SBB Historic

SCHATZSUCHE
BAHN Epoche hält Ausschau nach seltenen Eisenbahnbildern,
wofür große Archive ihre Schränke öffnen
SBB Historic
Stiftung Historisches Erbe der SBB
(Schweizerische Bundesbahnen)
Die Schweiz startete 1847 ins
Eisenbahn-Zeitalter. Am 7.
August 1847 rollte die so genannte
«Spanisch-Brötli-Bahn»
erstmals auf der Linie Baden – Zürich.
Bis auf diese Zeit gehen auch die Unterlagen
im Archiv von SBB Historic
zurück. Die Original-Konzessionen
und die Protokoll-bände der Schweizerischen
Nordbahn gehören zu den
besonderen Schätzen des Historischen
Archivs, ebenso wie der Originalvertrag
für den Bau des Gotthardtunnels
von 1872.
Das umfangreiche Fotoarchiv reicht
bis in die zwanziger Jahre zurück – mit
einigen früheren Fotodokumenten –
und zu den Highlights des audiovisuellen
Archivs zählt der – inzwischen
restaurierte und als DVD wieder veröffentlichte
– früheste Dokumentarfilm
über die schweizerische Eisenbahn von
1922 –1926.
Geschichte und Umfang
des Archivs
Die Stiftung Historisches Erbe der SBB
wurde 2001 von der SBB ins Leben gerufen.
Stiftungszweck ist das Sammeln,
Erhalten, Dokumentieren und Archivieren
von Zeitzeugen der Schweizer
Bahngeschichte. Zum Stiftungsgut gehören
neben dem Historischen Archiv
die Spezialarchive für Fotografien und
audiovisuelle Medien, die Bibliothek,
eine Objekt- und Kunstsammlung und
historisches Rollmaterial.
Im Besitz von SBB Historic sind
so prestigeträchtige Fahrzeuge wie
der Trans Europ Express RAe 1053
oder die Ec 2/5 Nr. 28 «Genf», die älteste
erhaltene Dampflokomotive der
Schweiz. Die drei Bereiche Archive,
Sammlungen/Bibliothek und Rollmaterial
pflegen und ergänzen die ihnen anvertrauten
Objekte und machen sie der
Öffentlichkeit zugänglich.
Die Archiv- und Sammlungsdatenbank
www.sbbarchiv.ch ermöglicht
42 BAHN Epoche · Sommer 2012
den Online-Zugriff auf die Kataloge des
Archivbestands, auf die Plakatsammlung
und das Fotoarchiv. Von den ca.
350 000 vorhandenen Fotografien sind
bereits über 70 000 Aufnahmen digitalisiert
und mit Vorschaubildern über die
Datenbank recherchierbar. Weitere ca.
130 000 Bilder sind über die Metadaten
erschlossen. Die Digitalisierung des
Bestandes wird beständig ausgebaut.
Neben Fotos sind auf der Datenbank
auch 1400 Plakate und ausgewählte
Teile der Objekt- und der Kunstsammlung
mit Abbildungen vertreten.
Der weitaus größte Teil der historischen
Fotobestände entstammt dem Archiv
des ehemaligen Fotodienstes der
SBB. Dieser war unter anderem zuständig
für die Bebilderung des seit 1924
regelmäßig erscheinenden SBB Nachrichtenblattes.
So entstanden oft ganze
Serien von Fotografien, die eine breite
Palette von Themen abdecken.
Die historischen Aufnahmen werfen
Schlaglichter auf die unterschiedlichsten
Aspekte der Eisenbahn in der
Schweiz: Lokomotiven und Zugskompositionen,
Streckendetails, bestehende
und bereits abgebrochene Bauwerke,
Personen und besondere Ereignisse im
Umfeld der Bahn. Einen besonderen
Wert haben die Bilder als Dokumente
der Arbeitswelt der Eisenbahn. Sie erlauben
einen Einblick in den Alltag vergangener
Zeit und zeigen heute längst
verschwundene Eisenbahnberufe.
