Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank

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worden, daß es dann über 100 Jahre alt ist. (Das Alter der Hausen kann man feststellen, indem man, ähnlich wie bei den Baumstämmen, die Jahresringe zählt, die aus dem Querschnitt der entsprechend vergrößerten Flossenstrahlen des gefangenen Fisches ersichtlich wird.) Der Hausen wird sehr spät geschlechtsreif: das Männchen ungefähr mit 12, das Weibchen erst mit 18 Jahren. In der Laichzeit verläßt der Riesenhausen seinen gewohnten Lebensraum, das Schwarze Meer, und dringt in die Donau, bis zum Eisernen Tor vor, um dort unter entsprechenden chemischen, thermischen und besonderen Lichtverhältnissen seine etwa sieben Millionen Eier abzulegen. Die Tiere schwimmen dann ins Meer zurück und nach ein bis zwei Jahren folgen ihnen die ausgeschlüpften Hausenjungen, die von der Strömung des Flusses mitgerissen werden. Mit Hilfe des besonderen Baus ihres Maules jagen die Hausenjungen vorwiegend kleine Krebse, Larven und Weichtiere. Die ausgewachsenen Tiere sind ebenfalls Raubtiere. Nach ihrer Geschlechtsreife begeben sie sich auch flußaufwärts auf die lange Reise und der Zyklus würde von Anfang beginnen, wenn im Meer, bei der Donaumündung, nicht Tausende von Hausenhaken auf sie warten würden. Die Hausenhaken sind sehr scharf geschiffene, etwa eine Spanne lange Fischerwerkzeuge, die an einem halben Meter langen Schnurstückchen hängen. Diese sind ihrerseits an einem langen Seil befestigt. Meistens werden die Haken in zwei Reihen aufgestellt. Eine Hakenreihe wird, ohne Köder, mit den Spitzen aufwärts, die andere Reihe abwärts gerichtet, aufgehängt. Schwimmt nun der Fischriese zwischen diesen Reihen hindurch, hängt sich sein rauher Körper in die Haken ein. Je mehr er zappelt, um so mehr verwickelt er sich darin. Ein Knüppelschlag des lauernden Fischers bereitet ihm dann den Garaus. Die Hausenfischerei ist von einem Sagenkreis umwoben. Sie erfordert ausgezeichnete Ortskenntnisse und einen kräftigen Organismus. Trotzdem fordert das Meer beinahe alljährlich von den kühnen Hausenfischern in Sfîntu Gheorghe einige Opfer. Die Zahl der Störarten nimmt jedoch nicht nur durch den intensiven Fischfang immer mehr ab, sondern auch 95

der Umweltverschmutzung zufolge. Aufgrund ihrer geringen physiologisch-ökologischen Anpassungsfähigkeit sind diese Fische sehr empfindlich. Ihre Zahl wird auch durch die Vermehrung der Wasserkraftwerke vermindert, da sie, trotz Einbau von Fischtreppen, nicht in entsprechender Zahl ihre uralten Laichstellen im Oberlauf des Flusses erreichen können. Vor einigen hundert Jahren gelangten sie in der Donau sogar bis nach Wien, Preßburg und Budapest. (Einen Teil der Margareteninsel nennt man immer noch „Hausenfalle”.) Heute aber wurde „der König der Fische und der Fisch der Könige” in die Küstengewässer des Schwarzen Meeres und in den Unterlauf der ins Meer mündenden, größeren Flüsse zurückgedrängt. (Hier will ich mich nicht mit der weltgeographischen Verbreitung der Störarten befassen.) Wie stark ihre Zahl zurückgegangen ist, wird durch eine einzige Angabe belegt: Während 1937 im Delta eine Million Kilogramm Störarten gefangen und 20 000—25 000 kg Kaviar gewonnen wurden („Enciclopedia României”, Band 3, 1938), beträgt das Fangergebnis heutzutage nur einen Bruchteil davon. Was könnte man für die Rettung dieser wertvollen Fischart und ihrer Verwandten tun? Vor allem müßte man die offiziellen Bestimmungen bezüglich ihres Fanges ändern. Vergeblich gibt es eine Schonzeit und ein gesetzlich festgesetztes Mindestmaß (im Falle des Riesenhausens ist es 150 cm), wenn der Haken einmal einen Stör geschnappt hat, ist der Fisch verloren. Die mit dem Netz gefangen werden, kann man der Natur noch zurückgeben. Heutzutage ist es nicht mehr üblich, die unter dem vorgeschriebenen Maß gefangenen Exemplare in den Sand zu vergraben, wie Romulus Zahira in seinem Buch „Semnul delfinului” („Das Zeichen des Delfins”) schreibt. Der größte Teil der Beute wird jetzt nicht mit dem Netz, sondern mit Haken gefangen. Einige Jahre völligen Fangverbots und vor allem das Einrichten von Brut- und Zuchtstationen für Störarten könnten noch helfen. In mehreren Ländern Europas hat man in der Praxis das Problem durch Kreuzung der Hausen mit den Lachsstören gelöst. Diese Hybriden vereinen den schnellen Wachstumsrhythmus der Lachsstöre und den feinen 96

