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Bericht der Justizkommission des Grossen Rates über die ...

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<strong>Bericht</strong> <strong>der</strong> <strong>Justizkommission</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Grossen</strong> <strong>Rates</strong><br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Geschäftsberichte 2007 <strong>der</strong> obersten kantonalen Gerichte<br />

und <strong>die</strong> Aufsichtsbesuche 2008<br />

verabschiedet von <strong>der</strong> <strong>Justizkommission</strong> am 29. April 2008


Einleitung<br />

Ausgangslage<br />

Die <strong>Justizkommission</strong> kontrolliert im Auftrag <strong>des</strong> <strong>Grossen</strong> <strong>Rates</strong> gemäss Artikel 23 Grossratsgesetz<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Oberaufsicht <strong>die</strong> Geschäftsführung <strong>der</strong> obersten kantonalen Gerichte, <strong>der</strong><br />

Enteignungsschätzungskommissionen, <strong>der</strong> Steuerrekurskommission, <strong>der</strong> Bodenverbesserungskommission,<br />

<strong>der</strong> Rekurskommission für Massnahmen gegen<strong>über</strong> Fahrzeugführern sowie <strong>die</strong>jenige<br />

<strong>des</strong> Generalprokurators. Die beaufsichtigten Gerichtsbehörden erstatten dem <strong>Grossen</strong> Rat<br />

jährlich einen <strong>Bericht</strong> <strong>über</strong> ihre Geschäftstätigkeit.<br />

Die <strong>Justizkommission</strong> hat drei Ausschüsse mit <strong>der</strong> Aufgabe betraut, Aufsichtsbesuche bei den<br />

Gerichtsbehörden durchzuführen. Diese <strong>die</strong>nen <strong>der</strong> Erläuterung <strong>der</strong> Verwaltungsberichte und <strong>der</strong><br />

Klärung aktueller Fragen. So besuchte <strong>der</strong> Ausschuss I am 13. März 2008 das Obergericht sowie<br />

<strong>die</strong> Generalprokuratur und <strong>der</strong> Ausschuss II am 6. März 2008 das Verwaltungsgericht. Der Ausschuss<br />

III besuchte <strong>die</strong> Rekurskommission für Massnahmen gegen<strong>über</strong> Fahrzeugführern am<br />

4. März sowie <strong>die</strong> Bodenverbesserungskommission am 5. März 2008. Neben den Ausschussmitglie<strong>der</strong>n<br />

nahmen noch weitere interessierte Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Justizkommission</strong> an den Besuchen<br />

teil.<br />

Alle Aufsichtsbesuche verliefen in einer guten Atmosphäre. In offenen und konstruktiven Gesprächen<br />

wurden Fragen beantwortet. Die Informationen <strong>über</strong> Neuerungen, Probleme und Tendenzen<br />

ermöglichten einen guten Einblick in den aktuellen Stand <strong>der</strong> bernischen Justiz.<br />

Die Wahrnehmung <strong>der</strong> Oberaufsicht durch <strong>die</strong> <strong>Justizkommission</strong> bedingt grundsätzlich eine vertiefte<br />

Einsicht in <strong>die</strong> Budgetierung und Finanzplanung <strong>der</strong> Justiz. Dies ist heute nur in ungenügendem<br />

Mass vorhanden und daher unbedingt zu än<strong>der</strong>n.<br />

Zweck und Inhalt <strong>des</strong> <strong>Bericht</strong>es<br />

Der vorliegende <strong>Bericht</strong> soll <strong>die</strong> Jahresberichte <strong>der</strong> beaufsichtigten Gerichtsbehörden ergänzen<br />

und <strong>die</strong> Haltung <strong>der</strong> <strong>Justizkommission</strong> zu aktuellen Fragen wie<strong>der</strong>geben. Auf <strong>die</strong> Statistik <strong>der</strong> einzelnen<br />

<strong>Bericht</strong>e wird nur eingegangen, wo etwas Spezielles zu vermerken ist.<br />

Generelle Bemerkungen<br />

Justizreform II<br />

Der Prozess <strong>der</strong> Justizreform II bedingt zusätzliche Personalressourcen, unter an<strong>der</strong>em auch auf<br />

Seiten <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft. Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> <strong>Justizkommission</strong> sollte <strong>der</strong> Mehrbedarf bei <strong>der</strong><br />

Staatsanwaltschaft (<strong>die</strong> Untersuchungsrichter werden zu Staatsanwälten mit erhöhter Strafbefehlskompetenz)<br />

min<strong>des</strong>tens teilweise durch Einsparungen bei den urteilenden Richtern kompensiert<br />

werden. Die <strong>Justizkommission</strong> hat festgestellt, dass in <strong>die</strong>sem Punkt zwischen dem Obergericht<br />

und <strong>der</strong> Generalprokuratur keine einhellige Meinung besteht.<br />

Es ist ein ständiger Wunsch <strong>der</strong> <strong>Justizkommission</strong>, <strong>die</strong> Verfahrensdauer bei den einzelnen Gerichtsbehörden<br />

zu verkürzen und dafür zu sorgen, dass entsprechende Ressourcen zur Verfügung<br />

gestellt werden. Bei den damit einhergehenden Kosten muss klar zum Ausdruck kommen,<br />

wo es sich um Nachholkosten im Sinne einer Überführung von dauerhaften Provisorien in ordentliche<br />

Stellen handelt, wo um Auswirkungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rechts, wo hingegen um Mehrkosten infolge<br />

kantonalrechtlicher Reformen bzw. um Einsparungen aufgrund <strong>der</strong> Regionalisierung.<br />

#295495 / SD 2


Obergericht<br />

Geschäftslast 2007<br />

Die Geschäftslast am Obergericht war insgesamt auf hohem Niveau einigermassen stabil geblieben,<br />

jedoch nicht mit einheitlicher Entwicklung.<br />

Im Zivilbereich haben <strong>die</strong> ordentlichen Appellationen und <strong>die</strong> Nichtigkeitsklagen zugenommen,<br />

während <strong>die</strong> Zahl <strong>der</strong> Summarappellationen rückläufig war. Es wurden auch weniger Entscheide<br />

weiter gezogen. Die Zahl <strong>der</strong> vor den Zivilkammern hängigen Verfahren war leicht gestiegen –<br />

