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Energie und Textil - Textilverband Schweiz

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Wir tragen Sorge zur Umwelt <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Textil</strong><br />

<strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Textil</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Textil</strong> – Ein Überblick ............................................................................ 2<br />

2. <strong>Textil</strong>verarbeitung ................................................................................................. 4<br />

2.1 Nassaggregate........................................................................................................ 4<br />

2.2 Trockenaggregate.................................................................................................... 5<br />

2.3 Maschinen.............................................................................................................. 5<br />

3. Infrastruktur ........................................................................................................ 7<br />

3.1 Gebäude................................................................................................................. 7<br />

3.2 Heizungsanlage........................................................................................................ 8<br />

3.3 Lüftungsanlage ........................................................................................................ 9<br />

3.4 Druckluftanlage...................................................................................................... 10<br />

3.5 Beleuchtungsanlage ............................................................................................... 11<br />

3.6 Wasserversorgung ................................................................................................ 13<br />

4. <strong>Energie</strong>technik.................................................................................................... 14<br />

4.1 Elektrizität............................................................................................................. 14<br />

4.2 Verbrennung ......................................................................................................... 15<br />

4.3 Wärmekraftkopplung .............................................................................................. 16<br />

4.4 Wärmepumpe ....................................................................................................... 17<br />

4.5 Wärmeverteilung ................................................................................................... 18<br />

5. Technologien ...................................................................................................... 20<br />

5.1 Wärmedämmung................................................................................................... 20<br />

5.2 Wärmerückgewinnung............................................................................................ 20<br />

5.3 Antriebstechnik...................................................................................................... 21<br />

5.4 Pumpen <strong>und</strong> Gebläse.............................................................................................. 22<br />

5.5 Messtechnik ......................................................................................................... 23<br />

6. Gr<strong>und</strong>lagen ........................................................................................................ 24<br />

6.1 Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lagen........................................................................................... 24<br />

6.2 Literatur............................................................................................................... 24<br />

6.3 Links.................................................................................................................... 24<br />

7. Aktuelles............................................................................................................ 25<br />

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Wir tragen Sorge zur Umwelt <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Textil</strong><br />

1. <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Textil</strong> – Ein Überblick<br />

<strong>Energie</strong> ist ein wichtiger Produktions- <strong>und</strong> Kostenfaktor in der <strong>Textil</strong>- <strong>und</strong> Bekleidungsindustrie. Einzelne<br />

Sparten, wie z.B. Spinnerei oder <strong>Textil</strong>veredlung benötigen in ganz erheblichem Umfange<br />

Produktionsenergie, deren Kosten z.B. in der <strong>Textil</strong>veredlung bis zu 15 % des Umsatzes betragen<br />

kann.<br />

<strong>Energie</strong>sparen ist daher in der <strong>Textil</strong>industrie keine «Modeerscheinung», sondern liegt im ureigensten<br />

Interesse der Firmen selbst, denn <strong>Energie</strong> sparen bedeutet auch Kosten sparen. Es braucht<br />

daher gr<strong>und</strong>sätzlich keinen «Druck von aussen» für einen sparsamen Umgang mit <strong>Energie</strong>.<br />

Wie in allen Industriebetrieben, so auch in den Betrieben der <strong>Textil</strong>industrie entfällt ein erheblicher<br />

<strong>Energie</strong>aufwand auf die Heizung (siehe Abschnitt 4.2), die Lüftung (siehe Abschnitt 4.3) <strong>und</strong> die<br />

Beleuchtung (siehe Abschnitt 4.5). Die möglichen Sparmassnahmen sind daher gr<strong>und</strong>sätzlich ähnlich<br />

wie in anderen Produktionsbetrieben. <strong>Textil</strong>spezifische Belange gibt es hier nur insoweit als bei<br />

einzelnen wärmeintensiven Prozessen in der <strong>Textil</strong>industrie die Wärmerückgewinnung (siehe Abschnitt<br />

6.2) eine erhebliche Rolle spielt.<br />

Da für den Antrieb von Anlagen <strong>und</strong> Maschinen auch in der <strong>Textil</strong>industrie weitestgehend Elektromotoren<br />

verwendet werden, sind die Belange betreffend energiesparsamen Betrieb von solchen<br />

Motoren (siehe Abschnitte 3.3 <strong>und</strong> 6.3) gr<strong>und</strong>sätzlich gleich wie in anderen Industriezweigen.<br />

Für den Antrieb von Motoren <strong>und</strong> Anlagen verwendet man auch in der <strong>Textil</strong>industrie elektrische<br />

<strong>Energie</strong>, die meist vom Netz bezogen wird. Manche <strong>Textil</strong>betriebe verfügen indessen auch über<br />

eigene kleine Wasserkraftwerke, mit deren Leistung sie den eigenen Bedarf (teilweise) decken bzw.<br />

auch in das allgemeine Versorgungsnetz einspeisen können. Die Leistung der betriebseigenen<br />

Kraftwerke der <strong>Textil</strong>industrie beträgt r<strong>und</strong> 150'000 kW/Jahr.<br />

Dort, wo viel geheizt werden muss, ist die Verwendung von Heizöl bzw. Erdgas die Regel. Zusammen<br />

mit der elektrischen <strong>Energie</strong> sind dies die wichtigsten <strong>Energie</strong>quellen in der <strong>Textil</strong>industrie.<br />

<strong>Textil</strong>spezifische Fragestellungen ergeben sich in der <strong>Textil</strong>industrie insbesondere im Zusammenhang<br />

mit der Veredlung von <strong>Textil</strong>ien, mit der Klimatisierung <strong>und</strong> mit dem Absaugen von <strong>Textil</strong>staub.<br />

Die Veredlung von <strong>Textil</strong>ien umfasst u.a. die Vorbehandlung, das Färben <strong>und</strong> das Bedrucken von<br />

<strong>Textil</strong>ien, aber auch das Beschichten <strong>und</strong> diverse Ausrüstungsprozesse, mit denen die Eigenschaften<br />

von <strong>Textil</strong>ien verbessert werden (Bügelfreiheit, wasserabstossend, schwer entflammbar, Schutz<br />

vor UV-Strahlen, usw.). Für diese Prozesse benötigt man viel warmes Wasser, aber auch warme<br />

Luft, um die nassen <strong>Textil</strong>ien wieder zu trocknen. Um Wasser <strong>und</strong> Luft zu erwärmen braucht es<br />

natürlich <strong>Energie</strong>, z.B. sind für die Erwärmung von 1m 3 Wasser von 20°C auf 70°C r<strong>und</strong> 60 kWh<br />

(Kilowattst<strong>und</strong>en) erforderlich, was r<strong>und</strong> 6 Liter Heizöl entspricht. Wichtige Sparpotentiale stecken<br />

in den modernen, optimierten Produktionsverfahren, mit dem Ziel, die benötigte Wassermenge je<br />

Produktionseinheit zu reduzieren, die für die optimalen Prozessabläufe erforderlichen Temperaturen<br />

zu senken <strong>und</strong> die Durchlaufzeiten zu verkürzen (siehe Abschnitte 3.1 <strong>und</strong> 3.2). Somit muss<br />

weniger Wasser (oder Luft) weniger stark <strong>und</strong> nur für kürzere Zeit erwärmt werden; vergleichbar<br />

mit dem Aufkochen von z.B. 3 Liter Wasser im Vergleich zum blossen Erwärmen von 3 Deziliter im<br />

privaten Haushalt.<br />

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Hier bietet die Rückgewinnung von <strong>Energie</strong> (im Kühlwasserrücklauf können z.B. bis zu 80% der<br />

Wärmeenergie zurückgewonnen werden) ganz erhebliche <strong>Energie</strong>sparmöglichkeiten (siehe auch<br />

Abschnitt 6.2.). Da in der <strong>Textil</strong>veredlung ganz erhebliche Mengen von Wasser benötigt werden,<br />

Klimatisierung ist daher in vielen <strong>Textil</strong>betrieben ein Muss. Hier gelten die üblichen <strong>Energie</strong>sparmassnahmen<br />

wie Abschalten bei Nichtgebrauch, Fenster schliessen, usw.<br />

Bei der Verarbeitung der textilen Fasern (Spinnerei) <strong>und</strong> der Garne (Weberei) tritt vermehrt Faserflug<br />

oder <strong>Textil</strong>staub auf. Sie sind äusserst unerwünscht, sie beeinträchtigen das Wohlbefinden des<br />

Personals <strong>und</strong> die Funktionstüchtigkeit der Maschinen. Sie können aber auch zu erheblichen Quali-<br />

tätsproblemen führen, vor allem wenn sich dabei verschiedene Faserarten „in die Quere“ kommen<br />

(z.B. verhalten sich Synthetics bei der Färbung anders als Baumwolle; gelangt somit Synthetics-<br />

Staub auf Baumwollgewebe, kann es beim Färben zu grossen Qualitätseinbussen kommen). Bei<br />

den modernen <strong>Textil</strong>maschinen werden die freien Fasern bzw. wird der Staub direkt an den Maschinen<br />

abgesogen. Die hierfür erforderlichen Einrichtungen gehören zur Lüftungsanlage, welche<br />

korrekt dimensioniert <strong>und</strong> betrieben werden muss (siehe Abschnitt 4.3), damit sie mit möglichst<br />

geringem <strong>Energie</strong>aufwand arbeitet.<br />

Ein wichtiger Teilaspekt des <strong>Energie</strong>sparens ist die Verminderung des CO2-Ausstosses. CO2 entsteht<br />

u.a. bei der Verbrennung von Heizöl <strong>und</strong> Erdgas <strong>und</strong> ist somit für jene <strong>Textil</strong>betriebe von erheblicher<br />

Bedeutung, welche Wärme in erster Linie nicht nur für die Raumheizung sondern auch<br />

für den Produktionsprozess benötigen (vor allem <strong>Textil</strong>veredlung). In der <strong>Schweiz</strong> regelt das CO2-<br />

Gesetz die Reduktion des CO2-Ausstosses. Sofern dieses Ziel nicht durch freiwillige Massnahmen<br />

erreicht werden kann, wird es mit einer Lenkungsabgabe erzwungen. Die schweizerischen <strong>Textil</strong>firmen<br />

mit erhöhtem Verbrauch an Heizöl <strong>und</strong> Erdgas haben sich der <strong>Energie</strong>-Agentur der Wirtschaft<br />

angeschlossen, um mit geeigneten freiwilligen Massnahmen die Sparziele zu erreichen (siehe<br />

auch Abschnitt 8).<br />

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2. <strong>Textil</strong>verarbeitung<br />

<strong>Energie</strong> ist ein wichtiger Produktionsfaktor in der <strong>Textil</strong>industrie. Je nach Unternehmen verursachen<br />

die <strong>Energie</strong>kosten 1% (Konfektion) bis 15% (Veredlung) des Umsatzes. Mit wirtschaftlichen<br />

<strong>Energie</strong>effizienzmassnahmen können etwa 20% dieser Kosten eingespart werden, was im Schnitt<br />

1% vom Umsatz ergibt. <strong>Energie</strong> ist aber nicht nur ein Kostenfaktor, <strong>Energie</strong> ist auch ein Umweltfaktor<br />

<strong>und</strong> ein Qualitätsfaktor, welcher zeigt, wie das Management den Produktionsprozess beherrscht.<br />

Spezifische Grössen wie <strong>Energie</strong> pro produzierte Einheit (z.B. kWh/kg) wären theoretisch ideale<br />

Vergleichsgrössen für die <strong>Energie</strong>effizienz. Praktisch sind aber die Produkte (Qualität, Abmessungen,<br />

Auftragsgrössen usw.) schon innerhalb eines Betriebes so unterschiedlich, dass ein Vergleich<br />

keine brauchbaren Anhaltspunkte für die Beurteilung der <strong>Energie</strong>effizienz gibt. Konkret geht es<br />

darum, die Produktpalette auf maximalen Ertrag (nicht auf minimalen <strong>Energie</strong>verbrauch) zu trimmen<br />

<strong>und</strong> in der Produktion die betriebswirtschaftlichen sinnvollen Massnahmen umzusetzen.<br />

Folgende drei allgemeine Ansatzpunkte erscheinen für die <strong>Textil</strong>industrie wichtig:<br />

