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Baduanjin Die 8 Brokate - Qiraum.de

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<strong>Baduanjin</strong><br />

<strong>Die</strong> 8 <strong>Brokate</strong><br />

Arbeitsbuch


<strong>Baduanjin</strong> - <strong>Die</strong> 8 <strong>Brokate</strong><br />

<strong>Baduanjin</strong> ist eine sehr alte Qigong - Übung mit 8 Bewegungsmustern. Der<br />

Name <strong>de</strong>utet an, dass es sich um etwas sehr Kostbares von großer Schönheit<br />

han<strong>de</strong>lt. <strong>Die</strong>se Übung ist in <strong>de</strong>r Bevölkerung Chinas weit verbreitet. Auf<br />

Grund <strong>de</strong>r langen Geschichte gibt es zahlreiche Varianten <strong>de</strong>r Brokatübungen<br />

bezüglich <strong>de</strong>r Ausführung und Wirkung.<br />

<strong>Baduanjin</strong> kann in zwei Versionen geübt wer<strong>de</strong>n:<br />

<strong>Die</strong> Übung im Sitzen ist sehr sanft und <strong>de</strong>shalb auch für geschwächte Menschen<br />

sehr gut geeignet. Bevorzugt übt man die 8 <strong>Brokate</strong> im Sitzen am<br />

frühen Morgen nach <strong>de</strong>m Aufstehen o<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m Zubettgehen.<br />

<strong>Die</strong> Übung im Stehen erfor<strong>de</strong>rt etwas mehr Körperkraft und wur<strong>de</strong> früher<br />

auch die "kämpferische Version" genannt.<br />

<strong>Die</strong> hier beschriebene Variante <strong>de</strong>r 8 Brokatübungen im Stehen wur<strong>de</strong> von<br />

Professor Jiao Guorui von <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie für Traditionelle Chinesische Medizin<br />

(TCM) Beijing gelehrt.<br />

1991 wur<strong>de</strong> in Bonn die Medizinische Gesellschaft für Qigong Yangsheng<br />

gegrün<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>m Ziel, das gesamte Lehrsystem von Jiao Guorui im<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen Raum zu verbreiten, das Lehrmaterial zu veröffentlichen<br />

und eine Basis für vielfältige Forschungsarbeit zu schaffen. Mitbegrün<strong>de</strong>rin<br />

und Vorsitzen<strong>de</strong> ist Dr. med. Privatdozentin Gisela Hil<strong>de</strong>nbrand, Bonn.<br />

<strong>Die</strong> folgen<strong>de</strong>n Übungsbeschreibungen wur<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>r Qigong-<br />

Seminare von Professor Jiao Guorui in Beijing (1986 und 1988) und Bonn<br />

(1988 und 1989) erarbeitet und von Barbara-Dorothea Ihle, Heilpraktikerin<br />

und Lehrerin bei <strong>de</strong>r Medizinischen Gesellschaft für Qigong Yangsheng,<br />

ergänzt (2003).<br />

Titelbild: Ausschnitt aus <strong>de</strong>m Sei<strong>de</strong>nbild <strong>de</strong>s Mawangduigrabes (168 v. Chr.)<br />

Abbildungen: Barbara-Dorothea Ihle vor <strong>de</strong>m Schloss Solitu<strong>de</strong> in Stuttgart<br />

Hergestellt im Selbstverlag im August 2003: Barbara-Dorothea Ihle,<br />

Dornbuschweg 41, 70191 Stuttgart,<br />

Tel: 0711-818651<br />

Schutzgebühr: 20 Euro


Beginn<br />

Bei allen Übungsformen bil<strong>de</strong>t die innere Übung <strong>de</strong>n zentralen Aspekt.<br />

Das heißt: wir treffen eine bewusste Entscheidung, für die Zeit <strong>de</strong>r Übung alle<br />

an<strong>de</strong>ren Wichtigkeiten ruhen zu lassen, und nehmen uns eine bestimmte<br />

Zeitspanne dafür „frei“. Wir wählen einen ruhigen Platz, informieren eventuell<br />

an<strong>de</strong>re Familienmitglie<strong>de</strong>r, dass wir nicht gestört sein möchten, und treffen<br />

Vorsorge, wie wir mit Telefonanrufen, Kaminfegern o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Unterbrechungen<br />

umgehen wollen.<br />

Sind so die Grundbedingungen für eine erfolgreiche Übungszeit geschaffen,<br />

beginnen wir mit <strong>de</strong>m Lockern <strong>de</strong>s Körpers.<br />

Lockern und Dehnen<br />

Dazu gehört das Schütteln <strong>de</strong>r Gelenke, Abklopfen <strong>de</strong>r Meridiane, Dehnen<br />

und Strecken in alle Richtungen, und Kreisen von Kopf, Schultern, Hüften,<br />

Knien und Füßen.<br />

Dao-Yin Massage<br />

An manchen Tagen verlangt es uns mehr nach sanfter Berührung, dann ist<br />

es gut, mit einer Gesichts- o<strong>de</strong>r Fußmassage zu beginnen, das Steißbein<br />

reiben wie einen Feuerstein, o<strong>de</strong>r einfach die Hän<strong>de</strong> auf die Nierenpunkte<br />

legen und 4mal kreisen.<br />

Viel wichtiger als das „was“ einer je<strong>de</strong>n Übung ist das „wie“, das heißt wir<br />

fragen uns: Was kann mir heute helfen, in einen guten Zustand von innerer<br />

Ruhe und Entspannung einzutreten? Manche Menschen mögen auch jeweils<br />

eine Woche eine bestimmte Form <strong>de</strong>r Vorbereitung beibehalten und dann<br />

