Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank
Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank
nung. Sie wissen, daß hier von einer Giftspinne die Rede ist, deren Giftabsonderung viel gefährlicher ist als die aller bunten Tropenschlangen. Diese Spinne * ist verhältnismäßig klein — das Männchen 3—5 mm, das Weibchen 15 mm lang. Sie ist samtschwarz und trägt rote Punkte auf dem Hinterleib. Ihr wissenschaftlicher Name lautet Latrodectus Tredecimguttatus. Zu ihrer Gattung gehören sechs Arten, die, die Antarktis ausgenommen, auf allen Erdteilen zu finden sind. Die Mohammedaner aus Mittelasien nennen sie „Karakurt”, was „schwarzer Wolf” bedeutet. Sie fürchten sich mit Recht vor ihr; werden weidende Pferde und Kamele von einer solchen Spinne am Maul gebissen, erliegen sie diesem tödlichen Zugriff sicher. In Europa hat man bis in die sechziger Jahre im Süden der Sowjetunion, in Bulgarien und Jugoslawien von ihrer Existenz gewußt. Wir hätten ihr sicher keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, wenn nicht... Im Herbst 1961 wurde der Arzt des Sulinaer Spitals aus seinem Nachtschlaf gerissen. Aus der Gemeinde C. A. Rosetti brachte man einen Kranken, bei dem alle Symptome auf eine akute Blinddarmentzündung hinwiesen. Der Kranke wurde beinahe schon auf den Operationstisch gelegt, als er auf die Fragen eines Bukarester Gastchirurgen erzählte, daß seine Schmerzen bei der Kartoffelernte einsetzten, wo er von einer winzigen schwarzen Spinne am Fuß gebissen wurde. Freilich war keine Operation mehr nötig, aber das Opfer dieses Spinnenbisses wurde zwei Wochen lang im Spital behandelt und konnte vor dem Tode gerettet werden. In Rumänien lebten aber keine solche Spinnen. Es ist wahr, daß mehrere Arten der Wolfsspinnen (Lycosa) auch bei uns vertreten sind, und der Biß der Lycosa Singoriensis eine dem Bienenstich ähnliche Schwellung verursacht, aber so gefährlich sind sie doch nicht. Ein konsequentes Spinnensammeln brachte dann den Beweis von der Insel Letea: eine echte schwarze Witwe. Diese Art wurde noch später auf der Insel Popina gefunden, allerdings gibt es seit dem Jahre 1965 keine Angaben mehr von ihrer hie- * Sie heißt Malmignatte 85
sigen Existenz. Der Fall der Blinddarmoperation aber, die ausblieb, ist in die Geschichte der lokalen Medizin eingegangen. Die schwarze Witwe trägt ihren Namen nicht nur ihrer Farbe wegen, sondern auch weil sie nach der Paarung — wie es bei vielen Spinnenarten und Gradflüglern der Fall ist — ihr Männchen packt und auffrißt. So bleibt sie eine „Witwe”. Sie lebt in Bodenvertiefungen, unter Steinen, zwischen Pflanzen und legt ungefähr 200 Eier. Nur der Biß des Weibchens ist gefährlich. Es ist schwer zu erklären, warum sich dieser wirkungskräftige (3—5 mg) Giftapparat entwickelt hat, denn ihre Beutetiere (Fliegen, Heuschrecken usw.) können mit einem ganz kleinen Teil dieser Giftquantität sofort getötet werden. Vor großen Tieren wird sie durch ihren Biß nicht geschützt, denn bevor das Gift wirken kann, wird sie von ihnen zertreten. Aber sie existiert, und wenn sie in diesem Buch bloß als ein Kuriosum erwähnt wird, könnten diese Kenntnisse doch von Nutzen sein. Das Gift dieser Spinne wirkt auf das Nervensystem. Nach dem Biß treten allgemeines Unwohlsein, Bewegungsund Atmungsstörungen mit Kopfschmerzen verbunden auf. Der Bauch wird hart und auf Drücken empfindlich. Ähnlich wie bei Blinddarmentzündung tritt Brechreiz auf und das Gesicht wird von charakteristischen Grimassen verzerrt (Facies lactodectrismica). Mit der Dosierung des entsprechenden Serums kann man schnell helfen. Die Behauptung, daß der von der Spinne Gebissene einen rasenden Tanz beginne, ist nur ein Aberglaube. (Unabhängig davon wurden viele bedeutende Komponisten zu „Tarantellen” inspiriert und auch andere Tiere führten zu musikalischen Eingebungen. Beethoven bekennt von seiner Pastoralsymphonie: „Die Goldammern darben, die Wachteln, Nachtigallen und Kuckucke haben mitkomponiert.”) Es ist zu bemerken, daß in den letzten Jahren am Zăgan-See östlich von Tulcea noch jemand von so einer Spinne gebissen wurde. Die „Karakurt” hatte sich von einer Weinlaube heruntergelassen. Diesmal waren ernstere Folgen ausgeblieben. Auch sonst ist die Möglichkeit einer Begegnung mit dieser Spinne so gering, daß kein 86
- Seite 35 und 36: der vielen Hügelgräber dieser Umg
- Seite 38: eigentlichen Donau ab. Von hier wei
- Seite 41: Die Route Tulcea — Crişan haben
- Seite 45 und 46: santeste Route, die mit einem Passa
- Seite 47 und 48: Reiher erscheinen am Ufer. Überall
- Seite 49 und 50: surca-Kanal nach Süden und überqu
- Seite 51 und 52: Leerfahrt macht, falls nicht gerade
- Seite 53 und 54: gut kennen und es verstehen, intere
- Seite 55 und 56: dürfen nur die kollektiven Fahrzeu
- Seite 57 und 58: wissen überlassen, bis zu welcher
- Seite 59 und 60: Es bleibt noch die Frage offen, wie
- Seite 61 und 62: WAS WIRD MITGENOMMEN? Praktische Ra
- Seite 63 und 64: zur modischen Straßenbekleidung um
- Seite 65 und 66: verfertigen uns eingenhändig ein Z
- Seite 67 und 68: Holzgriff, die für ein paar Lei in
- Seite 69 und 70: ung kann uns eine Landkarte von Nut
- Seite 71 und 72: Deltabesucher mahnen, daß das unor
- Seite 73 und 74: sekoffer, Körbe, Sportsäcke usw.
