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Programm (PDF: 173KB) - Universität der Künste Berlin

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Brücken zu Debussy<br />

Menuhin Festival Piano Quartet<br />

Freitag, 25. Mai 2012, 19.30 Uhr<br />

Joseph-Joachim-Konzertsaal


Frank Bridge<br />

(1879-1941)<br />

Gabriel Fauré<br />

(1845-1924)<br />

Antonín Dvorák<br />

(1841-1904)<br />

<strong>Programm</strong><br />

Phantasie f-Moll<br />

Allegro mo<strong>der</strong>ato<br />

Andante mo<strong>der</strong>ato<br />

Allegro ma non troppo<br />

Klavierquartett Nr. 2 g-Moll op. 45<br />

---PAUSE---<br />

Allegro molto mo<strong>der</strong>ato<br />

Allegro molto<br />

Adagio non troppo<br />

Allegro molto<br />

Klavierquartett Nr. 2 Es-Dur op. 87<br />

Allegro con fuoco<br />

Lento<br />

Allegro mo<strong>der</strong>ato grazioso<br />

Allegro ma non troppo<br />

Menuhin Festival Piano Quartett<br />

Friedemann Rieger, Klavier<br />

Nora Chastain, Violine<br />

Silvia Simionescu, Viola<br />

Troels Svane, Violoncello


Das Menuhin Festival Piano Quartet<br />

Ob die Kompositionen von Brahms,<br />

Mozart o<strong>der</strong> Fauré – sie gehören zum<br />

edelsten <strong>der</strong> Kammermusik. Deswegen<br />

haben sich 1989 vier hochbegabte<br />

Solisten zum Menuhin Festival Piano<br />

Quartet (MFPQ) zusammengefunden. Den<br />

Namen gaben sie sich als Reverenz an<br />

ihren Mentor und För<strong>der</strong>er Sir Yehudi<br />

Menuhin, <strong>der</strong> die Musik als universale<br />

Sprache, als Brücke zwischen Menschen,<br />

Epochen und Empfindungswelten lebte.<br />

Das MFPQ mit seinen beiden Grün<strong>der</strong>n<br />

Friedemann Rieger (Klavier) und Nora Chastain (Violine) sowie mit Silvia Simionescu (Viola)<br />

und Troels Svane (Cello) hat in den vergangen 20 Jahren das Interesse am Klavier quartett für<br />

ein größeres Publikum geweckt. Schon mit ihrer ersten Aufnahme 1989 setzte das Quartett<br />

ein deutliches Zeichen. Eine „diskographische Wie<strong>der</strong>entdeckung“ lobte <strong>der</strong> Kritiker Attila<br />

Csampai die Einspielung <strong>der</strong> Klavierquartette von Mendelssohn und Strauss. „Nichts belegte<br />

die alte Binsenwahrheit, dass Musik die weltumspannende Seele sei, besser, als das fulminante<br />

Zusammenspiel dieser vier jungen Musiker“. Es folgten die Aufnahmen mit den kompletten<br />

Brahms- und Mozart-Quartetten sowie weiter Neuent deckungen wie die Klavier-Kammermusik<br />

von Joaquín Turina. Zuletzt spielte das MFPQ die beliebten Kompositionen von Schumann,<br />

Beethoven und Schubert ein. Das Quartett wurde vielfach für seine Aufnahmen ausgezeichnet.<br />

Das Publikum in Europa o<strong>der</strong> den Gastspielen in den USA, Australien und Neu seeland heißt<br />

das MFPQ stets sehr herzlich willkommen. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schrieb zu<br />

einem Auftritt in <strong>der</strong> Alten Oper mit Brahms g-Moll Klavierquartett: „Kaum scheint man dieses<br />

Werk expressiver spielen zu können, kaum spannungsgeladener und ausdrucksvoller – vor<br />

allem aber als Musik von Brahms kaum wahrhaftiger.“ Ob im Kennedy-Center in Washington<br />

o<strong>der</strong> im Sydney Opera House – „hier haben sich vier Weltklasse-Solisten gefunden und musizieren<br />

nun gemeinsam mit einer Virtuosität, Intelligenz, Gestaltungstiefe und nicht zuletzt mit<br />

einer Spielfreude, als wollten sie das Wort “Festspiel” für sich ganz neu erfinden“, schrieb<br />