wechseln.<br />

Nehmen Sie die Vorbereitungen ernst, die Übungen können ihre Wirkung im<br />

Zustand geistiger Ruhe erst voll entfalten.<br />

<strong>Die</strong> Ruhe hat ihre Gesetze,<br />

die Bewegung hat ihre Regeln,<br />

einfach sind die Haltungen,<br />

doch tiefgründig die ihnen<br />

zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Prinzipien.<br />

Jiao Guorui


Vorbereitungshaltungen<br />

Ausgangsposition<br />

Natürlicher Stand, die Fersen sind geschlossen, die Zehen etwas geöffnet.<br />

Körper und Geist wer<strong>de</strong>n entspannt und gelockert. <strong>Die</strong> ganze Aufmerksamkeit<br />

richtet sich nach innen. Alle Bewegungen im Qigong beginnen mit <strong>de</strong>r<br />

einfachen Erkenntnis, dass <strong>de</strong>r eigene Körper <strong>de</strong>r Mittelpunkt unseres Energiefel<strong>de</strong>s<br />

ist.<br />

1. Stehen wie eine Kiefer<br />

Den rechten Fuß gera<strong>de</strong>aus drehen, das Gewicht nach rechts verlagern, <strong>de</strong>n<br />

linken Fuß nach links stellen zum schulterbreiten Stand mit parallel stehen<strong>de</strong>n<br />

Füßen. Das Gewicht gleichmäßig auf bei<strong>de</strong> Füße verteilen und fest auf<br />

<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> stehen. Rücken, Len<strong>de</strong>nbereich, und Hüften entspannen. Das Becken<br />

leicht senken, so als wolle man sich setzen, die Kniekehlen sind entspannt.<br />

Der Blick geht in die Weite o<strong>de</strong>r ist bei geschlossenen Li<strong>de</strong>rn zum<br />

Horizont gerichtet, Kiefergelenke sind locker, Schultern und Arme sinkend.<br />

Vorstellungsbild: Ein stärken<strong>de</strong>r Platz in <strong>de</strong>r Natur, gute Wurzeln und die Verbindung<br />

<strong>de</strong>s Scheitelpunktes zum Himmel. <strong>Die</strong> Wirbelsäule schwingt sanft wie ein<br />

Baum, <strong>de</strong>r sich im Wind bewegt. <strong>Die</strong> schwingen<strong>de</strong>n Bewegungen wer<strong>de</strong>n kleiner<br />

und kleiner, bis sich äußere Ruhe einstellt, während die bewegen<strong>de</strong> Energie noch<br />

im Körper kreist.<br />

Aus <strong>de</strong>r Ruhe bei<strong>de</strong> Arme leicht nach außen aufspannen, die Achseln sind<br />

geöffnet, die Arme bil<strong>de</strong>n einen Kreis. Stehen wie ein Baum. Kurzer Halt.<br />

Der Atem ist natürlich und ruhig, das qi sinkt zum mittleren Dantian 1 .<br />

Wir stehen nie starr, son<strong>de</strong>rn sind im ununterbrochenen Dialog mit <strong>de</strong>r Lebensenergie,<br />

die die Körperhaltung fein reguliert und so <strong>de</strong>n persönlichen<br />

Bedingungen anpasst.<br />

2. Zwei Bälle ins Wasser drücken<br />

Den Körper lockern, die Handflächen nach hinten wen<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> beschreiben einen Kreis nach hinten, nach außen, nach vorne<br />

und neben die Hüften zurück, dabei wen<strong>de</strong>n sich die Handflächen nach unten.<br />

Mit <strong>de</strong>m Öffnen <strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong> zur Seite steigt <strong>de</strong>r Körper, mit <strong>de</strong>m Schließen<br />

<strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong> zur Hüfte sinkt <strong>de</strong>r Körper wie<strong>de</strong>r in die Sitzhaltung. <strong>Die</strong> Arme<br />

bil<strong>de</strong>n Bogenlinien, die Handflächen drücken zwei Bälle ins Wasser.<br />

1 Nabelbereich o<strong>de</strong>r Bereich im Bauch hinter <strong>de</strong>m Nabel und etwas darunter; das Dantian stellt man sich<br />

nicht scharf umrissen und nicht als Punkt vor, son<strong>de</strong>rn unscharf, vage, ungefähr


2. Tragen und umfassen<br />

Den Körper lockern. <strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> bewegen sich zur Mitte, steigen dann nach<br />

oben und öffnen sich vor <strong>de</strong>m Herz im großen Bogen zur Seite. Mit <strong>de</strong>m<br />

Sinken <strong>de</strong>s Körpers die Hän<strong>de</strong> senken, die Handflächen wen<strong>de</strong>n sich langsam<br />

nach oben, die Hän<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m Unterbauch zusammengeführt.<br />

<strong>Die</strong> Finger verschränken sich locker.<br />

Je<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorbereitungshaltungen kann man einige Minuten<br />

als Übung-in-Ruhe praktizieren


1. Brokat-Übung<br />

Halte das Universum mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n und reguliere die 3 Erwärmer 1<br />

<strong>Die</strong> Finger sind locker vor <strong>de</strong>m Unterbauch verschränkt, die Handflächen<br />

zeigen nach oben. <strong>Die</strong> Arme bis etwa Brusthöhe heben, dann die Handflächen<br />

nach unten wen<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Arme senken, mit etwas Kraft in <strong>de</strong>n verschränkten<br />

Fingern die Handflächen leicht nach unten drücken. <strong>Die</strong> Arme im<br />

Kreisbogen vor <strong>de</strong>m Körper nach oben heben bis etwas über Kopfhöhe.<br />

Halte das Universum mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n.<br />