- Reduktion von Laufzeiten, Temperaturen <strong>und</strong> Drehzahlen (Pumpen, Ventilatoren)<br />

- Wärmedämmung von heissen Oberflächen (Rohrleitungen, Apparate, etc.)<br />

- Abwärmenutzung bei heissen Abgasen <strong>und</strong> Abwasser<br />

Die unterschiedlichen Maschinen, Apparate <strong>und</strong> Anlagen (Aggregate) in der <strong>Textil</strong>verarbeitung werden<br />

hier in die Gruppen Nassapparate, Trockenapparate <strong>und</strong> Maschinen unterteilt.<br />

2.1 Nassaggregate<br />

Nassaggregate, wie Waschmaschinen oder Färbemaschinen, benötigen viel <strong>Energie</strong> für die Erwärmung<br />

von Flüssigkeiten. Für die Erwärmung von 1 m³ Wasser von 20 auf 70°C benötigt man<br />

r<strong>und</strong> 60 kWh <strong>Energie</strong> (6 Liter Heizöl).<br />

<strong>Energie</strong> für eine Erwärmung um 100°C <strong>und</strong> Kosten von 5 Rappen pro kWh<br />

Material<br />

Dichte Wärmekapazität<br />

[kg / m³] [J / kg K]<br />

<strong>Energie</strong><br />

[kWh / to]<br />

Kosten<br />

[Fr. / to]<br />

<strong>Energie</strong><br />

[kWh / m³]<br />

Kosten<br />

[Fr. / m³]<br />

Stahl 7'800 500 14 0,69 108 5,420<br />

Aluminium 2'700 900 25 1,25 68 3,380<br />

Wasser 1'000 4'180 116 5,81 116 5,810<br />

Glaswolle 200 660 18 0,92 4 0,180<br />

Wolle 100 1'720 48 2,39 5 0,240<br />

Luft trocken 1,2 1'000 28 1,39 0,033 0,002<br />

Die Verdampfung von 1 Tonne Wasser bei 100°C <strong>und</strong> Umgebungsdruck benötigt 627 kWh <strong>Energie</strong>,<br />

was r<strong>und</strong> 32 Franken kostet.<br />

Die <strong>Energie</strong>sparmöglichkeiten bei Nassaggregaten stecken in:<br />

- Rezeptur <strong>und</strong> Ablaufprogramm: Eine energieoptimale Rezeptur erfordert wenig Flüssigkeit,<br />

tiefe Temperaturen <strong>und</strong> eine kurze Verweilzeit.<br />

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- Volumen: Je geringer das Volumen eines Nassaggregates ist, desto weniger Wasser benötigt<br />

er. Bei Druckbehälter könnten bei Teilbeladung oft Verdrängkörper eingesetzt werden.<br />

- Pumpen: Umwälzpumpen, welche 20% langsamer laufen, benötigen nur 50 % der Nennleistung<br />

(siehe Kapitel 6.4 Pumpen <strong>und</strong> Gebläse).<br />

- Wärmedämmung: Je grösser eine heisse Oberfläche eines Apparates inklusive Armaturen ist<br />

(je höher die Temperatur ist <strong>und</strong> je länger sie andauert), desto mehr lohnt sich eine Isolation<br />

(siehe Kapitel 6.1 Wärmedämmung). Die Wärme, welche nicht über die Oberfläche verloren<br />

geht, muss auch nicht nachgeführt werden.<br />

- Wärmerückgewinnung: Die Wärmeenergie im Kühlwasserrücklauf oder beim Ablass kann zu<br />

80% zurück gewonnen werden (siehe Kapitel 6.2 Wärmerückgewinnung). Bei offenen Anlagen<br />

mit kontinuierlichem Zufluss <strong>und</strong> Abfluss kann direkt ein Wärmetauscher eingesetzt werden.<br />

2.2 Trockenaggregate<br />

Trockenaggregate wie Trockner, Kalander <strong>und</strong> Spannrahmen benötigen viel Wärme auf einem hohen<br />

Temperaturniveau (zwischen 170 <strong>und</strong> 240°C). Hohe Temperaturen werden für die Aktivierung<br />

von chemischen Prozessen (fixieren, etc.) <strong>und</strong> zum schnellen Austreiben von Flüssigkeiten aus den<br />

<strong>Textil</strong>ien (trocknen) benötigt.<br />

Die <strong>Energie</strong>sparmöglichkeiten bei Trockenaggregaten stecken in:<br />

- Dauer: Eine gute Maschine läuft nur, wenn sie produziert. Bei Pausen werden Heizung, Ventilatoren,<br />

Gebläse usw. automatisch abgestellt. Die erforderliche Aufheizzeit sollte genau bekannt<br />

sein <strong>und</strong> nicht überschritten werden.<br />

- Geschwindigkeit: Je schneller ein Stoff durch die Maschine läuft, desto geringer fallen die<br />

geschwindigkeitsunabhängigen Verluste pro Produktionsmenge aus.<br />

- Temperatur: Je tiefer die Temperatur ist, desto tiefer sind die Wärmeverluste.<br />

- Frischluftregelung: Die erforderliche Frischluftmenge sollte anhand der Feuchtigkeit oder anderer<br />

Prozessparameter geregelt werden. Leckverluste über die Ein- <strong>und</strong> Ausgangsöffnungen können<br />

mit Kanälen <strong>und</strong> Blenden reduziert werden.<br />

- Ventilatoren <strong>und</strong> Gebläse: Ventilatoren, welche 20% langsamer laufen, benötigen nur 50% der<br />

Nennleistung (siehe Kapitel 6.4 Pumpen <strong>und</strong> Gebläse).<br />

- Wärmedämmung: Je grösser eine heisse Oberfläche eines Apparates inklusive Armaturen ist<br />

(je höher die Temperatur ist <strong>und</strong> je länger sie andauert), desto mehr lohnt sich eine Isolation<br />

(siehe Kapitel 6.1 Wärmedämmung). Bei heissen Walzen kann die nicht benötigte Oberfläche<br />

abgedeckt werden. Die Wärme, welche nicht über die Oberfläche verloren geht, muss auch<br />

nicht nachgeführt werden.<br />

- Wärmerückgewinnung: Die Wärmeenergie in der Abluft kann zu über 50% zurück gewonnen<br />

werden (siehe Kapitel 6.2 Wärmerückgewinnung). Bei vielen Anlagen kann damit direkt die<br />

Frischluft vorgewärmt werden.<br />

2.3 Maschinen<br />

Bei Produktionsmaschinen sind zur Verbesserung der <strong>Energie</strong>effizienz zuerst folgende Fragen zu<br />

klären: Welche Arbeit muss die Maschine physikalisch wirklich leisten, welche <strong>Energie</strong> ist dazu<br />

notwendig <strong>und</strong> wie viel <strong>Energie</strong> benötigt sie? Im Allgemeinen nimmt mit zunehmender Automatisierung<br />

der Wirkungsgrad ab, weil viele Hilfseinrichtungen zusätzliche <strong>Energie</strong> verheizen. Veränderungen<br />

an Maschinen bergen aber Risiken: Produktqualität, Sicherheit, Lebensdauer, Garantiegewährung<br />

usw., welche in einem ges<strong>und</strong>en Verhältnis zur erhofften Verbesserung stehen sollten. Auf<br />

der andern Seite bringen energetische Optimierungen ein höheres Grad an Prozessbeherrschung<br />

<strong>und</strong> somit eine Sicherung der Qualität. Änderungen können auch zusammen mit dem<br />

Maschinenlieferant vorgenommen werden. Bei Neuanschaffungen sind Verbesserungen (z.B.<br />

maximal 0,5 kW Leerlaufleistung) am einfachsten zu erlangen.<br />

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Beispiel: Stromverbrauch von Webmaschinen<br />

Hersteller System Zusatz Drehzahl<br />

LeistungsaufnahmeScheinleistung<br />

Standby<br />

Dornier Druckluft mit Umrichter 910 U/min 5,5 kW 6,9 kVA 1,3 kW<br />

Dornier Druckluft ohne Umrichter 950 U/min 6,0 kW 9,2 kVA 1,3 kW<br />

Picanol Druckluft mit Servo 950 U/min 4,2 kW 7,5 kVA 0,2 kW<br />

Sulzer Greifer G 6100 400 U/min 4,5 kW 5,4 kVA 2,1 kW<br />

Sulzer Greifer G 6100 Doppelbaum 387 U/min 4,3 kW 5,0 kVA 1,6 kW<br />

Dornier Greifer 397 U/min 7,0 kW 9,5 kVA 1,7 kW<br />

Messung in einer Baumwollweberei im Frühling 2002, Messgerät Fluke 43B<br />

Die <strong>Energie</strong>sparmöglichkeiten bei <strong>Textil</strong>maschinen stecken in:<br />

- Abschalten: Vor allem Maschinen mit hoher Leerlaufleistung sollten nur laufen, wenn sie Arbeit<br />

haben. Das gilt auch für die Zusatzaggregate (Hydraulikpumpe, Lüfter, Lampen usw.). Am wirksamsten<br />

sind Einrichtungen, welche automatisch starten <strong>und</strong> stoppen. Kritische Elemente wie<br />

eine Computersteuerung können auch eingeschaltet bleiben oder an einer Maschine werden nur<br />

die Infrarotstrahler ein- <strong>und</strong> ausgeschaltet. Das Abschalten lohnt sich bei Pausen, die länger als<br />

die fünffache Hochlaufzeit dauern. Einfache Funktionen können oft mit geringem Verdrahtungsaufwand<br />

in der vorhandenen Maschinensteuerung realisiert werden.<br />

- Auslastung: Obwohl bei voller Auslastung mehr Leistung benötigt wird als im Teillastbetrieb, ist<br />

der <strong>Energie</strong>verbrauch pro Produktionseinheit geringer.<br />

Beispiel: 50 kW Voll-Lastbetrieb während 4000 St<strong>und</strong>en ergibt 200'000 kWh/a, 35 kW Halb-<br />

Lastbetrieb während 8000 St<strong>und</strong>en ergibt 280'000 kWh/a. Es wird nicht nur weniger <strong>Energie</strong>,<br />

sondern auch weniger Arbeitszeit pro Produktionseinheit benötigt.<br />

- Regelung: Eine Anpassung der Prozessgeschwindigkeit an den aktuellen Bedarf erfolgt am effizientesten<br />

über drehzahlvariable Motoren. Bei Umwälzpumpen <strong>und</strong> Ventilatoren steigt die Leistungsaufnahme<br />

kubisch mit der Drehzahl. Bei Förderpumpen, Umlaufketten usw. sind<br />

Leistungsaufnahme <strong>und</strong> Verschleiss proportional zur Drehzahl. Ein Frequenzumrichter kostet<br />

etwa 200 Franken pro kW Motorleistung <strong>und</strong> kann den ganzen Antriebsstrang auch sanft<br />

beschleunigen <strong>und</strong> bremsen (weniger Verschleiss).<br />

- Wärmedämmung: Maschinen mit Prozesstemperaturen, welche über längere Zeit mehr als 20<br />

°C von der Umgebungstemperatur abweichen, sollten wie Gebäude mit mindestens 10 cm Wärmedämmung<br />

isoliert sein. Die Wirtschaftlichkeit ist abhängig von der Objektgrösse <strong>und</strong> der<br />

Heizdauer (siehe Kapitel 6.1 Wärmedämmung).<br />

- Antriebssystem: Für Antriebsaufgaben sind Elektromotoren etwa doppelt so effizient wie Hydraulikantriebe<br />

<strong>und</strong> r<strong>und</strong> zehnmal effizienter als Druckluftantriebe. Bei der Beschaffung sind die<br />

Betriebskosten <strong>und</strong> nicht nur die Investitionskosten zu vergleichen.<br />

- Prozesskontrolle: Produktionsmaschinen sollten mindestens mit einem Betriebsst<strong>und</strong>enzähler<br />

ausgerüstet sein. Wenn sich der Aufwand für einen Stromzähler (Kosten ab 200 Franken) nicht<br />

lohnt, sollten wenigstens gute Anschlussverhältnisse für eine temporäre Messung vorgesehen<br />

werden. Je nach Maschine sollten Vorbereitungen für eine Temperatur-, Druck-, Durchflussmessung<br />

usw. getroffen werden (siehe Kapitel 6.5 Messtechnik). Durch regelmässige Messungen<br />