<strong>die</strong>s als Folge einer längeren, krankheitsbedingten Abwesenheit eines Mitglieds <strong>des</strong> Obergerichts,<br />

welches auch nach Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> Arbeitstätigkeit nur reduziert arbeitsfähig ist. Der Ausfall<br />

hatte vor allem Auswirkungen auf <strong>die</strong> französischsprachigen Geschäfte, welche teilweise durch<br />

<strong>die</strong> zweisprachigen Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Obergerichts erledigt werden konnten. Die dadurch entstandenen<br />

Pendenzen bei den deutschsprachigen Geschäften wurden durch Suppleanten erledigt. Es<br />

liegt in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Sache, dass damit ein gewisser Verlust an Effizienz zu verzeichnen war.<br />

Im Vergleich zum Vorjahr hatten <strong>die</strong> eingegangenen Fälle beim Handelsgericht im <strong>Bericht</strong>sjahr<br />

zwar von 49 auf 76 zugenommen, lagen jedoch immer noch im Durchschnitt <strong>der</strong> letzten Jahre (60<br />

– 80 Fälle pro Jahr). Dass <strong>die</strong> Zahl <strong>der</strong> pendenten Fälle im 2007 mit 69 eher am oberen Limit <strong>der</strong><br />

letzten Jahre lag, könnte damit zusammen hängen, dass <strong>die</strong> Fälle an Komplexität zugelegt haben,<br />

oftmals Expertisen notwendig waren und Vergleiche nur noch mit viel Aufwand erreicht werden<br />

konnten. Hinzu kam, dass <strong>die</strong> hängigen Fälle oftmals wegen Terminschwierigkeiten seitens <strong>der</strong><br />

Parteien nicht verhandelt werden konnten und <strong>die</strong> Gerichtsverhandlungen langfristig angesetzt<br />

werden mussten. Im Weiteren schlugen sich auch jene Fälle, welche mit einem Konkurs endeten,<br />

als unerledigte Fälle in <strong>der</strong> Statistik nie<strong>der</strong>. Solche Dossiers können so lange nicht abgeschlossen<br />

werden, bis <strong>die</strong> Konkursverwaltung sie schliesst.<br />

Bei <strong>der</strong> Aufsichtbehörde in Betreibungs- und Konkurssachen war <strong>die</strong> Geschäftslage vergleichbar<br />

mit <strong>der</strong>jenigen <strong>des</strong> Vorjahres. Somit bewegte sich <strong>die</strong> Zahl <strong>der</strong> Pendenzen auf befriedigendem<br />

Niveau.<br />

Was <strong>die</strong> Geschäftszahlen <strong>der</strong> Rekurskommission FFE (Fürsorgerischer Freiheitsentzug) betrifft,<br />

so könnte man vorsichtig optimistisch von einer leichten Tendenzän<strong>der</strong>ung sprechen. Während<br />

Jahren waren <strong>die</strong>se massiv angestiegen, 2006 blieben sie stabil und im Jahre 2007 konnte nun<br />

erstmals ein leichter Rückgang von 551 auf 540 Fälle festgestellt werden. Dennoch blieb <strong>die</strong> Belastung<br />

<strong>der</strong> Rekurskommission FFE sehr hoch und <strong>die</strong> anlässlich <strong>der</strong> Gesetzesrevision beschlossene<br />

Einsetzung eines vierten Vizepräsidenten erwies sich als richtig.<br />

In <strong>der</strong> Strafabteilung präsentierten sich <strong>die</strong> Zahlen <strong>des</strong> Jahres 2007 beim Wirtschaftsstrafgericht<br />

und beim Kassationshof ungefähr gleich wie im Jahr 2006. Ende 2007 waren beim Wirtschaftsstrafgericht<br />

sechs, beim Kassationshof sieben Verfahren hängig. Bei den Strafkammern war <strong>die</strong><br />

Gesamtzahl <strong>der</strong> eingegangenen Geschäfte mit 434 (statt wie 471 im Vorjahr) rückläufig. Allerdings<br />

betrug <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong> Geschäftslast bei den arbeitsintensiven Appellationen nur<br />

vier Prozent. Ende 2007 waren trotzdem etwas mehr hängige Verfahren zu verzeichnen als Ende<br />

2006, nämlich 179 statt 160. Für <strong>die</strong>se Entwicklung gibt es zwei konkrete Gründe. Ein erster<br />

Grund war <strong>die</strong> Einführung <strong>des</strong> neuen allgemeinen Teils <strong>des</strong> Strafgesetzbuches (AT-StGB). In <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang musste und muss sich zu vielen Fragen erst eine Praxis entwickeln, was zu<br />

grösserem Aufwand führte. Der zweite Grund war <strong>die</strong> Zunahme <strong>der</strong> Appellationen gegen Urteile<br />

<strong>der</strong> Kreisgerichte. Tendenziell mussten also mehr “grosse“ Verfahren behandelt werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Anklagekammer haben sich <strong>die</strong> Zahlen <strong>der</strong> arbeitsintensiven Verfahren (Rekurse, Beschwerden,<br />

Haftrekurse) praktisch nicht verän<strong>der</strong>t. Wenn Ende 2007 dennoch eine leichte Zu-<br />

#295495 / SD 3


nahme <strong>der</strong> hängigen Verfahren von 37 auf 51 zu verzeichnen war, so liegt das daran, dass aufgrund<br />

<strong>der</strong> Rechtssprechung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gerichts neuerdings in vielen Fällen ein doppelter Schriftenwechsel<br />

durchgeführt werden muss, was <strong>die</strong> Verfahrensdauer entsprechend verlängert.<br />

Die übrigen Geschäfte <strong>des</strong> Obergerichts (beispielsweise Kompetenzkonflikte, Ablehnungsverfahren,<br />