Vorstellungsbild: Vom Dantian ausgehend breitet sich die Energie aus zu Fußsohlen<br />

und Handflächen, <strong>de</strong>r Raum im Körper und zwischen Himmel und Er<strong>de</strong> kann<br />

sich aus<strong>de</strong>hnen.<br />

<strong>Die</strong> Verschränkung <strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong> lösen, die Arme auf einer Kreislinie seitlich <strong>de</strong>s<br />

Körpers nach unten führen.<br />

Vorstellungsbild: <strong>Die</strong> Fingerspitzen gleiten an <strong>de</strong>m wertvollen Brokatstoff entlang,<br />

o<strong>de</strong>r berühren die Wolken, Win<strong>de</strong> und Gräser. Aufnehmen <strong>de</strong>s qi aus <strong>de</strong>m Universum.<br />

Mit <strong>de</strong>m Schließen <strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Unterbauch verlagert sich das Gewicht<br />

nach rechts, <strong>de</strong>r linke Fuß wird angestellt. <strong>Die</strong> Handflächen zeigen nach<br />

oben. <strong>Die</strong> Arme bis Brusthöhe heben, die Handflächen nach unten wen<strong>de</strong>n.<br />

Das Gewicht nach links verlagern und nach rechts in <strong>de</strong>n schulterbreiten<br />

Stand gehen. <strong>Die</strong> Arme senken, mit nach unten gerichteter Kraft in <strong>de</strong>n verschränkten<br />

Fingern ...<br />

<strong>Die</strong> Übung 9 mal ausführen und dabei abwechselnd nach links und rechts in<br />

<strong>de</strong>n schulterbreiten Stand gehen.<br />

Mit <strong>de</strong>n Armen hebt und senkt sich auch <strong>de</strong>r Körper, Arm- und Körperbewegung<br />

beginnen und en<strong>de</strong>n stets gleichzeitig, so dass das Gefühl einer einzigen<br />

Bewegung <strong>de</strong>s Steigens bzw. <strong>de</strong>s Sinkens entsteht.<br />

Koordiniert man Körperbewegung und Atmung, so atmet man mit steigen<strong>de</strong>n<br />

Bewegungen ein, mit sinken<strong>de</strong>n Bewegungen aus.<br />

<strong>Die</strong> Arme bewegen sich stets auf Kreislinien o<strong>de</strong>r sie formen Kreise.<br />

1<br />

Funktionskreis „3 Erwärmer“, reguliert <strong>de</strong>n Säfteumlauf in <strong>de</strong>n 3 Leibeshöhlen, wird auch als „Ursprung <strong>de</strong>r<br />

Bau- und Wehrenergie“ bezeichnet.


2. Brokat-Übung<br />

Nach links und rechts <strong>de</strong>n Bogen spannen, als wolle man auf einen<br />

großen Vogel zielen<br />

Im Anschluss an die 1. Brokat-Übung Hohlfäuste vor <strong>de</strong>m Unterbauch formen<br />

(Daumen auf Nägel von Zeigefinger und Mittelfinger legen). <strong>Die</strong> Hohlfäuste<br />

bis auf Brusthöhe heben, Körper und Arme bil<strong>de</strong>n dabei ein Oval. <strong>Die</strong> Ellbogen<br />

locker lassen, dadurch sind sie etwas tiefer als die Hand-gelenke. <strong>Die</strong><br />

linke Hand wird zur Pfeilhand, die Finger wer<strong>de</strong>n zu Schwertfingern (Daumen<br />

auf Nägel von Ringfinger und kleinem Finger legen, Zeigefinger und Mittelfinger<br />

strecken). Nach links in <strong>de</strong>n breiten Stand gehen, die Füße stehen parallel.<br />

Den Körper senken (Pferd-Schritt), dabei sinkt das Gesäß nach unten, die<br />

Kraft <strong>de</strong>r Füße ist nach unten gerichtet, die Knie sind etwas innerhalb <strong>de</strong>r<br />

Füße. Gleichzeitig mit <strong>de</strong>m Körper senken sich auch die Arme bis Nabelhöhe.<br />

<strong>Die</strong> Pfeilhand bewegt sich nach links seitlich aufwärts bis etwa Augenhöhe,<br />

<strong>de</strong>r Blick geht in die Richtung <strong>de</strong>r Pfeilhand. Gleichzeitig bewegt sich die<br />

rechte Faust (Bogenhand) aufwärts vor die rechte Brust, <strong>de</strong>r Abstand zur<br />

Brust beträgt 1 bis 2 Handbreiten.<br />

Rechter Oberarm, Brust und linker Arm bil<strong>de</strong>n eine Bogenlinie (Halbmond).<br />

Zwischen <strong>de</strong>n Armen ist elastische Kraft und Spannung, als ob man einen<br />

Bogen spannt, auf <strong>de</strong>n Schuss wartend.<br />

Kurzer Halt.<br />

Dann <strong>de</strong>n Körper heben, die Fußspitzen etwas nach links drehen, das Gewicht<br />

nach links verlagern, <strong>de</strong>n rechten Fuß zum linken stellen. Gleichzeitig<br />

die linke Hand wie<strong>de</strong>r zur Hohlfaust formen und die Fäuste vor die Brust<br />

zurückführen. <strong>Die</strong> Fäuste auflösen und die Arme seitlich <strong>de</strong>s Körpers im<br />

Bogen nach unten führen. Vor <strong>de</strong>m Unterbauch formen sich die Hän<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r<br />

zu Hohlfäusten. Es folgt die Bewegung zur an<strong>de</strong>ren Seite.<br />

<strong>Die</strong> Übung nach links und rechts je 5 mal ausführen.<br />

Folgen und auch kontrollieren,<br />

doch die Kontrolle nicht gewaltsam ausüben<br />

83. Lehrgedicht, Jiao Guorui


3. Brokat-Übung<br />

Einen Arm hebend Milz und Magen 1 regulieren<br />

Von <strong>de</strong>r 2. Brokat-Übung kommend zum natürlichen Stand zurückkehren.<br />

<strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> sind vor <strong>de</strong>m Unterbauch, die Handflächen zeigen nach oben,<br />

zwischen <strong>de</strong>n Fingern ist etwa 1/2 Faustbreite Abstand, die Arme bil<strong>de</strong>n<br />

einen Kreis.<br />

<strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> etwas weniger als schulterhoch heben, <strong>de</strong>r Körper richtet sich auf.<br />

Dann die Handflächen nach unten wen<strong>de</strong>n. Das Gewicht nach rechts verlagern<br />

und nach links in <strong>de</strong>n schulterbreiten Stand gehen. Den Körper senken<br />

und gleichzeitig die Hän<strong>de</strong> auf Nabelhöhe senken.<br />

Nun beschreibt die linke Hand einen Kreisbogen nach oben und seitlich, die<br />

Finger sind leicht gespreizt, die Handflächen zeigen nach vorne oben.<br />

Gleichzeitig beschreibt die rechte Hand einen Kreisbogen bis seitlich neben<br />

die rechte Hüfte, die Handfläche zeigt nach unten, die Finger sind leicht gespreizt,<br />

die Fingerspitzen zeigen nach vorne innen.<br />

Mit <strong>de</strong>r aus<strong>de</strong>hnen<strong>de</strong>n Bewegung <strong>de</strong>r Arme hat sich <strong>de</strong>r Körper aufgerichtet.<br />

<strong>Die</strong> rechte Handfläche drückt nach unten, die linke Handfläche stützt nach<br />

oben. Kurzer Halt.<br />

Energieführung: Während dieser Bewegung ist die sinken<strong>de</strong> Hand das nähren<strong>de</strong>,<br />

stabilisieren<strong>de</strong> Element. Sie bekommt mehr Aufmerksamkeit.<br />

Den Körper lockern und damit etwas senken. <strong>Die</strong> linke Hand senkt sich auf<br />

<strong>de</strong>r Kreislinie nach links außen unten, die rechte Hand steigt auf einer Kreislinie<br />

nach rechts außen oben, bei<strong>de</strong> treffen sich in <strong>de</strong>r Mitte auf Brusthöhe,<br />

dabei steigt <strong>de</strong>r Körper etwas.<br />

Vorstellungsbild: <strong>Die</strong> Arme bil<strong>de</strong>n einen großen Bogen, so als ob sie auf einem<br />

großen Ball aufliegen wür<strong>de</strong>n, die Handflächen zeigen nach unten, zwischen <strong>de</strong>n<br />

Fingern ist etwas Abstand.<br />

Nun die Hän<strong>de</strong> auseinan<strong>de</strong>rführen und seitlich <strong>de</strong>s Körpers auf Bogenlinien<br />

nach unten senken, das Gewicht nach rechts verlagern, das linke Bein zum<br />

rechten stellen, die Handflächen langsam nach oben wen<strong>de</strong>n, die Arme zum<br />

Kreis formen.<br />

1 Milz- und Magenfunktionskreis <strong>de</strong>r TCM, sorgt für die „Scheidung von Klarem und Trübem“.


Übung nach rechts:<br />

<strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> tragend nach oben heben, <strong>de</strong>r Körper steigt. In Brusthöhe die<br />

Handflächen nach unten wen<strong>de</strong>n. Nach rechts in <strong>de</strong>n schulterbreiten Stand<br />

gehen.<br />

Hän<strong>de</strong> und Körper senken. In Nabelhöhe trennen sich die Hän<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r, die<br />

rechte Hand steigt nach vorne rechts oben, die linke sinkt nach links unten<br />

neben die Hüfte ...<br />

Nach links und rechts je 5 mal üben.


4. Brokat-Übung<br />

Blicke zurück auf die 5 Übertreibungen und die 7 schädlichen Einflüsse.<br />

Von <strong>de</strong>r 3. Übung kommend in <strong>de</strong>n natürlichen Stand zurückgehen.<br />

<strong>Die</strong> Arme bil<strong>de</strong>n einen Kreis vor <strong>de</strong>m Körper, die Handflächen zeigen nach<br />

oben.<br />

<strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> nach oben heben bis Brusthöhe, <strong>de</strong>r Körper steigt. <strong>Die</strong> Handflächen<br />

nach unten wen<strong>de</strong>n. Das Gewicht nach rechts verlagern und nach links<br />

in <strong>de</strong>n schulterbreiten Stand gehen.<br />

<strong>Die</strong> Füße stehen parallel. In <strong>de</strong>n Füßen ist Kraft, gleichmäßig auf rechten und<br />

linken Fuß verteilt. Nun die Hän<strong>de</strong> nach unten führen, <strong>de</strong>r Körper sinkt. Etwa<br />

in Nabelhöhe die Hän<strong>de</strong> trennen und auf Bogenlinien zur Körperseite neben<br />

die Hüften führen, dabei wen<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Kopf nach links. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r nach<br />

unten drücken<strong>de</strong>n Bewegung <strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong> streckt sich <strong>de</strong>r Körper wie<strong>de</strong>r etwas<br />

nach oben. <strong>Die</strong> Ellbogen sind leicht nach außen gespannt, die Finger sind<br />

etwas zur Mitte gedreht, so dass man einen Zug an <strong>de</strong>r Kleinfingerseite verspürt<br />

(Bereich <strong>de</strong>r Herz- und Dünndarm-Leitbahnen).<br />

Energieführung: <strong>Die</strong> Vorstellungskraft führt das qi vom mittleren Dantian zum<br />

