Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank

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23.10.2012 Aufrufe

ich nach einem kurzen Umblick anderthalb Dutzend Würfelnattern auf der Insel Bisericuţa. Sie frißt mehr Fische als die Wassernatter, aber der Schaden, den sie bei einer intensiven Fischzucht anrichtet, ist unbedeutend. Im eigentlichen Delta ist noch eine Natternart bekannt: die Glattnatter, die nur auf der Insel Letea gesehen werden kann. An der unmittelbaren Grenze des Deltas, in der Dobrudschaer Hochebene sind auch andere Natternarten heimisch. Die imposanteste davon ist die Zornschlange, die ihren Namen mit Recht trägt. Wittert sie Gefahr, so streckt sie sich empor und beißt ihren Angreifer mehrmals hintereinander. Sie hat keine Giftzähne, aber ihre Größe (sie ist zwei Meter lang und somit eine der längsten Schlangen Rumäniens) und ihre flinken Bewegungen können auch denen unangenehme Augenblicke bereiten, die um ihre Harmlosigkeit wissen. Sie erbeutet größere Tiere als die bisher erwähnten Nattern. Unter anderen verschlingt sie Ziesel und Eidechsen. In der Dobrudscha leben noch zwei Natternarten: die Äskulapnatter und die Vierstreifennatter. Von beiden Arten sind jedoch so wenige im Delta vertreten, daß die Möglichkeit einer Begegnung mit diesen fast ausgeschlossen ist. Vielleicht ist es interessant zu wissen, daß die größte in Rumänien abgemessene Schlange eine 2,6 Meter lange Vierstreifennatter war, die Anfang dieses Jahrhunderts in der Umgebung von Cernavoda gefangen wurde. Erzählen einige Leute von längeren Exemplaren, so sind das nur Ausgeburten der Phantasie. Im Süden der Dobrudscha, der nicht mehr zum eigentlichen Deltagebiet gehört, ist die einzige europäische Riesenschlangenart, die Sandboa, bekannt. Ihre Größe, 70—80 cm, ist vergleichsweise zu der ihrer riesigen Verwandten bescheiden, aber infolge ihrer anatomischen Eigenartigkeit nimmt sie in dieser Verwandtschaft einen vornehmen Platz ein. Sie lebt auf sandigem Lößboden, verbirgt sich tagsüber in der Erde und geht nachts nach Beute aus. Sie ist ein harmloser Eidechsen- und Würmerfresser. Das letzte authentische Exemplar wurde vor ungefähr einem halben Jahrhundert gesichtet. 131

Nach den braven Nattern und den bescheidenen Riesenschlangenangehörigen soll noch einiges über die Ottern (Vipern) gesagt werden, die zu der gefährlichen Familie der Kriechtiere in der gemäßigten Zone gehören. Diesen schlechten Ruf verdanken sie ihrem Giftapparat, und zweifellos ist dieser eine wirksamere Verteidigungswaffe als das nach Knoblauch riechende Sekret der Nattern, das bei Gefahr durch eine Drüse in der Aftergegend ausgeschieden wird. Auf den ersten Blick sind die Ottern durch ihren kürzeren Schwanz und ihren dickeren, mit Schuppen bedeckten Kopf von den schlankeren Nattern zu unterscheiden. Ihre Pupillen stehen senkrecht. Ihr Name „Vivipara” besagt, daß die meisten Arten keine Eier legen, sondern lebendige Schlangenjunge zur Welt bringen. Genauer gesagt, solche Eier legen, aus denen die Jungen gleich ausschlüpfen. Im Delta und in seiner Umgebung kennt man zwei verschiedene Arten: Die Sandotter und die Steppenotter. Erstere bewohnt, im Gegensatz zu ihrem Namen, felsige, steinige Berghänge. Man kann sie an den dunklen Rükkenstreifen und den beschuppten Hörnchen auf ihrer „Nasenspitze” erkennen. Unsere größte Otternart kann etwa 90 cm erreichen. Sie ernährt sich von kleinen Nagetieren und Eidechsen, nachdem sie diese mit ihrem Giftapparat gelähmt hat. (Vom Mechanismus des Bisses, von dessen anatomischen Eigenheiten und von ihrem Gift wird in einem anderen Kapitel die Rede sein.) Im eigentlichen Delta lebt nur die Steppenotter. An vielen ihrer früheren Aufenthaltsorte wurde sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Ich fragte einmal einen Wildhüter von Letea: „Gibt es Vipern auf der Insel?” „Freilich gibt es.” „Und wann haben Sie zum letzten Mal eine gesehen?” „Vielleicht vor drei oder vier oder fünf Jahren sah ich eine und sie war sooo groß!” Es besteht also praktisch keine Möglichkeit, ihr zu begegnen. Derzeit bildet den letzten Zufluchtsort dieser Art die Waldpflanzung nördlich vom Ort Sfîntu Gheorghe. 132

