Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen
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da gar keine Zeit sich irgendwas Organisatorisches zurechtzulegen, manhatte keine Zeit zu<br />
schauen, wie die Hierarchien hier sind. Man hatte keine Zeit, mit der Sekretärin zu reden <strong>und</strong> zu<br />
hoffen, daß man anerkannt wird, sondern es lief alles über die INHALTLICHE Schiene. Und von DA<br />
aus, muß ich sagen, ist es sehr schnell gegangen, daß, daß man die nötige Achtung, die nötige<br />
Anerkenntnis bekam. Und auch, das war völlig einsichtig, daß man gute Arbeit macht. Also, daß<br />
man eine Arbeit macht, das war für jeden, für jede einsichtig, WELCHE Arbeit man macht, das war<br />
transparent, <strong>und</strong> insofern hat man auch irgendwie die Unterstützung von den Professoren<br />
bekommen.”<br />
Auch eine andere Externe Lektorin fühlte sich in ihrem Institut akzeptiert bis zu einem, wie sie selbst<br />
sagt, aus persönlichen Gründen vollzogenen Bruch von seiten ihres bisherigen Mentors. Danach<br />
wurde allerdings deutlich, wie sehr die Einbindung in ein Institut von dem/der MentorIn abhängig ist.<br />
Wenn diese Förderung wegfällt, ist es sehr viel schwerer, an einem Institut wirklich Fuß zu fassen.<br />
“Also an sich hab’ ich prinzipiell das Gefühl gehabt, daß er eigentlich alle drei, die drei Frauen eben<br />
auf der Abteilung, durchaus in ihrer Arbeit schätzt <strong>und</strong> irgendwann soll er eben gegenüber jemand<br />
anderem erwähnt haben, daß er drei hysterische Weiber auf der Abteilung hat. Wie er zu dieser<br />
Äußerung gekommen ist, weiß ich nicht, weil eigentlich gestritten haben wir nie miteinander. Und<br />
mit diesem Ereignis ist eigentlich die ganze Abteilungsatmosphäre den Bach hinuntergegangen, es<br />
hat keine Aussprachen gegeben. Ja, <strong>und</strong> damit war es gelaufen. Und der einzige, der eben dann<br />
noch weiter gefördert wurde, war eben der Dissertant, der offensichtlich nicht hysterisch war in<br />
seinen Augen, oder was auch immer. Also. Der sicher wissenschaftlich nicht besser gearbeitet hat,<br />
als alle anderen.”<br />
Die auch von Schliesselberger/Strasser festgestellten geschlechtsspezifischen Differenzen in der<br />
Nachwuchsförderung zeigen sich in unseren Interviews einerseits in der häufig problematisch<br />
verlaufenden Förderung von Frauen durch männliche Betreuer, andererseits bevorzugen Frauen von<br />
sich aus vielfach eher eine Netzwerkförderung durch Kolleginnen.<br />
“Und das ist eigentlich, muß ich sagen, na, jetzt will ich nicht ungerecht sein, aber es ist einer, von<br />
den GANZ wenigen Männern, die mich so direkt gefördert haben, sonst sind es eigentlich alles<br />
Frauen gewesen. Ich denk’ mir oft, ich bin so eine richtige Netzwerkfrau. Auch viele dieser Sachen –<br />
Gut, das ist natürlich oft, daß die Männer an diesen Entscheidungspunkten sitzen, <strong>und</strong> sie<br />
entscheiden.”<br />
In den Interviews mit Externen <strong>LektorInnen</strong> sind MentorInnen nur in Ausnahmefällen ein solider Anker<br />
zu einem Institut, am ehesten noch dort, wo über die Einbindung in ein universitäres<br />
Forschungsprojekt ein kontinuierlicher Austausch zwischen ProjektleiterIn <strong>und</strong> (externen)<br />
MitarbeiterInnen besteht.<br />
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