Yongquan 1 .<br />

Inneres Lächeln!<br />

Nun <strong>de</strong>n Kopf wie<strong>de</strong>r zu Mitte wen<strong>de</strong>n, gleichzeitig die Hän<strong>de</strong> auf Bogenlinien<br />

nach außen und oben führen, in Brusthöhe kommen sie vor <strong>de</strong>m Körper<br />

wie<strong>de</strong>r zusammen. Arme und Hän<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>n einen großen Bogen, als ob sie<br />

auf einem Ball aufliegen wür<strong>de</strong>n.<br />

Energieführung: Mit <strong>de</strong>r Bewegung <strong>de</strong>r Arme die Vorstellungskraft vom Yongquan<br />

über die Rückseite <strong>de</strong>s rechten Beines zum Weilu (Steißbeinen<strong>de</strong>), dann zum Bereich<br />

Mingmen (zwischen 2. und 3. Len<strong>de</strong>nwirbel) und wie<strong>de</strong>r zurück zum mittleren<br />

Dantian führen.<br />

Nun die Hän<strong>de</strong> auf Bogenlinien auseinan<strong>de</strong>rführen, zu bei<strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>s<br />

Körpers senken, die Handflächen langsam nach oben wen<strong>de</strong>n und die Hän<strong>de</strong><br />

vor <strong>de</strong>m Unterbauch zusammenführen. Gleichzeitig das Gewicht nach rechts<br />

verlagern und das linke Bein zurückstellen.<br />

Nun die Übung zur an<strong>de</strong>ren Seite ausführen.<br />

Nach links und rechts je 5 mal.<br />

1 Akupunkturpunkt und Energieeinflussbereich in <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren Mitte <strong>de</strong>r Fußsohlen


In <strong>de</strong>n alten Schriften wer<strong>de</strong>n die 5 Übertreibungen erwähnt als:<br />

Zuviel sehen schädigt das Blut, zuviel schlafen schädigt das qi, zuviel sitzen schädigt die<br />

Muskeln, zuviel stehen schädigt die Knochen, zuviel gehen schädigt die Sehnen.<br />

<strong>Die</strong> 7 schädlichen Einflüsse:<br />

Überessen schädigt die Milz; Zorn schädigt die Leber; zuviel heben, an feuchtem Ort<br />

sitzen schädigt die Niere; Kaltes trinken schädigt die Lunge; zuviel <strong>de</strong>nken schädigt das<br />

Herz; große Angst schädigt <strong>de</strong>n Willen. <strong>Die</strong> Namen <strong>de</strong>r Organe bezeichnen die Funktionskreise<br />

<strong>de</strong>r TCM.<br />

Wir als Individuen fragen uns heute:<br />

Was sind meine persönlichen Übertreibungen, die ich mit innerem Lächeln und Humor<br />

erkennen und bekennen kann?


5. Brokat-Übung.<br />

Wen<strong>de</strong> Kopf und Hinterteil und vertreibe das Herzfeuer 1<br />

Von <strong>de</strong>r vorigen Übung kommend <strong>de</strong>n rechten Fuß zum linken stellen. <strong>Die</strong><br />

Handflächen nach oben wen<strong>de</strong>n, die Arme bil<strong>de</strong>n einen Kreis.<br />

<strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> etwas weniger als schulterhoch heben. <strong>Die</strong> Handflächen nach<br />

unten wen<strong>de</strong>n. Das Gewicht nach rechts verlagern und nach links in <strong>de</strong>n<br />

breiten Stand gehen. Den Körper senken (Pferd-Schritt), die Knie sind etwas<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Zehen, die Oberschenkelkraft ist nach innen gerichtet, die Unterschenkelkraft<br />

ist nach außen gerichtet.<br />

Der aufrechte Oberkörper wird ganz leicht nach vorne geneigt, <strong>de</strong>r Blick geht<br />

gera<strong>de</strong>aus. Mit <strong>de</strong>m Sinken <strong>de</strong>s Körpers auch die Hän<strong>de</strong> senken. <strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong><br />

auf die Oberschenkel legen, dabei zeigen die Finger zur Beininnenseite, <strong>de</strong>r<br />

Daumen ist abgespreizt und liegt auf <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren Mitte <strong>de</strong>s Oberschenkels,<br />

die Kraft <strong>de</strong>r Ellbogen ist etwas zur Seite gespannt.<br />

Energieführung: Mit Hilfe <strong>de</strong>r Vorstellungskraft lenkt man das qi vom mittleren Dantian<br />

zu <strong>de</strong>n Fußsohlenmitten und bewahrt die Vorstellungskraft dort im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Yongquan.<br />

Den Blick nach rechts vorne unten richten, die Wirbelsäule lang nach vorne<br />

rechts ausstrecken und dann in einem Kreisbogen nach links bewegen, Len<strong>de</strong>n<br />

- Kreuzbereich ist <strong>de</strong>r Angelpunkt dieser Bewegung. Kopf und Oberkörper<br />

bewegen sich gemeinsam, <strong>de</strong>r Kopf wird nicht gegen <strong>de</strong>n Oberkörper<br />

verdreht. Kopf und linkes Knie sind nahezu übereinan<strong>de</strong>r, die Kraft <strong>de</strong>r Hüften<br />

ist nach rechts und nach unten gerichtet. Kopf und Nacken wer<strong>de</strong>n etwas<br />

gestreckt. Der Blick ist nach rechts unten vorne gerichtet. Der linke Ellbogen<br />

ist gebeugt, <strong>de</strong>r rechte Ellbogen ist fast gestreckt, die Kraft <strong>de</strong>r Ellbogen geht<br />

zur Seite. Kurzer Halt.<br />

Während <strong>de</strong>r Wendung <strong>de</strong>s Oberkörpers nach links <strong>de</strong>hnt man die Herz- Leitbahn<br />