„Die Welt“ nach einem Auftritt in <strong>der</strong> Hamburger Musikhalle. Natürlich war das MFPQ auch<br />

und wie<strong>der</strong>holt Gast bei wichtigen Festivals, etwa den Ludwigsburger Schloss-Festspielen, in<br />

Schwetzingen o<strong>der</strong> dem Menuhin Festival in Gstaad. Robert Schumann als Musikpoet, die<br />

Stimmen <strong>der</strong> Romantik in Frankreich, Mitteleuropa und Deutschland o<strong>der</strong> die lange unerwi<strong>der</strong>te<br />

Liebe jüdischer Komponisten wie Felix Mendelssohn o<strong>der</strong> Robert Kahn zu Deutschland – mit<br />

beson<strong>der</strong>en <strong>Programm</strong>zusammenstellungen hat sich das MFPQ zur zusätzlichen Aufgabe<br />

gestellt, die verschütteten Wurzeln europäischer Musiktraditionen in den Kontext zu<br />

stellen, in dem sie wie<strong>der</strong> greifbar werden.


Dazu verlassen sie auch gern die norma len Pfade und stellen sich auch im Gespräch dem<br />

Publikum: einzelne Sätze aus größeren Werken werden gegenübergestellt, Briefe und Texte aus<br />

<strong>der</strong> Literatur vorgetragen. So trifft etwa <strong>der</strong> Frühromantiker Mendelssohn auf den deutschen<br />

Emigranten Robert Kahn und den Daheimgebliebenen Richard Strauss – eine ungewöhnliche<br />

Begegnung über die tiefen Gräben des 20. Jahr hun <strong>der</strong>ts hinweg. Für das Menuhin Festival<br />

Piano Quartet erfor<strong>der</strong>t die Reflexion über Musik im alltäglichen Musikbetrieb neue Ideen und<br />

bietet neue Chancen – manchmal auch über liebgewonnene Hörgewohnheiten hinaus.<br />

Der deutsche Pianist Friedemann Rieger entfaltet eine ausgedehnte internationale Konzerttätigkeit<br />

und produzierte über 20 CDs mit Solo- und Kammermusikwerken verschiedener<br />

Stilrichtungen. In den Jahren 1977 bis 1983 wurde er bei mehreren Wettbewerben ausgezeichnet,<br />

so u. a. mit dem Premio Vittorio Gui in Florenz, beim prestigeträchtigen Concours<br />

Clara Haskil in Vevey und im Wettbewerb des Deutschen Musikrats. Er studierte in Stuttgart,<br />

München und Freiburg bei Dora Metzger, Vladimir Horbowski, Andrzej Jasinksi und Carl<br />

Seemann. Friedemann Rieger war Gründungsmitglied des Trio Parnassus, seit 1989 ist er festes<br />

Mitglied des Trio Kreisleriana und des Menuhin Festival Piano Quartets. Er ist Professor für<br />

Klavier und Kammermusik an <strong>der</strong> Musikhochschule Stuttgart/Zürcher Hochschule <strong>der</strong> <strong>Künste</strong>.<br />

Die in Kalifornien geborene Geigerin Nora Chastain studierte bei Dorothy DeLay am<br />

Cincinnati Conservatory und an <strong>der</strong> Juilliard School in New York. Ihre künstlerische Ausbildung<br />

vervollkommnete sie in Europa bei Yehudi Menuhin, Sándor Végh, Alberto Lysy und Ana<br />

Chumachenko. Wichtige Kammermusiklehrer waren Josef Gingold, Walter Levin und Felix<br />

Galimir. Seit ihrem Solo-Debut mit Barbers Violinkonzert, das sie als 16jährige in <strong>Berlin</strong> gab, ist<br />

sie auf den renommierten internationalen Konzertbühnen zu Hause. Ihre wichtigsten CD-<br />

Einspielungen umfassen Sonaten von Mozart, Beethoven, Debussy, Fauré, mehrere Kammermusikwerke<br />

für Trio und Quartett sowie Bartóks 2. Violinkonzert und das Violinkonzert von<br />

Beethoven. Nora Chastain ist Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe, u. a. des Internationalen<br />

Menuhin Wettbewerbs 1985 in Paris. Sie hat eine Professur an <strong>der</strong> Musikhochschule Zürich/<br />

Winterthur und unterrichtete bis 2004 an <strong>der</strong> Musikhochschule Lübeck. Im Herbst 2004 wurde<br />

sie an die <strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> nach <strong>Berlin</strong> berufen.<br />