<strong>und</strong> Auswertungen kann der Zustand der Maschine überwacht werden (Qualitätssicherung).<br />

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3. Infrastruktur<br />

Die Infrastruktur ist an der <strong>Textil</strong>verarbeitung nicht direkt beteiligt, ist aber für die Funktion der<br />

verschiedenen <strong>Textil</strong>maschinen <strong>und</strong> für die im Betrieb arbeitenden Personen erforderlich. Je nach<br />

<strong>Energie</strong>intensität der <strong>Textil</strong>verarbeitung (hoch bei der Veredlung, tief in einer Weberei oder Wirkerei)<br />

entfallen auf die Infrastrukturanlagen 30 bis 80% des <strong>Energie</strong>verbrauchs.<br />

3.1 Gebäude<br />

Damit es in einem Raum wärmer als draussen ist, braucht es eine Heizung. Die erforderliche Heizleistung<br />

hängt von folgenden Faktoren ab:<br />

- Temperaturdifferenz zwischen innen (z.B. 20°C) <strong>und</strong> aussen (z.B. -10°C)<br />

- Grösse der Aussenhülle des Raumes (ein grosses Gebäude hat mehr m³ Raumvolumen pro<br />

Oberfläche als ein kleines Gebäude)<br />

- Wärmedämmung der Aussenhülle (Wände, Fenster, Tore, Dach)<br />

- Luftaustausch (Öffnungen, Ritzen, Lüftungsanlage, etc.)<br />

- Wärmezufuhr von inneren Anlagen <strong>und</strong> von der äusseren Sonnenstrahlung.<br />

Eine durchschnittliche Halle mit 25 mal 50 m Gr<strong>und</strong>fläche <strong>und</strong> 10 m Höhe braucht bei -10°C Aussentemperatur<br />

<strong>und</strong> 20°C Innentemperatur eine Heizleistung von etwa 120 kW. Der entsprechende<br />

<strong>Energie</strong>verbrauch ist die mittlere Heizleistung (60 kW) mal die Heizdauer (5000 h/a), was einer<br />

Heizenergie von 300 MWh/a (30'000 Liter Heizöl pro Jahr) entspricht. Eine alte, nicht wärmegedämmte<br />

Halle mit vielen Ritzen braucht etwa das Doppelte, eine neue Halle mit 15 cm Wärmedämmung,<br />

guten Fenstern <strong>und</strong> einer Lüftungsanlage mit WRG (Wärmerückgewinnung) nur einen<br />

Drittel Heizleistung <strong>und</strong> Wärmeenergie.<br />

Als Überschlagsrechnung ist mit folgendem Heizenergiebedarf zu rechnen:<br />

- 200 kWh/m²a (20 Liter Heizöl pro m² <strong>und</strong> Jahr) Altbau (vor 1970) ohne Wärmedämmung,<br />

Einfachverglasung <strong>und</strong> vielen Ritzen<br />

- 100 kWh/m²a (10 Liter Heizöl pro m² <strong>und</strong> Jahr) Gebäude mit etwas Wärmedämmung, Isolierverglasung<br />

<strong>und</strong> wenig Ritzen<br />

- 50 kWh/m²a (5 Liter Heizöl pro m² <strong>und</strong> Jahr) oder weniger für neue gute Gebäude mit mindestens<br />

15 cm Wärmedämmung, hochwärmedämmenden Fenstersystemen, keinen Ritzen <strong>und</strong> einer<br />

kontrollierten Lüftungsanlage (Stichwort: Minergie).<br />

Bei grossen Gebäuden mit nur 18°C Innentemperatur sind diese Werte um etwa 25% zu reduzieren.<br />

Als Heizfläche wird die ganze beheizte Geschossfläche inklusive Mauern definiert. Bei Raumhöhen<br />

von über 4 m ist pro 3 m Raumhöhe mit einer zusätzlichen Heizfläche zu rechnen.<br />

In der warmen Jahreszeit bei zusätzlich hoher Abwärme im Betrieb ergibt sich die umgekehrte<br />

Situation mit einer zu hohen Innentemperatur. Auch hier reduziert eine gute Wärmedämmung die<br />

Wärmeeinwirkung der Sonne in das Gebäude. Bei den Fenstern kann mit aussen liegenden Sonnenschutzeinrichtungen<br />

die Überhitzung reduziert werden (z.B. nützt eine Bemalung der Fenster-<br />

Innenflächen nicht viel). Bei hoher innerer Abwärme kann die Wärme über eine geschickte Luftführung<br />

(warme Luft steigt, kühlere Luft strömt nach) nach aussen geführt werden.<br />

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Die <strong>Energie</strong>sparmöglichkeiten in Gebäuden stecken in:<br />

- Möglichst tiefen Innentemperaturen, Temperaturabsenkung ausserhalb der Nutzungszeit<br />

- Guter Wärmedämmung der Aussenhülle (mindestens 15 cm Dämmmaterial ergibt einen<br />

u-Wert von 0,2 W/m²K), guten Fenstern (k-Wert von 1,0 W/m²K), keine Wärmebrücken. Eine<br />

gute Wärmedämmung verhindert auch Kondensatbildung an <strong>und</strong> in der Bauhülle.<br />

- Vermeidung von Ritzen <strong>und</strong> anderen Undichtigkeiten, kontrollierte Lüftung mit WRG.<br />

3.2 Heizungsanlage<br />

In der hier beschriebenen Heizungsanlage werden fossile <strong>Energie</strong>träger (Heizöl oder Erdgas) verbrannt<br />

<strong>und</strong> die Wärme den Produktionsprozessen <strong>und</strong> der Gebäudeheizung zugeführt. Details zum<br />

Verbrennungsprozess <strong>und</strong> anderen Heizsystemen werden im Kapitel 5. <strong>Energie</strong>technik behandelt.<br />

In einer Heizöl- oder Erdgasheizung entstehen Temperaturen von über 1000°C. Zur Wärmeverteilung<br />

wird in den meisten Fällen Wasser verwendet. Wasser siedet bei einem Umgebungsdruck von<br />

1 bar bei 100°C <strong>und</strong> in einem geschlossenen System entsteht bei höheren Temperaturen ein hoher<br />

Druck, welcher teure Druckleitungen <strong>und</strong> Armaturen verursacht.<br />

Sattdampfdruck von Wasser<br />

Temperatur °C 100 110 120 130 140 150 160 170 180 190 200 210<br />

Dampfdruck bar 1,0 1,4 2,0 2,7 3,6 4,8 6,2 7,9 10,0 12,5 15,5 19,0<br />

Je nach gewünschter Wärmeabgabetemperatur wird ein entsprechender Wärmeträger gewählt:<br />

- bis 140°C <strong>und</strong> 5 bar Heisswassersystem<br />

- bis 200°C <strong>und</strong> 20 bar Wasserdampf<br />

- bis 330°C Wärmeträgeröl<br />

Wie oben beschrieben, spielt es beim Verbrennungsprozess keine Rolle, auf welchem Temperaturniveau<br />

die Wärme abgenommen wird. Der Anlagenaufwand <strong>und</strong> die Verteilverluste (siehe Kapitel<br />

5.5 Wärmeverteilung) nehmen aber mit zunehmender Temperatur zu. Bei einer Leitungslänge von<br />

100 m verursacht eine mit 40 mm Isolation versehene DN 100 mm Rohrleitung bei 180°C Vorlauf<br />

<strong>und</strong> 160°C Rücklauf einen Verlust von r<strong>und</strong> 18'000 Liter Heizöl pro Jahr. Je tiefer die Temperatur<br />

<strong>und</strong> je kürzer die Betriebszeit, desto geringer fallen diese Verluste aus.<br />

Heizsysteme für die Raumerwärmung werden heute auf möglichst tiefe Vorlauftemperatur ausgelegt<br />

(etwa 40°C), damit der Wärmeverlust in der Heizung <strong>und</strong> Verteilung gering ist <strong>und</strong> alternative<br />

Heizsysteme (Abwärme, Wärmepumpe, Solarwärme, etc.) eingesetzt werden können.<br />

In einer Feuerungsanlage wird etwa 20 kg Luft pro kg Heizöl oder Erdgas für die Verbrennung benötigt.<br />

Die Luftöffnung ins Kesselhaus sollte im Bodenbereich liegen, damit im Raum eine hohe<br />

Temperatur entsteht, welche die Abwärmeverluste des Kessels <strong>und</strong> der Installationen reduziert<br />

<strong>und</strong> die angrenzenden Räume heizt. Moderne Brennersysteme regeln die erforderliche Luftmenge<br />

mit einem drehzahlvariablen Gebläse (siehe Kapitel 6.4 Pumpen <strong>und</strong> Gebläse). Je wärmer diese<br />

Luft ist, desto weniger muss sie erwärmt werden. Je tiefer die Abgase abgekühlt werden, desto<br />

mehr Wärme wird aus dem System genutzt. Die Abgase des schwefelhaltigen Heizöls beinhalten<br />

aber Schwefelsäure, welche bei zu tiefer Abgastemperatur ohne entsprechende Massnahmen den<br />

Heizkessel <strong>und</strong> die Kaminanlage angreifen kann. Bei vielen Heizkesselsystemen kann die Rauchgaskühlung<br />

nebst der Luftvorwärmung auch noch für Heizzwecke auf einem Temperaturniveau von<br />

80°C genutzt werden.<br />

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Die <strong>Energie</strong>sparmöglichkeiten in Heizungsanlagen stecken in:<br />

- Möglichst tiefe Vorlauftemperaturen einstellen. Wenn eine Anlage nur gelegentlich eine hohe<br />

Temperatur benötigt, sollte die Vorlauftemperatur die übrige Zeit abgesenkt werden.<br />

- Die Temperaturdifferenz zwischen Vorlauf <strong>und</strong> Rücklauf sollte möglichst gross sein. Bei kleinen<br />

Temperaturunterschieden läuft die Umwälzpumpe zu schnell.<br />

- Leitungen isolieren, lecke Ventile reparieren, unbenützte Stränge abstellen.<br />

- Empfehlung: Messeinrichtungen für den Brennstoffverbrauch, die Betriebsst<strong>und</strong>en, den Stromverbrauch<br />

<strong>und</strong> die <strong>Energie</strong>abgabe. Wenn man vor der Sanierung einer Heizung an der alten Anlage<br />

die optimalen Werte ermittelt, so wird die neue Anlage fast immer kleiner, günstiger <strong>und</strong><br />

effizienter.<br />

3.3 Lüftungsanlage<br />

Lüftungsanlagen verursachen oft einen grossen Anteil des Stromverbrauchs von <strong>Textil</strong>betrieben.<br />

Lüftungsanlagen werden aus folgenden Gründen installiert:<br />

- Hygiene: Zur Beseitigung von unangenehmen Gerüchen (z.B. Chemikalien).<br />

- Atmung: Damit die Kohlendioxidkonzentration der Raumluft unter 0,12% bleibt, ist pro Person<br />

r<strong>und</strong> 20 m³ Frischluft pro St<strong>und</strong>e notwendig.<br />

- Kühlung: Zur Kühlung bei grossen internen Wärmelasten (Personen, Anlagen) <strong>und</strong> bei der<br />

Sommerhitze.<br />

- Heizung: Als Raumheizung.<br />

- Luftkonditionierung: Zum Beispiel bei der Verarbeitung von Baumwolle.<br />

Aussenluft<br />

Luftfilter<br />

Lufterhitzer<br />

Luftkühler<br />

Befeuchter<br />

Lufterhitzer<br />

Ventilator<br />

Schall-<br />

dämmer<br />

K lim atisierter R au m<br />

Technik Raum<br />

Zuluft über Luftauslässe im D eckenkanal<br />

Prinzip einer typischen Monobloc-Lüftungsanlage.<br />

A bluft-<br />

Ventilator<br />

Die <strong>Energie</strong>sparmöglichkeiten in Lüftungsanlagen stecken in:<br />

