Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank

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23.10.2012 Aufrufe

Geschmack ihres Fleisches mit dem großen Wuchs des Hausen. Leider sind Hybriden unfruchtbar und müssen jedes Jahr von neuem künstlich geschaffen werden, doch gewinnt man dadurch eine große Schonmöglichkeit der wildlebenden Populationen. Diese Chance müßte man auch wirklich nutzen! Eine andere, weniger begeisternde wissenschaftliche Errungenschaft ist die Nachahmung des Kaviars, die aus Gelatine und verschiedenen Erdölderivaten hergestellt wird. Da ich hoffe, daß der Leser ein Anhänger der ersten Lösung ist, kann ich die erfreuliche Nachricht von dem Zustandekommen einer speziellen Zuchtstelle zwecks künstlicher Befruchtung der Störarten in der Umgebung von Tulcea mitteilen. So besteht noch eine Hoffnung auf Rettung fürs nächste Jahrtausend der folgenden edlen Fische: Hausen, Stör, Waxdick, Sternhausen, Glattdick, Sterlett und Lachsstör. In dem Wassersystem der Donau ist der Aal ein seltener Gast. Dieser schlangenförmige Fisch wird etwa 1,5 m lang und hat eine sonderbare Lebensweise. Er kommt hauptsächlich in den Flüssen, die in den Atlantischen Ozean münden, vor, aber, wie unser Fall zeigt, lebt er auch in anderen fließenden Gewässern. In der letzten Zeit wird diese Fischart auch in Binnengewässern in industriellen Mengen gezüchtet, da sie im Handel immer gesucht ist. Viele Fragen der geheimnisvollen Gewohnheiten der Aale sind auch heute noch ungeklärt, obzwar sich der Däne Johannes Smidt und die Mannschaft des Forschungsschiffes namens „Tjor” 18 Jahre lang damit beschäftigten und einige Rätsel um ihren Lebenszyklus und ihre Wanderung klären konnten. Der Aal verbringt seine ersten Jahre in einigen Flüssen Europas und Nordafrikas. Zuerst ist er ein Larvenund Schneckenfresser. Wenn er stärker wird, jagt er auch größere Tiere. Er sucht seine Nahrung nachts, oft auch auf feuchten Wiesen und taubedeckten Ackerfeldern, wobei er bis zum nächsten Wasser kriecht. Er bewegt sich wie eine Schlange vorwärts. Die Absonderung seiner Schleimdrüsen erleichtert ihm das Vorwärtskommen. (Er ist so glatt, daß man ihn mit bloßer Hand nicht halten kann, nur in ein Papier oder ein Tuch gewickelt.) Das Männchen wird mit zehn bis zwölf Jahren erwachsen und 97

erreicht eine Länge von ungefähr einem halben Meter, während das Weibchen etwa dreimal länger wächst. Haben sie die Geschlechtsreife erreicht, begeben sie sich auf die Wanderung, von der sie keine Rückkehr kennen. Flußabwärts gelangen sie in das Meer und von dort in den Atlantischen Ozean. Sie orientieren sich wahrscheinlich mit Hilfe ihrer außerordentlichen Geruchs- und Geschmacksorgane. (Einige Stoffe können sie auch vielmillionenfach verdünnt wahrnehmen.) Ihre Augen vergrößern sich, und da sie keine Nahrung mehr zu sich nehmen, schrumpfen ihre Verdauungsorgane. Die Aale wandern zu ihren Laichplätzen im Sargassomeer, wo riesige Algen regelrechte dichte Wälder unter dem Wasser bilden. Hier laichen die Aale in einer Tiefe von mehreren hundert Metern. Dieser Vorgang wurde bis heute noch von keinem Menschenauge gesehen. Die Forscher nehmen an, daß die Absonderungen ihrer Keimdrüsen durch den großen Wasserdruck aus den Fischkörpern gepreßt werden. So kommt es zur Befruchtung und gleichzeitig zum Absterben der Eltern. Die ausgeschlüpften Larven sind gläsern durchsichtig und weidenblattförmig. Sie legen den etwa 8000 km langen Weg in Richtung Kontinent mit Hilfe des Golfstromes zurück und dringen in die Flußmündungen ein. Ein unwiderstehlicher Zwang treibt sie ständig, gegen die Strömung der fließenden Gewässer zu schwimmen. Manchmal überschreiten sie sogar die Wasserscheiden und gelangen somit auch in das Wassersystem der Donau. Gleichfalls können sie durch unterirdische Quellen und Bäche in solche Seen gelangen, die scheinbar mit keinen Flüssen verbunden sind. Nach einem Jahrzehnt begeben sie sich dann, wie ihre Eltern vordem, auf die viele tausend Kilometer weite Wanderung bis zum Sargassommeer... (Ihrem schmackhaften Fleisch wegen [das Blut jedoch ist giftig] wurden die Aale in vielen Gewässern angesiedelt. Die Fischer haben sich an die Aale gewöhnt und essen sie gern, sowohl frisch zubereitet als auch geräuchert. Auch die Angler schätzen sie. Ihn zu fangen, ist nicht leicht; ihn zu töten ebenfalls. Die Deltafischer pakken ihn am Kopf und schwingen ihn wie eine Peitsche, 98