der Umweltverschmutzung zufolge. Aufgrund ihrer geringen<br />

physiologisch-ökologischen Anpassungsfähigkeit<br />

sind diese Fische sehr empfindlich. Ihre Zahl wird auch<br />

durch die Vermehrung der Wasserkraftwerke vermindert,<br />

da sie, trotz Einbau von Fischtreppen, nicht in entsprechender<br />

Zahl ihre uralten Laichstellen im Oberlauf<br />

des Flusses erreichen können. Vor einigen hundert Jahren<br />

gelangten sie in der Donau sogar bis nach Wien,<br />

Preßburg und Budapest. (Einen Teil der Margareteninsel<br />

nennt man immer noch „Hausenfalle”.) Heute aber wurde<br />

„der König der Fische und der Fisch der Könige” in die<br />

Küstengewässer des Schwarzen Meeres und in den Unterlauf<br />

der ins Meer mündenden, größeren Flüsse zurückgedrängt.<br />

(Hier will ich mich nicht mit der weltgeographischen<br />

Verbreitung der Störarten befassen.) Wie stark<br />

ihre Zahl zurückgegangen ist, wird durch eine einzige<br />

Angabe belegt: Während 1937 im Delta eine Million Kilogramm<br />

Störarten gefangen und 20 000—25 000 kg Kaviar<br />

gewonnen wurden („Enciclopedia României”, Band 3,<br />

1938), beträgt das Fangergebnis heutzutage nur einen<br />

Bruchteil davon.<br />

Was könnte man für die Rettung dieser wertvollen<br />

Fischart und ihrer Verwandten tun? Vor allem müßte<br />

man die offiziellen Bestimmungen bezüglich ihres Fanges<br />

ändern. Vergeblich gibt es eine Schonzeit und ein<br />

gesetzlich festgesetztes Mindestmaß (im Falle des Riesenhausens<br />

ist es 150 cm), wenn der Haken einmal einen<br />

Stör geschnappt hat, ist der Fisch verloren. Die mit dem<br />

Netz gefangen werden, kann man der Natur noch zurückgeben.<br />

Heutzutage ist es nicht mehr üblich, die unter<br />

dem vorgeschriebenen Maß gefangenen Exemplare in den<br />

Sand zu vergraben, wie Romulus Zahira in seinem Buch<br />

„Semnul delfinului” („Das Zeichen des Delfins”) schreibt.<br />

Der größte Teil der Beute wird jetzt nicht mit dem Netz,<br />

sondern mit Haken gefangen. Einige Jahre völligen Fangverbots<br />

und vor allem das Einrichten von Brut- und<br />

Zuchtstationen für Störarten könnten noch helfen. In<br />

mehreren Ländern Europas hat man in der Praxis das<br />

Problem durch Kreuzung der Hausen mit den Lachsstören<br />

gelöst. Diese Hybriden vereinen den schnellen<br />

Wachstumsrhythmus der Lachsstöre und den feinen<br />

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