Zu den Bildern des Fotodienstes
kommen die Bildarchive der ehemaligen
Kreisdirektionen und Spezialkollektionen
wie eine Bildersammlung
zum Brücken- und Tunnelbau, Bahnhofsaufnahmen
oder die Fotosammlung
der SBB Hauptwerkstätte Olten.
Neben den SBB Fotografien enthält
das Fotoarchiv einige umfangreiche
und bedeutende Fremdbestände. Besonders
hervorzuheben ist das Fotoarchiv
der Schweizerischen Lokomotiv- und
Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur.
SBB Historic hat das technische Archiv
Der General inspiziert die Festung. Am 12. März 1941 unternahm General Guisan
in Begleitung hoher Offiziere eine Inspektionsfahrt zu militärischen Objekten entlang der
Gotthardlinie. Die Gotthardfestung und die militärische Sicherung der Brücken, Tunnel und
weiterer Bahnobjekte war eines der Zentren des Schweizerischen Reduit nach 1940.
Der General nutzte für seine Inspektionsreise den „Roten Pfeil“ Re 2/4 205 (ab 1947
RCe 2/4 605, am Schluss RBe 2/4 1005) der SBB. Die Aufnahme zeigt General Guisan mit
seinen Begleitern im Bahnhof Göschenen. [Signatur R_0266_04]
Streckenwärter mit Gewehr. Die Ce 6/8 III 14309 „Krokodil“ zieht einen Güterzug
Richtung Gotthard. Die Aufnahme entstand im Juni 1942 auf der Strecke von Aarau nach
Rupperswil, nahe der Haltestelle Rohr-Buchs. Die Aufschrift „801“ auf dem Übergangsblech
ist irreführend: Es handelt sich um Zug Nr. 826 nach Erstfeld und Bellinzona. Die Zugnummer
„801“ war nach einer vorherigen Verwendung der Lok am frühen Morgen nicht gelöscht
worden (vgl. Fachzeitschrift Semaphor, Frühling 2006). Nur das Gewehr des Streckenwärters
stört die vermeintliche Idylle. Während der Kriegszeit waren die Streckenwärter bewaffnet
unterwegs. In der Zeit der Schweizer Mobilmachung ab 1939 wurden sie zudem zeitweise
noch von einem zusätzlichen Soldaten begleitet. [Signatur M_0636_02]
Sommer 2012 · BAHN Epoche 43

SCHATZSUCHE
dieser einstmals wichtigsten Lokomotivfabrik
2004 in ihre Obhut übernommen.
Neben über 100 000 technischen Zeichnungen
der dort gefertigten Lokomotiven
enthält das Archiv nahezu 12 000 Fotografien.
Außer Lokomotivporträts finden sich
Werkaufnahmen, Bilder der Belegschaft
und der Fabrik- und Sozialbauten. Ein
weiterer wichtiger Fotobestand zur Roll-
materialgeschichte der Schweiz sind die
Bilder aus dem Archiv der Schweizerischen
Industriegesellschaft (SIG) in Neuhausen,
die bis ins 19. Jahrhundert zurückgehen.
Bis zu Beginn der sechziger Jahre dominieren
naturgemäß Schwarzweiß-Fotografien
in den Beständen. Es existieren
Glasplatten ebenso wie Planfilme, Mittelformat-
und Kleinbildnegative sowie Abzüge
in verschiedensten Formaten. Der zeitlich
daran anschließende Bestand der Farbdias,
entstanden ca. 1954 bis 1974, wurde bereits
2003 vollständig digitalisiert, da einige
Aufnahmen beginnende Farbveränderungen
zeigten. Die über 6000 Mittelformat-Farbdias
bilden eine hervorragende Dokumentation
der Schweizer Eisenbahn in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Online-Recherche in der Datenbank
von www.sbbarchiv.ch
In der Startmaske erscheinen vier verschiedene
Suchmöglichkeiten. Die schnellste
Möglichkeit ist die Volltextsuche, bei welcher
aber je nach Schreibweise die Gefahr
besteht, keine Treffer zu erhalten.