Geschmack ihres Fleisches mit dem großen Wuchs des<br />

Hausen. Leider sind Hybriden unfruchtbar und müssen<br />

jedes Jahr von neuem künstlich geschaffen werden, doch<br />

gewinnt man dadurch eine große Schonmöglichkeit der<br />

wildlebenden Populationen. Diese Chance müßte man<br />

auch wirklich nutzen! Eine andere, weniger begeisternde<br />

wissenschaftliche Errungenschaft ist die Nachahmung des<br />

Kaviars, die aus Gelatine und verschiedenen Erdölderivaten<br />

hergestellt wird. Da ich hoffe, daß der Leser ein Anhänger<br />

der ersten Lösung ist, kann ich die erfreuliche<br />

Nachricht von dem Zustandekommen einer speziellen<br />

Zuchtstelle zwecks künstlicher Befruchtung der Störarten<br />

in der Umgebung von Tulcea mitteilen. So besteht<br />

noch eine Hoffnung auf Rettung fürs nächste Jahrtausend<br />

der folgenden edlen Fische: Hausen, Stör, Waxdick, Sternhausen,<br />

Glattdick, Sterlett und Lachsstör.<br />

In dem Wassersystem der Donau ist der Aal ein seltener<br />

Gast. Dieser schlangenförmige Fisch wird etwa 1,5 m<br />

lang und hat eine sonderbare Lebensweise. Er kommt<br />

hauptsächlich in den Flüssen, die in den Atlantischen<br />

Ozean münden, vor, aber, wie unser Fall zeigt, lebt er<br />

auch in anderen fließenden Gewässern. In der letzten<br />

Zeit wird diese Fischart auch in Binnengewässern in industriellen<br />

Mengen gezüchtet, da sie im Handel immer<br />

gesucht ist. Viele Fragen der geheimnisvollen Gewohnheiten<br />

der Aale sind auch heute noch ungeklärt, obzwar<br />

sich der Däne Johannes Smidt und die Mannschaft des<br />

Forschungsschiffes namens „Tjor” 18 Jahre lang damit<br />

beschäftigten und einige Rätsel um ihren Lebenszyklus<br />

und ihre Wanderung klären konnten.<br />

Der Aal verbringt seine ersten Jahre in einigen Flüssen<br />

Europas und Nordafrikas. Zuerst ist er ein Larvenund<br />

Schneckenfresser. Wenn er stärker wird, jagt er auch<br />

größere Tiere. Er sucht seine Nahrung nachts, oft auch<br />

auf feuchten Wiesen und taubedeckten Ackerfeldern, wobei<br />

er bis zum nächsten Wasser kriecht. Er bewegt sich<br />

wie eine Schlange vorwärts. Die Absonderung seiner<br />

Schleimdrüsen erleichtert ihm das Vorwärtskommen. (Er<br />

ist so glatt, daß man ihn mit bloßer Hand nicht halten<br />

kann, nur in ein Papier oder ein Tuch gewickelt.) Das<br />

Männchen wird mit zehn bis zwölf Jahren erwachsen und<br />

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