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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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“Kontinuität gibt es bei mir nicht. Es gibt nur Brüche <strong>und</strong> irgendwie Neubeginn <strong>und</strong> ich tu’ mir sehr<br />

schwer mit Kontinuität, ja das stimmt schon. Außer die Lehraufträge, das ist die einzige Kontinuität,<br />

die ich habe, aber sonst?”<br />

Diese Kontinuität hat vor allem in Hinblick auf die Integration im Sozialversicherungssystem<br />

identitätssichernde Bedeutung.<br />

“Das kennt man ja alles, das sind ja ganz andere Anforderungen, aber zugleich wird es auch<br />

ambivalent, weil man fühlt sich natürlich ganz gut, man ist Lehrbeauftragter, aber andererseits reicht<br />

das Geld natürlich nie aus. Ja, das war damals etwas besser bezahlt als heute, aber noch nicht<br />

wirklich gut <strong>und</strong> ich hatte damals noch das Glück, eben innerhalb dieses<br />

Sozialversicherungssystems dann rasch einmal wieder hineinzukommen über die Lehraufträge <strong>und</strong><br />

hab es immer wieder geschafft, bis auf, glaube ich, zwei oder maximal drei Semester in den letzten<br />

zehn Jahren, wo ich keine Sozialversicherung hatte <strong>und</strong> eben dann selbst meine Versicherung<br />

zahlen mußte, sonst hatte ich immer das Glück in dieses System- in diesem System quasi drinnen<br />

zu sein, beziehungsweise sogar Arbeitslose zu kriegen, aufgr<strong>und</strong> der Tatsache, daß ich einen<br />

bestimmten Zeitraum eben Lehraufträge hatte, die eben diese sogenannten ‘lit. a’-Lehraufträge<br />

waren. Gut. Aber das ambivalente dran ist eben, man hat das Gefühl, man tut was Wichtiges <strong>und</strong><br />

was Tolles, aber das Geld reicht nie, also muß man noch andere Dinge tun, was macht man, man<br />

versucht Projekte zu machen <strong>und</strong> zu jobben.”<br />

Auch die Möglichkeit in die Arbeitslosigkeit gehen zu können, wird unter die Positiva subsummiert, da<br />

zumindest ein gesetzlicher Anspruch auf Arbeitslosengeld durch die Lehraufträge oder eine<br />

Projektanstellung erworben wurde. Auf diese Art der minimalen sozialen Absicherung durch die<br />

Lehraufträge wird verständlicherweise großer Wert gelegt. Die Arbeitslosenunterstützung dient oftmals<br />

dazu, die <strong>Zwischen</strong>zeiten von einem Projekt zum nächsten überbrücken zu können, oder<br />

Studienabschlüsse wie Dissertationen zu beenden.<br />

“Dann hab ich g’wußt, ich will jetzt die Diss. fertigmachen, dann hab’ ich mir gedacht, das letzte<br />

halbe Jahr zum Fertigschreiben geh’ ich in die Arbeitslose. Hab’ das g’macht, hab’ genau zwei Jahr’<br />

g’arbeitet. Hab’ das schon getimet auch dann. Zwei Jahre hab’ ich gebraucht, geh’ ich ein halbes<br />

Jahr in die Arbeitslose. Das war irgendwie überhaupt kein Geld, kannst dir eh ausrechnen, aber ist<br />

ja wurscht. ((lacht)) Und hab’ dann, hab’ wirklich das g’schafft in der Zeit, <strong>und</strong> bin dann sofort in das<br />

Projekt übergestiegen. Und hab’ dort ja, das waren damals so- eine Halbtagsanstellung ’kriegt. Und<br />

wir haben dann noch ein zweites Projekt ’kriegt, also ich war, eine Zeit lang war ich sogar d’rüber<br />

ganztags finanziert <strong>und</strong> hab’ dann irgendwie so, naja, das war die Haupttätigkeit, <strong>und</strong> dann haben<br />

wir halt so kleine Nebengeschichten, weißt eh, so irgendwie: dort ein Artikelchen, <strong>und</strong> da, oder so<br />

(...).”<br />

Andererseits gibt es in diesem Zusammenhang das Problem, daß während der Zeit eines<br />

zweistündigen, remunerierten Lehrauftrages kein Anspruch auf Arbeitslosenbezug besteht, da der<br />

Betrag nicht auf die Höhe des Arbeitslosenbezuges angerechnet wird, sondern man/frau aufgr<strong>und</strong> der<br />

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