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Solubilisierung stark lipophiler Arzneistoffe in lipidhaltige ...

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Kapitel II Grundlagen<br />

spielen die Rolle e<strong>in</strong>es Ionenaustauschers, der den Transport von Ionen, <strong>Arzneistoffe</strong>n,<br />

Nahrungsstoffen und bakteriellen Tox<strong>in</strong>en bee<strong>in</strong>flussen kann [78]. Die native MuS<br />

bekommt folglich ihre Funktion als Barriere für den Transport verschiedener Stoffe nicht<br />

nur durch ihre viskose gelartige Struktur [74], sondern auch durch ihren hohen Lipid-<br />

und Prote<strong>in</strong>gehalt sowie durch die elektrisch geladenen Gruppen <strong>in</strong> ihrer Matrix.<br />

Beispielsweise zeigten Untersuchungen mit HT29-H-Monolayern, dass sich die<br />

Permeation des T nach der Entfernung der MuS ungefähr verdreifachte [79]. Die<br />

Glycocalyx ist die Gesamtheit aller Zuckermoleküle, die an Oberflächenprote<strong>in</strong>e und<br />

Oberflächenphospholipide der äußeren Seite der Zellmembran gekoppelt s<strong>in</strong>d [80].<br />

Die Zellmembran zeigt die bekannte Struktur e<strong>in</strong>er Lipiddoppelschicht mit den Eigenschaften<br />

e<strong>in</strong>er zweidimensionalen Flüssigkeit, die mit dem Fluid-Mosaic-Membranmodell<br />

beschrieben werden kann [4]. Nach diesem Modell s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Lipidmoleküle auf der Ebene ihrer Monoschicht freibeweglich, <strong>in</strong> der sie e<strong>in</strong>fach und<br />

schnell diffundieren können, während ihr Wechsel zur zweiten Monoschicht e<strong>in</strong>geschränkt<br />

ist. Bei den meisten Tierarten verteilen sich die Lipide asymmetrisch zwischen<br />

den beiden Monoschichten der Zellmembran. Die äußere Monoschicht besteht hauptsächlich<br />

aus zwitterionischen Lipiden wie Phosphatidylchol<strong>in</strong> und Phosphatidylethanolam<strong>in</strong>,<br />

während sich die <strong>in</strong>nere Monoschicht überwiegend aus negativ geladenen Lipiden<br />

wie Phosphatidylser<strong>in</strong> bildet [48]. Die Innenseite der Zellmembran ist gegenüber der<br />

extrazellulären Seite elektrisch negativer geladen [81]. Während der pH-Wert <strong>in</strong> der<br />

unmittelbaren Nähe der extrazellulären Membranseite ca. 5,3 beträgt, weist das Zytoplasma<br />

der Enterozyten e<strong>in</strong>en pH-Wert von ca. 7-7,2 auf. Dadurch entsteht e<strong>in</strong> Protonengradient<br />

über der Membran. Die MuS weist dementsprechend e<strong>in</strong>en pH-Wert von<br />

5,3-6 auf, während der pH-Wert des Dünndarm<strong>in</strong>halts durchschnittlich ca. 6,5 beträgt.<br />

Zuständig für das entstehende pH-Mikroklima auf der unmittelbaren extrazellulären<br />

Membranseite s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Na + /H + -<br />

- und HCO3 /Nicot<strong>in</strong>at-Austauscher im Bürstensaum<br />

[4,82]. Bei e<strong>in</strong>er passiven transzellulären Diffusion ergeben sich nach der Verteilung<br />

der Stoffe <strong>in</strong> der apikalen Zellmembran zwei Diffusionswege. Entweder diffundiert<br />

der Stoff weiter <strong>in</strong>nerhalb der Membrandoppelschicht bis zur basolateralen Seite oder er<br />

diffundiert durch die Doppelschicht <strong>in</strong>s Zytoplasma h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, bevor er die Zelle auf der<br />

basolateralen Seite verlässt [48]. Die Plasmamembran des Bürstensaums (Mikrovilli) ist<br />

ca. 10-11 nm dick, während die Dicke der basolateralen Membran nur ca. 7 nm beträgt.<br />

Dies weist auf das hohe Prote<strong>in</strong>/Lipid-Verhältnis <strong>in</strong> der ersten Membran h<strong>in</strong> [63]. Diese<br />

Prote<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d hauptsächlich <strong>in</strong>tegrierte Enzyme, Influx- oder Effluxtransporter, und Rezeptoren.<br />

Diese Prote<strong>in</strong>gruppen überlappen sich gegenseitig. E<strong>in</strong> Transportprote<strong>in</strong> kann<br />

z.B. e<strong>in</strong>e Enzymaktivität aufweisen oder e<strong>in</strong> Hormonrezeptor an e<strong>in</strong> Enzym gekoppelt<br />

se<strong>in</strong> und selbst Transporteigenschaften besitzen [81]. Durch e<strong>in</strong>e enzymatische<br />

Modifikation, e<strong>in</strong>e erleichterte Diffusion, e<strong>in</strong>en aktiven Transport <strong>in</strong> oder aus der Zelle<br />

oder e<strong>in</strong>e rezeptorvermittelte Endozytose spielen diese Membranprote<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e große<br />

Rolle beim Transport vieler Wirkstoffe. Daher zählen sie ggfs. auch zu den Barrieren für<br />

den Wirkstofftransport [84-87].<br />

Neben den Membranprote<strong>in</strong>en bef<strong>in</strong>det sich auch e<strong>in</strong>e ganze Reihe wichtiger<br />

mikrosomaler Enzyme der Phase I <strong>in</strong> der Darmmukosa. Diese können die transportierten<br />

Wirkstoffe transformieren bzw. <strong>in</strong>aktivieren und stellen somit auch e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Transportbarriere dar [83,84]. In der Darmmukosa konzentrieren sich die o.g. Prote<strong>in</strong>e<br />

hauptsächlich <strong>in</strong> den Zottenspitzen [84,88]. E<strong>in</strong>e der wichtigsten Enzymgruppen stellt<br />

hier die Familie der Hämprote<strong>in</strong>e vom Typ des Cytochrom P-450 (CYP) dar,<br />

<strong>in</strong>sbesondere die Mitglieder der CYP3A-Subfamilie. Beim Wirkstoffmetabolismus beim<br />

Menschen ist CYP3A4 das Hauptenzym für Phase-I-Reaktionen <strong>in</strong> der Leber und im<br />

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