlichen Gründen, weil der halt mit dem linken Bein aufgestanden ist ((lacht)). Also da wollt’<br />

ich um nichts in der Welt tauschen.”<br />

“Und es hat so Zeiten gegeben, wo ich mir gedacht hab’, hui, ich weiß nicht, ob das wirklich so lustig<br />

ist <strong>und</strong> dann gibt es wieder Lehrveranstaltungen, wo einfach die Gruppe paßt <strong>und</strong> man sich denkt,<br />

ha, das war jetzt wieder ein super Kurs, oder wo man einfach von den Leuten viel zurückkriegt.”<br />

“Ich seh’ meine Arbeit sehr NICHT entfremdend. Also i identifizier’ mich voll mit dem, was ich mach’,<br />

<strong>und</strong> es macht mir Spaß, <strong>und</strong> i find’s wichtig, <strong>und</strong> so in der Richtung. Und wenn du das dann also<br />

auch vermitteln kannst, <strong>und</strong> wennst merkst, also, daß des andere Leut’ auch schnuppern <strong>und</strong><br />

merken, also, wennst des G’fühl hast, daß du was weitergeben kannst <strong>und</strong> Leut interessieren kannst<br />

dafür«; <strong>und</strong> am meisten taugt mir, wenn i selber was lern davon. Net? Also, Und DIE des nachher<br />

auch annehmen, <strong>und</strong> i hab’ dann oft das Gefühl, daß es Gruppen gibt, die das annehmen <strong>und</strong> dann<br />

ja selbst kreativ arbeiten, <strong>und</strong> es taugt mir. Find’ i guat. Aber es is net IMMER so. Des muß ich auch<br />

sagen.”<br />

Die Anerkennung <strong>und</strong> Befriedigung bei der Arbeit mit StudentInnen <strong>und</strong> die Möglichkeit über<br />

Lehraufträge sozialversichert zu sein, wog zeitweise sogar noch gewisse Kürzungen bei der<br />

Remuneration von Lehraufträgen auf. Für diesen Interviewpartner war die Grenze des Erträglichen erst<br />

überschritten, als sein Lehrauftrag plötzlich nicht mehr remuneriert war:<br />

“Weißt eh, wegen der Budgetkürzungen, net? Und, i war mit der Hälfte auch noch zufrieden, weil ich<br />

versichert war, Gott sei Dank, <strong>und</strong> weil mir das Unterrichten Spaß macht, <strong>und</strong> da hab’ ich mir<br />

gedacht, des mach’ ich weiter, bis es auf einmal nicht mehr remuneriert wurde. Da hab’ ich gesagt:<br />

Na, des geht irgendwie net, <strong>und</strong> dann war«s also a Rafferei, daß DOCH wieder einmal a Semester<br />

voll-, daß dafür das nächste Semester nicht remuneriert ist, <strong>und</strong>, <strong>und</strong> DANN kommt dieses Nicht-<br />

Kommunikative.”<br />

Viertens hat die <strong>LektorInnen</strong>tätigkeit für das Sozialprestige <strong>und</strong> den Status eine wichtige Funktion.<br />

Denn mit der <strong>LektorInnen</strong>tätigkeit bzw. einem akademischen Titel ist im allgemeinen ein hohes<br />

soziales Prestige verb<strong>und</strong>en. Gleichzeitig wird von den InterviewpartnerInnen aber auch die<br />

Diskrepanz angesprochen, die sich aus einem hohen Sozialprestige <strong>und</strong> dennoch prekären Arbeits-<br />

<strong>und</strong> Einkommensverhältnissen ergibt. 133<br />

“Das ist- kennt man ja alles, das sind ja ganz andere Anforderungen, aber zugleich wird es auch<br />

ambivalent, weil man fühlt sich natürlich ganz gut, man ist Lehrbeauftragter, aber andererseits reicht<br />

das Geld natürlich nie aus.”<br />

133 Vgl. auch die “Außensicht” in den ExpertInneninterviews, Kapitel 4.2.6.<br />

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