Der Begriff „Befreiung“ - DSpace
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Im siebten Kapitel wird die Einstellung eines Bodhisattva zu den Lebewesen und<br />
seine Aufgaben dargestellt. <strong>Der</strong> chinesische Text besagt:<br />
„<strong>Der</strong> Bodhisattva, der sich auf die Kraft der Tugend des Tathāgathas 542 stützt, soll in der Befreiung<br />
[dutuo ] aller Lebewesen verharren […]. Will er die vielen Lebewesen befreien [du ], soll er ihr<br />
Leid beseitigen [chu ].“ 543<br />
Es geht um die Befreiung der Lebewesen durch eine äussere Kraft, deswegen<br />
verwendet man hier das transitive Verb . Im ersten Fall wird noch mit dem<br />
Zeichen ergänzt und bildet so ein Nomen. Im zweiten Satz ist ein Verb. Im<br />
letzten Teil des Satzes deutet das Wort auf die Befreiung vom Leid. So sehen wir, wie<br />
in einer Aussage drei verschiedene Ausdrücke für die Befreiung eingesetzt werden können.<br />
Einige Passagen weiter wird wieder die Befreiung erwähnt. Diesmal ist das eine<br />
Befreiung, die sich in weltlichen Erscheinungen widerspiegelt: „Das Gleichsein aller<br />
Phänomene ist [die Erscheinungsform der] Befreiung [jietuo ].“ 544 Die Befreiung bezieht<br />
sich weder auf die Meditation noch auf die absolute Befreiung. Es ist sogar gesagt, dass die<br />
Eigenschaften wie Anhaftung, Zorn und Unwissenheit auch die Befreiung innehaben. Diese<br />
Befreiung kommt jedoch erst dann zum Vorschein, wenn die wahre Erkenntnis über die Natur<br />
der Dinge erlangt ist. Einerseits muss man sich von Anhaftung, Zorn und Unwissenheit<br />
befreien, andererseits muss man auch die Leerheit dieser Eigenschaften erkennen und das<br />
Nicht-Befreitsein als Potential für die Befreiung sehen.<br />
Im neunten Kapitel findet eine Versammlung der Bodhisattvas statt. Jeder äussert sich<br />
bezüglich der Lehre von der Nicht-Zweiheit. Ein Bodhisattva charakterisiert Fesselung und<br />
Befreiung als Gegensätze, die in der wahren Wirklichkeit jedoch keiner Differenzierung mehr<br />
unterliegen. In dieser Hinsicht ist die Befreiung lediglich ein Konzept, das auf dem Weg hilft.<br />
Wenn das Ziel schon erreicht ist, wird die Frage der Befreiung sinnlos.<br />
Weiter in demselben Kapitel werden drei Tore der Befreiung 545 (Chin. san jietuo men<br />
) erwähnt:<br />
„Leerheit, Formlosigkeit und Tatenlosigkeit bilden eine Zweiheit. 546 Die Leerheit ist [jedoch] gleich<br />
Formlosigkeit; die Formlosigkeit ist gleich Tatenlosigkeit. Wenn die Leerheit ohne Formen und ohne<br />
541 T14n0475_p0545b13 ff, vgl. auch Fischer (Übers.), S. 59.<br />
542 Beiname Buddhas.<br />
543 T14n0475_p0547c11-13.<br />
544 T14n0475_p0548a15.<br />
545 Dazu ausführlich unten im Kap. 4.2.1.<br />
546 Hier ist damit eine Unterscheidung gemeint.<br />
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