- Abschalten: Lüftungsanlagen, welche nichts nützen (z.B. eine Klimaanlage bei offenen Fenstern),<br />

sollten abgeschaltet werden (Manuell, Sensoren, Schaltuhr, etc.).<br />

- Einstellung: Eine Lüftungsanlage muss nur soviel Luft bringen, wie gebraucht wird. Eine Reduktion<br />

der Luftmenge um 20% halbiert die Ventilatorleistung (siehe Kapitel 6.4. Pumpen <strong>und</strong> Gebläse).<br />

- Regelung: Nebst den üblichen vordefinierten Lüftungsstufen gibt es auch die Möglichkeit die<br />

Luftmenge über CO2-Sensoren, die Temperatur oder Präsenzmelder zu regeln. Eine optimale<br />

Einstellung der Sollwerte ist dabei wichtig.<br />

- Intervallschaltung: Wenn die Lüftungsanlage auch als Transportanlage (z.B. Flusen in einer<br />

Weberei) gebraucht wird, kann die Luftgeschwindigkeit auch regelmässig für nur kurze Zeit angehoben<br />

werden, damit keine Materialanhäufungen in den Luftkanälen entstehen.<br />

- Wärmerückgewinnung: Eine Luftmenge von 50'000 m³/h, welche aus einem beheizten Raum<br />

mit 20°C ins Freie geblasen wird, erfordert bei einer Aussentemperatur von 0°C eine Heizleis-<br />

Seite 9<br />

Abluft<br />

Fortluft


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tung von 300 kW für die einströmende Frischluft. Mit einem Wärmetauscher kann etwa 50%<br />

der Heizleistung eingespart werden. (siehe Kapitel 6.2 Wärmerückgewinnung).<br />

- Kühlung: Im Sommer kann durch ein Lüftungsbetrieb in der Nacht Kälteleistung eingespart<br />

werden. Eine weitere Kühlmöglichkeit besteht in der Luftbefeuchtung. Die Nachtauskühlung des<br />

Gebäudes sollte über Temperatursensoren geregelt werden.<br />

- Wartung: Eine Lüftungsanlage muss regelmässig gewartet werden. Dazu gehören unter anderem<br />

die Luftfilter (Druckabfall unter 150 Pa) <strong>und</strong> die Antriebselemente (Keilriemen). Mit Betriebsst<strong>und</strong>en-<br />

<strong>und</strong> Stromzähler können Lüftungsanlagen zusätzlich überwacht werden.<br />

- System: Eine optimale Lüftungsanlage hat grosse, kurze <strong>und</strong> gerade Lüftungskanäle, ist nicht zu<br />

gross dimensioniert <strong>und</strong> hat energieeffiziente, geregelte Ventilatoren.<br />

3.4 Druckluftanlage<br />

Druckluft ist eine teure <strong>Energie</strong>, der m³ kostet etwa 10 bis 20 Rappen. Bei Anlagen mit wenig<br />

Betriebsst<strong>und</strong>en machen die Stromkosten etwa 20% der Betriebskosten aus, bei Anlagen, welche<br />

r<strong>und</strong> um die Uhr laufen, können es bis zu 80% sein. Wenn wichtige Maschinen Druckluft benötigen,<br />

werden oft zwei gleiche Kompressoren installiert, welche abwechslungsweise betrieben werden.<br />

H a u p t s tr a n g<br />

Eintritt der<br />

D r u c k lu ft u n d<br />

K ü h llu f t<br />

K ä lt e -<br />

tro c k -<br />

ner<br />

Prinzip einer einfachen Druckluftanlage.<br />

Schraubenkom<br />

pressor<br />

A u s t r it t d e r<br />

erw ärm ten<br />

Kühlluft<br />

W in d -<br />

kessel<br />

5<br />

0 10<br />

Kondensat<br />

ablass<br />

Die <strong>Energie</strong>sparmöglichkeiten in Druckluftanlagen stecken in:<br />

- Betriebszeit: Eine Druckluftanlage sollte ausserhalb der Arbeitszeit ausgeschaltet sein (Wochenschaltuhr),<br />

ebenso ein vorhandener Kältetrockner, welcher aber etwa eine halbe St<strong>und</strong>e<br />

vor dem Kompressorstart wieder eingeschaltet werden sollte.<br />

- Nenndruck: Die wenigsten Maschinen benötigen Druckluft von über 5 bar. Eine Reduktion des<br />

Nenndruckes reduziert den Stromverbrauch, die Leckverluste <strong>und</strong> erhöht die Standzeit des<br />

Kompressors. Eine Reduktion des Nenndrucks von 8 auf 7 bar bringt eine Stromeinsparung von<br />

über 10%.<br />

- Druckluftspeicher: Je kleiner der Druckluftspeicher, desto mehr Schaltspiele für den Kompressor,<br />

jedes Mal mit An- <strong>und</strong> Auslaufverlusten. Ein grösserer Speicher kann die Anzahl dieser<br />

Leerlaufverluste reduzieren <strong>und</strong> ist besser als eine zu grosse Schaltdifferenz (üblich 1 bar). Ein<br />

Druckluftspeicher mit 1 m³ Volumen deckt mit 1 bar Druckdifferenz den Druckluftverbrauch von<br />

1 m³/min. für 1 Minute.<br />

- System: Ein Schraubenkompressor für die Gr<strong>und</strong>last <strong>und</strong> ein Kolbenkompressor für die Spitzenlast<br />

sind oft eine gute <strong>und</strong> günstige Lösung. Neu gibt es auch drehzahlvariable Schraubenkompressoren.<br />

- Nachlaufzeit: Der Nachlauf ist ein einfacher Schutz des Schraubenkompressormotors vor einer<br />

Überhitzung durch zu viele Schaltspiele. In diesem Leerlauf wird etwa ein Drittel der Nennleis-<br />

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tung benötigt, aber keine Druckluft produziert. Wenn eine Anlage aus dem Nachlauf nur sehr<br />

selten wieder auf Last fährt, so ist dieser Nachlauf überflüssig.<br />

- Querschnitt: Wenn bei schwankendem Druckluftverbrauch die Manometer an den Armaturen<br />

(Filter, Öler, Reduzierventil) heftig ausschlagen, sind die Rohrquerschnitte oder Armaturen zu<br />

klein. Mit einem lokalen Druckluftspeicher kann das Problem beseitigt werden.<br />

- Ansaugluft: Die Ansaugluft des Kompressors sollte möglichst kalt <strong>und</strong> sauber sein. Ein neuer<br />

Ansaugfilter kostet nicht viel.<br />

- Abwärmenutzung: Der grosse Teil der Kompressorleistung fällt als Abwärme (80°C) an. Je<br />

nach System kann die Wärme über einen Wärmetauscher weiter verwendet werden.<br />

- Reinigung: Viel Druckluft wird für die Reinigung verschwendet. Spezielle Injektordüsen reduzieren<br />

den Luftverbrauch <strong>und</strong> Lärm. In vielen Fällen ist ein Staubsauger nützlicher.<br />

- Kühlung: Für die Kühlung von Teilen ist Druckluft energetisch ungeschickt. Ein Gebläse ist wirk-<br />

<strong>und</strong> sparsamer.<br />

- Bewegung: Ein 1 kW Pneumatikantrieb benötigt bis 10 kW Kompressorleistung, ein gleichstarker<br />

Hydraulik- oder Elektroantrieb etwa 2 kW.<br />

- Leckreduktion: Die Druckluftzuleitungen an Maschinen <strong>und</strong> Anlagen, welche nicht in Betrieb<br />

sind, könnten automatisch unterbrochen werden.<br />

Über eine Messung der Füllzeit <strong>und</strong> Leerzeit des Druckluftspeichers sollte die Leckage im Druckluftnetz<br />

<strong>und</strong> die Kompressorschöpfleistung regelmässig (z.B. monatlich) überprüft werden.<br />

- Leckkontrolle: Maschinen <strong>und</strong> Kompressoren abgeschaltet; Druck auf 7 bar einstellen; Zeit<br />

stoppen, bis der Druck auf 6 bar abfällt.<br />

- Leistungskontrolle: Kompressor ein; Druck 6 bar; Ausgang Speicher schliessen; Zeit stoppen,<br />

bis der Druck auf 8 bar steigt.<br />

- Werte in Tabelle notieren <strong>und</strong> mit alten Werten vergleichen.<br />

Leistung [kW] pro [m3/min]<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Schlechter Bereich<br />

Guter Bereich<br />

Grenze<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

Nenndruck [bar Überdruck]<br />

Speichervolumen [l] Druckdifferenz [bar]<br />

Luftmenge [l/s] =<br />

Entleerzeit [s]<br />

Diagramm zur Beurteilung der Kompressorleistung. Formel zur Berechung der Luftmenge.<br />

3.5 Beleuchtungsanlage<br />

Die künstliche Beleuchtung ist eine der ersten Elektrizitätsanwendungen <strong>und</strong> wird oft als grosser<br />

Stromverbraucher verdächtigt. In <strong>Textil</strong>betrieben liegt der Stromanteil der Beleuchtung selten über<br />

10%, Ausnahmen sind zum Beispiel Konfektionsbetriebe. Licht ist wichtig für das Wohlbefinden,<br />

die Arbeitsqualität <strong>und</strong> die Produktepräsentation. Das Licht muss aber richtig verteilt werden <strong>und</strong><br />

nur leuchten, wenn Personen im Wirkbereich sind <strong>und</strong> das Tageslicht zu schwach ist. Die Leuchtstofflampe<br />

wird am häufigsten eingesetzt, sie ist meistens technisch <strong>und</strong> wirtschaftlich das optimale<br />

System.<br />

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Grober Vergleich verschiedener Lampentypen<br />

Lampentyp Lichtausbeute Lebens- Kosten für Farbwiederga- Startzeit<br />

[lm/W] dauer 12'000 lm bequalität<br />

Glühlampe 6 bis 16 1'000 h Fr. 20.-- gut sofort<br />

Halogenglühlampe 14 bis 22 2'000 h Fr. 60.-- sehr gut sofort<br />

Kompakt-Leuchtstoff 40 bis 76 8'000 h Fr. 100.-- gut schnell<br />

Leuchtstoff 43 bis 104 10'000 h Fr. 50.-- gut schnell<br />

Halogen Metalldampf 57 bis 100 9'000 h Fr. 100.-- gut 3 min<br />

Quecksilberdampf 32 bis 60 10'000 h Fr. 40.-- genügend 5 min<br />

Natrium Hochdruck 70 bis 150 10'000 h Fr. 90.-- mässig 8 min<br />

Natrium Niederdruck 100 bis 200 12'000 h Fr. 90.-- schlecht 15 min<br />

Richtwerte für die Spezifische Beleuchtungsleistung nach SIA 380/4<br />

Nutzungsbeispiele Beleuchtungsstärke allgemeine Richtwerte verschärfte Richtwerte<br />

Parkhaus, Korridor 50 lx 3,2 W/m² 2,5 W/m²<br />

Keller, Estrich, Lager 100 lx 4,5 W/m² 3,5 W/m²<br />

Kantine, Hotelzimmer 200 lx 7,0 W/m² 5,5 W/m²<br />

Büro, Warenhaus 300 lx 10,0 W/m² 7,5 W/m²<br />

Verkaufsflächen 400 lx 12,5 W/m² 9,0 W/m²<br />

Hörsaal, Labor 500 lx 15,0 W/m² 11,0 W/m²<br />

Einheiten: Lichtmenge [lm] Lumen, Lichtstärke im Arbeitsbereich [lx] Lux.<br />

Die <strong>Energie</strong>sparmöglichkeiten in Beleuchtungsanlagen stecken in:<br />

- Abschalten: Räume <strong>und</strong> Bereiche, welche öfters nur für kurze Dauer benützt werden, sollten<br />

über eine automatische Lichtschaltung verfügen. Ein dazu erforderlicher Bewegungsmelder kostet<br />

ohne Montage keine 150 Franken.<br />

- Pausen: Leuchtstofflampen werden häufig nicht ausgeschaltet, weil die Benützer "gelernt" haben,<br />

dass das Einschalten "extrem viel" Strom braucht. In Wirklichkeit lohnt sich energetisch<br />

das Ausschalten schon nach einer Sek<strong>und</strong>e. Wegen der Lebensdauerminderung durch den Einschaltvorgang<br />

bei Lampen lohnt sich das Ausschalten bei Pausen ab 10 Minunten.<br />

- Tageslichtanpassung: In Räumen mit Tageslicht wird am Morgen oft das Abschalten des<br />

