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Der Begriff „Befreiung“ - DSpace

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der Bodhisattva seine übermenschliche Macht und wirkt auf die Lebewesen direkt ein. In<br />

den Sätzen mit dem Wort „lassen“ wirkt er nur indirekt. Hier lässt er den Lebewesen selber<br />

einen Geisteszustand entwickeln oder fordert sie zu einer selbständigen Handlung auf.<br />

Infolgedessen wäre zu erwarten, dass beim Wort „befreien“ das chinesische Zeichen<br />

verwendet wird, das auf eine von aussen bewirkte Befreiung hinweist. Jedoch ist das<br />

hier nicht der Fall. Es könnte mit dem Versmaß zusammenhängen, das ein zweisilbiges Verb<br />

fordert. Es mag auch sein, dass der Übersetzer eine Wiederholung von Zeichen zu vermeiden<br />

versuchte, weil das Wort am Ende des Satzes im Ausdruck „Nirvāna“ (hier: miedu <br />

) verwendet wird.<br />

sagt:<br />

An der nächsten Stelle kommt zweimal das Wort vor. Einer der Bodhisattvas<br />

1) „Diese und ähnliche Lebewesen sind mitleidserregend, ich muss sie befreien [du].“ 490<br />

2) „Alles, was ich tue, ist dafür, Lebewesen zu befreien [du].“ 491<br />

Die Entfaltung des Mitgefühls und der Barmherzigkeit ist eine gezielte Handlung, die<br />

auch den Wunsch, Lebewesen zu befreien, impliziert. 492<br />

Die nächste Stelle im vierten Kapitel beschreibt die fünfte Stufe des Bodhisattva-<br />

Weges. Ein Bodhisattva, der auf dieser Stufe angelangt ist, wird im Text von Śīladharma<br />

folgendermaßen charakterisiert:<br />

„Sogar von Vorhandensein und Nichtvorhandensein wird sein Herz nicht bewegt. Er ist fleissig bei der<br />

Praxis, weil er die Welt retten [jiu ] will.“ 493<br />

In der chinesischen Textversion von Śikshānanda erscheint anstatt das Zeichen<br />

, was auf die Bedeutungsnähe dieser beiden Wörter hinweist. Diese zwei Zeichen<br />

werden häufig auch als Wortpaar benutzt. Wörtlich kann man sie dann als „retten und<br />

hinüberführen“ übersetzen, jedoch meistens werden sie einfach mit „befreien“ wiedergegeben.<br />

„Aus dem Grund, weil [er] sich befreien will [jiudu], entfaltet [er] grossen Mut und Eifer und bringt<br />

grossen Fleiss hervor.“ 494<br />

Das fünfte Kapitel thematisiert die Dualität der Erscheinungen und die Differenzierung<br />

zwischen Subjekt und Objekt. Beim Übergang von der fünften Stufe auf die sechste muss ein<br />

Bodhisattva unter anderem auch die duale Wahrnehmung der Welt aufgeben. Im chinesischen<br />

489 T10n0287_p0550c13-15.<br />

490 T10n0287_p0552a11.<br />

491 T10n0287_p0552a14.<br />

492 Vgl. auch die oben schon erwähnte Stelle im dritten Kapitel: T10n0287_p0547b03.<br />

493 T10n0287_p0552b18.<br />

494 T10n0287_p0559b26.<br />

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