Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank

wundete Beutetier noch fliehen, wird es trotzdem nach
kurzer Zeit durch die Giftwirkung vollständig gelähmt
und stirbt letztlich doch. Züngelnd folgt die Schlange dem
Geruch und dem „Wärmepfad” der Beute, die sie dann
verschlingt. Mit Hilfe ihres erstaunlich dehnbaren Kieferapparates
kann sie auch Tiere, die viel dicker als ihr
eigener Körper sind, schlucken.
Der menschliche Organismus reagiert auf den Giftstoff
verschieden. Die Wirkung kann von folgenden
Faktoren abhängen: Der Bißstelle, welcher Art die
Schlange angehörte, ob beide Zähne in den Körper eingedrungen
sind oder nur einer, in welchem Maße die
Giftdrüsen gefüllt waren (durchschnittlich besteh die
Giftdosis aus 25—35 mg). Die gesättigte Schlange, die
ihre Beute vor kurzem verschlungen hat, bewegt sich
langsam und verdaut die Nahrung im zusammengerollten
Körper. In solchem Zustand weicht sie dem Menschen
schwer aus, ihre Giftdrüsen aber sind dann weniger gefüllt.
Der gebissene Mensch spürt manchmal einen brennenden
Schmerz, ein andermal bemerkt er den kleinen
Stich kaum, zumal er die Schlange gar nicht erblickt
hatte. Nach einigen Minuten melden sich die ersten
Symptome: Schwindel, allgemeines Unwohlsein, Seh- und
Gleichgewichtsstörungen, Brechreiz, der gebissene Körperteil
schwillt an und verfärbt sich.
Im Delta bildet der Biß einer Giftschlange keine unmittelbare
Gefahr. In dieser Gegend treten Ottern nicht
häufiger auf als in anderen Landesteilen. Jeder Naturliebhaber
muß aber wissen, wie er sich bei einem eventuellen
Schlangenbiß zu verhalten hat.
Vor allem ist nicht zu vergessen, daß man es mit einem
ernsten, aber nicht unbedingt verhängnisvollen Unfall
zu tun hat. Man sollte sich jedoch nicht von Panik
überwältigen lassen. Das gebissene Glied soll mit einem
Riemen, einer Schnur oder einer Krawatte straff abgebunden
werden, damit man die Verbreitung der Giftstoffe
in die anderen Körperteile verhindert. Die Binde
muß nach jeder halben Stunde gelockert werden, damit
das betreffende Glied wegen mangelnder Blutzufuhr nicht
unwiederbringlich geschädigt wird. Unterdessen erwei-
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