Kunstlichtes vergessen. Zum einen sollten die Lampen in Reihen parallel zur Fensterfront gruppiert<br />

sein <strong>und</strong> zum andern sollten diese entsprechend den Lichtverhältnissen manuell oder automatisch<br />

geschaltet oder gedimmt werden. Einsparungen bis 60 % sind möglich. Eine automatische<br />

Lichtsteuerung für Neuanlagen rentiert nach 3 Jahren, für bestehende Anlagen erst viel<br />

später.<br />

- Tageslichtnutzung: Für einen Neubau ist die Tageslichtnutzung ein Qualitätsmerkmal. Bei bestehenden<br />

Bauten sind Fenster oft wegen der sommerlichen Überhitzung verdeckt (hoffentlich<br />

nicht innen). Mit speziellen Jalousien oder geschickt angeordneten Vordächern kann das Tageslicht<br />

ohne die Sommerhitze genutzt werden. In Räumen mit dunklen Decken <strong>und</strong> Wänden verbessert<br />

ein heller Anstrich die Wirkung des Tages- <strong>und</strong> Kunstlichtes erheblich.<br />

- Leuchten: Verschmutzte Leuchten sollten regelmässig gereinigt werden, schlechte sollten<br />

durch solche mit Spiegelreflektoren ersetzt werden.<br />

- Lichtanpassung: Wenn für einen Raum oder Bereich zu viel Licht vorhanden ist, sollten einzelne<br />

Lampen entfernt werden. Wenn an einem abgegrenzten Arbeitsplatz viel Licht gebraucht wird,<br />

sollten die erforderlichen Leuchten möglichst nahe angebracht werden.<br />

- Lampenart: Die beste Wirtschaftlichkeit (Betriebskosten) für die Raumbeleuchtung haben<br />

Leuchtstofflampen mit 16 mm Durchmesser <strong>und</strong> elektronischen Vorschaltgeräten. Die mittlere<br />

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Farbqualität von Leuchtstofflampen hat die bessere Lichtausbeute als die Standard- oder die Luxusqualität.<br />

Halogenlampen sollten nur für gezielte Beleuchtung von besonderen Objekten oder<br />

Bereichen eingesetzt werden.<br />

3.6 Wasserversorgung<br />

Viele <strong>Textil</strong>veredlungsbetriebe verfügen über eine eigene Wasserversorgung. Der erforderliche<br />

Netzdruck wird meistens mit Zentrifugalpumpen aufgebaut. Oft wird das zur Verfügung stehende<br />

Roh-, Weich- oder Heisswasser in einem Reservoir zwischengespeichert, um die Verbrauchsspitzen<br />

im Betrieb abzudecken.<br />

Die <strong>Energie</strong>sparmöglichkeiten in der Wasserversorgung stecken in:<br />

• Die Pumpen sollen für die erforderlichen hydraulischen Daten (Wassermenge <strong>und</strong> Druck)<br />

optimiert sein (siehe Kapitel 6.4 Pumpen <strong>und</strong> Gebläse).<br />

• Das Wasser soll nur mit geringer Geschwindigkeit (grosser Rohrquerschnitt) ins Reservoir<br />

gepumpt werden, weil sonst die Pumpe mehr leistet als erforderlich (die Turbulenzen im Reservoir<br />

kosten nur <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> nützen nichts).<br />

• Über die Pumpendrehzahl (Frequenzumrichter) druckgeregeltes System. Druckregelsysteme<br />

mit Bypass oder Drosselklappen sind bei den heutigen tiefen Preisen für Frequenzumrichter<br />

(siehe Kapitel 6.3 Antriebstechnik) unwirtschaftlich.<br />

• Wenn es die Wasserentnahmemenge erlaubt, ist ein einstufiges Pumpensystem einem<br />

zweistufigem Pumpensystem mit Reservoir vorzuziehen.<br />

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4. <strong>Energie</strong>technik<br />

Unter <strong>Energie</strong>technik werden die verschiedenen <strong>Energie</strong>träger, die Systeme der <strong>Energie</strong>umwandlung<br />

sowie <strong>Energie</strong>verteilung <strong>und</strong> Speicherung grob behandelt.<br />

4.1 Elektrizität<br />

Elektrizität ist die edelste <strong>Energie</strong>form. Mit ihr liesse sich theoretisch jede Anlage betreiben. Ohne<br />

Elektrizität würde in einem <strong>Textil</strong>betrieb praktisch nichts laufen. Weil in Europa ein Grossteil der<br />

Elektrizität aus fossilen <strong>Energie</strong>trägern mit einem Wirkungsgrad von 30% gewonnen wird (siehe<br />

Kapitel 5.3 Wärmekraftkopplung), ist ihr Preis pro <strong>Energie</strong>einheit etwa dreimal höher als der von<br />

Heizöl oder Erdgas.<br />

In den meisten Versorgungsgebieten wird zwischen Hoch- <strong>und</strong> Niedertarif unterschieden. Weil<br />

während der üblichen Arbeitszeit die Nachfrage nach Elektrizität höher als nachts ist, liegt der<br />

Hochtarif 20 bis 80% über dem Niedertarif. Je nach den Produktionsmöglichkeiten lassen sich<br />

vielleicht stromintensive Prozesse auf die Niedertarifzeit verlegen.<br />

Spitzenleistung (Optimierungsgeräte)<br />

Obwohl viele <strong>Textil</strong>betriebe durchgehend produzieren <strong>und</strong> vorwiegend „Bandlast“ beziehen, kann die<br />

Spitzenleistung ein störender Kostenfaktor werden (etwa CHF 100.- pro kW <strong>und</strong> Jahr), wenn sie<br />

deutlich über der Bandleistung (Jahresenergieverbrauch durch 8760 St<strong>und</strong>en) liegt.<br />

Die Spitzenleistung ist der durchschnittliche Leistungsbezug während einer Viertelst<strong>und</strong>e (teilweise<br />

einer halben St<strong>und</strong>e). Je nach Liefervertrag wird die höchste Spitzenleistung pro Monat, Quartal<br />

oder Semester verrechnet. Die Spitzenleistung lässt sich reduzieren, indem zum Voraus bestimmte<br />

Verbraucher beim Erreichen einer bestimmten Leistung abgeschaltet werden. Es gibt Geräte,<br />

welche ab der eingestellten Leistungsgrenze nur alarmieren (Blinklicht, Horn) <strong>und</strong> solche, welche<br />

selber Verbraucher ausschalten, deren Leistungsaufnahme reduzieren oder Quellen (Blockheizkraftwerke)<br />

ansteuern. Je nach Betrieb ist eine solche Spitzenlastregulierung mehr oder weniger<br />

rentabel. Anbieter von Spitzenlastoptimierungssystemen beziehen sich bei der prozentualen<br />

Kosteneinsparung meistens nur auf die Leistungskosten, <strong>und</strong> nicht, wie der K<strong>und</strong>e erwartet, auf<br />

die gesamten Elektrizitätskosten.<br />

Elektrisch betriebene Prozesse mit Speicherwirkung oder Puffer lassen sich am besten unterbrechen<br />

oder zurückstufen, ohne die Produktion gross zu beeinträchtigen:<br />

- Wärmespeicher: Boiler, Bäder, Öfen, Heizplatten, Wärmeschränke, Heizlüfter, Spühlmaschinen,<br />

Heizwalzen, Feuerungsanlagen, Umwälzpumpen, Dachrinnenheizungen usw.<br />

- Kältespeicher: Kälteanlagen, Klimageräte, Kühlventilatoren usw.<br />

- Massenspeicher: Hacker, Förderanlagen, Pumpen, Lüftungsanlagen, Luftbefeuchter, Waschmaschinen,<br />

Tumbler, Mangen, Ladegeräte usw.<br />

All diesen Prozessen ist eine Abschaltpriorität zuzuordnen <strong>und</strong> die zulässige Dauer eines Unterbruchs<br />

oder einer Leistungsreduktion ist zu bestimmen. Die Priorität kann (z.B. über die Temperatur),<br />

auch dynamisch zugeordnet werden. An die Festlegung der gewünschten Leistungsspitze<br />

muss man sich herantasten. Stellt man die Leistung zu hoch ein, verpasst man eine Kosteneinsparung,<br />

stellt man sie zu tief ein, erfährt man eine Einbusse in der Produktivität.<br />

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In der <strong>Textil</strong>industrie gibt es nur wenige Prozesse, welche abgeschaltet oder gesperrt werden dürfen<br />

(z.B. ein elektrisch beheizter Spannrahmen). Durch eine sorgfältige Analyse der Stromverbraucher<br />

können einzelne Prozesse identifiziert werden, welche geeignet sind. Oft lassen sich mit einfachen<br />

Mitteln (Verriegelung mit anderer Anlage, Einzelabwurf) die Kosten für ein kompliziertes <strong>Energie</strong>managementsystem<br />

(ab CHF 20'000.-) einsparen.<br />

Blindenergie (Kompensationsanlagen)<br />

Nebst der Wirkenergie <strong>und</strong> der Spitzenleistung kann auf der Stromrechnung auch die Blindenergie<br />

ins Gewicht fallen. Blindleistung erfordert grössere Leitungsquerschnitte <strong>und</strong> ergibt grössere <strong>Energie</strong>verluste<br />

bei der Elektrizitätsübertragung. Bis zum Leistungsfaktor (cos ϕ) von 0,9 (oder 0,92)<br />

sind die Kosten im Arbeitstarif (kWh) enthalten. Blindleistung benötigen die elektrischen Verbraucher<br />

mit Magnetspulen wie Motoren, Transformatoren <strong>und</strong> Drosseln (für Leuchtstofflampen).<br />

Kondensatoren können Blindleistung abgeben. Wenn Sie in der richtigen Grösse in der Nähe der<br />

Verbraucher installiert sind, entfällt die zusätzliche Netzbelastung bis zum Kraftwerk. Eine Blindstromkompensationsanlage<br />

passt die notwendige Kondensatorkapazität automatisch dem aktuellen<br />

Bedarf an.<br />

Wirkleistung [kW]<br />

B e r e ic h m it c o s ϕ<br />

grösser 0,9<br />

ϕ<br />

B e r e ic h m it c o s ϕ<br />

kleiner 0,9<br />

B l in d s t r o m -<br />

kom pensation<br />

E le k t o h e iz u n g ,<br />

B o ile r , S tr a h le r<br />

G lühlam pen,<br />

U m r ic h t e r<br />

G r o s s e r M o t o r<br />

V o llla s tb e trie b<br />

G r o s s e r M o t o r<br />

T e illa s tb e trie b<br />

K le in e M o t o r e n ,<br />

Transform atoren<br />

B lin d le is tu n g [k V a r]<br />

Zusammensetzung des Blind- <strong>und</strong> Wirkleistungsanteils von Verbrauchern in einem Gewerbebetrieb.<br />

Ab 1000 Franken jährlichen Blindstromkosten rentiert eine automatische Kompensationsanlage.<br />

Der Lieferant garantiert die Kompensation. Ohne grosse Veränderung im Anlagenpark sollten keine<br />

Blindstromkosten mehr entstehen, sonst ist die Anlage defekt (z.B. eine Schmelzsicherung ist<br />

durchgebrannt).<br />

4.2 Verbrennung<br />

Die Verbrennung ist eine chemische Reaktion, bei der sich ein Brennstoff mit Sauerstoff (die Luft<br />

besteht aus 21% Sauerstoff) verbindet <strong>und</strong> dabei Wärmeenergie abgibt. Bei der spezifischen<br />

Wärmeenergie unterscheidet man zwischen Brennwert (oder oberer Heizwert) <strong>und</strong> Heizwert (oder<br />

unterer Heizwert). Der Brennwert ist grösser, weil die Kondensationsenergie des im Rauchgas<br />

enthaltenden Wasserdampfes mitgezählt wird. Wenn der Verbrennung zuwenig Luft zugeführt<br />

wird, ist die Verbrennung unvollständig <strong>und</strong> es entsteht Russ. Wenn der Verbrennung zuviel Luft<br />

zugeführt wird, geht zuviel Wärme über die Abgase verloren.<br />

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Durch das Verbrennen von Kohle <strong>und</strong> Erdölprodukten stieg die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre<br />

in den letzten 150 Jahren von 250 auf 350 ppm (+40%). Das bei der Verbrennung entstehende<br />