Einsetzen von ausserordentlichen Richterinnen und Richtern, usw.) haben von 195 auf 219<br />

Fälle pro Jahr zugenommen.<br />

Die Geschäftszahlen <strong>der</strong> Aufsichtkammer hingegen blieben praktisch unverän<strong>der</strong>t. Es wurden 211<br />

neue Fälle registriert. Unter an<strong>der</strong>en waren sechs Beschwerden gegen Gerichtspersonen nach<br />

Art. 18 GOG 1 zu beurteilen. Diese Bestimmung erlaubt, Beschwerden gegen Oberrichterinnen<br />

und Oberrichter bzw. an<strong>der</strong>e Gerichtspersonen wegen Rechtsverzögerung o<strong>der</strong> ungebührlichen<br />

Verhaltens einzureichen. Solche Beschwerden werden sehr ernst genommen. Dennoch ist <strong>der</strong>en<br />

Erfolgsquote relativ gering.<br />

Stabil auf hohem Niveau blieb <strong>die</strong> Belastung auch bei <strong>der</strong> Anwaltskammer. Speziell zu erwähnen<br />

ist hier, dass <strong>die</strong> Voraussetzungen für <strong>die</strong> Zulassung von Anwaltskörperschaften geprüft werden<br />

mussten. Die Anwaltskammer hat sich in <strong>die</strong>ser Frage <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Zürcher Aufsichtsbehörde<br />

angeschlossen. Die Prüfungen <strong>der</strong> Anwaltsprüfungskommission fanden erstmals nach neuer Verordnung<br />

statt. Es haben sich im <strong>Bericht</strong>sjahr 145 Kandidatinnen und Kandidaten zur Anwaltsprüfung<br />

angemeldet. 110 haben <strong>die</strong> Prüfungen bestanden, 15 davon in französischer Sprache.<br />

Die Weiterbildungskommission hat neun Kurse angeboten. Diese wurden von rund 350 Personen<br />

besucht, <strong>die</strong> Hälfte davon aus <strong>der</strong> Anwaltschaft und <strong>der</strong> Kantonspolizei. Rund zehn Prozent <strong>der</strong><br />

Kursteilnehmer stammte aus an<strong>der</strong>en Kantonen. Die Zentralstelle Rechtshilfe hat 378 neue Verfahren<br />

registriert, <strong>die</strong> grosse Mehrheit davon betraf zivilrechtliche Streitigkeiten.<br />

Fazit: Das Obergericht konnte seine Geschäfte ordnungsgemäss abwickeln, war jedoch gemäss<br />

eigenen Angaben insbeson<strong>der</strong>e mit <strong>der</strong> internen Entlastungsaktion <strong>des</strong> krankheitsbedingten Ausfalls<br />

an <strong>die</strong> Grenze seiner Belastbarkeit gestossen. Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Obergerichts hatten bereits<br />

mit ihrem Kerngeschäft sehr viel zu tun. Hinzu kamen <strong>die</strong> Nebenaufgaben, welche <strong>die</strong> Justizadministration<br />

mit sich brachte sowie <strong>die</strong> Einbindung in Projekte im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Justizreform II.<br />

Justizreform II<br />

Das Obergericht begrüsst <strong>die</strong> Justizreform II sehr und steht voll und ganz hinter <strong>der</strong>en Hauptanliegen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e begrüsst werden <strong>die</strong> Verstärkung <strong>der</strong> institutionellen Unabhängigkeit, <strong>die</strong><br />

Verankerung <strong>des</strong> Grundsatzes <strong>der</strong> Selbstverwaltung und das vorgesehene autonome Budgetantragsrecht.<br />

Nicht glücklich ist das Obergericht mit <strong>der</strong> vorgeschlagenen Ausgestaltung <strong>der</strong> Justizleitung.<br />

Diese sollte nach Meinung <strong>des</strong> Obergerichts ein reines Koordinationsgremium sein, aber<br />

nicht mit eigenen Kompetenzen ausgestattet werden. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong> Finanzsteuerung kann<br />

nach Ansicht <strong>des</strong> Obergerichts nicht Sache <strong>der</strong> Justizleitung sein. Das Obergericht befürwortet<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong> Übertragung <strong>der</strong> Prüfung <strong>des</strong> Justizbudgets von <strong>der</strong> Steuerungskommission an<br />

<strong>die</strong> <strong>Justizkommission</strong>.<br />

Justizinspektorat<br />

Wie schon im vergangenen <strong>Bericht</strong>sjahr wurde erneut das Justizinspektorat thematisiert. Letztes<br />

Jahr wurde <strong>der</strong> Hinweis aufgenommen, <strong>die</strong> vielfältigen Aufgaben <strong>des</strong> Inspektorats könnten eine<br />

mögliche Beeinträchtigung <strong>des</strong> Kerngeschäfts <strong>des</strong> Justizinspektors sein.<br />

Das Stellenprofil <strong>des</strong> Justizinspektors sieht 40% für das Kerngeschäft, nämlich <strong>die</strong> Aufsichtstätigkeit<br />

vor. Für <strong>die</strong> Personaladministration werden 20% aufgewendet, 10% für internationale Rechtshilfe<br />

sowie weitere 10% für projektbezogene Arbeiten (Justizreform II, Leitung <strong>des</strong> Projekts Per-<br />

1 Gesetz <strong>über</strong> <strong>die</strong> Organisation <strong>der</strong> Gerichtsbehörden in Zivil- und Strafsachen (BSG 161.1)<br />

#295495 / SD 4


sonal und Arbeit, usw.). Die restlichen 20% werden für allgemeine Arbeiten, <strong>die</strong> am Obergericht<br />

anfallen, gebraucht.<br />

Aufgabe <strong>des</strong> Justizinspektors wäre es, regelmässig <strong>die</strong> 13 Gerichtskreise und <strong>die</strong><br />

vier Untersuchungsrichterämter zu inspizieren. Die Inspektion sieht vor, dass alle pendenten Dossiers,<br />

