Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank

Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank

adatbank.transindex.ro
von adatbank.transindex.ro Mehr von diesem Publisher
23.10.2012 Aufrufe

ensgebiet des Deltas kann zwischen ihnen auch von keinem Wohnort- oder Nahrungsstreit die Rede sein. Aber die erneute Nachfrage nach Edel- und Halbedelpelzen kam zu gleichen Zeit auf, als die Verbreitung der Maraerhunde im Delta begann und auch die gesteigerte Jagd auf das Hermelin, den Nerz, den Fischotter usw. So konnte diese anscheinend logische, aber den realen Tatsachen doch nicht entsprechende Erklärung, zustande kommen. Gleichzeitig — nämlich in den letzten Jahrzehnten — ist auch ein anderer vierbeiniger Gast in den Deltasümpfen erschienen: die Bisamratte. Ihre ursprüngliche Heimat sind die moorigen Gebiete Nordamerikas, wo sie von den Pelzjägern in erstaunlich großer Zahl gefangen wird. Auch ihr Fleisch, das „Sumpfhasenfleisch” genannt wird, verzehrt man in einigen Gebieten. Sie hat sich der Lebensweise im Wasser angepaßt, schwimmt und taucht ausgezeichnet. Diese Tiere wurden 1805 zuerst in der Tschechoslowakei, auf einem Gut in der Umgebung von Prag, angesiedelt, woher sie während einer Überschwemmung in die freie Natur gelangten. Heute sind die Bisamratten in den meisten europäischen Ländern zu finden. In Rumänien sind sie vor ungefähr dreißig Jahren an der westlichen Grenze erschienen, woher sie dann entlang der Donau langsam gegen Osten zogen. Das Delta erwies sich für die Bisamratte als ein ausgezeichneter Lebensraum: deswegen konnte sie sich so stark vermehren. Auch hat sie wenige natürliche Feinde, Die kleinwüchsigen Wieselarten nämlich, die sonst alle große Nagetiervertilger: sind, verschlingen diese scharfzahnige Beute nur sehr schwer. Auch Füchse und Wildkatzen können die schwimmenden Bisamratten nur selten erreichen, und ihre nächtliche Lebensweise schützt sie vor dem Angriff der meisten Raubvögel. Manchmal geschieht es, daß ein großer Wels oder Hecht ein junges Tier fängt, oder gar ein Uhu. Die Anzahl dieser Raubvögel befindet sich aber ständig im Rückgang. Es ist vorgekommen, daß ich in der „Speisekammer” eines „sparsamen” Uhu fünf kopflose Rattenkadaver auf einem Haufen gefunden habe. (Die Enthauptung der Beute ist typisch 191

für die Eulen.) Ein andersmal wollte sich ein hungriger Uhu meine Bisamratte, die ich bei Mondlicht geschossen hatte, vom Wasser holen. Selbstverständlich habe ich ihm kein Leid angetan, aber ich ließ mich auch nicht von ihm bestehlen. Es genügte, meine Taschenlampe aufleuchten zu lassen, um den Uhu sofort in die Flucht zu schlagen. Heutzutage ist diese Eulenart nahezu völlig aus dem Land verschwunden, so wird der Bisamrattenbestand durch ihn kaum gemindert. Die Bisamratten haben in der Gegend ihrer Geschlechtsorgane eine Drüse, die eine nach Moschus riechende Flüssigkeit absondert. Der durchdringende Geruch dieser Absonderung, der ihre ganze Umgebung, besonders während der Fortpflanzungszeit, erfüllt, wird auch vom Menschen deutlich wahrgenommen. Mit Hilfe dieses Geruchs bezeichnen sie ihren Wohnort. Zur Paarungszeit erscheinen sie auch bei Tag, streiten miteinander und jagen sich gegenseitig, wobei sie schrille Laute, die dem Weinen des Kiebitzes ähneln, ausstoßen. Sie graben ihre komplizierten Höhlensysteme in die steilen Uferoder Dammwände, die sie dann unter dem Wasser und oberhalb dessen mit Ausgangs- oder Lüftungsöffnungen versehen. Wo sie in sehr großer Zahl vorhanden sind, beginnen die unterwühlten Dämme zu sickern, und es besteht Rißgefahr. Geraten sie zufällig in ein Fischernetz, durchbeißen sie es mühelos, und auf diese Weise entschlüpfen auch die Fische. Auch aus diesem Grund, aber besonders ihres Felles wegen, werden sie gejagt. Wo kein Damm vorhanden ist, baut sich die Bisamratte ein schwimmendes Nest. Dieses besteht aus einem 60—80 cm dicken Geflecht aus Binsen, Pfeilkraut und Wassergras, das von dem fleißigen Tier nachts zusammengetragen wird. Hier wirft das Weibchen jährlich 3—4 mal je 4—12 Jungen, von denen die erste Generation noch im selben Jahr geschlechtsreif wird. Ihre Nahrung besteht — den Nagetieren entsprechend — aus Teilen der grünen Pflanzen. Die Bisamratten tauchen unter und bringen das Futter an die Oberfläche. Sie ernähren sich vorwiegend von jungen Schilftrieben, fressen aber auch Wassernüsse gern. Diese Tiere sind jedoch nicht durchwegs Vegetarier, denn sie holen 192