Die sicherste Art nach Bildern zu recherchieren
ist die Feldsuche. Im Screenshot
sehen Sie die Einstellungen zur Suche nach
Bildern eines elektrischen Triebwagens
„Roter Pfeil“. Dabei ist wichtig, bei der
Titelsuche den Parameter auf „enthält“ zu
stellen (1) sowie die Archivalienart (Bild,
Plakat, etc.) auszuwählen (2). Möchten Sie
nur Treffer für bereits digitalisierte Bilder
erhalten, markieren Sie das entsprechende
Feld „Online verfügbare Bilder“ (3).
1
2
4
3
5
6
8
Sie erhalten nun die Metadaten ihrer Suchanfrage
in der Resultatliste.
Um eine Übersicht mit Vorschaubildern
zu erhalten, wählen Sie „In die Bildliste
wechseln“ oder „In die Bildübersicht
wechseln“ (6). Durch Klicken auf den
äußersten Button rechts (7) wird ein Ansichtsbild
geöffnet. Ist dieser Button nicht
vorhanden, ist das Bild noch nicht digitalisiert.
Durch Wählen des Buttons „Als PDF
anzeigen“ (8), wird die Liste in ein PDF
umgewandelt und kann auf Ihrem Computer
gespeichert werden.
Tipp: Bei aufwändigen Recherchen empfehlen
wir ein Benutzerkonto zu eröffnen
und Arbeitsmappen anzulegen.
Tarife und Nutzungsbedingungen:
Auf der Datenbank sind alle Bilder mit
Wasserzeichen versehen. Wenn Sie online
gefundene Bilder nutzen möchten, können
Sie diese mit der Bestellkorb-Funktion der
Website bestellen. Die Bilder können nur
elektronisch als JPG- oder TIFF-Dateien
zur Verfügung gestellt werden. Die Nutzung
der Fotobestände für private Zwecke,
Publikationen oder kommerziellen
Gebrauch unterliegt den jeweils gültigen
Tarifen und Nutzungsbedingungen für
Bilddokumente SBB Historic, die auf der
Webseite www.sbbhistoric.ch publiziert
sind. Generell ist jede Verwendung
gebührenpflichtig, wobei die Tarife nach
Verwendungszweck gestaffelt sind. Für
Bilder, die noch nicht in elektronischer
Form vorliegen, werden zusätzlich die für
die Digitalisierung anfallenden Kosten in
Rechnung gestellt. Bei Bildbestellungen
aus dem Ausland erfolgt die Lieferung gegen
Vorauskasse (PayPal oder Vorausrechnung).