<strong>die</strong> eine gewisse Hängigkeitsdauer <strong>über</strong>schritten haben, im Hinblick auf <strong>die</strong> Behandlungskadenz<br />

<strong>über</strong>prüft werden, Gründe <strong>des</strong> Rückstands gesucht werden und <strong>die</strong> Behandlungsmethodik<br />

kontrolliert wird. Angesichts <strong>der</strong> vielen Gerichtskreise und <strong>der</strong> grossen Anzahl an hängigen Fällen<br />

ist <strong>die</strong>s eine unlösbare Aufgabe, welche einer Effizienzsteigerung bedarf. Diese soll dadurch erreicht<br />

werden, indem mit einer elektronischen Geschäftskontrolle Kennzahlen für <strong>die</strong> Mittelzuweisung<br />

erhoben und <strong>die</strong> Rückstände pro Gericht, pro Untersuchungsrichteramt, pro Gerichtspräsidentin<br />

bzw. Gerichtspräsident sowie pro Untersuchungsrichterin bzw. pro Untersuchungsrichter<br />

gezielt analysiert werden. Es werden dabei Behandlungsdauer, Erledigungsquoten, usw. ermittelt<br />

und mit Hilfe von Statistiken Durchschnittswerte berechnet, welche eine Grundlage zur Mittelzuweisung<br />

darstellen. Mit <strong>die</strong>sem System kann allerdings <strong>der</strong> Eindruck vor Ort nicht ersetzt werden.<br />

Es wird also auch in Zukunft eine regelmässige Präsenz <strong>des</strong> Justizinspektors notwendig sein.<br />

Hauptziel <strong>des</strong> Justizinspektorates ist zurzeit <strong>die</strong> Kontrolle <strong>der</strong> Rückstände. Es geht darum, <strong>die</strong><br />

grössten <strong>die</strong>ser langjährigen Pendenzen abbauen zu können, damit möglichst unbelastet in <strong>die</strong><br />

Justizreform II gestartet werden kann.<br />

Fazit: Trotz <strong>der</strong> Beschränkung auf eine summarische Prüfung <strong>der</strong> Gerichte ist <strong>die</strong> Überprüfung<br />

dank <strong>der</strong> elektronischen Geschäftskontrolle besser geworden. Nichts <strong>des</strong>to trotz ist <strong>die</strong> <strong>Justizkommission</strong><br />

<strong>der</strong> Ansicht, dass mit <strong>der</strong> Justizreform II dem Justizinspektor genügend Ressourcen<br />

zur Verfügung gestellt werden, damit eine entsprechende Effizienz<strong>über</strong>prüfung vor Ort bei den<br />

erstinstanzlichen Gerichten wie<strong>der</strong> vermehrt möglich sein sollte. Es besteht <strong>die</strong> Erwartung an den<br />

Justizinspektor, dass sich <strong>die</strong>ser – sobald <strong>die</strong> projektbezogenen Arbeiten zurückgehen – wie<strong>der</strong><br />

vermehrt <strong>der</strong> Aufsichtsfunktion zuwenden kann. Die <strong>Justizkommission</strong> legt grossen Wert auf eine<br />

gut funktionierende Justizkontrolle.<br />

Belastungssituation <strong>der</strong> Kammerschreiberinnen und Kammerschreiber<br />

Die im Dekret <strong>über</strong> <strong>die</strong> Zahl <strong>der</strong> Kammerschreiberinnen und Kammerschreiber am Obergericht<br />

(BSG 162.21) vorgesehenen 20 Stellen reichen gemäss Aussage <strong>des</strong> Obergerichts bereits seit<br />

Jahren nicht mehr aus, um <strong>die</strong> Geschäfte in befriedigen<strong>der</strong> Geschwindigkeit und Qualität erledigen<br />

zu können. Die knappe Personaldotation führte immer wie<strong>der</strong> zu unbefriedigenden Rückständen,<br />

denen nur mit kurz- o<strong>der</strong> längerfristigen Aushilfen beizukommen war, so dass <strong>über</strong> das ganze<br />

Jahr gesehen zirka 22 Stellen (zu einem grossen Teil befristet) besetzt waren. Das Verhältnis<br />

zwischen <strong>der</strong> Anzahl Richterstellen und <strong>der</strong> Anzahl Gerichtsschreiberstellen war mit einem Verhältnis<br />

von 1 zu 1,2 allerdings immer noch weit entfernt von demjenigen an<strong>der</strong>er oberster kantonaler<br />

Gerichte und jenem <strong>der</strong> eidgenössischen Gerichte, welche im Durchschnitt viel höher lagen.<br />

Die Geschäftsleitung war bei <strong>der</strong> Bewilligung beantragter ausserordentlicher Kammerschreiberstellen<br />

restriktiv. Infolge <strong>der</strong> vielen befristeten Stellen hat sich unter den Kammerschreiberinnen<br />

und Kammerschreibern ein gewisser Unmut breit gemacht, denn es fehlte ihnen <strong>die</strong> persönliche<br />

Sicherheit. Im Rahmen <strong>der</strong> Umsetzungsarbeiten für <strong>die</strong> Justizreform wird zu prüfen sein, welche<br />

Arbeitsteilung und Arbeitsorganisation sinnvollerweise anzustreben ist.<br />

Überzeitanhäufung am Obergericht<br />

Die Gerichte sind immer wie<strong>der</strong> vor <strong>die</strong> Problematik gestellt, dass bei Rücktritten von Richtern <strong>die</strong><br />

Arbeit wegen <strong>der</strong> Kompensierung von Überstunden vorzeitig nie<strong>der</strong>gelegt wird und sich dabei <strong>die</strong><br />

Frage nach einem vorzeitigen Arbeitsbeginn <strong>der</strong> Nachfolgerin/<strong>des</strong> Nachfolgers o<strong>der</strong> einer Übergangslösung<br />

stellt. Grundsätzlich ist <strong>die</strong> Überzeitfrage gesetzlich geregelt. Eine Nachfolge kann<br />

erst auf <strong>die</strong> Zeit nach Ablauf <strong>der</strong> Amtsdauer gewählt werden. In <strong>der</strong> Übergangszeit muss eine<br />

