Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank

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23.10.2012 Aufrufe

VON DEN KRIBBELMUCKEN BIS ZUR SCHWARZEN WITWE „Mit der Abendämmerung waren die großen Mücken verschwunden, stattdessen erschienen ihre mit freiem Auge kaum sichtbaren Verwandten. Die Ohren begannen zu brennen, und das war das erste Zeichen, daß die Kribbelmücken erschienen waren. Dann hatte man den Eindruck, ein ätzendes Spinngewebe verdecke einem das Gesicht. Die Stirn begann zu jucken. Das kleine Insekt verfing sich in den Haaren, kroch in die Ohren, den Mund und in die Nase. Man schimpfte, spuckte, wischte sich das Gesicht. Die Soldaten legten Taschentücher unter ihre Mützen; um den Hals und den Nacken zu schützen. Mich quälte der Durst, ich verlangte nach Tee. ,Man kann ihn nicht trinken’, sagte Epow, der Kosake, während er mir die Schale reichte. Ich hob das Trinkgefäß an den Mund und sah eine Art Staubschicht darauf. ,Was ist das?’ fragte ich den Kosaken. ,Kribbelmücken’, war die Antwort. Vom Dampf verbrüht, fielen sie ins heiße Wasser. Zuerst versuchte ich, sie wegzublasen, dann begann ich, die Mücken, die in die Schale gefallen waren, mit dem Löffel zu entfernen. Aber sooft ich damit aufhörte, füllte sich die Schale von neuem. Ich schüttete den Tee aus und kroch unter mein Moskitonetz.” Das Buch mit dem Titel „Dersu Usala” des Orientreisenden und Historikers Wladimir K. Arsenow stellte wahrscheinlich für viele von uns eine angenehme Kindheitslektüre dar. Die spannende Beschreibung der Amurlandschaft beweist, daß der zaristische Offizier nicht nur ein gebildeter Kartograph und guter Schriftsteller, sondern auch ein ausgezeichneter Naturbeobachter war. In den zitierten Zeilen wird ein qualvoller Augenblick seines Aufenthalts in der Taiga geschildert, nämlich der tägliche Ansturm der Kribbelmücken. Auf der Erde leben etwa 3 Millionen Tiergattungen. Zwei Drittel davon bildet die Insekten weit. Bloß Deckflügler gibt es 350 000 Arten; die Zahl der bisher be- 77

kannten Schmetterlingsarten beträgt etwa 120 000, die der Hautflügler 75 000, Fliegenarten, Weinfliegen und Mückenarten kennt man ungefähr 65 000 usw. Mit einigen davon und mit ein paar anderen wirbellosen Tierarten, die dem Deltabesucher begegnen könnten, wollen wir uns beschäftigen. Zwar ist die Insektengefahr im Delta keine solche Plage wie z. B. in dem Urwald der Ussuri-Gegend oder im Mündungsgebiet des Amazonas; wir müssen jedoch damit rechnen und uns dagegen wappnen. Die folgenden Zeilen möchten nicht etwa wie eine „Touristenscheuche” gelten, sie sollen die Deltareisenden bloß mit der tatsächlichen Lage bekannt machen, damit sie Vorsichtsmaßnahmen treffen können und der Sache tapfer entgegensehen. Sollte man einen Wettbewerb für den Titel „Das unangenehmste Tier des Deltas” ausschreiben, so würde ihn mit großer Überlegenheit das summende Volk der Mücken gewinnen. Die Gesamtzahl der Mückenarten beträgt ungefähr 2000. In Rumänien leben etwa 60 davon. Viele unter ihnen sind auch für den Menschen unangenehm. Das Männchen ist ein „frommer Vegetarier”, der sich mit dem Saugen pflanzlicher Säfte begnügt, aber das Weibchen muß sich, um Eier legen zu können, wenigstens einmal vom Blut eines warmblütigen Tieres sättigen. Das stechende, saugende Mundorgan der Mücken ist ein wunderbares Werkzeug. Es besteht aus acht verschiedenen Teilen, die ein doppeltes Röhrensystem bilden. Nachdem die Mücke die Haut ihres Opfers durchgesägt hat und bis zum roten Lebenssaft vorgedrungen ist, beginnt sie diesen zu saugen, indem sie wie eine Saug- und Druckpumpe arbeitet. Durch die eine Röhre saugt sie die Nahrung, während sie mit der anderen die Absonderung ihrer Speicheldrüsen in die Wunde spritzt und das Gerinnen des Blutes und das Verstopfen der Röhre durch Thromben verhindert. Der im Speichel vorhandene Wirkstoff verursacht die Begleiterscheinungen des Mückenstichs: das Jucken, die Rötung der Stelle um den Stich und deren Anschwellen. Durch 78

kannten Schmetterlingsarten beträgt etwa 120 000, die<br />

der Hautflügler 75 000, Fliegenarten, Weinfliegen und<br />

Mückenarten kennt man ungefähr 65 000 usw. Mit einigen<br />

davon und mit ein paar anderen wirbellosen Tierarten,<br />

die dem Deltabesucher begegnen könnten, wollen<br />

wir uns beschäftigen. Zwar ist die Insektengefahr im<br />

Delta keine solche Plage wie z. B. in dem Urwald der<br />

Ussuri-Gegend oder im Mündungsgebiet des Amazonas;<br />

wir müssen jedoch damit rechnen und uns dagegen<br />

wappnen. Die folgenden Zeilen möchten nicht etwa wie<br />

eine „Touristenscheuche” gelten, sie sollen die Deltareisenden<br />

bloß mit der tatsächlichen Lage bekannt machen,<br />

damit sie Vorsichtsmaßnahmen treffen können und der<br />

Sache tapfer entgegensehen.<br />

Sollte man einen Wettbewerb für den Titel „Das<br />

unangenehmste Tier des Deltas” ausschreiben, so würde<br />

ihn mit großer Überlegenheit das summende Volk der<br />

Mücken gewinnen.<br />

Die Gesamtzahl der Mückenarten beträgt ungefähr<br />

2000. In Rumänien leben etwa 60 davon. Viele unter<br />

ihnen sind auch für den Menschen unangenehm. Das<br />

Männchen ist ein „frommer Vegetarier”, der sich mit<br />

dem Saugen pflanzlicher Säfte begnügt, aber das Weibchen<br />

muß sich, um Eier legen zu können, wenigstens<br />

einmal vom Blut eines warmblütigen Tieres sättigen.<br />

Das stechende, saugende Mundorgan der Mücken ist<br />

ein wunderbares Werkzeug. Es besteht aus acht verschiedenen<br />

Teilen, die ein doppeltes Röhrensystem bilden.<br />

Nachdem die Mücke die Haut ihres Opfers durchgesägt<br />

hat und bis zum roten Lebenssaft vorgedrungen<br />

ist, beginnt sie diesen zu saugen, indem sie wie eine<br />

Saug- und Druckpumpe arbeitet. Durch die eine Röhre<br />

saugt sie die Nahrung, während sie mit der anderen die<br />

Absonderung ihrer Speicheldrüsen in die Wunde spritzt<br />

und das Gerinnen des Blutes und das Verstopfen der<br />

Röhre durch Thromben verhindert. Der im Speichel<br />

vorhandene Wirkstoff verursacht die Begleiterscheinungen<br />

des Mückenstichs: das Jucken, die Rötung der<br />

Stelle um den Stich und deren Anschwellen. Durch<br />

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