Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen
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mit Externen LekorInnen nehmen Erfahrungen mit MentorInnen jedoch nur wenig Raum ein. Es zeigt<br />
sich, daß ProfessorInnen <strong>und</strong> DozentInnen als MentorInnen zwar vielfach für den ersten Lehrauftrag<br />
oder das erste Forschungsprojekt wichtig waren, eine weitergehende kontinuierliche <strong>und</strong> konkrete<br />
Förderung haben aber nur wenige unserer InterviewpartnerInnen erlebt. Im Gegenteil, berichten einige<br />
auch von einer plötzlichen Umkehrung einer Förderbeziehung in eine aktive oder passive Behinderung<br />
der universitären Karriere. Hierfür werden unterschiedliche Gründe genannt, sie reichen von plötzlich<br />
befürchteter Konkurrenz über ein persönliches Zerwürfnis bis zu gr<strong>und</strong>los sinkendem Interesse an den<br />
bisherigen Mentees. In den Erzählungen der Interviewten klingt zum Teil Enttäuschung über fehlende<br />
oder geringe Förderung an, zum Teil sehen sie aber die Gründe dafür auch bei sich selbst:<br />
“Du, ein Fehler ist sicherlich, die Kommunikation zu den richtigen Leuten einfach nicht wirklich<br />
gepflegt zu haben. Also, es war ein Fall, wo jemand Assistent geworden ist, wo ich den, diesen<br />
Professor, genauso gut gekannt hab’, vielleicht sogar noch besser als der <strong>und</strong> da aber die<br />
Kommunikation nicht aufrechterhalten habe, beziehungsweise nicht dieses dauernde Zeigen,was<br />
man so tut, was man kann <strong>und</strong> so weiter. Und das ist das eine, na? Also ich (mich) eigentlich nie<br />
wirklich sozial, intensiv sozusagen, definiert hab’, ja, als jemand der jetzt Anwärter ist für so was?”<br />
Daß weder die Existenz noch das Fehlen von Förderbeziehungen zentrale Themen in den Interviews<br />
mit Externen <strong>LektorInnen</strong> sind, hängt möglicherweise auch mit der bereits erwähnten ambivalenten<br />
Haltung der Externen <strong>LektorInnen</strong> <strong>und</strong> Freien WissenschafterInnen gegenüber “Karrierestrategien”<br />
oder “Karriereüberlegungen” zusammen. In einigen Interviews wird deutlich, daß die Befragten eine<br />
große Zurückhaltung <strong>und</strong> Vorbehalte gegenüber den sozialen Zwängen einer Universitätskarriere<br />
haben. Sie können oder wollen sich nicht “verkaufen”, sich nicht aufdrängen – “Wissenschaft treiben”<br />
<strong>und</strong> “Karriere planen” gehört für die meisten nicht automatisch zusammen.<br />
“Und, ich mein’, das was mir halt nicht liegt, ist irgendwo hingehen benzen, oder Lobbying betreiben<br />
<strong>und</strong> mich präsentieren: Hier bin ich. Und ich bin auch gut. Also das liegt mir absolut nicht. Das ist<br />
vielleicht ein Fehler, oder ich weiß es nicht, jedenfalls kann ich das nicht <strong>und</strong> deswegen- (...) ich<br />
würd’ das so formulieren, daß ich sag’, trotz meiner relativen Passivität hab’ ich bisher Glück gehabt<br />
<strong>und</strong> immer Möglichkeiten gehabt, Lehraufträge zu bekommen, ja? Einfach Glück. Wenn dem nicht<br />
so gewesen wär’, hätte ich sicher nicht auf der Uni verbleiben können, weil ich einfach zu passiv bin<br />
für solche Dinge, daß ich einfach Druck mach’ <strong>und</strong> mich darum kümmere <strong>und</strong> schau’, daß was geht<br />
<strong>und</strong> so, also das bin ich einfach nicht. Da hätt’ wahrscheinlich meine Karriere nach der Diss.<br />
geendet auf dem Institut, wenn ich nicht von anderen Leuten gefragt worden wäre oder wenn sich<br />
einfach was ergeben hätte.”<br />
Zudem ist der Wunsch nach einer Universitätskarriere auch deshalb ambivalent, weil die universitären<br />
Strukturen prinzipiell als extrem hierarchisch, die Möglichkeiten des freien wissenschaftlichen<br />
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