Silvia Simionescu wurde in Bukarest geboren. Mit sieben Jahren erhielt sie den ersten<br />

Geigenunterricht. Ihr Studium schloss sie 1991 am Nationalen Konservatorium Bukarest bei<br />

Modest Iflinchi und Stefan Gheorgiu ab. 1993 wurde sie Mitglied <strong>der</strong> “Camerata Lysy“ und<br />

<strong>der</strong> “International Menuhin Music Academy“ in <strong>der</strong> Schweiz, wo sie mit Yehudi Menuhin und<br />

Alberto Lysy als Geigerin und Bratscherin arbeitete. Sie ist Preisträgerin nationaler und internationaler<br />

Wettbewerbe; u. a. gewann sie den Ersten Preis beim Internationalen Wettbewerb von<br />

Brescia, den Grand Prix beim Forum Musical de Normandie mit dem Trio Ligeti und ebenfalls<br />

mit diesem Trio den Ersten Preis beim Internationalen Kammermusikwettbewerb in Osaka. Sie<br />

konzertierte viele Jahre mit dem Musique Oblique Ensemble. CD-Einspielungen liegen vor für<br />

Arion und Leman Classics. Seit Herbst 2004 hat Silvia Simionescu eine Professur an <strong>der</strong><br />

Musikhochschule Basel.


Troels Svane studierte bei David Geringas an <strong>der</strong> Musikhochschule Lübeck. Außerdem<br />

erhielt er Unterricht bei Anner Bylsma, Frans Helmerson, Ralph Kirshbaum, György Ligeti,<br />

Yo-Yo Ma, Boris Pergamenschikow, Mstislaw Rostropowitsch, Daniil Shafran, Paul Tortelier<br />

und dem Amadeus Quartett. Mit 18 Jahren wurde er stellvertreten<strong>der</strong> Solocellist <strong>der</strong><br />

Kopenhagener Philharmoniker. Als Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe<br />

wurde er als Solist von Orchestern in Deutschland, Dänemark, England, Holland, Italien,<br />

Lettland, Litauen, Schweden und in die Schweiz eingeladen. Es folgten Recitals,<br />

Kammermusiktourneen und Meisterkurse in Europa, Amerika, Asien und Australien und<br />

Einspielungen von über 40 CDs, u. a. das Gesamtwerk für Cello und Klavier von Beethoven,<br />

Rachmaninow und Reger. Seit 2004 unterrichtet er als Professor an <strong>der</strong> Musikhochschule<br />

Lübeck. Außerdem hat er eine Celloklasse an <strong>der</strong> Hochschule für Musik Hanns Eisler <strong>Berlin</strong>.<br />

Frank Bridge: Phantasie f-Moll<br />

Die musikalische Begabung hatte in <strong>der</strong> Familie Bridge Tradition. Der Vater leitete das<br />

Orchester <strong>der</strong> Musikhalle von Brighton. Ursprünglich wollte <strong>der</strong> Sohn Geiger werden, um<br />

in dieser Kapelle mitzuspielen. Nachdem er einige Jahre Unterricht an <strong>der</strong> Musikschule<br />

Brightons auf Geige und Bratsche erhalten hatte, wechselte <strong>der</strong> Junge aufgrund seiner<br />

großen Begabung als Geigenschüler an das Royal College of Music in London. Nachdem<br />

er dort aber wenig später eine Freistelle für Komposition erhielt, verlagerte Frank Bridge<br />

den Schwerpunkt seiner Ausbildung und studierte von 1899 bis 1903 Komposition bei<br />

Charles Stanford. In späteren Jahren, als er sich in <strong>der</strong> Öffentlichkeit längst einen Namen<br />

als Komponist und Dirigent gemacht hatte, trat Bridge gern und immer wie<strong>der</strong> auch als<br />

Instrumentalist bei Konzerten in Erscheinung. So war er etwa <strong>der</strong> ständige Vertreter des<br />

Bratschisten Wirth im berühmten Joachim-Quartett o<strong>der</strong> wirkte in gleicher Funktion im<br />

English String Quartet mit. Das mag erklären, warum es vorwiegend Kammermusik und hier<br />

insbeson<strong>der</strong>e Streichquartette und Trios gewesen sind, die den Ruf des Komponisten Bridge<br />

begründeten. Das früheste Werk, das <strong>der</strong> am 26. Februar 1879 in Brighton geborene und am<br />

