Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank
Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank
VON DEN KRIBBELMUCKEN BIS ZUR SCHWARZEN WITWE „Mit der Abendämmerung waren die großen Mücken verschwunden, stattdessen erschienen ihre mit freiem Auge kaum sichtbaren Verwandten. Die Ohren begannen zu brennen, und das war das erste Zeichen, daß die Kribbelmücken erschienen waren. Dann hatte man den Eindruck, ein ätzendes Spinngewebe verdecke einem das Gesicht. Die Stirn begann zu jucken. Das kleine Insekt verfing sich in den Haaren, kroch in die Ohren, den Mund und in die Nase. Man schimpfte, spuckte, wischte sich das Gesicht. Die Soldaten legten Taschentücher unter ihre Mützen; um den Hals und den Nacken zu schützen. Mich quälte der Durst, ich verlangte nach Tee. ,Man kann ihn nicht trinken’, sagte Epow, der Kosake, während er mir die Schale reichte. Ich hob das Trinkgefäß an den Mund und sah eine Art Staubschicht darauf. ,Was ist das?’ fragte ich den Kosaken. ,Kribbelmücken’, war die Antwort. Vom Dampf verbrüht, fielen sie ins heiße Wasser. Zuerst versuchte ich, sie wegzublasen, dann begann ich, die Mücken, die in die Schale gefallen waren, mit dem Löffel zu entfernen. Aber sooft ich damit aufhörte, füllte sich die Schale von neuem. Ich schüttete den Tee aus und kroch unter mein Moskitonetz.” Das Buch mit dem Titel „Dersu Usala” des Orientreisenden und Historikers Wladimir K. Arsenow stellte wahrscheinlich für viele von uns eine angenehme Kindheitslektüre dar. Die spannende Beschreibung der Amurlandschaft beweist, daß der zaristische Offizier nicht nur ein gebildeter Kartograph und guter Schriftsteller, sondern auch ein ausgezeichneter Naturbeobachter war. In den zitierten Zeilen wird ein qualvoller Augenblick seines Aufenthalts in der Taiga geschildert, nämlich der tägliche Ansturm der Kribbelmücken. Auf der Erde leben etwa 3 Millionen Tiergattungen. Zwei Drittel davon bildet die Insekten weit. Bloß Deckflügler gibt es 350 000 Arten; die Zahl der bisher be- 77
kannten Schmetterlingsarten beträgt etwa 120 000, die der Hautflügler 75 000, Fliegenarten, Weinfliegen und Mückenarten kennt man ungefähr 65 000 usw. Mit einigen davon und mit ein paar anderen wirbellosen Tierarten, die dem Deltabesucher begegnen könnten, wollen wir uns beschäftigen. Zwar ist die Insektengefahr im Delta keine solche Plage wie z. B. in dem Urwald der Ussuri-Gegend oder im Mündungsgebiet des Amazonas; wir müssen jedoch damit rechnen und uns dagegen wappnen. Die folgenden Zeilen möchten nicht etwa wie eine „Touristenscheuche” gelten, sie sollen die Deltareisenden bloß mit der tatsächlichen Lage bekannt machen, damit sie Vorsichtsmaßnahmen treffen können und der Sache tapfer entgegensehen. Sollte man einen Wettbewerb für den Titel „Das unangenehmste Tier des Deltas” ausschreiben, so würde ihn mit großer Überlegenheit das summende Volk der Mücken gewinnen. Die Gesamtzahl der Mückenarten beträgt ungefähr 2000. In Rumänien leben etwa 60 davon. Viele unter ihnen sind auch für den Menschen unangenehm. Das Männchen ist ein „frommer Vegetarier”, der sich mit dem Saugen pflanzlicher Säfte begnügt, aber das Weibchen muß sich, um Eier legen zu können, wenigstens einmal vom Blut eines warmblütigen Tieres sättigen. Das stechende, saugende Mundorgan der Mücken ist ein wunderbares Werkzeug. Es besteht aus acht verschiedenen Teilen, die ein doppeltes Röhrensystem bilden. Nachdem die Mücke die Haut ihres Opfers durchgesägt hat und bis zum roten Lebenssaft vorgedrungen ist, beginnt sie diesen zu saugen, indem sie wie eine Saug- und Druckpumpe arbeitet. Durch die eine Röhre saugt sie die Nahrung, während sie mit der anderen die Absonderung ihrer Speicheldrüsen in die Wunde spritzt und das Gerinnen des Blutes und das Verstopfen der Röhre durch Thromben verhindert. Der im Speichel vorhandene Wirkstoff verursacht die Begleiterscheinungen des Mückenstichs: das Jucken, die Rötung der Stelle um den Stich und deren Anschwellen. Durch 78
- Seite 25 und 26: Fisch essen, uns sonnen, baden und
- Seite 28 und 29: Sulinaarm zu. Neben dem „Lebăda
- Seite 31: Möglichkeiten dieser Umgebung. So
- Seite 35 und 36: der vielen Hügelgräber dieser Umg
- Seite 38: eigentlichen Donau ab. Von hier wei
- Seite 41: Die Route Tulcea — Crişan haben
- Seite 45 und 46: santeste Route, die mit einem Passa
- Seite 47 und 48: Reiher erscheinen am Ufer. Überall
- Seite 49 und 50: surca-Kanal nach Süden und überqu
- Seite 51 und 52: Leerfahrt macht, falls nicht gerade
- Seite 53 und 54: gut kennen und es verstehen, intere
- Seite 55 und 56: dürfen nur die kollektiven Fahrzeu
- Seite 57 und 58: wissen überlassen, bis zu welcher
- Seite 59 und 60: Es bleibt noch die Frage offen, wie
- Seite 61 und 62: WAS WIRD MITGENOMMEN? Praktische Ra
- Seite 63 und 64: zur modischen Straßenbekleidung um
- Seite 65 und 66: verfertigen uns eingenhändig ein Z
- Seite 67 und 68: Holzgriff, die für ein paar Lei in
- Seite 69 und 70: ung kann uns eine Landkarte von Nut
- Seite 71 und 72: Deltabesucher mahnen, daß das unor
- Seite 73 und 74: sekoffer, Körbe, Sportsäcke usw.
