Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank

AUF DEN WEGEN DES DONAUDELTAS
Noch ein letztes Mal pfeift die Lokomotive, während
der Zug die rötlichbraune Schlucht schlängelnd hinter
sich läßt. Die Bremsen quietschen, und er hält vor dem
modernen Bahnhofsgebäude, dessen Dach einem Fischerboot
ähnelt. Da sind wir also in Tulcea. Die bisher
friedlich schlummernden, plaudernden oder lesenden
Reisenden strömen jetzt auf den Bahnsteig und reißen
uns auch mit. Nach einigen Minuten unruhigen Hastens
verteilt sich die Menschenmenge, und wir bleiben mit
unseren zwei großen Reisetaschen auf dem beinahe
menschenleeren Bahnsteig. Zwei Postbeamte laden Zeitungsbündel
und Briefsäcke auf ihren Elektrokarren. Der
Bahnbeamte vom Dienst kehrt mit dem Signaltäfelchen
unterm Arm in sein Büro zurück. Ein wenig ratlos halten
wir Umschau: Wo könnte das vielgelobte Donaudelta
sein, dem zuliebe wir hierher reisten?
Imposant wogt die Donau hinter den Geleisen. Ein
dichter Mastenwald ragt an der Mole empor. Schlanke
Motorboote, mit weißen Vorhängen versehene Wohnschiffe,
gedrungene Schlepper ruhen auf dem Wasser;
etwas weiter, in der Donaubiegung, ankern Hochseeschiffe.
Jenseits, zwischen den Weiden, harren, am Ufer
vertäut, geteerte Fischerboote vor den schilfbedeckten
Häusern. Ist das wohl schon das Delta?
Vor der Stadt zeigt sich zuerst ein großerö runder See.
Auf seinem Wasserspiegel glänzen die Ruder von Paddelbooten.
Es ist der Ciuperca-See, hinter dem wir die
Tribünen eines Stadions, die qualmenden Schlote der
Tonbrennerei und der Eisengießerei erblicken. Von der
eigentlichen Siedlung ist vorläufig wenig zu sehen; sie
wird vom Bahnhofsgebäude und den langen Wohnblockreihen
verdeckt. Wo aber ist das Delta? Wir wollen doch
dorthin gelangen. Lassen wir unser Gepäck also bei der
Aufbewahrungsstelle im Bahnhof und unternehmen
zuerst einen Spaziergang in die Stadt, um Auskünfte einzuholen.
Wir möchten einige Tage im Delta verbringen,
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