10. Januar 1941 in Eastbourne gestorbene Frank Bridge veröffentlichte, war eine 1904 entstandene<br />

Gruppe von drei Noveletten für Streichquartett. In den folgenden Jahren entstanden<br />

eine Reihe ähnlicher Kammermusikwerke sowie Bearbeitungen alter englischer und irischer<br />

Melodien. Mit diesen Stücken erfuhr die einsätzige instrumentale Fancy (Phantasie) des 16.<br />

Und 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts eine zeitgemäße Wie<strong>der</strong>belebung. Als <strong>der</strong> reiche Kammermusikliebhaber<br />

Walter Wilson Cobbett (1847-1937) im Jahr 1905 seinen ersten Wettbewerb für ein einsätziges<br />

Kammermusikwerk ausschrieb, errang Bridge mit seinem Phantasy-Quartet in f-Moll<br />

den zweiten Preis. Ein Jahr später wurde ihm für sein Phantasy-Quartet in c-Moll dann <strong>der</strong><br />

erste Preis zugesprochen. Wie<strong>der</strong>um ein Jahr später, also 1906, erhielt Bridge für sein erstes<br />

großes Kammermusikwerk, das Streichquartett in e-Moll, den Ehrenpreis des internationalen<br />

Kompositionswettbewerbs von Bologna. Die wie<strong>der</strong>um für Klavierquartett komponierte<br />

Fantasie fis-Moll schrieb Bridge im Jahr 1910. Erst verhältnismäßig spät begann Bridge auch<br />

für größere Orchesterbesetzungen zu komponieren. Sein sicher bedeutendstes Werk in diesem<br />

Genre ist die Suite „The Sea“ (Das Meer), das 1910 einen Preis des New Yorker Carnegie-


Trusts gewann. Bridges beste Orchesterwerke sind von Naturstimmungen inspiriert: etwa die<br />

Tondichtung „The Summer“, die „Two Poems“ (nach Texten des Naturschriftstellers Richard<br />

Lefferies) o<strong>der</strong> die Rhapsodie „Enter Spring“. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zog<br />

sich Bridge fast gänzlich aus <strong>der</strong> Öffentlichkeit zurück. In den folgenden Jahren machte seine<br />

Harmonik unter dem Eindruck <strong>der</strong> Werke und <strong>der</strong> Klangsprache Skrjabins, einen grundlegenden<br />

Wandel durch. Nachdem Bridge bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>belebung <strong>der</strong> englischen Kammermusik<br />

eine wichtige Rolle gespielt hatte, trat er in den Jahren nach 1918 nicht mehr führend in<br />

Erscheinung. Der etwas überschwängliche Romantizismus <strong>der</strong> Werke, mit denen er zuvor<br />

Aufsehen erregt hatte, sprach in den 20er Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts we<strong>der</strong> die Musiker<br />

noch das Publikum mehr an, und die neue Richtung, in die er seinen Stil in den Folgejahren<br />

weiter entwickelte, war <strong>der</strong> jungen Generation, die Igor Strawinsky und die französische Group<br />

de Six als Ideale verehrte, ebenfalls fremd geworden. Bridges glänzende kompositionstechnische<br />

Fähigkeiten treten bereits in seinen überschäumenden frühen wie auch in seinen straff<br />

gehaltenen linearen Werken <strong>der</strong> späteren Zeit hervor. Ebenso wie Claude Debussy ging es<br />

Frank Bridge, dessen berühmtester Schüler Benjamin Britten gewesen ist, in seinen Werken<br />

weniger um Emotionen als um atmosphärische Dichte und Naturstimmungen.<br />

Gabriel Fauré: Klavierquartett Nr. 2 g-Moll op. 45<br />

Von seinem Vater war Gabriel Fauré für den Beruf des Kirchenmusikers bestimmt worden.<br />

Dadurch kam <strong>der</strong> 9jährige an die gerade von Louis Nie<strong>der</strong>meyer gegründete<br />

Kirchenmusikschule nach Paris. Dieser verantwortungsbewusste Mann brachte seinen<br />

Zöglingen nicht nur die großen Meister <strong>der</strong> Kirchenmusik nahe, son<strong>der</strong>n er führte sie in die<br />