CO2 beeinflusst das Weltklima negativ (Treibhauseffekt). Viele Staaten haben darum vor,<br />

den CO2-Ausstoss zu reduzieren (Kyoto-Protokoll). In der <strong>Schweiz</strong> ist seit dem 1. Mai 2000 das<br />

CO2-Gesetz in Kraft. Es sieht eine gesamthafte Reduktion der CO2-Emissionen bis ins Jahr 2010<br />

von 10% unter das Niveau von 1990 vor. Als Teilziele sind für Brennstoffe (minus 15%) <strong>und</strong> Treibstoffe<br />

(minus 8%) verankert. Die Ziele des Gesetzes sollen vorerst mit freiwilligen Massnahmen<br />

erreicht werden.<br />

Die Erfassung des CO2-Ausstosses erfolgt über den Verbrauch von fossilen <strong>Energie</strong>trägern mit<br />

festgelegter CO2-Fracht pro Einheit <strong>Energie</strong>träger. Nachwachsende <strong>Energie</strong>träger wie Holz oder<br />

Biogas sind CO2-neutral, weil das bei der Verbrennung entstehende CO2 von den Pflanzen durch<br />

den freiwerdenden Platz wieder aufgenommen wird. In der <strong>Schweiz</strong> wird die Elektrizität durch Wasserkraft<br />

<strong>und</strong> Atomenergie erzeugt, dadurch ist sie CO2-frei. Zu berücksichtigen ist jedoch auch die<br />

«graue <strong>Energie</strong>», d.h. der CO2-Anteil, der zum Bau von diesen Anlagen benötigt wird.<br />

Zusammenstellung der <strong>Energie</strong>träger mit Dichte, Heizwert <strong>und</strong> CO2-Fracht<br />

<strong>Energie</strong>träger Dichte Heizwert CO2-Fracht<br />

Einheit kg / m³ kWh / m³ kWh / kg kg / m³ kg / kg kg / kWh<br />

Heizöl EL Liter 840,00 9962,40 11,86 2639,892 3,143 0,265<br />

Heizöl M/S kg 990,00 11385,00 11,50 3139,860 3,172 0,276<br />

Petrolkoks kg 1400,00 11200,00 8,00 4606,000 3,290 0,411<br />

Steinkohle kg 760,00 6612,00 8,70 2007,464 2,641 0,304<br />

Braunkohle kg 1000,00 5500,00 5,50 2090,400 2,090 0,380<br />

Holz kg 500,00 2000,00 4,00<br />

Benzin Liter 750,00 9110,00 12,08 2338,276 3,118 0,258<br />

Diesel Liter 820,00 9830,00 11,86 2611,416 3,185 0,269<br />

Aceton kg 790,80 9110,00 7,92 1799,752 2,276 0,287<br />

Wasserstoff kg 0,08 2,73 33,33<br />

Kohlenmonoxid kg 1,14 3,20 2,81 1,791 1,571 0,559<br />

Methan kg 0,66 9,11 13,89 1,804 2,750 0,198<br />

Ethan kg 1,24 16,36 13,19 3,637 2,933 0,222<br />

Propan kg 1,80 23,18 12,88 5,400 3,000 0,233<br />

Butan kg 2,37 30,10 12,70 7,192 3,034 0,239<br />

Ethylen kg 1,15 15,06 13,10 3,614 3,143 0,240<br />

Propylen kg 1,72 21,87 12,72 5,406 3,143 0,247<br />

Butylen kg 2,90 36,48 12,58 9,114 3,143 0,250<br />

Acetylen kg 1,07 14,33 13,39 3,622 3,385 0,253<br />

Erdgas m³ 0,72 10,05 12,44 1,885 2,619 0,180<br />

Bei den fossilen <strong>Energie</strong>trägern hat Erdgas die geringste CO2-Fracht pro <strong>Energie</strong>einheit. Eine einfache<br />

Möglichkeit zur Reduktion der CO2-Fracht besteht demnach in der Umstellung von Heizöl auf<br />

Erdgas, falls am Produktionsstandort Erdgas verfügbar ist.<br />

4.3 Wärmekraftkopplung<br />

Bei der Wärmekraftkopplung wird aus Wärmeenergie Kraft (über einen Generator Elektrizität) gewonnen.<br />

Diese Umwandlung erfolgt im Gegensatz zum umgekehrten Vorgang immer mit einem<br />

relativ tiefen Wirkungsgrad. Theoretischer Grenzwert ist der Carnot-Wirkungsgrad, welche sich<br />

aus der Temperaturdifferenz der heissen <strong>und</strong> kalten Seite durch die Absoluttemperatur (Tempera-<br />

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tur in °C plus 273 K) der heissen Seite errechnet. Bei einem grossen Dampfturbinenkraftwerk mit<br />

280°C Dampf <strong>und</strong> 40°C Kondensat sind das maximal 43%, praktisch aber nur noch 33% Umwandlungswirkungsgrad<br />

von Wärmeenergie in Elektrizität. Im Gegensatz zu den grossen thermischen<br />

Kraftwerksanlagen haben kleine lokale Anlagen folgende zwei Vorteile:<br />

- Die Abwärme kann als Prozessenergie genutzt werden.<br />

- Die Anlage dient als Notstromversorgung, teilweise auch zur Deckung der Spitzenleistung.<br />

Durch die aktuelle Entwicklung (2000 bis 2002) bei den <strong>Energie</strong>preisen ist ein direkter wirtschaftlicher<br />

Vorteil nicht auszumachen, da die Elektrizität billiger wird <strong>und</strong> die fossilen <strong>Energie</strong>träger teurer.<br />

Das Preisverhältnis kWh Elektrizität zu kWh Heizöl hat sich für einen Betrieb mit 500'000<br />

Franken <strong>Energie</strong>kosten pro Jahr in den letzten 10 Jahren von 6 auf 2,5 reduziert. Mit dem zusätzlichen<br />

erheblichen Aufwand (Anschaffung, Unterhalt) gegenüber einer Feuerungsanlage ist die<br />

Wärmekraftkopplung gegenwärtig nicht wirtschaftlich.<br />

Die verschiedenen Systeme der Wärmekraftkopplung<br />

System Leistung<br />

Wirkungsgrad<br />

Abwärme Preis<br />

Lebensdauer<br />

Bemerkungen<br />

Ottomotor (Gas)<br />

< 200 kW<br />

> 200 kW<br />

< 30%<br />

< 35%<br />

< 100 °C<br />

< 100 °C<br />

tief<br />

tief<br />

10'000 PKW Basis<br />

40'000<br />

Dieselmotor (Öl) < 3 MW < 40% < 100 °C tief 40'000 Abgaswerte<br />

Dampfmaschine < 1 MW < 12% < 100 °C mittel 40'000 Anbieter ?<br />

Dampfturbine * > 1 MW < 25% < 100 °C hoch 100'000 aufwändig<br />

Gasturbine * > 1 MW < 40% < 300 °C mittel 100'000<br />

Kombikraftwerk > 20 MW < 55% < 100 °C hoch 100'000<br />

Stirlingmotor > 1 kW < 15% < 100 °C hoch ? Anbieter ?<br />

Brennstoffzelle > 1 W < 40% < 300 °C hoch ? Anbieter ?<br />

* Es gibt auch Anbieter mit kleinen Dampf- <strong>und</strong> Gasturbinenanlagen im Bereich von 100 kW <strong>und</strong> weniger,<br />

aber ausser Prospekten liegen keine konkreten Erfahrungswert e vor.<br />

4.4 Wärmepumpe<br />

Eine Wärmepumpe ist der umgekehrte Prozess einer Dampfturbine. Mit der Hilfe von mechanischer<br />

<strong>Energie</strong> wird Wärmeenergie von einem tiefen Niveau (z.B. 5°C) auf ein höheres Niveau (z.B.<br />

50°C) transformiert. Bei der Wärmepumpe fällt die Abwärme der mechanischen <strong>Energie</strong> zugunsten<br />

der gewünschten warmen Seite an, bei der im Prinzip gleichen Kälteanlage ist die warme Seite<br />

Abwärme. Der theoretische maximale Faktor Wärmeenergie zur Elektrischer <strong>Energie</strong> ist der Kehrwert<br />

des Carnot-Wirkungsgrades, also die Absoluttemperatur (Temperatur in °C plus 273 K) der<br />

heissen Seite durch die Temperaturdifferenz der heissen <strong>und</strong> kalten Seite. Beim oben genannten<br />

Beispiel gibt das den theoretischen Faktor 7,2; reale Wärmepumpen erreichen einen Wert von 4.<br />

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1 3 10 30 Druck [bar]<br />

- 4 0 °C 0 °C 4 0 °C 8 0 °C 1 2 0 °C<br />

Flüssigkeit<br />

D a m p f<br />

Kondensation Kühlung<br />

W ä rm e a b g a b e<br />

Expansionsventil<br />

V erdam pfung<br />

Kälteabgabe<br />

Kompressor<br />

G a s<br />

1 5 0 2 0 0 2 5 0 3 0 0 3 5 0 4 0 0 E n th a lp ie [k J /k g ]<br />

Der Wärmepumpenprozess im Enthalpie-Druck-Diagramm.<br />

Die gegenwärtig angebotenen Wärmepumpen arbeiten mit Kältemitteln, welche nur eine Wärmeabgabe<br />

bis maximal 60°C ermöglichen. Bei <strong>Textil</strong>veredlungsbetrieben ist aber schon sehr viel Abwärme<br />

auf diesem Temperaturniveau vorhanden.<br />

Mit andern Kältemittel oder dem umgekehrten Gasturbinenprozess könnten aber weit höhere<br />

Temperaturen erreicht werden. Durch den tiefen Preis für Elektrizität <strong>und</strong> den hohen Preis für<br />

fossile <strong>Energie</strong>träger ergibt sich dadurch eine interessante Perspektive für energieeffiziente Wärmerückgewinnung<br />

bei der <strong>Textil</strong>veredlung (z.B. von 80 auf 180°C mit einem Faktor 3). Leider ist<br />

zurzeit noch kein Anbieter für solche Systeme bekannt.<br />

4.5 Wärmeverteilung<br />

In Heizungsanlagen <strong>und</strong> bei den Wärmeanlagen in der <strong>Textil</strong>veredlung geht viel <strong>Energie</strong> in der<br />

Wärmeverteilung verloren. Die Wärmeverluste hängen von folgenden Faktoren ab:<br />

- Länge <strong>und</strong> Querschnitt des Rohrleitungssystems, Anzahl Armaturen<br />

- Stärke <strong>und</strong> Qualität des Rohrleitungsisolation <strong>und</strong> der Befestigung<br />

- Temperatur der Wärmeträger <strong>und</strong> Betriebsdauer<br />

Wärmeverlust von 1 m Rohrleitung bei 100 K Temperaturdifferenz<br />

Durchmesser DN 25 mm DN 50 mm DN 100 mm<br />

Isolierdicke Leistung <strong>Energie</strong> Leistung <strong>Energie</strong> Leistung <strong>Energie</strong><br />

0 mm 120 W 1000 kWh/a 210 W 1800 kWh/a 400 W 3500 kWh/a<br />

20 mm 30 W 260 kWh/a 40 W 350 kWh/a 70 W 620 kWh/a<br />

40 mm 20 W 180 kWh/a 30 W 260 kWh/a 45 W 400 kWh/a<br />

60 mm 18 W 160 kWh/a 25 W 220 kWh/a 35 W 310 kWh/a<br />

100 mm 18 W 160 kWh/a 25 W 220 kWh/a<br />

Die aufger<strong>und</strong>eten Werte gelten für ein mittleres Isoliermaterial mit einer Wärmeleitfähigkeit von<br />

0,04 W/mK. Der <strong>Energie</strong>verlust bezieht sich auf Dauerbetrieb während 8760 St<strong>und</strong>en pro Jahr.<br />

Der Wärmeverlust ist proportional zur Temperaturdifferenz <strong>und</strong> Leitungslänge. Eine Armatur verliert<br />

gleichviel Wärme wie etwa 2 m zusätzliche Rohrleitung mit gleichem Durchmesser <strong>und</strong> gleicher<br />

