Botond J. Kiss DAS DONAUDELTA - Adatbank

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23.10.2012 Aufrufe

ders beim winterlichen Fischfang ausgenützt. Die senkrecht stehenden Reusen wurden derart in die Eislöcher gestellt, daß die Schlammbeißer leicht hineinkonnten. Von hier führte ihr Weg allerdings nur noch in die Binsenkörbe der Fischer. Sehenswert ist das Liebesspiel dieses Fisches; deswegen hält man ihn gerne in Aquarien, manchmal zusammen mit einem anderen Genossen, dem Hundfisch. Dieser verträgt den Sauerstoffmangel genauso gut, da er auch ein Luftatmer ist. In gewissem Maße spielt seine ganze Körperoberfläche beim Gaswechsel eine Rolle. In den Gewässern des Deltas sind gleicherweise Schlammbeißer und Hundfische zu finden, sie haben aber in der Fischerei keine so große Bedeutung wie die vor ihnen beschriebenen Arten. Unter den in Aquarien gezüchteten Fischen europäischen Ursprungs ist keiner so bekannt wie der Stichling. Nicht nur Schulkinder, sondern auch erwachsene Naturfreunde beschäftigen sich gerne mit ihm. Große Verhaltensforscher unserer Zeit, wie z. B. Konrad Lorenz, aber besonders Niko Tinbergen, beide Nobelpreisträger für medizinische Biologie 1973, haben sich mit diesem scheinbar unbedeutenden Fisch beschäftigt. Der Stichling ist nur 6—7 cm lang, trägt auf dem Körper meist drei bis vier Reihen kleiner, verknöcherter Schilder, während die ersten Strahlen seiner Rückenflosse in drei kräftigen, dolchartigen Stacheln enden. (Daher sein Name.) Zur Rüstung des Stichlings gesellt sich auch eine kühne, kampflustige Natur. Seine scharfen Stacheln flößen sogar größeren Hechten Respekt ein. Interessant ist die merkwürdige Art und Weise der Vermehrung dieses Fisches. In der Laichzeit (März bis Juni) werden die Farben des Männchens sehr lebhaft; sein Bauchteil ist dann rötlich. Mit dem Maul gräbt er ein Loch in den Sand und baut aus Wurzelfasern und Halmen ein faustgroßes, ovales Nest, das er mit Hilfe seines Urins zusammenklebt. Jedes fremde Männchen, das sich dem Nest zu nähern wagt, wird heftig angegriffen und bis jenseits der Grenze des betreffenden Gebietes verfolgt. Überschreiten die Rivalen diese Grenze, tauschen sich die Rollen und der 103

ehemalige Verfolgte jagt nun den Nestbesitzer bis zur Mitte seines Territoriums zurück. Dort wendet sich abermals das Blatt und so geht es weiter, bis sie untereinander die Grenzlinie ihrer Bereiche geklärt haben. Dann beginnen sie, drohend in den Sand zu beißen. Das ist die sogenannte Konfliktsituation, in der sie zwischen Fluchtund Angriffsreiz schwanken. Mit diesen scheinbar sinnlosen Gebärden reagieren sie ihre Spannung ab, ähnlich einem nervösen Menschen, der in seiner Aufregung das Taschentuch zerknittert oder an den Nägeln beißt. Nähert sich dem Stichling aber ein Weibchen in Hochzeitsstimmung, eilt er ihr im Zickzack entgegen. Das Weibchen wendet sich und zeigt ihm seinen vom Rogen geschwollenen Bauch. Nun führt er das Weibchen zum Nest, wohin es so weit hineinschwimmt, daß sein Hinterteil draußen bleibt. Dieses wird vom Männchen ein paarmal gestoßen, worauf es die Eier ablegt und dann das Nest durch einen anderen Ausgang verläßt. Sein Platz wird dann vom Männchen besetzt, das die Eier befruchtet. Dieses Gebaren ist das Beispiel einer instinktiven Handlungskette. Jede Stufe davon löst eine neue Reaktion aus; bleibt auch nur eine aus, wird der Prozeß gestoppt. Die Laichzeit des Stichlings dauert 2—3 Monate. In dieser Zeit legen mehrere Weibchen Eier in ein und dasselbe Nest; dasselbe Weibchen auch mehrere Male. Das Männchen bewacht das Nest, schützt es vor dem Angriff anderer Fischarten und verteidigt es mit seinen Stacheln gegen größere Fische. Während dieser Kämpfe schwebt es vor dem Nest und führt den Eiern mit Hilfe seiner Flossen frisches, sauerstoffreiches Wasser zu. Ungefähr nach anderthalb Wochen schlüpfen die kleinen Stichlinge aus, bleiben aber noch eine Zeitlang im Nest, bis sie Sich ein wenig stärken und ihren Dottersack völlig aufgebraucht haben. Später verlassen sie die Laichplätze in großen Schwärmen. Dieses merkwürdige Fischlein lebt auch im Delta, hauptsächlich in den Mündungsteilen der Donauarme und in den Lagunen. In Rumänien wird er nicht gefangen, obwohl er, trotz seiner winzigen Gestalt, eine medizini- 104