Musik Bachs, den man zu dieser Zeit in Paris kaum kannte, Haydns, Mozarts Beethovens und<br />

Webers ein. Saint-Saens, <strong>der</strong> 1861 die künstlerische Leitung <strong>der</strong> Schule übernahm, übertrug<br />

seinen Schülern dazu noch die eigene Begeisterung für zeitgenössische Musik. So lernte Fauré<br />

die Musik <strong>der</strong> deutschen Romantik, die vor allem von Schumann und Richard Wagner geprägt<br />

war, kennen. Dieser Einfluss bestimmte weitgehend den Kompositionsstil und die beruflichen<br />

Ambitionen des angehenden Organisten. Seine Laufbahn begann er in Rennes, danach folgte<br />

<strong>der</strong> Kapellmeisterposten an <strong>der</strong> „Madelaine“ in Paris. Höhepunkt und Abschluss seiner<br />

Laufbahn wurde die Übernahme des Direktorenpostens am berühmten Pariser Konservatorium.<br />

Alle Werke Faurés sind an <strong>der</strong> Schwelle des Impressionismus <strong>der</strong> Tradition verbunden. Stets<br />

ist in seinen Werke ein musikalischer Gedanke zu erkennen, <strong>der</strong> konsequent verarbeitet wird.<br />

So findet sich in seinem 1886 entstandenen Klavierquartett g-Moll op. 45 schon im Kopfsatz<br />

ein Leitmotiv, das sich über alle Sätze zieht. Die Themen des ersten Satzes werden im Allegro<br />

molto wie<strong>der</strong> aufgenommen und finden sich bis zum Finale, wenn auch in <strong>der</strong> Form von<br />

Gegenthemen, wie<strong>der</strong>. Insgesamt erhält das Werk durch diese Kompositionstechnik eine<br />

geschlossene Wirkung.


Antonín Dvorák: Klavierquartett Nr. 2 Es-Dur op. 87<br />

„In seinen Kompositionen aus den Jahren zwischen 1884 und 1895 findet man keine schwierigen<br />

Konflikte und komplizierten Probleme. Ganz im Gegenteil, sie spiegeln den klaren Geist<br />

und die tiefgründige Seele mit allen Gefühlsbewegungen und Stimmungen wie die ruhige<br />

Fläche eines Teichs tief im Walde wie<strong>der</strong>. Seine Kunst erreichte hier den Höhepunkt seiner<br />

Entwicklung. Klassische Reinheit und Selbstvertrauen durchdringen nun sein ganzes Werk, das<br />

sich von <strong>der</strong> Musik eines unruhigen, romantischen Künstlers zu einem interessanten neuen Stil<br />

eines Neoklassikers entwickelt. Und darin ist Dvorák wirklicher, mehr er selbst, als vielleicht<br />

in je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Periode.“ So fasst Dvoráks Biograf Otokar Sourek diese Epoche im Leben<br />

des Komponisten zusammen. In diesen Jahren schrieb Dvorák viel Kammermusik, „erfüllt von<br />

wi<strong>der</strong>strahlen<strong>der</strong> Dichtkunst“ (Sourek): ein Terzett für zwei Violinen und eine Bratsche, vier<br />

romantische Stücke für Violine und Klavier, die Sonatine für Violine und Klavier, eine Gavotte<br />

in g-Moll für drei Violinen, das Dumky-Trio, drei Streichquartette, das Streichquintett in Es-Dur,<br />

das Klavierquintett in A-Dur und das auf dem heutigen <strong>Programm</strong> stehende Klavierquartett in<br />

Es-Dur op. 87. Dvorák hat das Stück zwischen dem 10. Juli und dem 19. August 1889 komponiert.<br />

Er erfüllte damit einen schon seit vielen Jahren geäußerten Wunsch seines Verlegers<br />

Fritz Simrock. Der erste Satz (Allegro con fuoco) beginnt mit einem unisono von den Streichern<br />

vorgetragenen Hauptthema. Ein rhythmisches Motiv leitet über zu einem herrlich „singenden“<br />

zweiten Thema, das vom Klavier umspielt von Bratsche und Geige vorgetragen wird. In <strong>der</strong><br />

Durchführung werden Teile aus beiden Themen auf so raffinierte wie wirkungsvolle Weise<br />

zusammengeführt. In <strong>der</strong> Coda steht das Hauptthema im Mittelpunkt. Der in <strong>der</strong> ausgefallenen<br />