Überbrückung mit Suppleantinnen/Suppleanten stattfinden. Allerdings ist seitens <strong>der</strong> Geschäftslei-<br />

#295495 / SD 5


tung generell darauf zu achten, dass mit dem Abbau <strong>der</strong> Überzeitkonten frühzeitig angefangen<br />

wird.<br />

Disziplinarmassnahmen im Personalrecht<br />

Aufgrund eines konkreten Vorfalles hat sich auch <strong>die</strong>ses Jahr wie<strong>der</strong> <strong>die</strong> Frage nach geeigneten<br />

Disziplinarmassnahmen im Personalrecht gestellt. Das Personalrecht sieht, ausser <strong>der</strong> Kündigung,<br />

keine Disziplinarmassnahmen vor. Bei den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Justiz, <strong>die</strong> auf eine Amtsdauer<br />

gewählt werden, ist bei ungenügenden Leistungen lediglich das Abberufungsverfahren o<strong>der</strong> <strong>die</strong><br />

Nichtwie<strong>der</strong>wahl möglich. Die Meinungen <strong>der</strong> Justizbehörden zu <strong>die</strong>sem Thema sind unterschiedlich.<br />

Sollte ein Bedürfnis nach zusätzlichen Disziplinarmassnahmen bestehen, wäre eine entsprechende<br />

Regelung im Gerichtsorganisationsgesetz vorzusehen. Die <strong>Justizkommission</strong> ihrerseits<br />

hat im letzten Jahr beschlossen, auf <strong>die</strong> Einführung von Disziplinarmassnahmen bei Gerichtsbehörden<br />

zu verzichten.<br />

Me<strong>die</strong>narbeit<br />

Die <strong>Justizkommission</strong> hat das Thema “Me<strong>die</strong>narbeit“ angesichts eines konkreten Ereignisses angesprochen.<br />

Gemäss Aussage <strong>des</strong> Obergerichts funktioniert <strong>die</strong>se grundsätzlich gut. Me<strong>die</strong>nkurse<br />

sind im Weiterbildungsangebot <strong>der</strong> Gerichtsbehörden ein wichtiger Punkt, dem in Zukunft noch<br />

mehr Beachtung geschenkt werden müsse.<br />

Generalprokuratur<br />

Geschäftslast 2007<br />

Obwohl <strong>die</strong> Zahl <strong>der</strong> zu bearbeitenden Fälle allgemein leicht zurückgegangen ist, kann nicht von<br />

einer Stagnierung <strong>der</strong> Geschäftslast gesprochen werden, denn insbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong> Umsetzung <strong>des</strong><br />

neuen AT StGB hat auch im <strong>Bericht</strong>sjahr viel Arbeit verursacht.<br />

Räumliche Situation <strong>der</strong> Generalprokuratur<br />

Die Generalprokuratur hat bereits seit einiger Zeit ihren Raumbedarf aufgrund <strong>der</strong> im Rahmen <strong>der</strong><br />

Justizreform II steigenden Personalzahlen definiert und beim Amt für Grundstücke und Gebäude<br />

(AGG) angemeldet. Aufgrund <strong>des</strong> erhöhten Platzbedarfs seitens <strong>des</strong> Obergerichts nach <strong>der</strong> Justizreform<br />

II wird <strong>die</strong> Generalprokuratur <strong>die</strong> Räumlichkeiten <strong>des</strong> Obergerichtsgebäu<strong>des</strong> verlassen<br />

müssen. Bisher konnte kein valabler Ersatz gefunden werden, obwohl <strong>die</strong> Generalprokuratur auch<br />

selbst <strong>die</strong> Initiative ergriffen und räumliche Abklärungen getroffen hat. Unerlässlich bei <strong>der</strong> Suche<br />

nach geeigneten Gebäuden ist aus arbeitstechnischer Sicht (regelmässiges Plä<strong>die</strong>ren am Obergericht,<br />

umfangreiche Akten, usw.) <strong>die</strong> räumliche Nähe zum Obergericht.<br />

Sicherheitslage<br />

Wie bereits im vergangenen <strong>Bericht</strong>sjahr wurde erneut <strong>die</strong> Sicherheitslage in den Untersuchungsrichterämtern<br />

thematisiert. Im Vergleich zum letzten Jahr haben sich keine wesentlichen Verbesserungen<br />

ergeben. Befriedigend ist <strong>die</strong> Sicherheitslage teilweise im Amtshaus, und zwar für das<br />

kantonale Untersuchungsrichteramt für Drogendelikte und für Teile <strong>des</strong> regionalen Untersuchungsrichteramtes.<br />

Diese verfügen <strong>über</strong> einen Schleusenbetrieb und zusätzlich eine Loge mit<br />

Sicherheitsglas. Bei allen an<strong>der</strong>en Untersuchungsrichterämtern ist <strong>die</strong> Sicherheitslage nach wie<br />

vor schlecht. Allerdings soll <strong>die</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Justizreform II auch hier Abhilfe schaffen.<br />

#295495 / SD 6


EDV<br />

Die Schnittstellenproblematik zwischen Kantonspolizei und Untersuchungsbehörden, auf welche<br />

im letzten Jahr aufmerksam gemacht wurde, wurde teilweise gelöst. Die Schnittstelle Epsipol zwischen<br />

<strong>der</strong> Kantonspolizei und dem Untersuchungsrichteramt funktioniert, doch das System läuft<br />

noch nicht befriedigend. Es kann zu elektronischen Doppelimporten, Importen von einzelnen Anzeigen<br />

wegen Vergehen und Verknüpfung von mehrfachen Anzeigen gegen <strong>die</strong>selbe Person<br />

kommen. Der Kontrollaufwand ist gross, und es gibt Schwierigkeiten beim Öffnen <strong>der</strong> PDF-<br />