Isolationsdicke.<br />

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Zur Wärmeverteilung gehören auch die Umwälzpumpen. Im Allgemeinen sind die eingesetzten<br />

Umwälzpumpen zu gross. Bei ordentlich dimensionierten Rohrleitungen <strong>und</strong> Wärmetauscher benötigen<br />

alle Umwälzpumpen zusammen nur eine elektrische Aufnahmeleistung von 1‰ der Heizleistung.<br />

Eine einfache Berechnung der Leistung einer Umwälzpumpe ergibt:<br />

- Wassermenge 1 MW Heizleistung bei 20 K Temperaturdifferenz (Vor- <strong>und</strong> Rücklauf)<br />

V` => Q`h / (∆υ * cp) = 1 MW / (20 K * 4,18 MJ/m³K) = 0,012 m³/s<br />

- Hydraulische Leistung für 12 Liter/s bei einem Druckverlust von 0,3 bar<br />

Phyd = V` * ∆p = 0,012 m³/s * 30 kPa = 360 W<br />

- Elektrische Aufnahmeleistung für 360 W Hydraulik bei einem Wirkungsgrad von 50%<br />

Pel = Phyd / η = 360 W / 0,5 = 720 W < 1‰ von 1'000'000 W Heizleistung<br />

Bemerkung: Wenn ein Heizkreis kalt bleibt, so liegt es oft nicht an der Stärke der Umwälzpumpe,<br />

sondern an Luft in der Leitung, an geschlossenen Ventilen oder an verstopften Leitungen.<br />

Die <strong>Energie</strong>sparmöglichkeiten in Wärmeverteilanlagen stecken in:<br />

- Leitungen isolieren: Rohrleitungen <strong>und</strong> Armaturen sollten gut isoliert werden.<br />

- Laufzeit reduzieren: Eine Umwälzpumpe muss nur laufen, wenn in ihrem Kreis Wärme<br />

gebraucht wird. Teilweise lässt man Pumpen durchlaufen, damit sie nach einem längeren<br />

Stillstand nicht festsitzen. Mit einer Wochenschaltuhr kann man solche Pumpen in der<br />

Stillstandszeit aber auch nur für wenige Minuten pro Woche laufen lassen.<br />

- Pumpeneinstellung: Viele Umwälzpumpen können in mehreren Stufen betrieben werden. Die<br />

Werkseinstellung ist die höchste Stufe, sie wird bei der Inbetriebnahme meistens nicht verändert.<br />

Die Umschaltung auf eine kleinere Stufe kostet praktisch nichts <strong>und</strong> kann jederzeit wieder<br />

rückgängig gemacht werden.<br />

- Pumpenwechsel: Die meisten Umwälzpumpen sind zu gross. Als elektrische Aufnahmeleistung<br />

genügt in der Regel 1‰ der Heizleistung.<br />

- Drehzahl regeln: Eine Heizung läuft vorwiegend im Teillastbereich, indem auch die umgewälzte<br />

Wassermenge <strong>und</strong> somit die Pumpenleistung reduziert werden könnte.<br />

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5. Technologien<br />

Das Kapitel Technologien umfasst allgemeine energetische Aspekte welche in den <strong>Energie</strong>prozessen<br />

der <strong>Textil</strong>industrie, den Infrastrukturanlagen <strong>und</strong> der <strong>Energie</strong>technik vorkommen.<br />

5.1 Wärmedämmung<br />

Mit einer guten Wärmedämmung kann man die Wärmeverluste eines heissen Körpers in einer<br />

kalten Umgebung reduzieren. Die Einflussfaktoren sind:<br />

• Oberfläche (bei sehr heissen Oberflächen spielt die Wärmestrahlung auch eine Rolle).<br />

• Temperaturdifferenz mal Zeit<br />

• Dämmdicke <strong>und</strong> Materialqualität<br />

• Zusätzlich zählen: Wärmebrücken <strong>und</strong> Lecks<br />

Beispiel für die Wärmedämmung an einem heissen Färbeapparat<br />

Material, Baustoff Dicke α, λ Ohne Dämmung Mit Dämmung<br />

R R<br />

Wärmeübergang innen 20 W/m²K 0,050 m²K/W 0,050 m²K/W<br />

Stahl 0,020 m 60 W/mK 0,000 m²K/W 0,000 m²K/W<br />

Wärmedämmung 0,025 m 0,040 W/mK 0,625 m²K/W<br />

Wärmeübergang aussen 10 W/m²K 0,100 m²K/W 0,100 m²K/W<br />

Summe 0,020 m 0,150 m²K/W 0,775 m²K/W<br />

k-Wert 6,7 W/m²K 1,3 W/m²K<br />

Wärmeleistung für 120 K Temperaturdifferenz 800 W 160 W<br />

<strong>Energie</strong>verlust in 5000 St<strong>und</strong>en pro Jahr 4000 kWh/a 800 kWh/a<br />

<strong>Energie</strong>kosten bei 5 Rp./kWh 200 Fr./a 40 Fr./a<br />

Eine Hochtemperaturisolation kostet r<strong>und</strong> 200 Franken pro m² <strong>und</strong> reduziert zusätzlich die Abwärmebelastung<br />

am Arbeitsplatz.<br />

5.2 Wärmerückgewinnung<br />

Mit einer WRG (Wärmerückgewinnungsanlage) entzieht man dem Abwasser oder der Abluft möglichst<br />

viel Wärme <strong>und</strong> übergibt diese dem Warmwasser, der Frischluft, der Raumheizung usw. oder<br />

speichert sie in einem Wasserbehälter zur späteren Verwendung. Bei einer Wärmerückgewinnungsanlage<br />

sind folgende Punkte zu beachten:<br />

- Je höher die Temperatur der gewonnenen Wärme, desto nützlicher. Wärme mit Temperaturen<br />

unter 40°C kann nicht einmal mehr für die direkte Gebäudeheizung verwendet werden.<br />

- Je grösser die innere Oberfläche eines Wärmetauschers ist, desto höher ist sein Wirkungsgrad<br />

aber auch sein Preis.<br />

- Ein Gegenstromwärmetauscher hat einen besseren Temperaturtauscheffekt als ein Kreuzstromwärmetauscher<br />

<strong>und</strong> dieser ist besser als ein Gleichstromwärmetauscher.<br />

- Bei der Auswahl eines Wärmetauschers ist auf die chemische Aggressivität <strong>und</strong> die Verschmutzungsneigung<br />

der Abluft oder des Abwassers zu achten. Teilweise sind für <strong>Textil</strong>betriebe aufwendige<br />

Reinigungs- <strong>und</strong> Neutralisierungsinstallationen erforderlich. Diese lassen sich aber oft<br />

auch mit Massnahmen für die Luft- <strong>und</strong> Abwasserreinhaltung kombinieren.<br />

- Für einen optimalen Einsatz von Wärmerückgewinnungsanlagen sind die Abwärmequellen <strong>und</strong><br />

die Wärmenutzer (Wärmeträger, Wärmeleistung, Wärmemenge, Temperatur, Zeitpunkt) zu<br />

identifizieren. Nur aufgr<strong>und</strong> solcher Daten können Wärmerückgewinnungsanlagen <strong>und</strong> die Wärmespeicher<br />

technisch <strong>und</strong> wirtschaftlich richtig dimensioniert werden.<br />

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- In geschichteten Wärmespeichern kann gleichzeitig Wärme auf unterschiedlichen Temperaturniveaus<br />

gespeichert werden. Oben wird heisses Wasser eingeleitet <strong>und</strong> entnommen, unten warmes<br />

Wasser. Ein gut isolierter Wärmespeicher verliert weniger als 1°C pro Tag.<br />

5.3 Antriebstechnik<br />

Elektromotoren haben, verglichen mit anderen Maschinen einen sehr guten Wirkungsgrad, trotzdem<br />

gibt es auch hier <strong>Energie</strong>sparmöglichkeiten. Der Asynchronmotor ist der am häufigsten<br />

eingesetzte Industriemotor. Er ist günstig, robust <strong>und</strong> kann selber am Stromnetz anlaufen. Der<br />

Asynchronmotor hat seinen Namen von der Tatsache, dass er sich nicht synchron mit der Netzfrequenz,<br />

sondern etwas langsamer dreht. Je grösser dieser Schlupf wird, desto grösser ist sein<br />

Drehmoment, bis es hinter dem Kippmoment wieder abnimmt <strong>und</strong> der Motorschutz ausgelöst wird.<br />

Kennlinie eines 4-poligen Asynchronmotor s mit 3 kW Nennleistung.<br />

Im Betriebspunkt gibt der Asynchronmotor bei seiner Nenndrehzahl seine Nennleistung ab. Diese<br />

Daten sind auf dem Typenschild zu finden. Der 2-polige Asynchronmotor erreicht am Stromnetz die<br />

höchste Drehzahl mit knapp 3000 U/min. Für höhere Drehzahlen ist entweder ein Getriebe, ein<br />

Frequenzumformer oder ein Gleichstromantrieb erforderlich. Je höher die Polzahl ist, desto tiefer<br />

ist die Nenndrehzahl. Bei 6,8 <strong>und</strong> mehrpoligen Ausführungen wird der Motor für die gleiche Leistung<br />

immer grösser <strong>und</strong> teurer.<br />

Je höher die Motorleistung ist, desto besser wird der Wirkungsgrad. Bei Antrieben mit hoher Laufzeit<br />

(Ventilatormotoren, Pumpenmotoren, etc.) lohnt sich die Auswahl nach dem Wirkungsgrad<br />

innerhalb eines Jahres. Am besten sind die Asynchronmotoren der Klasse «EFF1», Motoren der<br />

Klasse «EFF3» sollten nicht mehr gekauft werden.<br />

Mit einem Frequenzumrichter kann der Asynchronmotor auch mit anderen Frequenzen als der<br />

Netzfrequenz von 50 Hz gespiesen werden. Über Tasten, ein Potentiometer oder von einer Steuerung<br />

kann die Drehzahl von etwa 5% bis auf über 100% der Nenndrehzahl eingestellt werden. Bei<br />

Antriebsaufgaben mit lange andauernden tiefen Drehzahlen <strong>und</strong> hohem Drehmoment (zum Beispiel<br />

Förderband) muss ein oberflächengekühlter oder fremdbelüfteter Motor eingesetzt werden. Der<br />

eingebaute Lüfter eines Standardmotors würde bei den tiefen Drehzahlen zu wenig Wärme abführen.<br />

Bei Ventilatorantrieben sind tiefe Drehzahlen kein Problem, weil dort kein hohes Moment gefordert<br />

wird.<br />

Der Preis eines Motors hängt von seiner Grösse <strong>und</strong> somit vom Nenndrehmoment ab. Für 2 <strong>und</strong> 4polige<br />

Asynchronmotoren kann als Richtwert 100 Franken pro kW angenommen werden. Ein entsprechender<br />

Frequenzumrichter kostet etwa das Doppelte. Bei Arbeitsmaschinen mit langsamen<br />

Drehzahländerungen gilt die Anlaufbedingung, dass über den ganzen Drehzahlbereich das Lastmoment<br />

nicht grösser als das Antriebsmoment sein darf. Wenn das Losbrechmoment (die Haftreibung)<br />

nicht grösser als das Anlaufmoment ist, sind keine Anlaufschwierigkeiten zu erwarten. Ein<br />

hohes Losbrechmoment kann den Motor blockieren. Bei hohen Lastmomenten im Bereich des Motoranlaufmomentes<br />

nützt bei Asynchronmotoren ein Sanftanlaufgerät nicht viel, denn der Motor<br />

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beschleunigt erst, wenn er genug Spannung hat, um das Losbrechmoment zu überwinden. Mit<br />

einem modernen Frequenzumrichter steht aber schon beim Start ein hohes Drehmoment zur Verfügung.<br />

Ein Asynchronmotor, der direkt oder mit einem Softstarter ans Netz geschaltet wird, erhitzt sich<br />

beim Hochfahren mit der <strong>Energie</strong>, welche der Rotationsenergie des Rotors <strong>und</strong> der Last entspricht.<br />

In den Datenblättern von Standardmotoren ist die zulässige Anzahl Leerumschaltungen pro St<strong>und</strong>e<br />

angegeben. Verschiedene Lieferanten verfügen auch über entsprechende Dimensionierungsprogramme.<br />