Tonart Ges-Dur stehende langsame Satz (Lento) wird mit einer ausdrucksvollen, knappen,<br />

dreimal in stets verän<strong>der</strong>ter Form vorgetragenen Kantilene des Violoncellos eröffnet. Er bildet<br />

gewissermaßen die Einleitung für das nun sich präsentierende Hauptthema, das eine wehmütige<br />

Stimmung verbreitet. Einer wuchtigen Überleitung folgt ein neuer Gedanke, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />

zu <strong>der</strong> (vom Cello vorgestellten) Einleitung zurückführt. Obwohl <strong>der</strong> dritte Satz lediglich mit<br />

Allegro mo<strong>der</strong>ato grazioso überschrieben ist, handelt es sich von <strong>der</strong> Form her um ein Scherzo.<br />

Nach einigen präludierenden Takten folgen zwei ausdrucksvolle Melodien. Den Mittelteil<br />

beherrscht ein rhythmisch ziemlich scharf akzentuierter Gedanke. Wie schon <strong>der</strong> erste Satz, so<br />

beginnt auch das Finale (Allegro ma non troppo) mit einem Unisono diesmal aller Instrumente,<br />

die gemeinsam das schmissige Hauptthema vorstellen. Es kontrastiert recht deutlich mit einem<br />

zunächst auftauchenden graziösen Thema sowie mit einem tänzerischen, sich wiegenden<br />

Thema. Folkloristische Elemente, die in künstlerischer Sprache und Form übertragen worden<br />

sind, bestimmen nicht nur dieses effektvolle Finale, son<strong>der</strong>n zeichnen das Werk insgesamt aus.<br />

Das Klavierquartett in Es-Dur op. 87 erlebte seine Uraufführung am 23. November 1890 im<br />

Rahmen eines Konzerts <strong>der</strong> Prager Künstlervereinigung.


<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Herausgeber: Der Präsident<br />

Künstlerisches Betriebsbüro<br />

Fasanenstraße 1B<br />

10623 <strong>Berlin</strong>-Charlottenburg<br />

Tel. 030 / 31 85 20 90<br />

Fax 030 / 31 85 26 87<br />

E-Mail: kbb@udk-berlin.de<br />

www.udk-berlin.de<br />

Veranstaltungshinweise<br />

Dienstag, 29. Mai 2012, 19.30 Uhr<br />

Im Bann des Streichquartetts –<br />

Das Armida Quartett in <strong>Berlin</strong><br />

Kammermusikklasse des Artemis Quartetts<br />

Joseph Haydn: Streichquartett G-Dur op. 76 Nr. 1 Hob. III:75 |<br />

Béla Bartók: Streichquartett Nr. 4 SZ 91 | Robert Schumann:<br />

Streichquartett Nr. 3 A-Dur op. 41 Nr. 3<br />

Martin Funda, Violine | Johanna Staemmler, Violine | Teresa<br />

Schwamm, Viola | Peter Philipp Staemmler, Violoncello<br />

Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12<br />

Eintritt: 6 Euro, erm. 4 Euro<br />

Donnerstag, 31. Mai 2012, 19.30 Uhr<br />

Unerfüllte Liebe<br />

Faurè Quartett<br />

Volker David Kirchner: „Echo und Narziss“. Poème für<br />

Klavierquartett (2005), dem Fauré Quartett gewidmet<br />

Gabriel Fauré: Klavierquartett Nr. 1 c-Moll op.15<br />

Johannes Brahms: Klavierquartett Nr. 3 c-Moll op. 60<br />

Dirk Mommertz, Klavier<br />

Erika Geldsetzer, Violine<br />

Sascha Frömbling, Viola<br />

Konstantin Heidrich, Violoncello<br />

Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12<br />

Eintritt: 9 Euro, erm. 5 Euro<br />

Ihre Meinung ist uns wichtig!<br />

Im Foyer steht unsere Umfragebox für Sie bereit. Wir würden uns<br />

sehr freuen, wenn Sie uns einige Fragen zu crescendo2012 beantworten!<br />

Unter den Umfrageteilnehmern werden zwei mal zwei<br />

Freikarten für das Konzert für die Nationen am 23. November 2012<br />

und zwei Festivalpässe für crescendo2013 verlost.<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:<br />

Blumen Ewert<br />

Hindenburgdamm 85 A<br />

12203 <strong>Berlin</strong>

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