Dateien. Die Probleme sind aber bekannt und lösbar. Die Beteiligten sind <strong>der</strong> Meinung, das System<br />

Epsipol werde in Kürze optimal nutzbar sein.<br />

Das System Tribuna hingegen ist noch nicht so weit. Doch eine vom Obergericht eingesetzte Arbeitsgruppe<br />

hat ihre Arbeit aufgenommen und es besteht kein Zweifel, dass <strong>die</strong> neue Version von<br />

Tribuna auch bezüglich Controlling eine Verbesserung mit sich bringen wird. Die Arbeiten werden<br />

fristgerecht erledigt werden können.<br />

Verwaltungsgericht<br />

Geschäftslast 2007<br />

Die Situation am Verwaltungsgericht ist nach wie vor durch eine hohe Arbeitslast bestimmt. Der<br />

erneute starke Geschäftsanstieg ist insbeson<strong>der</strong>e auf <strong>die</strong> Entwicklungen im Bereich <strong>des</strong> Sozialversicherungsrechts<br />

zurück zu führen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist <strong>die</strong> Gerichtsleitung durch das<br />

Projekt <strong>der</strong> Justizreform II und <strong>die</strong> entsprechenden Leitungsaufgaben beansprucht worden.<br />

In <strong>der</strong> Sozialversicherungsrechtlichen Abteilung (SVA) haben <strong>die</strong> per 1. Juli 2006 in Kraft getretenen<br />

Verfahrensän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Invalidenversicherung im <strong>Bericht</strong>sjahr zu einem markanten Anstieg<br />

<strong>der</strong> IV-Streitigkeiten geführt. Damit einher ging aufgrund <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Kostenpflicht in<br />

<strong>die</strong>sen Verfahren eine Vielzahl von Gesuchen um unentgeltliche Prozessführung. Doch auch <strong>die</strong><br />

Unfallversicherungsfälle haben stark zugenommen, <strong>die</strong>s, da offenbar <strong>die</strong> Praxis <strong>der</strong> Unfallversicherer<br />

restriktiver geworden ist.<br />

Trotz <strong>der</strong> stetig steigenden Geschäftslast legte das Verwaltungsgericht stets grossen Wert auf <strong>die</strong><br />

Qualität <strong>der</strong> Urteile. In Zukunft wird jedoch auch <strong>die</strong> Verfahrensdauer verkürzt werden müssen.<br />

Im Bereich <strong>des</strong> Verwaltungsrechts, Rechtsprechungsbereich <strong>der</strong> Verwaltungsrechtlichen Abteilung<br />

(VRA), haben sich <strong>die</strong> Fallzahlen auf dem hohen Niveau <strong>der</strong> drei Vorjahre stabilisiert. Besorgniserregend<br />

ist insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Anstieg in den Bereichen Auslän<strong>der</strong>recht sowie Bau-, Planungs-<br />

und Umweltrecht. Die hohe Zahl <strong>der</strong> erledigten Fälle (364) ist auf <strong>die</strong> zusätzlichen Kammerschreiberstellen<br />

zurückzuführen sowie auf das gute Funktionieren <strong>der</strong> Sachgebietsgruppen.<br />

In <strong>der</strong> Abteilung für französischsprachige Geschäfte (CAF) haben sich <strong>die</strong> Fallzahlen ähnlich wie<br />

in den beiden deutschsprachigen Abteilungen entwickelt.<br />

Die <strong>Justizkommission</strong> hat im Jahr 2008 per Anfang 2009 <strong>der</strong> Schaffung zweier neuer Richterstellen<br />

beim Verwaltungsgericht zugestimmt und erhofft sich dadurch eine Abnahme <strong>der</strong> Geschäftslast.<br />

Räumliche und personelle Situation <strong>des</strong> Verwaltungsgerichts<br />

Die Raumverhältnisse an <strong>der</strong> Speichergasse 12 sind eng. Man hat mittlerweile sämtliche noch<br />

vorhandenen Platzressourcen aufgebraucht und sogar einen Teil <strong>des</strong> Verwaltungsgerichts vorü-<br />

#295495 / SD 7


ergehend in <strong>die</strong> Speichergasse 27 ausgelagert. Dennoch ist <strong>die</strong> räumliche Situation nach Ansicht<br />

<strong>des</strong> Verwaltungsgerichts alles an<strong>der</strong>e als befriedigend und <strong>die</strong> Aufteilung auf zwei Standorte<br />

wirkte sich äusserst ungünstig auf den Austausch zwischen den Mitarbeitenden aus. Bereits vor<br />

einiger Zeit wurde dem Gericht zugesichert, dass das Betreibungs- und Konkursamt spätestens<br />

per Ende 2009 <strong>die</strong> Räumlichkeiten an <strong>der</strong> Speichergasse 12 verlasse und <strong>die</strong>se dem Verwaltungsgericht<br />

zur Verfügung stehen werden. Im Jahre 2008 wird man sich platzmässig noch arrangieren<br />

können, bereits im Jahre 2009 wird <strong>die</strong> Situation mit den zusätzlich bewilligten Stellen prekär.<br />

Sollte <strong>die</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Justizreform II und damit <strong>der</strong> Auszug <strong>des</strong> Betreibungs- und Konkursamtes<br />

verzögert werden, dann hat das Verwaltungsgericht ein echtes Problem. Die Kommunikation<br />

mit dem für <strong>die</strong> räumliche Zuteilung verantwortlichen Amt für Grundstücke und Gebäude<br />

(AGG) ist aus Sicht <strong>des</strong> Verwaltungsgerichts schwierig und aufwändig.<br />

Gemessen an <strong>der</strong> Grösse <strong>des</strong> Betriebs ist <strong>die</strong> Gerichtsadministration <strong>des</strong> Verwaltungsgerichts wenig<br />

entwickelt. Ein wichtiges Anliegen <strong>der</strong> Justizreform II ist <strong>die</strong> Schaffung einer professionellen Gerichtsverwaltung.<br />