- Seite 75 und 76: stände) annehmen. Ein nettes Anden
- Seite 77 und 78: kannten Schmetterlingsarten beträg
- Seite 79 und 80: Genesung ist nur durch das Verlasse
- Seite 81 und 82: Es ist aber nicht mehr notwendig, s
- Seite 83: eigehenden fallen. Manchmal irren s
- Seite 87 und 88: und gehören zu den Vögeln, die Se
- Seite 89 und 90: Blutegel noch vor einigen Jahren zu
- Seite 91 und 92: AUS DEM REICH DER FISCHE „...Am l
- Seite 93 und 94: lieh im Fischerhafen Chilia gefange
- Seite 95 und 96: der Umweltverschmutzung zufolge. Au
- Seite 97 und 98: erreicht eine Länge von ungefähr
- Seite 99 und 100: men sie Keine Nahrung zu sieh, wesw
- Seite 101 und 102: in der Vermehrungszeit oder vor gro
- Seite 103 und 104: ehemalige Verfolgte jagt nun den Ne
- Seite 105 und 106: der weiße Amur von Wasserpflanzen
- Seite 108 und 109: zackte Bierdeckel leisten den gleic
- Seite 110 und 111: Die Fischsuppe wird schmackhafter,
- Seite 112 und 113: Der so verpackte Fisch wird für ei
- Seite 114 und 115: durch Einsalzen haltbar machen kann
- Seite 116 und 117: Angerührter Rogen Diese Speise wir
- Seite 118 und 119: SCHLANGEN, FRÖSCHE UND KRÖTEN „
- Seite 120 und 121: lange gegen die neue Lage im Innere
- Seite 122 und 123: dem Weibchen weiß ist, und der wie
- Seite 124 und 125: sehen den Zweigen der Bäume wimmel
- Seite 126 und 127: oder durch Pflanzenschutzmittel ver
- Seite 128 und 129: Bei Mageninhaltuntersuchungen von N
- Seite 130 und 131: ich nach einem kurzen Umblick ander
- Seite 132 und 133: Die Hauptnahrung der Viper besteht
nung. Sie wissen, daß hier von einer Giftspinne die Rede<br />
ist, deren Giftabsonderung viel gefährlicher ist als die<br />
aller bunten Tropenschlangen.<br />
Diese Spinne * ist verhältnismäßig klein — das<br />
Männchen 3—5 mm, das Weibchen 15 mm lang. Sie ist<br />
samtschwarz und trägt rote Punkte auf dem Hinterleib.<br />
Ihr wissenschaftlicher Name lautet Latrodectus Tredecimguttatus.<br />
Zu ihrer Gattung gehören sechs Arten, die,<br />
die Antarktis ausgenommen, auf allen Erdteilen zu finden<br />
sind. Die Mohammedaner aus Mittelasien nennen sie<br />
„Karakurt”, was „schwarzer Wolf” bedeutet. Sie fürchten<br />
sich mit Recht vor ihr; werden weidende Pferde und<br />
Kamele von einer solchen Spinne am Maul gebissen, erliegen<br />
sie diesem tödlichen Zugriff sicher. In Europa hat<br />
man bis in die sechziger Jahre im Süden der Sowjetunion,<br />
in Bulgarien und Jugoslawien von ihrer Existenz<br />
gewußt. Wir hätten ihr sicher keine besondere Aufmerksamkeit<br />
geschenkt, wenn nicht...<br />
Im Herbst 1961 wurde der Arzt des Sulinaer Spitals<br />
aus seinem Nachtschlaf gerissen. Aus der Gemeinde C. A.<br />
Rosetti brachte man einen Kranken, bei dem alle Symptome<br />
auf eine akute Blinddarmentzündung hinwiesen.<br />
Der Kranke wurde beinahe schon auf den Operationstisch<br />
gelegt, als er auf die Fragen eines Bukarester Gastchirurgen<br />
erzählte, daß seine Schmerzen bei der Kartoffelernte<br />
einsetzten, wo er von einer winzigen schwarzen Spinne<br />
am Fuß gebissen wurde. Freilich war keine Operation<br />
mehr nötig, aber das Opfer dieses Spinnenbisses wurde<br />
zwei Wochen lang im Spital behandelt und konnte vor<br />
dem Tode gerettet werden.<br />
In Rumänien lebten aber keine solche Spinnen. Es ist<br />
wahr, daß mehrere Arten der Wolfsspinnen (Lycosa) auch<br />
bei uns vertreten sind, und der Biß der Lycosa Singoriensis<br />
eine dem Bienenstich ähnliche Schwellung verursacht,<br />
aber so gefährlich sind sie doch nicht. Ein konsequentes<br />
Spinnensammeln brachte dann den Beweis von der Insel<br />
Letea: eine echte schwarze Witwe. Diese Art wurde noch<br />
später auf der Insel Popina gefunden, allerdings gibt es<br />
seit dem Jahre 1965 keine Angaben mehr von ihrer hie-<br />
* Sie heißt Malmignatte<br />
85