Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank

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23.10.2012 Aufrufe

Amsel Turmfalke Neuntöter 16 Jahre 11 Jahre 8 Jahre Die Lebensdauer der Vögel ist in der Gefangenschaft im allgemeinen länger als unter den vielen Gefahren der freien Natur. Könnte man sie aber vor die Wahl stellen, wie viele von ihnen würden das „Lebenslänglich” dem unsicheren, aber freien Leben gegenüber vorziehen?

VIERBEINIGE GÄSTE Das Telefon läutet im Büro des Instituts für Agronomie und Waldforschung von Tulcea. Der Wildhüter aus dem Dorfe Sfîntu Gheorghe an der Mündung des gleichnamigen Donauarmes meldet folgendes: „Ich habe gestern einen riesigen Hirsch am Ufer des Türkischen Kanals neben Meleaua gesehen. Mit meinem Boot konnte ich mich ihm bis auf vier, fünf Meter nähern. Er floh auf die südliche Grenze des Reservats zu.” In dieser Gegend hatte bis dahin noch niemand einen Hirsch gesehen! Da müßte nachgeforscht werden. Am nächsten Tag fuhr ich schon mit dem ersten Schiff die Windungen des südlichen Donauarmes entlang und stieg neugierig in dem sandigen Fischerdorf aus. Unser Boot fuhr an dem 150 Jahre alten, jetzt außer Betrieb gesetzten Leuchtturm vorbei, von dem der Kanal seinen Namen erhielt. Bald erblickten wir den Meieaua Paß mit seinem seichten Wasser, der den Landstreifen Sacalin vom Ufer trennt. Und da waren auch schon die seltsamen Spuren von Hufen, die spannenbreit auseinanderstanden. Ich begann zu zweifeln und fragte: „Wie sah der Hirsch aus?” „Er hatte Ohren wie ein Esel, eine große, gebogene Schnauze, ein sechsarmiges Geweih, das seitswärts stand, und weiße ,Strümpfe’”, sagte der Wildhüter. Die Beschreibung traf nicht auf den Hirsch zu, eher auf den Elch. Die Rinde einiger Weiden war mindestens zwei Meter hoch abgeschält. Auch das sprach für den Elch. Ich sammelte eine Handvoll olivenförmiger, brauner Kügelchen. (Im romantischen Mittelalter war es die Pflicht des Jagdmeisters, vor Beginn der Jagd solche Kügelchen mit großem Zeremoniell als „excretum” seinem Feudalherrn zu präsentieren. Ein Nimrod unserer Tage nennt sie einfach Kot.) Zu Hause verglich ich die Zeichnung der Spuren und den Koţ mit den Abbildungen aus dem Buch „Tierspuren” von P. Bang und P. Dahlström. 184

VIERBEINIGE GÄSTE<br />

Das Telefon läutet im Büro des Instituts für Agronomie<br />

und Waldforschung von Tulcea. Der Wildhüter aus<br />

dem Dorfe Sfîntu Gheorghe an der Mündung des gleichnamigen<br />

Donauarmes meldet folgendes:<br />

„Ich habe gestern einen riesigen Hirsch am Ufer des<br />

Türkischen Kanals neben Meleaua gesehen. Mit meinem<br />

Boot konnte ich mich ihm bis auf vier, fünf Meter<br />

nähern. Er floh auf die südliche Grenze des Reservats<br />

zu.”<br />

In dieser Gegend hatte bis dahin noch niemand einen<br />

Hirsch gesehen! Da müßte nachgeforscht werden. Am<br />

nächsten Tag fuhr ich schon mit dem ersten Schiff die<br />

Windungen des südlichen Donauarmes entlang und stieg<br />

neugierig in dem sandigen Fischerdorf aus.<br />

Unser Boot fuhr an dem 150 Jahre alten, jetzt außer<br />

Betrieb gesetzten Leuchtturm vorbei, von dem der Kanal<br />

seinen Namen erhielt. Bald erblickten wir den Meieaua<br />

Paß mit seinem seichten Wasser, der den Landstreifen<br />

Sacalin vom Ufer trennt. Und da waren auch schon<br />

die seltsamen Spuren von Hufen, die spannenbreit auseinanderstanden.<br />

Ich begann zu zweifeln und fragte:<br />

„Wie sah der Hirsch aus?”<br />

„Er hatte Ohren wie ein Esel, eine große, gebogene<br />

Schnauze, ein sechsarmiges Geweih, das seitswärts stand,<br />

und weiße ,Strümpfe’”, sagte der Wildhüter.<br />

Die Beschreibung traf nicht auf den Hirsch zu, eher<br />

auf den Elch. Die Rinde einiger Weiden war mindestens<br />

zwei Meter hoch abgeschält. Auch das sprach für den<br />

Elch. Ich sammelte eine Handvoll olivenförmiger, brauner<br />

Kügelchen. (Im romantischen Mittelalter war es die<br />

Pflicht des Jagdmeisters, vor Beginn der Jagd solche Kügelchen<br />

mit großem Zeremoniell als „excretum” seinem<br />

Feudalherrn zu präsentieren. Ein Nimrod unserer Tage<br />

nennt sie einfach Kot.) Zu Hause verglich ich die Zeichnung<br />

der Spuren und den Koţ mit den Abbildungen aus<br />

dem Buch „Tierspuren” von P. Bang und P. Dahlström.<br />

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