Analog zum Obergericht soll auch beim Verwaltungsgericht <strong>die</strong> Funktion einer Generalsekretärin<br />

o<strong>der</strong> eines Generalsekretärs geschaffen werden. Da für den aktuellen Gerichtsschreiber<br />

altershalber <strong>die</strong> Übernahme <strong>die</strong>ser neuen Funktion nicht zur Diskussion steht, wurde mit<br />

<strong>der</strong> Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion (JGK) abgesprochen, bereits per 2009 eine projektbezogene<br />

Anstellung zu realisieren und <strong>die</strong>se Stelle mit <strong>der</strong> bzw. dem künftigen Generalsekretärin bzw.<br />

Generalsekretär zu besetzen. Dies <strong>des</strong>halb, damit <strong>die</strong> neue Stelleninhaberin o<strong>der</strong> <strong>der</strong> neue Stelleninhaber<br />

bereits in alle organisatorischen Umsetzungsarbeiten einbezogen werden kann und damit<br />

<strong>die</strong> Gerichtsleitung entlastet.<br />

Justizreform II<br />

Das Verwaltungsgericht wird neu <strong>die</strong> Aufsicht <strong>über</strong> <strong>die</strong> erstinstanzlichen verwaltungsunabhängigen<br />

Verwaltungsjustizbehörden (<strong>die</strong> Bodenverbesserungskommission, <strong>die</strong> Steuerrekurskommission, <strong>die</strong><br />

Enteignungsschätzungskommission und <strong>die</strong> Kommission für Massnahmen gegen<strong>über</strong> Fahrzeugführern)<br />

wahrnehmen.<br />

Das Verwaltungsgericht begrüsst <strong>die</strong> Stärkung <strong>der</strong> institutionellen Unabhängigkeit <strong>der</strong> Gerichte,<br />

äussert jedoch mit Blick auf <strong>die</strong> unterschiedliche Struktur <strong>der</strong> beiden oberen Gerichte einerseits<br />

und <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft an<strong>der</strong>erseits Bedenken bezüglich <strong>der</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> neu vorgesehenen<br />

Justizleitung. Zudem haben <strong>die</strong> Vertreterinnen und Vertreter <strong>des</strong> Verwaltungsgerichts<br />

verfassungsrechtliche Bedenken angemeldet, weil <strong>der</strong> Generalprokurator im Unterschied zum<br />

Obergericht und zum Verwaltungsgericht keine gerichtliche Funktion wahrnehme. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>die</strong> Entscheidbefugnis <strong>der</strong> Justizleitung gilt es zu <strong>über</strong>denken.<br />

Verfahrensdauer im kantonalen Vergleich<br />

Ein Vergleich <strong>über</strong> <strong>die</strong> Kantonsgrenzen hinaus ist schwierig, da <strong>die</strong> Gerichtsstrukturen und Entscheidkompetenzen<br />

in den einzelnen Kantonen unterschiedlich sind. Wichtig in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

ist sicherlich <strong>die</strong> Erkenntnis, dass <strong>die</strong> Verfahrensdauer im Schnitt <strong>der</strong> letzten Jahre liegt.<br />

Eine Verkürzung <strong>der</strong> Verfahrensdauer ist jedoch anzustreben. Die <strong>Justizkommission</strong> erwartet mit<br />

den zwei neu bewilligten Richterstellen eine Abnahme <strong>der</strong> Geschäftslast.<br />

Was das Sozialversicherungsrecht betrifft, so hat <strong>die</strong> Konferenz <strong>der</strong> kantonalen Sozialversicherungsgerichte<br />

im Vorfeld einer Tagung entsprechende Zahlen bei den Kantonen erhoben und eine<br />

allgemeine Zunahme <strong>der</strong> Fallzahlen um durchschnittlich 33% (Kanton Bern 18%) festgestellt. Dies<br />

ist einheitlich auf den Anstieg bei den IV-Fällen zurückzuführen. Der Kanton Bern liegt also mit<br />

seinen Zahlen im gesamtschweizerischen Trend. Weil im Sozialversicherungsrecht ein grosser<br />

Teil <strong>der</strong> Fälle auf <strong>die</strong> IV entfällt, bietet sich <strong>die</strong> Einführung von Sachgebietsgruppen im Sinne einer<br />

Spezialisierung weniger an als im Verwaltungsrecht.<br />

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Rekurskommission für Massnahmen gegen<strong>über</strong> Fahrzeugführern<br />

Geschäftsgang 2007<br />

Die Zahl <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Rekurskommission für Massnahmen gegen<strong>über</strong> Fahrzeugführern (RK) eingereichten<br />

Beschwerden nahm im <strong>Bericht</strong>sjahr mit 258 gegen<strong>über</strong> 275 im Vorjahr leicht ab, während<br />

das Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt im <strong>Bericht</strong>sjahr insgesamt 17'115 Administrativmassnahmen<br />

gegen<strong>über</strong> Fahrzeugführern verfügte (16'655 im Vorjahr).<br />

Wie bereits beim letzten Aufsichtsbesuch vor zwei Jahren angekündigt, hat sich das mit <strong>der</strong> Revision<br />

<strong>des</strong> Strassenverkehrsgesetzes am 1. Januar 2005 eingeführte Kaskadensystem (teilweise<br />

massive Verschärfung <strong>der</strong> Sanktionen bei Rückfalltätern) im <strong>Bericht</strong>sjahr deutlich ausgewirkt<br />

(2006: 4 Kaskadenfälle; 2007: 17 Kaskadenfälle).<br />

Im Weiteren gab es im <strong>Bericht</strong>sjahr auch eine Zunahme <strong>der</strong> vorsorglichen Entzüge bei schweren<br />

Wi<strong>der</strong>handlungen zu verzeichnen. Es ging dabei vor allem um drogenbedingte Ausschlussgründe<br />

sowie um solche gegen<strong>über</strong> älteren, auffälligen Fahrzeuglenkern. Es konnte festgestellt werden,<br />

dass das Strassenverkehrsamt vermehrt Kontrollfahrten gegen<strong>über</strong> älteren Fahrzeugführern angeordnet<br />

hatte, um <strong>der</strong>en Fahrfähigkeit <strong>über</strong>prüfen zu lassen.<br />