ich nach einem kurzen Umblick anderthalb Dutzend Würfelnattern<br />

auf der Insel Bisericuţa. Sie frißt mehr Fische<br />

als die Wassernatter, aber der Schaden, den sie bei einer<br />

intensiven Fischzucht anrichtet, ist unbedeutend.<br />

Im eigentlichen Delta ist noch eine Natternart bekannt:<br />

die Glattnatter, die nur auf der Insel Letea gesehen werden<br />

kann.<br />

An der unmittelbaren Grenze des Deltas, in der Dobrudschaer<br />

Hochebene sind auch andere Natternarten<br />

heimisch. Die imposanteste davon ist die Zornschlange,<br />

die ihren Namen mit Recht trägt. Wittert sie Gefahr, so<br />

streckt sie sich empor und beißt ihren Angreifer mehrmals<br />

hintereinander. Sie hat keine Giftzähne, aber ihre<br />

Größe (sie ist zwei Meter lang und somit eine der längsten<br />

Schlangen Rumäniens) und ihre flinken Bewegungen<br />

können auch denen unangenehme Augenblicke bereiten,<br />

die um ihre Harmlosigkeit wissen. Sie erbeutet größere<br />

Tiere als die bisher erwähnten Nattern. Unter anderen<br />

verschlingt sie Ziesel und Eidechsen. In der Dobrudscha<br />

leben noch zwei Natternarten: die Äskulapnatter<br />

und die Vierstreifennatter. Von beiden Arten sind jedoch<br />

so wenige im Delta vertreten, daß die Möglichkeit einer<br />

Begegnung mit diesen fast ausgeschlossen ist. Vielleicht<br />

ist es interessant zu wissen, daß die größte in Rumänien<br />

abgemessene Schlange eine 2,6 Meter lange Vierstreifennatter<br />

war, die Anfang dieses Jahrhunderts in der<br />

Umgebung von Cernavoda gefangen wurde. Erzählen einige<br />

Leute von längeren Exemplaren, so sind das nur<br />

Ausgeburten der Phantasie.<br />

Im Süden der Dobrudscha, der nicht mehr zum eigentlichen<br />

Deltagebiet gehört, ist die einzige europäische<br />

Riesenschlangenart, die Sandboa, bekannt. Ihre Größe,<br />

70—80 cm, ist vergleichsweise zu der ihrer riesigen Verwandten<br />

bescheiden, aber infolge ihrer anatomischen<br />

Eigenartigkeit nimmt sie in dieser Verwandtschaft einen<br />

vornehmen Platz ein. Sie lebt auf sandigem Lößboden,<br />

verbirgt sich tagsüber in der Erde und geht nachts nach<br />

Beute aus. Sie ist ein harmloser Eidechsen- und Würmerfresser.<br />

Das letzte authentische Exemplar wurde vor ungefähr<br />

einem halben Jahrhundert gesichtet.<br />

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