für die Eulen.) Ein andersmal wollte sich ein hungriger<br />

Uhu meine Bisamratte, die ich bei Mondlicht geschossen<br />

hatte, vom Wasser holen. Selbstverständlich habe ich<br />

ihm kein Leid angetan, aber ich ließ mich auch nicht von<br />

ihm bestehlen. Es genügte, meine Taschenlampe aufleuchten<br />

zu lassen, um den Uhu sofort in die Flucht zu<br />

schlagen. Heutzutage ist diese Eulenart nahezu völlig aus<br />

dem Land verschwunden, so wird der Bisamrattenbestand<br />

durch ihn kaum gemindert.<br />

Die Bisamratten haben in der Gegend ihrer Geschlechtsorgane<br />

eine Drüse, die eine nach Moschus riechende<br />

Flüssigkeit absondert. Der durchdringende Geruch<br />

dieser Absonderung, der ihre ganze Umgebung, besonders<br />

während der Fortpflanzungszeit, erfüllt, wird auch<br />

vom Menschen deutlich wahrgenommen. Mit Hilfe dieses<br />

Geruchs bezeichnen sie ihren Wohnort. Zur Paarungszeit<br />

erscheinen sie auch bei Tag, streiten miteinander und<br />

jagen sich gegenseitig, wobei sie schrille Laute, die dem<br />

Weinen des Kiebitzes ähneln, ausstoßen. Sie graben<br />

ihre komplizierten Höhlensysteme in die steilen Uferoder<br />

Dammwände, die sie dann unter dem Wasser und<br />

oberhalb dessen mit Ausgangs- oder Lüftungsöffnungen<br />

versehen. Wo sie in sehr großer Zahl vorhanden sind, beginnen<br />

die unterwühlten Dämme zu sickern, und es besteht<br />

Rißgefahr. Geraten sie zufällig in ein Fischernetz,<br />

durchbeißen sie es mühelos, und auf diese Weise entschlüpfen<br />

auch die Fische. Auch aus diesem Grund, aber<br />

besonders ihres Felles wegen, werden sie gejagt.<br />

Wo kein Damm vorhanden ist, baut sich die Bisamratte<br />

ein schwimmendes Nest. Dieses besteht aus einem<br />

60—80 cm dicken Geflecht aus Binsen, Pfeilkraut und<br />

Wassergras, das von dem fleißigen Tier nachts zusammengetragen<br />

wird. Hier wirft das Weibchen jährlich<br />

3—4 mal je 4—12 Jungen, von denen die erste Generation<br />

noch im selben Jahr geschlechtsreif wird.<br />

Ihre Nahrung besteht — den Nagetieren entsprechend<br />

— aus Teilen der grünen Pflanzen. Die Bisamratten<br />

tauchen unter und bringen das Futter an die Oberfläche.<br />

Sie ernähren sich vorwiegend von jungen Schilftrieben,<br />

fressen aber auch Wassernüsse gern. Diese Tiere<br />

sind jedoch nicht durchwegs Vegetarier, denn sie holen<br />

192

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!