Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank

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23.10.2012 Aufrufe

ist, denn vom Standpunkt der Gefährlichkeit und des Schmerzes kommt er nämlich dem Wespenstich gleich. Im eigentlichen Delta begegnete ich dieser Art niemals; nur in der steinigen, lößbedeckten Hochebene der Dobrudscha. Auch wenn man unter Steinen und in Erdritzen danach sucht, findet man nur ganz selten so ein Exemplar. Ein Reisender und Nichtzoologe wird aber auch nicht so neugierig darauf sein. Zum Schluß möchte ich noch vom Blutegel sprechen, obwohl er einer ganz anderen Gattung angehört als die bis jetzt beschriebenen Tierarten. Bloß in einer Sache ist er den anderen ähnlich: auch er ist auf Menschenblut erpicht. Von den Egeln, die zum Stamm der Ringelwürmer gehören, verdient der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) ein wenig Aufmerksamkeit. Nicht nur im Mittelalter wurden Blutegel in den verschiedensten Fällen auf alle möglichen Körperteile aufgelegt, sondern auch heute wird diese Heilmethode noch angewendet. Alte Deltafischer erklären, wie man damit zum Beispiel das geschwollene, infizierte Zahnfleisch heilen kann: Man steckt den Blutegel in ein Rohrstück und das Ende des Rohres drückt man auf die Stelle, die man behandeln will. Bald beginnt der Kiefer des Egels, der aus drei Paar mondsichelförmigen, „Y”-förmig gewachsenen Teilen besteht, zu arbeiten. Dieser Vorgang hört erst dann auf, wenn der Körperumfang des Wurmes auf das Mehrfache gewachsen ist und er etwa fingerdick ist. Will man ihn schneller entfernen, streut man ins andere Ende des Rohres Salz. Falls man mehr Blut aus dem Organismus entfernen will, schneidet man den herausragenden Teil des Blutegels mit einer Schere ab. Normalerweise beträgt die Blutmenge, die ein Egel saugt, ungefähr 15 g; durch das Bluten, nachdem das Tier entfernt wurde, verdoppelt sich diese. Quantität. Diese Nachblutung wird von einer blutgerinnungshemmenden Absonderung der Speicheldrüsen des Blutegels, das Hirudin, verursacht Auch da hilft Salz, das die Wunde zusammenzieht. Die Heilmethode mit Hilfe der Blutegel ist zwar primitiv, aber sie wirkt gewiß in manchen Fällen. Ein Beweis dafür ist, daß die 89

Blutegel noch vor einigen Jahren zum ständigen Warenvorrat der Apotheken gehörten. (Raoul Francé berichtet, daß England im Jahre 1832 nur aus Deutschland und Frankreich mehr als 57 Millionen Blutegel importiert hatte.) Etwas größer als der medizinische Blutegel ist der Pferdeegel, der das Blut der Frösche und Kaulquappen saugt. Im Notfall greift er auch Wasserschnecken an. Auch die unvorsichtigen Menschen kann er belästigen und wenn er sich einmal festgebissen hat, so ist es fast unmöglich, ihn abzureißen. Der medizinische Blutegel hingegen braucht warmblütige Tiere, möglichst ein Säugetier von größerem Wuchs. Was können wir aber gegen diese vielen blutsaugenden, unangenehmen Schmarotzer tun? Sollen wir vielleicht gar nicht ins Donaudelta fahren? Das Wichtigste ist, daß aus unserem Gepäck niemals ein Insektenspray fehlt. Damit können wir einer Mückeninvasion vorbeugen und die Zecken, die vielleicht an unseren Kleidern hängen, vernichten. In der Sommerzeit ist es ratsam, die Fenster unseres Quartiers oder den Eingang des Zeltes nicht unnötig offen zu lassen, höchstens sie sind mit einem Fliegennetz versehen. Auch ein gespanntes Gazestück kann ein Moskitonetz ersetzen. In den vom Reisebüro vermieteten Häusern werden die Gäste durch die, Vermieter gewarnt, die Mücken ja nicht ins Haus zu lassen. Zündhölzchen sind auf unseren Wegen oft von Nutzen, auch wenn wir Nichtraucher sind. Sogar der hartnäckigste Blutegel läßt sein Opfer sofort frei, wenn er mit einer brennenden Zigarette oder einem flammenden Streichholz ein wenig „gekitzelt” wird. Zu diesem Zweck kann auch Kochsalz gebraucht werden. Es wirkt zwar langsamer, aber in die Wunde gerieben, stillt es auch die Blutung. Bevor wir uns irgendwo niedersetzen, ist es gut nachzusehen, ob kein Dorn oder eben keine Spinne, Zecke oder kein Tausendfüßler vorhanden ist. Vorsicht beim Heben der Steine! Schlangengefahr! An blutegelverdächtigen Stellen (und zwar alle Süßwasserteiche oder andere stehende Gewässer) ist das Baden nur in klarem, tiefem 90

