Handbuch Wirkungsorientierte Folgenabschätzung
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Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen<br />
wird auch die Kapitalproduktivität als Verhältnis des BIP zum gesamtwirtschaftlichen Kapitalstock<br />
(also dem gesamten Bruttoanlagevermögen) ausgewiesen. Hier bestehen aber Zuordnungsprobleme<br />
und es müssen Annahmen über die Anrechnung getroffen werden. Allgemein<br />
wird daher eine Volkswirtschaft als produktiv bezeichnet, wenn sie im Vergleich zu anderen<br />
ihre Wirtschaftsleistung mit weniger Arbeitsstunden erzielen kann. Vereinfacht an einem Beispiel<br />
dargestellt: Werden für die Produktion eines Autos gleicher Qualität und bei gleichem<br />
Kapitaleinsatz und gleicher Anzahl an Monteuren in Land „A“ vier Stunden benötigt und in<br />
Land „B“ zwei Stunden, so ist - unter der Annahme, dass in beiden Ländern das Auto mit einer<br />
Wertschöpfung (i.e. Verkaufserlös abzüglich der Vorleistungen) von 5.000 Euro verkauft wird -<br />
„B“ in dieser Betrachtung produktiver als „A“ (5.000/4 < 5.000/2). Veränderungen der Produktivität<br />
von „A“ könnten in diesem vereinfachten Beispiel über folgende Kanäle erzielt werden:<br />
■ Einfluss auf den Faktor Arbeit (etwa die Monteure in Land „A“ werden besser ausgebildet,<br />
sodass sie das Auto auch in zwei Stunden fertigen können)<br />
■ Einfluss auf den Faktor Kapital (etwa die Maschinen in Land „A“ werden besser eingestellt,<br />
sodass die Monteure in den vier Stunden zwei Autos fertigen können)<br />
■ Einfluss auf die TFP (etwa die Monteure in Land „A“ werden durch neuentwickelte Produktionsprozesse<br />
unterstützt, sodass sie das Auto in einer Stunde fertigen können)<br />
Beispiel:<br />
Entscheidend für Veränderungen der Produktivität sind Aktivitäten im Bereich der Forschung und<br />
Entwicklung (F&E), Bildung sowie der Innovation. Ein höherer Anteil der F&E Ausgaben am BIP<br />
generiert etwa über diesen Wirkungskanal einen Wertschöpfungszuwachs. Die im Rahmen des<br />
Budgets 2011 um 100 Mio. Euro pro Jahr erhöhte Forschungsförderung kann als dahingehendes<br />
Beispiel interpretiert werden. Eine Querschnittsanalyse bestehender Studien [Wieser, R.(2005),<br />
Research And Development Productivity And Spillovers: Empirical Evidence At The Firm Level, in:<br />
Journal of Economic Surveys, Vol. 19, No. 4, S. 587-621.] kommt zum Ergebnis, dass eine Erhöhung<br />
der F&E Aufwendungen um 1% zu einer um 0,13% höheren gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung<br />
führt.<br />
10.3.3.3 Wirtschaftsstandort und Wettbewerbsfähigkeit<br />
Sowohl bei angebots- als auch bei nachfrageseitigen Effekten wird abgefragt, ob Auswirkungen<br />
auf den Wirtschaftsstandort und die Wettbewerbsfähigkeit zu erwarten sind.<br />
Der Begriff Wirtschaftsstandort umfasst all jene positiven Parameter, die Unternehmensaktivitäten<br />
begünstigen und damit die Bedingungen für das gesamtwirtschaftliche Angebot verbessern.<br />
Dazu zählen beispielsweise die Gestaltung des Steuersystems, die Lebensqualität, die<br />
Verkehrsanbindung, Infrastruktur, die Offenheit des Arbeitsmarktes, Immobilienpreise, die<br />
Rechtssicherheit oder das Know-How des Arbeitsangebots. Die Standortpolitik versucht, diese<br />
Parameter zu verbessern und zu optimieren.<br />
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