Seit Frühling 2007 war <strong>die</strong> Stelle einer Fachrichterin (Verkehrspsychologin) aufgrund eines To<strong>des</strong>falles<br />

vakant und konnte – trotz intensiven Bemühungen seitens <strong>der</strong> RK – im <strong>Bericht</strong>sjahr nicht<br />

besetzt werden. Die <strong>Justizkommission</strong> stellt allerdings fest, dass im Jahr 2008 eine valable Nachfolgelösung<br />

gefunden werden konnte.<br />

Justizreform II<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Revision <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>verfassung im Jahre 2000 wurde mit Art. 29a BV 2 <strong>die</strong> allgemeine<br />

Rechtsweggarantie als verfassungsmässig garantiertes Recht aufgenommen. Die Kantone<br />

wurden dabei verpflichtet, grundsätzlich in allen Fällen obere Gerichte als Vorinstanzen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gerichts<br />

einzusetzen. Das hat zur Folge, dass <strong>die</strong> RK künftig auch für Beschwerden gegen <strong>die</strong><br />

Resultate von Führerprüfungen und Kontrollfahrten zuständig sein wird.<br />

Die RK wehrt sich zudem gegen eine Unterstellung unter das Verwaltungsgericht <strong>des</strong> Kantons<br />

Bern, denn sie ist <strong>der</strong> Ansicht, dass sie sich als kantonal letztinstanzlich entscheidende, verwaltungsunabhängige<br />

Verwaltungsjustizbehörde auf <strong>der</strong> gleichen Stufe wie das Verwaltungsgericht<br />

befinde und daher weiterhin dem <strong>Grossen</strong> Rat unterstehen stehen soll.<br />

Eigene Homepage<br />

Die RK wird eine eigene Homepage errichten, welche unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> Publizierung <strong>der</strong> Entscheide<br />

<strong>die</strong>nen soll. Die Homepage wird vom Sekretariat <strong>der</strong> RK betrieben werden.<br />

Bodenverbesserungskommission<br />

Die Geschäftslast <strong>der</strong> Bodenverbesserungskommission (BVK) war relativ konstant. Insgesamt<br />

wurden im <strong>Bericht</strong>sjahr 20 Fälle behandelt, fünf sind noch hängig, wovon vier vor Verwaltungsgericht.<br />

Im Jahr 2007 hat ein Wechsel <strong>des</strong> Präsidiums stattgefunden, welcher problemlos klappte.<br />

Verglichen mit an<strong>der</strong>en verwaltungsunabhängigen Verwaltungsjustizbehörden erscheint <strong>die</strong> Anzahl<br />

<strong>der</strong> behandelten Fälle vergleichsweise gering. Dies ist damit erklärbar, dass <strong>die</strong> BVK keine<br />

2 Bun<strong>des</strong>verfassung (SR 101)<br />

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einen Aktenentscheide fällt son<strong>der</strong>n Augenscheine vor Ort bei <strong>der</strong> Entscheidfindung unerlässlich<br />

sind. Dadurch werden <strong>die</strong> Fälle natürlich wesentlich aufwändiger.<br />

Die BVK ist eine verwaltungsunabhängige Verwaltungsjustizbehörde, welche kantonal <strong>über</strong> Einsprachen<br />

und Beschwerden im Zusammenhang mit Boden- o<strong>der</strong> Waldverbesserungen (das<br />

heisst Meliorationen) entscheidet. Die BVK ist bestrebt, eine gütliche Einigung zwischen den Parteien<br />

zu erreichen und damit ein Urteil zu verhin<strong>der</strong>n. Für <strong>die</strong> nachgewiesenermassen gute Akzeptanz<br />

<strong>der</strong> BVK bei <strong>der</strong> betroffenen Bevölkerung sorgen nicht zuletzt auch <strong>die</strong> regionalen Fachrichter,<br />

welche für <strong>die</strong> BVK sowohl vom Fachwissen als auch von <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> jeweiligen Region<br />

her unverzichtbar sind.<br />

Enteignungsschätzungskommissionen, Steuerrekurskommission<br />

Die <strong>Justizkommission</strong> hat <strong>die</strong>se Kommissionen 2008 nicht besucht. Ihren Verwaltungsberichten<br />

sind keine beson<strong>der</strong>en Vorkommnisse o<strong>der</strong> Probleme zu entnehmen.<br />

Stellungnahmen<br />

Dem Obergericht, <strong>der</strong> Generalprokuratur, dem Verwaltungsgericht, <strong>der</strong> Rekurskommission für<br />

Massnahmen gegen<strong>über</strong> Fahrzeugführern und <strong>der</strong> Bodenverbesserungskommission ist <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

eingeräumt worden, zum vorliegenden <strong>Bericht</strong> Stellung zu nehmen.<br />

Antrag<br />

Die <strong>Justizkommission</strong> beantragt dem <strong>Grossen</strong> Rat:<br />

• Genehmigung <strong>der</strong> Geschäftsberichte 2007 <strong>des</strong> Obergerichts, <strong>des</strong> Verwaltungsgerichts, <strong>der</strong><br />

Steuerrekurskommission und <strong>der</strong> Rekurskommission für Massnahmen gegen<strong>über</strong> Fahrzeugführern;<br />

• Kenntnisnahme <strong>des</strong> vorliegenden <strong>Bericht</strong>s <strong>der</strong> <strong>Justizkommission</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> Geschäftsberichte<br />

2007 <strong>der</strong> obersten kantonalen Justizbehörden und <strong>die</strong> Aufsichtsbesuche 2008.<br />

29. April 2008 Namens <strong>der</strong> <strong>Justizkommission</strong><br />

Der Präsident:<br />

Adrian Kneubühler<br />

Die Sekretärin:<br />

Sandra Deutsch<br />

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