<strong>de</strong>s rechten Armes.<br />

Den Oberkörper zur Mitte zurückführen und <strong>de</strong>n Körper aufrichten. <strong>Die</strong> Arme<br />

heben, die Handflächen wen<strong>de</strong>n sich nach vorne. <strong>Die</strong> Arme im seitlichen<br />

Bogen nach unten führen. Gleichzeitig das Gewicht nach rechts verlagern<br />

und das linke Bein zum rechten zurückstellen. <strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> treffen sich vor <strong>de</strong>m<br />

Unterbauch, die Handflächen zeigen nach oben.<br />

Nach links und rechts je 5 mal.<br />

1 Funktionskreis Herz, beherbergt <strong>de</strong>n Geist shen, sorgt für <strong>de</strong>n Zusammenhalt <strong>de</strong>r Person


Yin und Yang aktivieren sich gegenseitig,<br />

so entstehen Ruhe und Bewegung.<br />

59. Lehrgedicht, Jiao Guorui


6. Brokat-Übung<br />

Mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n die Füße fassen und die Hüften stärken<br />

Von <strong>de</strong>r vorigen Übung kommend die Hän<strong>de</strong> bis Brusthöhe heben, die Handflächen<br />

nach unten wen<strong>de</strong>n. Das Gewicht nach rechts verlagern, nach links in<br />

<strong>de</strong>n schulterbreiten Stand gehen.<br />

<strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> senken und neben die Hüften führen, die Handrücken zeigen nach<br />

vorne. Kopf und Körper sind aufgerichtet und gera<strong>de</strong>. <strong>Die</strong> Handgelenke sind<br />

locker und etwas gebeugt, so dass die Fingerspitzen nach hinten zeigen. Der<br />

Blick ist gera<strong>de</strong>aus gerichtet.<br />

Mit leichtem Senken <strong>de</strong>s Beckens die Arme langsam vor <strong>de</strong>m Körper nach<br />

oben heben, <strong>de</strong>r Körper streckt sich. Oben angekommen wer<strong>de</strong>n die Handgelenke<br />

weich überstreckt, so dass die Handflächen nach oben zeigen. In<br />

<strong>de</strong>n Handflächen ist eine nach oben gerichtete Kraft, "<strong>de</strong>n Himmel stützen".<br />

<strong>Die</strong> Füße stehen fest auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>.<br />

Energieführung: <strong>Die</strong> Vorstellungskraft führt das qi zum unteren Rückenbereich,<br />

und wird im hinteren Dantian (Mingmen 1 ) bewahrt.<br />

Den Körper vom Hüftgelenk aus nach vorne beugen und bei<strong>de</strong> Handflächen<br />

vor <strong>de</strong>n Füßen auf die Er<strong>de</strong> legen, die Knie sind fast durchgestreckt. <strong>Die</strong><br />

Vorstellungskraft wird zu <strong>de</strong>n Fußsohlen geleitet und in <strong>de</strong>n Yongquan bewahrt.<br />

In einer an<strong>de</strong>ren Version umfasst man mit <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n die Füße und drückt<br />

mit <strong>de</strong>n Mittelfingern die Yongquan.<br />

Dritte Version: Wo auch immer die Hän<strong>de</strong> angekommen sind, kann man sie<br />

gedanklich mit <strong>de</strong>n Fußsohlen verbin<strong>de</strong>n.<br />

Vorstellungsbild: „Das Steißbein küsst <strong>de</strong>n Himmel“.<br />

Den Körper aufrichten, die Arme bis etwa Brusthöhe heben und dann im<br />

Bogen seitlich <strong>de</strong>s Körpers nach unten senken, die Handflächen zeigen dabei<br />

nach vorne. Den linken Fuß zum rechten zurückstellen. <strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>n<br />

Unterbauch führen, die Handflächen nach oben wen<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Arme bis Brusthöhe<br />

heben, die Handflächen nach unten wen<strong>de</strong>n. Nach rechts in <strong>de</strong>n schulterbreiten<br />

Stand gehen, die Arme senken und zur Seite <strong>de</strong>s Körpers führen,<br />

die Handflächen zeigen nach hinten ...<br />

<strong>Die</strong> Übung 5 mal durchführen, abwechselnd nach links und rechts.<br />

1 Der Akupunkturpunkt „Tor <strong>de</strong>s Lebens“ liegt im Bereich <strong>de</strong>s 2. Len<strong>de</strong>nwirbels, etwa auf <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Taille.


7. Brokat-Übung<br />

Mit ausgestreckten Fäusten die Kraft vermehren<br />

<strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> formen sich vor <strong>de</strong>m Unterbauch zu Hohlfäusten. <strong>Die</strong> Arme bis<br />

etwa Brusthöhe heben, dabei zeigen die Faustaugen (Ringe aus Zeigefinger<br />

und Daumen) nach oben. Nach links in <strong>de</strong>n breiten Stand gehen.<br />

Den Körper senken (Pferd-Schritt), die Knie sind etwas innerhalb <strong>de</strong>r Füße,<br />

die Gesäßkraft und die Kraft <strong>de</strong>r Füße sind nach unten gerichtet. Mit <strong>de</strong>m<br />

Sinken <strong>de</strong>s Körpers sinken auch die Fäuste bis etwa Nabelhöhe. Dann die<br />

Fäuste trennen.<br />

Energieführung: <strong>Die</strong> Vorstellungskraft wird im mittleren Dantian o<strong>de</strong>r im hinteren<br />

Dantian (Mingmen) bewahrt. Beim Trennen <strong>de</strong>r Fäuste entsteht eine umwickeln<strong>de</strong><br />

Kraft, die zu einer spiraligen Kraftentfaltung führt.<br />

<strong>Die</strong> linke Faust geht zuerst nach unten und innen, bevor sie nach oben, vorn<br />

und außen geführt wird. <strong>Die</strong> rechte Faust macht eine kleine gegenläufige<br />