ist, denn vom Standpunkt der Gefährlichkeit und des<br />

Schmerzes kommt er nämlich dem Wespenstich gleich.<br />

Im eigentlichen Delta begegnete ich dieser Art niemals;<br />

nur in der steinigen, lößbedeckten Hochebene der<br />

Dobrudscha. Auch wenn man unter Steinen und in Erdritzen<br />

danach sucht, findet man nur ganz selten so ein<br />

Exemplar. Ein Reisender und Nichtzoologe wird aber<br />

auch nicht so neugierig darauf sein.<br />

Zum Schluß möchte ich noch vom Blutegel sprechen,<br />

obwohl er einer ganz anderen Gattung angehört als die<br />

bis jetzt beschriebenen Tierarten. Bloß in einer Sache<br />

ist er den anderen ähnlich: auch er ist auf Menschenblut<br />

erpicht.<br />

Von den Egeln, die zum Stamm der Ringelwürmer gehören,<br />

verdient der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis)<br />

ein wenig Aufmerksamkeit. Nicht nur im Mittelalter<br />

wurden Blutegel in den verschiedensten Fällen auf<br />

alle möglichen Körperteile aufgelegt, sondern auch heute<br />

wird diese Heilmethode noch angewendet. Alte Deltafischer<br />

erklären, wie man damit zum Beispiel das geschwollene,<br />

infizierte Zahnfleisch heilen kann: Man steckt<br />

den Blutegel in ein Rohrstück und das Ende des Rohres<br />

drückt man auf die Stelle, die man behandeln will. Bald<br />

beginnt der Kiefer des Egels, der aus drei Paar mondsichelförmigen,<br />

„Y”-förmig gewachsenen Teilen besteht,<br />

zu arbeiten. Dieser Vorgang hört erst dann auf, wenn der<br />

Körperumfang des Wurmes auf das Mehrfache gewachsen<br />

ist und er etwa fingerdick ist. Will man ihn schneller<br />

entfernen, streut man ins andere Ende des Rohres<br />

Salz. Falls man mehr Blut aus dem Organismus entfernen<br />

will, schneidet man den herausragenden Teil des<br />

Blutegels mit einer Schere ab. Normalerweise beträgt die<br />

Blutmenge, die ein Egel saugt, ungefähr 15 g; durch das<br />

Bluten, nachdem das Tier entfernt wurde, verdoppelt sich<br />

diese. Quantität. Diese Nachblutung wird von einer blutgerinnungshemmenden<br />

Absonderung der Speicheldrüsen<br />

des Blutegels, das Hirudin, verursacht Auch da hilft<br />

Salz, das die Wunde zusammenzieht. Die Heilmethode<br />

mit Hilfe der Blutegel ist zwar primitiv, aber sie wirkt<br />

gewiß in manchen Fällen. Ein Beweis dafür ist, daß die<br />

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