- Seite 75: stände) annehmen. Ein nettes Anden
- Seite 79 und 80: Genesung ist nur durch das Verlasse
- Seite 81 und 82: Es ist aber nicht mehr notwendig, s
- Seite 83 und 84: eigehenden fallen. Manchmal irren s
- Seite 85 und 86: sigen Existenz. Der Fall der Blindd
- Seite 87 und 88: und gehören zu den Vögeln, die Se
- Seite 89 und 90: Blutegel noch vor einigen Jahren zu
- Seite 91 und 92: AUS DEM REICH DER FISCHE „...Am l
- Seite 93 und 94: lieh im Fischerhafen Chilia gefange
- Seite 95 und 96: der Umweltverschmutzung zufolge. Au
- Seite 97 und 98: erreicht eine Länge von ungefähr
- Seite 99 und 100: men sie Keine Nahrung zu sieh, wesw
- Seite 101 und 102: in der Vermehrungszeit oder vor gro
- Seite 103 und 104: ehemalige Verfolgte jagt nun den Ne
- Seite 105 und 106: der weiße Amur von Wasserpflanzen
- Seite 108 und 109: zackte Bierdeckel leisten den gleic
- Seite 110 und 111: Die Fischsuppe wird schmackhafter,
- Seite 112 und 113: Der so verpackte Fisch wird für ei
- Seite 114 und 115: durch Einsalzen haltbar machen kann
- Seite 116 und 117: Angerührter Rogen Diese Speise wir
- Seite 118 und 119: SCHLANGEN, FRÖSCHE UND KRÖTEN „
- Seite 120 und 121: lange gegen die neue Lage im Innere
- Seite 122 und 123: dem Weibchen weiß ist, und der wie
- Seite 124 und 125: sehen den Zweigen der Bäume wimmel
kannten Schmetterlingsarten beträgt etwa 120 000, die<br />
der Hautflügler 75 000, Fliegenarten, Weinfliegen und<br />
Mückenarten kennt man ungefähr 65 000 usw. Mit einigen<br />
davon und mit ein paar anderen wirbellosen Tierarten,<br />
die dem Deltabesucher begegnen könnten, wollen<br />
wir uns beschäftigen. Zwar ist die Insektengefahr im<br />
Delta keine solche Plage wie z. B. in dem Urwald der<br />
Ussuri-Gegend oder im Mündungsgebiet des Amazonas;<br />
wir müssen jedoch damit rechnen und uns dagegen<br />
wappnen. Die folgenden Zeilen möchten nicht etwa wie<br />
eine „Touristenscheuche” gelten, sie sollen die Deltareisenden<br />
bloß mit der tatsächlichen Lage bekannt machen,<br />
damit sie Vorsichtsmaßnahmen treffen können und der<br />
Sache tapfer entgegensehen.<br />
Sollte man einen Wettbewerb für den Titel „Das<br />
unangenehmste Tier des Deltas” ausschreiben, so würde<br />
ihn mit großer Überlegenheit das summende Volk der<br />
Mücken gewinnen.<br />
Die Gesamtzahl der Mückenarten beträgt ungefähr<br />
2000. In Rumänien leben etwa 60 davon. Viele unter<br />
ihnen sind auch für den Menschen unangenehm. Das<br />
Männchen ist ein „frommer Vegetarier”, der sich mit<br />
dem Saugen pflanzlicher Säfte begnügt, aber das Weibchen<br />
muß sich, um Eier legen zu können, wenigstens<br />
einmal vom Blut eines warmblütigen Tieres sättigen.<br />
Das stechende, saugende Mundorgan der Mücken ist<br />
ein wunderbares Werkzeug. Es besteht aus acht verschiedenen<br />
Teilen, die ein doppeltes Röhrensystem bilden.<br />
Nachdem die Mücke die Haut ihres Opfers durchgesägt<br />
hat und bis zum roten Lebenssaft vorgedrungen<br />
ist, beginnt sie diesen zu saugen, indem sie wie eine<br />
Saug- und Druckpumpe arbeitet. Durch die eine Röhre<br />
saugt sie die Nahrung, während sie mit der anderen die<br />
Absonderung ihrer Speicheldrüsen in die Wunde spritzt<br />
und das Gerinnen des Blutes und das Verstopfen der<br />
Röhre durch Thromben verhindert. Der im Speichel<br />
vorhandene Wirkstoff verursacht die Begleiterscheinungen<br />
des Mückenstichs: das Jucken, die Rötung der<br />
Stelle um den Stich und deren Anschwellen. Durch<br />
78