Kleine Asynchronmotoren können viel mehr Schaltungen (einige pro Sek<strong>und</strong>e) als grosse<br />

(einige pro St<strong>und</strong>e) verkraften. Beim Betrieb mit einem Frequenzumrichter hat der Motor einen<br />

beschränkten Schlupf <strong>und</strong> kann viel häufiger geschaltet werden.<br />

Bei Pausen abschalten rentiert: Das Abschalten einer Maschine lohnt sich, wenn die Pause grösser<br />

als die 5-fache Hochlaufzeit ist. Wenn eine Walze innerhalb von 2 Sek<strong>und</strong>en auf Touren ist, lohnt<br />

sich das Abschalten bei einer Pause ab 10 Sek<strong>und</strong>en. Der Anlaufstrom wirkt sich nicht auf die vom<br />

EW verrechnete Spitzenleistung aus (Mittelwert während 15 Minuten).<br />

Asynchronmotoren, welche oft ohne Last laufen, können in dieser Zeit auch in der Sternschaltung<br />

betrieben werden. Durch die tiefere Klemmenspannung sind die Motorenverluste um etwa 30%<br />

kleiner. Es gibt auch so genannte «Energy-Saver» welche im Teillastbereich mit einem Phasenanschnittgerät<br />

die Spannung reduzieren. Die Investitionen werden nur in besonderen Fällen durch die<br />

<strong>Energie</strong>einsparung bezahlt, besser ist der Einsatz eines «EFF1» Motors.<br />

Die Drehmomentanpassung an die Last ist mit einem Getriebe meistens günstiger als mit einem<br />

grossen Motor. Ein Getriebe hat ein Reibungsmoment, welches von der übertragenen Leistung<br />

wenig abhängig ist. Der Wirkungsgrad eines Motors oder eines Getriebes bezieht sich auf die<br />

Nennleistung. Im Teillastbereich oder bei tieferen Drehzahlen ist der Wirkungsgrad schlechter.<br />

Antriebskomponenten mit einer hohen Laufzeit sollten mit energie-effizienten Getriebetypen ausgerüstet<br />

sein. Als besonders schlecht sind die in der Anschaffung günstigen Schneckengetriebe zu<br />

erwähnen, welche im Kilowattbereich mehr als die Hälfte der aufgenommenen Leistung verheizen.<br />

5.4 Pumpen <strong>und</strong> Gebläse<br />

Bei der <strong>Textil</strong>veredlung entfällt ein grosser Anteil des Stromverbrauchs auf Pumpen <strong>und</strong> Gebläse. In<br />

Rohrleitungen nimmt der Druckabfall quadratisch mit der Strömungsgeschwindigkeit zu. Das heisst,<br />

der Leistungsbedarf (Fördermenge mal Druckabfall) steigt in der dritten Potenz mit der Fördermenge.<br />

Leistungsaufnahme<br />

[kW]<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Drosselklappe<br />

Frequenzumrichter<br />

0% 25% 50% 75% 100% Volumenstrom<br />

Eine 11 kW Pumpe benötigt für 75% Fördermenge mit Drehzahlanpassung nur 5 kW Leistung.<br />

Bei der Auswahl von Pumpen <strong>und</strong> Ventilatoren sind die erforderlichen Nenndaten (Fördermenge <strong>und</strong><br />

Druck) wie bei den Elektromotoren sorgfältig zu berücksichtigen. Eine zu grosse Anlage kostet mehr<br />

<strong>und</strong> hat einen schlechteren Wirkungsgrad im Teillastbereich als die gerade richtige Anlage. Je nach<br />

Typ <strong>und</strong> Hersteller gibt es erhebliche Unterschiede im Wirkungsgrad. Die Stromkosten sind schon<br />

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nach ein paar Monaten Betrieb höher als die Anschaffungskosten einer Pumpe oder eines Gebläses<br />

(z.B. Eine 11 kW Pumpe kostet 3000 Franken <strong>und</strong> verbraucht pro Betriebsst<strong>und</strong>e Strom für mehr<br />

als 1 Franken).<br />

5.5 Messtechnik<br />

Die Messung der elektrischen Leistung ist ein wichtiges Element einer genauen <strong>Energie</strong>analyse. Bei<br />

Maschinen <strong>und</strong> Anlagen können der wirkliche <strong>Energie</strong>verbrauch <strong>und</strong> die eventuellen Einsparmöglichkeiten<br />

nur mit einer Messung bestimmt werden. Aus der Messung der Motorenströme kann die<br />

Aufnahmeleistung von Maschinen nur ungenau bestimmt werden, weil sich im Teillastbereich der<br />

Leistungsfaktor (cos ϕ) erheblich verschlechtert. Ein fest installiertes Gerät kostet etwa 300 Franken,<br />

ein mobiles einphasiges Leistungsmessgerät r<strong>und</strong> 1000 Franken.<br />

18,5 kW<br />

Strommessung Spannungsmessung<br />

Drehstromleistungsmessgerät<br />

Phase L1<br />

Phase L2<br />

Phase L3<br />

Null-Leiter<br />

Erde PE<br />

Temporäre Leistungsmessung im Drehstromnetz.<br />

Die Messung des Wärmeverbrauchs ist aufwendiger als die des Elektrizitätsverbrauchs. Es braucht<br />

eine Temperaturmessung im Vor- <strong>und</strong> Rücklauf sowie eine Durchflussmessung in einem längeren<br />

geraden Rohrabschnitt. Je nach Temperaturniveau <strong>und</strong> Rohrquerschnitt kosten solche Geräte ab<br />

1000 Franken aufwärts. Auch bei der Wärmemessung kann mit mobilen Geräten eine Momentaufnahme<br />

erfolgen. Anstelle einer fest eingebauten Durchflussmessung wird aussen an einem geraden<br />

Rohrleitungsabschnitt ohne Wärmedämmung ein mobiles Ultraschallmessgerät aufgesetzt.<br />

Die berührungslose Messung von Oberflächentemperaturen kann punktuell mit einem Infrarotsensor<br />

(Kosten 100 bis 500 Franken) oder übersichtlich mit einer Wärmebildkamera (Kosten 10’000 bis<br />

50'000 Franken) erfolgen. Da die Strahlungsintensität von der Temperatur des strahlenden Körpers<br />

abhängt, lassen sich den von der Kamera erfassten Signalen entsprechende Temperaturen<br />

zuordnen. Diese werden dann auf dem Thermogramm durch unterschiedliche Farben oder Grautöne<br />

sichtbar gemacht (z.B. hell entspricht «warm», dunkel entspricht «kalt»). Die Thermografie ist<br />

nun in der Lage, diese Thermogramme richtig zu deuten <strong>und</strong> zum Beispiel so genannte Wärmebrücken<br />

an Aussenwänden von Gebäuden zu erkennen <strong>und</strong> deren genaue Lage zu ermitteln. Weiterhin<br />

können beispielsweise an Dampf- <strong>und</strong> Heisswasserleitungen sowie thermischen Apparaten defekte<br />

Wärmedämmungen <strong>und</strong> Leckagen geortet werden. Im Maschinenbau können heisslaufende Lager,<br />

Führungen, Getriebe <strong>und</strong> Motoren vor einem Ausfall erkannt werden.<br />

Thermografie einer Kühlanlage. Thermografie eines Elektromotors.<br />

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6. Gr<strong>und</strong>lagen<br />

6.1 Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

- <strong>Energie</strong>gesetz, gültig ab 1.1.1999<br />

- 26 kantonale <strong>Energie</strong>gesetze<br />

- CO2-Gesetz, gültig ab 1.5.2000<br />

6.2 Literatur<br />

- Dubbel H.: Taschenbuch für den Maschinenbau. ISBN 3-540-57650-9. Berlin: Springer 1995<br />

- Recknagel H.: Taschenbuch für Heizung + Klimatechnik. ISBN 3-486-26450-8. München: Oldenbourg<br />

Industrieverlag 2000<br />

- Kruska M., Meyer J., Elsasser N., Trautmann A., Weber P., Mac T.: Rationelle <strong>Energie</strong>nutzung<br />

in der <strong>Textil</strong>industrie. ISBN 3-528-03178-6. Braunschweig: Vieweg 2001<br />

- EnviroTex GmbH: CO2-Minderungspoteniale in der <strong>Textil</strong>industrie. Augsburg: Bayrisches Landesamt<br />

für Umweltschutz 2000<br />

6.3 Links<br />

- Fachinformationen über <strong>Energie</strong>effizienz http://www.energie.ch<br />

- <strong>Energie</strong>agentur der Wirtschaft http://www.energie-agentur.ch<br />

- B<strong>und</strong>esamt für <strong>Energie</strong> http://www.energie-schweiz.ch<br />

- Effizienzprogramm für Elektromotoren http://www.motorchallenge.ch<br />

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7. Aktuelles<br />

CO2-Lenkungsabgabe<br />

Etwa 30 Mitgliedfirmen des <strong>Textil</strong>verbandes <strong>Schweiz</strong> haben sich in 3 <strong>Energie</strong>-Modell-Gruppen der<br />

<strong>Energie</strong>-Agentur der Wirtschaft organisiert. Unterstützt von einem Moderator werden Massnahmen<br />

zur Erhöhung der <strong>Energie</strong>effizienz <strong>und</strong> Reduktion der CO2-Fracht ausgearbeitet.<br />

Der <strong>Energie</strong>verbrauch der Jahre 1990 (Basisjahr) <strong>und</strong> 2000 (Ausgangsjahr) wird zusammen mit<br />

geeigneten Indikatoren (Produktionsmenge, Anzahl Aufträge, etc.) erfasst <strong>und</strong> es wird eine Prognose<br />

für das Jahr 2010 (Zieljahr) erstellt. Anhand einer Bestandesaufnahme werden im Unternehmen<br />

der Stand der Technik <strong>und</strong> die Einsparmöglichkeiten beurteilt. Viele Unternehmen haben in der<br />

Vergangenheit schon etliche Einsparprojekte realisiert <strong>und</strong> es bleiben nicht mehr viele wirtschaftliche<br />

Massnahmen übrig. Auf dieser Basis werden für jedes Unternehmen die individuellen Massnahmen<br />

(oft schon aus betrieblichen Gründen geplant) bis zum Jahr 2010 aufgelistet, wie zum<br />

Beispiel: Heizungssanierung, Maschinenersatz, Wärmerückgewinnung, Beleuchtungssanierung,<br />

Druckluftoptimierung.<br />

Die Summe dieser Massnahmen ergibt die Prognose für die Einsparung, welche zusammen mit den<br />

andern Daten in einer Zielvereinbarung festgehalten wird. Diese Daten werden in der Gruppe an<br />

Workshops besprochen <strong>und</strong> als Gruppensumme der <strong>Energie</strong>-Agentur der Wirtschaft übergeben.<br />

Die Mehrheit dieser Unternehmen wird sich zu einer <strong>Energie</strong>einsparung von r<strong>und</strong> 10% bis zum Jahr<br />

2010 verpflichten <strong>und</strong> sich dadurch von der CO2-Lenkungsabgabe ab dem Jahr 2004 befreien lassen.<br />

Nebst der Befreiung profitieren sie aber auch direkt von der Einsparung von <strong>Energie</strong>kosten <strong>und</strong><br />

dem Erfahrungsaustausch in der <strong>Energie</strong>-Modell-Gruppe. Die Höhe der CO2-Lenkungsabgabe wird im<br />

Jahre 2003 vom Parlament beschlossen. Gegenwärtig geht man bei den Brennstoffen von 30<br />

Franken pro Tonne CO2 aus, was bei Heizöl 8 Rappen pro Liter <strong>und</strong> bei Erdgas 5 Rappen pro m³<br />

ausmacht. Die Rückvergütung der Abgaben erfolgt für die Unternehmen, welche sich nicht befreien<br />

lassen, über die AHV-Beiträge. Derzeit ist die Grösse der Reduktion noch nicht bekannt. Unternehmen<br />

mit einem hohen Verbrauch von fossiler <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> wenig Mitarbeiter (wahrscheinlich ab<br />

etwa 2000 Liter Heizöl pro Mitarbeiter) werden von einer Befreiung profitieren.<br />

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