Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank
Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank
Titel des ungarischen Originals: Kiss J. Botond A delta könyve; Kriterion Könyvkiadó, 1982 Deutsch von Irene Nagy Einbandgestaltung: István Damó
DAS DELTA UND SEIN TOR „Nun duften auf dem Wasserspiegel die ledernen, gelben Seerosen. Die mit weißen, trichterförmigen Blüten geschmückte Winde klettert bis zur Spitze des hohen Schilfes empor. Vom Ufer neigt sich der rosafarbene Weiderich (Lithrum) dem Wasser zu. Auf dem beschirmten Kletterstock des violetten Wasserlieschens (Butomus) turnt der grüne Laubfrosch. Die winzigen, weißen Köpfchen der Wassermaiglöckchen und die dreilappigen, blauen Glöckchen der Waldrebe (Clematis) läuten Geheimnisse aus, die das Vergißmeinnicht ihnen zugeflüstert hat... Am Ufer spähen Reiher und Pelikane nach Fischen aus. Der Seeadler schießt auf einen dicken Karpfen herab und trägt seine Beute auf einen verdorrten Weidenbaum, um sie dort zu verzehren.” Dieses farbenfreudige Bild ist einer der vielen Naturbeschreibungen des großen ungarischen Erzählers Mór Jókai entnommen. Zwar sprach er hier über die Ursümpfe der Theißschwemmgebiete, aber genauso könnte man die Donaudeltamündung darstellen, die, was die Größe betrifft, die zweite in Europa und die zwanzigste in der Welt ist. Viele Autoren, von Herodot bis Jules Verne, von Jean Bart bis Radu Tudoran, sprachen in ihren geschichtlichen Arbeiten oder abenteuerdurchwebten Reisebeschreibungen, in Romanen und wissenschaftlichen Monographien über diese Wasserwelt. Das obige Zitat habe ich mit Absicht aus dem nahezu vor hundert Jahren (1885) geschriebenen Roman „Die Kleinkönige” des ungarischen Klassikers gewählt. Außerdem ist er auch der Autor eines Romans, der seinerzeit als wissenschaftlich-phantastische Utopie betrachtet wurde, deren Handlung in unseren Tagen spielt und die den Leser, unter anderem, auch hierher in das Donaudelta führt. Das Werk heißt „Der Roman des kommenden Jahrhunderts”. In dem folgenden Auszug erscheint diese Landschaft viel düsterer: „Wenn wir auf dem Chiliaarm fahren, breitet sich rechterhand ein unendlich 5
- Seite 2 und 3: Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA
- Seite 6 und 7: weites, tiefgrünes Meer, ein Schil
- Seite 8 und 9: ihren Molen. Aus solchen Ablagerung
- Seite 10 und 11: Im Norden sind sie mit dem Sumpfgeb
- Seite 12 und 13: Ortschaft Juli Aug. Sept. Okt. Nov.
- Seite 14 und 15: tige Flora beherbergen, verdienen n
- Seite 17 und 18: auch die armen Volksschichten. Im H
- Seite 19 und 20: nennen wir die Sonnenwenden südafr
- Seite 21 und 22: man das Grunzen der Schweine bis zu
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- Seite 28 und 29: Sulinaarm zu. Neben dem „Lebăda
- Seite 31: Möglichkeiten dieser Umgebung. So
- Seite 35 und 36: der vielen Hügelgräber dieser Umg
- Seite 38: eigentlichen Donau ab. Von hier wei
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- Seite 45 und 46: santeste Route, die mit einem Passa
- Seite 47 und 48: Reiher erscheinen am Ufer. Überall
- Seite 49 und 50: surca-Kanal nach Süden und überqu
- Seite 51 und 52: Leerfahrt macht, falls nicht gerade
- Seite 53 und 54: gut kennen und es verstehen, intere
<strong>DAS</strong> DELTA UND SEIN TOR<br />
„Nun duften auf dem Wasserspiegel die ledernen,<br />
gelben Seerosen. Die mit weißen, trichterförmigen<br />
Blüten geschmückte Winde klettert bis zur Spitze des<br />
hohen Schilfes empor. Vom Ufer neigt sich der rosafarbene<br />
Weiderich (Lithrum) dem Wasser zu. Auf dem<br />
beschirmten Kletterstock des violetten Wasserlieschens<br />
(Butomus) turnt der grüne Laubfrosch. Die winzigen,<br />
weißen Köpfchen der Wassermaiglöckchen und die<br />
dreilappigen, blauen Glöckchen der Waldrebe (Clematis)<br />
läuten Geheimnisse aus, die das Vergißmeinnicht ihnen<br />
zugeflüstert hat... Am Ufer spähen Reiher und Pelikane<br />
nach Fischen aus. Der Seeadler schießt auf einen dicken<br />
Karpfen herab und trägt seine Beute auf einen verdorrten<br />
Weidenbaum, um sie dort zu verzehren.”<br />
Dieses farbenfreudige Bild ist einer der vielen Naturbeschreibungen<br />
des großen ungarischen Erzählers<br />
Mór Jókai entnommen. Zwar sprach er hier über die<br />
Ursümpfe der Theißschwemmgebiete, aber genauso<br />
könnte man die Donaudeltamündung darstellen, die, was<br />
die Größe betrifft, die zweite in Europa und die zwanzigste<br />
in der Welt ist. Viele Autoren, von Herodot bis<br />
Jules Verne, von Jean Bart bis Radu Tudoran, sprachen<br />
in ihren geschichtlichen Arbeiten oder abenteuerdurchwebten<br />
Reisebeschreibungen, in Romanen und wissenschaftlichen<br />
Monographien über diese Wasserwelt. Das<br />
obige Zitat habe ich mit Absicht aus dem nahezu vor<br />
hundert Jahren (1885) geschriebenen Roman „Die Kleinkönige”<br />
des ungarischen Klassikers gewählt. Außerdem<br />
ist er auch der Autor eines Romans, der seinerzeit als<br />
wissenschaftlich-phantastische Utopie betrachtet wurde,<br />
deren Handlung in unseren Tagen spielt und die den<br />
Leser, unter anderem, auch hierher in das Donaudelta<br />
führt. Das Werk heißt „Der Roman des kommenden<br />
Jahrhunderts”. In dem folgenden Auszug erscheint diese<br />
Landschaft viel düsterer: „Wenn wir auf dem Chiliaarm<br />
fahren, breitet sich rechterhand ein unendlich<br />
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