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Zwischen Autonomie und Ausgrenzung? - IG LektorInnen

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von Forschung <strong>und</strong> Lehre führen zu einer Verunsicherung der Identität auf individueller Ebene.<br />

“Kontinuität gibt es bei mir nicht. Es gibt bei mir nur Brüche <strong>und</strong> irgendwie Neubeginn <strong>und</strong> ich tu’ mir<br />

sehr schwer mit Kontinuität, ja das stimmt schon. Außer die Lehraufträge, das ist die einzige<br />

Kontinuität, die ich habe, aber sonst ...”, erzählt eineR der InterviewpartnerInnen im biographischen<br />

Interview.<br />

Die fehlende Perspektive, die fehlenden Möglichkeiten <strong>und</strong> der “in-between”-Status führen zu<br />

grotesken Situationen: “Hab i mir gedacht, also wenn jetzt im nächsten halben Jahr net was passiert,<br />

dann geht’s ans Servieren oder Taxifahren oder ich weiß auch net, irgend so,- es ist erstaunlich<br />

welche Phantasien man da zum Schweigen bringt, net? Was tut man eigentlich, wenn des nächste<br />

halbe Jahr jetzt nix ist, net? Und wenn des so weitergeht mit den ganzen Streichungen. Dann ist eh die<br />

Gastprofessur kommen, hat auch wieder a bissel kalmiert, aber net sehr, aber trotzdem ...”. Daß ein<br />

Bedürfnis nach institutioneller Absicherung für die freien ForscherInnen groß ist, zeigt die quantitative<br />

Untersuchung: etwa zwei Drittel arbeiten (auch) zu Hause, fast ebenso viele würden aber lieber an<br />

einem Institut arbeiten.<br />

In besonderer Weise zeigt sich die Problematik im Bereich feministischer WissenschafterInnen <strong>und</strong><br />

extern Lehrender. Einerseits scheint durch die wachsende Nachfrage an feministischer Lehre <strong>und</strong><br />

Forschung zumindest für viele Frauen in diesem Feld ein erstrebenswertes oder zumindest<br />

vielversprechendes Berufsbild zu bestehen. Auf der anderen Seite scheinen sich durch eine<br />

kontinuierliche Konzentration auf feministische Lehre <strong>und</strong> Forschung alternative Berufsaussichten zu<br />

verringern. Daraus ergibt sich ein nur schwierig zu lösendes Spannungsverhältnis zwischen<br />

Zukunftsorientiertheit <strong>und</strong> Fatalismus.<br />

Wie die Vergleiche der Voraussetzungen für kollektive Einkommenspolitik zwischen klassischen Freien<br />

Berufen/Freien WissenschafterInnen bzw. Externen <strong>LektorInnen</strong>/universitären ForscherInnen zeigen,<br />

ist der “Markt”, auf dem Freie Wissenschafterinnen ihre Einkünfte erzielen müssen, als eine<br />

Kombination der Nachteile einer tatsächlich marktorientierten Berufstätigkeit <strong>und</strong> einer<br />

unselbständigen Tätigkeit bei einem weitgehend monopolistischen Arbeitgeber charakteristisch. Zwei<br />

Beispiele von Einkommenserklärungen von Externen/Freien WissenschafterInnen veranschaulichen<br />

diese Situation <strong>und</strong> zeigen die “mageren <strong>und</strong> die fetten Jahre” – wer allerdings bei r<strong>und</strong> ATS 14.000<br />

(14 x mal im Jahr) an das magere Jahr denkt irrt: es ist ein “fettes Jahr” (siehe Kapitel 1.4.3.2.).<br />

Wie die biographischen Interviews zeigen, ist eine weiteres Kriterium des Profils externeR <strong>LektorInnen</strong><br />

<strong>und</strong> freier WissenschafterInnen ihre wissenschaftliche <strong>und</strong> arbeitspraktische Verortung sowohl in<br />

universitären als auch in außeruniversitären bzw. “freien” Wissenschafts- <strong>und</strong> Arbeitsfeldern. Diese<br />

Verortung in zwei oder mehreren unterschiedlich strukturierten Feldern hat für viele "Externe <strong>und</strong><br />

Freie" offenbar eine spezifische Qualität, sie erscheint in den Interviews oft als Ideal einer doppelten

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