ders beim winterlichen Fischfang ausgenützt. Die senkrecht<br />

stehenden Reusen wurden derart in die Eislöcher<br />

gestellt, daß die Schlammbeißer leicht hineinkonnten. Von<br />

hier führte ihr Weg allerdings nur noch in die Binsenkörbe<br />

der Fischer.<br />

Sehenswert ist das Liebesspiel dieses Fisches; deswegen<br />

hält man ihn gerne in Aquarien, manchmal zusammen<br />

mit einem anderen Genossen, dem Hundfisch.<br />

Dieser verträgt den Sauerstoffmangel genauso gut, da er<br />

auch ein Luftatmer ist. In gewissem Maße spielt seine<br />

ganze Körperoberfläche beim Gaswechsel eine Rolle.<br />

In den Gewässern des Deltas sind gleicherweise<br />

Schlammbeißer und Hundfische zu finden, sie haben aber<br />

in der Fischerei keine so große Bedeutung wie die vor<br />

ihnen beschriebenen Arten.<br />

Unter den in Aquarien gezüchteten Fischen europäischen<br />

Ursprungs ist keiner so bekannt wie der Stichling.<br />

Nicht nur Schulkinder, sondern auch erwachsene Naturfreunde<br />

beschäftigen sich gerne mit ihm. Große Verhaltensforscher<br />

unserer Zeit, wie z. B. Konrad Lorenz, aber<br />

besonders Niko Tinbergen, beide Nobelpreisträger für<br />

medizinische Biologie 1973, haben sich mit diesem scheinbar<br />

unbedeutenden Fisch beschäftigt.<br />

Der Stichling ist nur 6—7 cm lang, trägt auf dem<br />

Körper meist drei bis vier Reihen kleiner, verknöcherter<br />

Schilder, während die ersten Strahlen seiner Rückenflosse<br />

in drei kräftigen, dolchartigen Stacheln enden. (Daher<br />

sein Name.) Zur Rüstung des Stichlings gesellt sich auch<br />

eine kühne, kampflustige Natur. Seine scharfen Stacheln<br />

flößen sogar größeren Hechten Respekt ein. Interessant<br />

ist die merkwürdige Art und Weise der Vermehrung dieses<br />

Fisches.<br />

In der Laichzeit (März bis Juni) werden die Farben<br />

des Männchens sehr lebhaft; sein Bauchteil ist dann rötlich.<br />

Mit dem Maul gräbt er ein Loch in den Sand und<br />

baut aus Wurzelfasern und Halmen ein faustgroßes, ovales<br />

Nest, das er mit Hilfe seines Urins zusammenklebt.<br />

Jedes fremde Männchen, das sich dem Nest zu nähern<br />

wagt, wird heftig angegriffen und bis jenseits der Grenze<br />

des betreffenden Gebietes verfolgt. Überschreiten die Rivalen<br />

diese Grenze, tauschen sich die Rollen und der<br />

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