Bewegung. <strong>Die</strong> linke Faust ist etwas innerhalb <strong>de</strong>r linken Beinlinie. Der Blick<br />

ist über die linke Faust hinaus in die Ferne gerichtet. <strong>Die</strong> Kraft <strong>de</strong>r Fäuste ist<br />

nach vorne gerichtet. Zwischen <strong>de</strong>n Fäusten wirkt eine wi<strong>de</strong>rstreiten<strong>de</strong>, auseinan<strong>de</strong>r<br />

ziehen<strong>de</strong> Kraft, die aus <strong>de</strong>r Entspannung kommt.<br />

Kurzer Halt.<br />

Den Körper aufrichten, <strong>de</strong>n linken Fuß etwas nach innen drehen, die Fäuste<br />

entspannen und vor die Brust zurückführen, das Gewicht nach rechts verlagern<br />

und das linke Bein zum rechten zurückstellen. <strong>Die</strong> Fäuste vor <strong>de</strong>r Brust<br />

öffnen. <strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> in seitlichen Kreisbogen nach unten neben die Hüften<br />

führen. Bei dieser Abwärtsbewegung zeigen die Handflächen nach vorne. Vor<br />

<strong>de</strong>m Unterbauch wie<strong>de</strong>r Hohlfäuste bil<strong>de</strong>n und die Arme bis Brusthöhe heben,<br />

die Bewegung zur an<strong>de</strong>ren Seite ausführen.<br />

Nach links und rechts je 5 mal.


Stetig seien die Bewegungen, so wer<strong>de</strong>n<br />

alle Teile <strong>de</strong>s Körpers<br />

weich und geschmeidig.<br />

Jiao Guorui, 91. Lehrgedicht


8. Brokat-Übung<br />

Lass dich auf die Fersen fallen und vertreibe alle Krankheiten<br />

Natürlicher Stand.<br />

<strong>Die</strong> Knie und Füße stehen zusammen, Hän<strong>de</strong> zur balltragen<strong>de</strong>n Haltung<br />

nach oben wen<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Augen sind geöffnet, so dass Licht hereinfallen kann,<br />

und nach vorn gerichtet ohne ein Objekt zu fixieren. <strong>Die</strong> Aufmerksamkeit im<br />

mittleren Dantian bewahren.<br />

<strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Körper heben, in Brust- o<strong>de</strong>r Schulterhöhe die Handflächen<br />

nach unten wen<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Körper langsam senken, in<br />

Nabelhöhe trennen und auf Kreislinien neben die Hüften führen. <strong>Die</strong> Fingerspitzen<br />

zeigen nach vorn, die Finger sind zusammengelegt. <strong>Die</strong> Arme sind<br />

fast gestreckt, die Ellbogen ein wenig zur Seite gespannt. Durch die Handmitte<br />

wirkt eine nach unten gerichtete Kraft.<br />

Mit <strong>de</strong>n Handflächen nach unten drücken, die Fersen heben, <strong>de</strong>n ganzen<br />

Körper leicht recken und gleichzeitig einatmen. Kurzer Halt.<br />

Mit <strong>de</strong>r Ausatmung lässt man sich auf die Fersen fallen, gleichzeitig entspannt<br />

sich <strong>de</strong>r ganze Körper, Arme und Beine. In <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n wird die Entspannung<br />

beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich.<br />

Dann mit <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n einen Kreis beschreiben nach vorn und außen, die<br />

Handflächen langsam nach oben wen<strong>de</strong>n und die Hän<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>n Unterbauch<br />

führen, die Arme bil<strong>de</strong>n einen Kreis „Tragen und Umfassen“.<br />

<strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> bis Brusthöhe heben, die Handflächen nach unten wen<strong>de</strong>n, die<br />

Hän<strong>de</strong> senken und neben die Hüften führen, die Fingerspitzen zeigen nach<br />

vorne.......<br />

<strong>Die</strong> Übung 9 mal ausführen.<br />

Vorstellungsbild: Zu Beginn <strong>de</strong>r Übung, beim Heben, Wen<strong>de</strong>n und Senken <strong>de</strong>r Arme<br />

im schmalen Stand, stellt man sich vor, im Wasser zu stehen, fest und stabil.<br />

Beim Heben <strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong> einen Ball aus <strong>de</strong>m Wasser heben, beim Senken einen Ball<br />

ins Wasser drücken.<br />

Für je<strong>de</strong> Imagination gilt:<br />

Wählen Sie immer ein Bild, das Wohlgefühl, Lebendigkeit, Ruhe, Weite in Ihnen<br />

bewirkt. Än<strong>de</strong>rn Sie bitte alle hier angegebenen Vorschläge Ihrer Persönlichkeit<br />

entsprechend.


Einfachheit zeichnet die Haltungen aus,<br />

doch tiefgründig sind die ihnen<br />

zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Prinzipien.<br />

Jiao Guorui, 72. Lehrgedicht


Abschlußübungen<br />

1. Reibe die Shenshu<br />

<strong>Die</strong> Handflächen auf die Nierengegend 1 legen.<br />

4mal die Nierengegend großflächig umkreisen, in <strong>de</strong>r Mitte nach oben streichend<br />

und seitlich am Rücken nach unten streichend. Herz und Niere verbin<strong>de</strong>n.<br />

2. Schließe <strong>de</strong>n Daimai<br />

Dann die Handflächen über die Gürtellinie (Daimai - Leitbahn) streichen und<br />

die Handflächen übereinan<strong>de</strong>r auf die Nabelgegend legen.<br />

3. Reibe das Dantian<br />

Mit <strong>de</strong>n übereinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n Kreise ziehen: Vier größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Kreise gegen <strong>de</strong>n Uhrzeigersinn, dann vier kleiner wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kreise im Uhrzeigersinn.<br />

<strong>Die</strong> Handflächen liegen zum Schluss wie<strong>de</strong>r etwas unterhalb <strong>de</strong>r<br />

Nabelgegend (Qinhai, Meer <strong>de</strong>s Qi).<br />

4. Wasche die Laogong<br />

<strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> vor das Herz führen, zwischen <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n ist etwas Abstand.<br />

Der Abstand <strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Brust beträgt etwa 3 Handbreiten, die Arme<br />

<strong>de</strong>hnen sich also nach vorne aus, bleiben aber gelockert in Bogenform. Mit<br />

<strong>de</strong>m Ausatmen sinkt die linke Hand, die sinken<strong>de</strong> Kraft geht von <strong>de</strong>r lockeren<br />

Schulter und <strong>de</strong>r nach unten gerichteten Kraft <strong>de</strong>s Ellbogens aus. <strong>Die</strong> Kniekehlen<br />

entspannen sich, das Becken geht mit. <strong>Die</strong> rechte Hand nach oben<br />

heben, <strong>de</strong>r Körper steigt etwas. Dann die rechte Hand mit sinken<strong>de</strong>r Armkraft<br />

nach unten führen, <strong>de</strong>r Körper sinkt ebenfalls. <strong>Die</strong> linke Hand steigt, <strong>de</strong>r Körper<br />

hebt sich.<br />

Auf diese Weise die Hän<strong>de</strong> 4mal gegeneinan<strong>de</strong>r bewegen und dann zusammenführen.<br />

Das Sinken und Steigen <strong>de</strong>s Körpers ist eine kleine Bewegung.<br />

Energieführung: Zwischen <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n bleibt stets die Kraft eines elastischen Ban<strong>de</strong>s.<br />

Mit je<strong>de</strong>m Sinken wird das qi zum Dantian geführt und dort bewahrt.<br />

5. Führe das Qi zum Ursprung zurück<br />

<strong>Die</strong> Hän<strong>de</strong> öffnen und die Arme in seitlichen Kreisbogen nach unten führen,<br />

die Handflächen zeigen bei dieser Bewegung nach vorne. In <strong>de</strong>n natürlichen<br />

Stand zurückgehen, die Arme neben <strong>de</strong>n Körper in ihre natürliche Lage zurückführen.<br />

1<br />

Akupunkturpunkte Shenshu, Blase 23, rechts und links vom 2./3. Len<strong>de</strong>nwirbel, im Taillenbereich.<br />

Hinteres Dantian.


Abschließen<strong>de</strong> Gedanken<br />

<strong>Die</strong> Abschlussübungen heißen auch: das „Einbringen <strong>de</strong>r Ernte“, und sind<br />

nicht als Anhängsel zu sehen, son<strong>de</strong>rn als Teil <strong>de</strong>r Übung. So wie die geernteten<br />

Äpfel uns im Winter ernähren können, so ergibt sich durch eine gute<br />

Abschlussübung die über die Übungszeit hinausgehen<strong>de</strong> Wirkung <strong>de</strong>s<br />

Qigong.<br />

Der Zuwachs an Lebenskraft sollte sich zum einen unmittelbar nach <strong>de</strong>r<br />

Übung zeigen, wenn diese <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen gemäß ausgeführt wur<strong>de</strong>, d.h.<br />

man geht gestärkt, erholt aus einer Übung heraus. Zum an<strong>de</strong>rn wird sich<br />

auch längerfristig die Gesundheit stabilisieren und eine größere Gelassenheit<br />

im Alltag kann sich einstellen. Natürlich bringt <strong>de</strong>r Aspekt <strong>de</strong>s gong, <strong>de</strong>r beharrlichen<br />

Arbeit unter Aufwendung von Mühe und Zeit, gelegentlich auch<br />

kurzfristige Ermüdungserscheinungen mit sich, dies sollte jedoch kein Regelfall<br />

sein. Das Wesentliche <strong>de</strong>r Abschlussübungen ist das Zurückführen <strong>de</strong>s qi<br />

zum Dantian.<br />

Für alle <strong>Brokate</strong> als auch für die Vorbereitungs- und Abschlussübungen gilt:<br />

Fühlen Sie sich frei, aus <strong>de</strong>r Fülle <strong>de</strong>r Formen nur eine auszuwählen, und<br />

diese zu üben, bis sich eine Leichtigkeit einstellt, die Bewegungen weich<br />

fließen und sich harmonisch anfühlen. Mit <strong>de</strong>r Zeit bekommen Sie ein Gefühl<br />

für die Beständigkeit <strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>ls. Für die Kontinuität, die darin besteht eine<br />

Bewegung sanft und ohne Unterbrechungen, Zögern o<strong>de</strong>r plötzlichen Wechsel<br />

in eine an<strong>de</strong>re übergehen zu lassen. <strong>Die</strong> Sanftheit <strong>de</strong>r Übungen ist wesentlich<br />

verantwortlich für ihre heilsamen Wirkungen auf Körper und Geist!<br />

Nehmen Sie sich eine Woche o<strong>de</strong>r einen Monat Zeit für eine Bewegung,<br />

wichtig ist die Absicht und das Gehen <strong>de</strong>s eingeschlagenen Weges!<br />

Kontemplation<br />

Atme einige Male aus und ein und betrachte,<br />

was du an diesem Tag zu tun hast.<br />

Bitte um Klarheit und Verständnis für das,<br />

was du heute brauchst.<br />

Danke <strong>de</strong>m Universum und <strong>de</strong>r Quelle allen Lebens,<br />

auf <strong>de</strong>ine Art und Weise.<br />

Neil Douglas-Klotz

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