MARTIN CORDES / BEAT ZÜRCHER
Kontaktdaten
Stiftung Historisches Erbe der SBB
SBB Historic
Bollwerk 12
CH-3000 Bern 65
Tel: +41 (0)51 220 22 12
Fax: +41 (0)51 220 40 99
Internet: www.sbbhistoric.ch
E-Mail: archive@sbbhistoric.ch
Leiter Archive:
Martin Cordes, Tel: +41 (0)51 220 41 30,
E-Mail: martin.cordes@sbbhistoric.ch
Fotoarchiv:
Fabio Lüdi, Tel: +41 (0)51 220 53 56,
E-Mail: fabio.luedi@sbbhistoric.ch
Beat Zürcher, Tel: +41 (0)51 220 53 44,
E-Mail: beat.zuercher@sbbhistoric.ch
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Zwei Elefanten bergan. Nach dem 2. Weltkrieg war die Ära der Dampflokomotiven
auf der Gotthardstrecke endgültig vorbei. Anlässlich des Jubiläums „75 Jahre Gotthardbahn“
ließ die SBB jedoch die vergangenen Zeiten noch einmal aufleben: Gezogen
von zwei C 5/6 „Elefant“ (und einer weiteren C 5/6 als Schiebelok) befuhr ein aus FS
und SBB Güterwagen zusammengesetzter Extrazug am 4. November 1957 die Gotthard-
Nordrampe. Dabei gelang dem SBB-Fotografen das stimmungsvolle Herbstbild auf der
mittleren Meienreussbrücke. An der Spitze des Zuges fuhr damals die
C 5/6 2978, die heute zum Bestand von SBB Historic gehört. [Signatur C_0045_0009]
Die Dampfschneeschleuder Xrot m 100 „Rotary“ im Wintereinsatz auf der
Gotthard-Nordrampe bei Göschenen. Auf der ca. 1940 entstandenen Aufnahme verrichten
eine C 5/6 „Elefant“ und eine Ce 6/8 II „Krokodil“ den Schiebedienst. Die 1896
bei Henschel & Sohn in Kassel gebaute Schneeschleuder kam am 7./8. April 1975 nach
achtjähriger Pause bei der Räumung einer Großlawine nochmals zu einem überraschenden
Einsatz. Heute befindet sich die Veteranin als Leihgabe von SBB Historic im
Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. [Signatur SV_376_02]
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SCHATZSUCHE
Ein berühmter SBB-Zug
vor berühmter Kulisse:
Der RAe TEE II „Cisalpin“
am Genfersee vor Schloss
Chillon, im Hintergrund
ist die Seepromenade von
Montreux zu erkennen.
Die fünfteilige RAe-Komposition
wurde im September
1961 aufgenommen.
Die Strecke entlang des
Genfersees gehört zu den
landschaftlich reizvollsten
Abschnitten auf der Fahrt
von Paris über Lausanne
nach Mailand.
[Signatur K_0048_0037]
(Fast) reine Nostalgie!
In Zeiten von Smartphones
und billettlosem Reisen
dank Mikrochips werden
Fahrkartenkontrollen vielleicht
bald endgültig der
Vergangenheit angehören.
Die im September 1959
aufgenommene Billettkontrolle
findet in einem SBB
Einheitswagen I (EW I)
2. Klasse nahe der Station
Tägertschi auf der Linie
Bern – Langnau statt. Heutige
Reisende bestaunen
neidisch die großzügigen
Gepäckablagen.
[Signatur K_0066_0013]
Lebendige Schweizer
Bahngeschichte,
wie der von SBB Historic
liebevoll gepflegte Fahrzeugpark,
steht im Mittelpunkt
dieser Eisenbahn-
Journal-Sonderausgabe!
92 Seiten im DIN-A4-Format,
ca. 140 Abbildungen,
Klammerbindung.
Best.-Nr. 531102. € 12,50
46 BAHN Epoche · Sommer 2012
Sommer im Freiburgerland: Im Juli 1958
bringt ein Bad in der Sense die gewünschte
Abkühlung, während im Hintergrund eine
Ae 4/7 einen Reisezug auf der Strecke Bern –
Fribourg über die Sensebrücke zwischen Thörishaus
und Flamatt zieht. [Signatur K_0083_0001]
Im „Cockpit“ des RAe TEE II. Der Geschwindigkeitsmesser
zeigt 100 km/h. Die Reihe
der weißen Knöpfe rechts auf dem Armaturenbrett
verweist auf die technische Revolution
des Vierstromzuges: In den Systemwechsel-
Bahnhöfen musste der Lokomotivführer hier
die dem jeweiligen Stromsystem zugeordnete
Systemwahltaste drücken. Der Stuhl, der bei
der Erstellung des Bildes im April 1961 für
einen Führerstand luxuriös war, hält heutigen
ergonomischen Ansprüchen nicht mehr stand.
[Signatur C_0044_0005]
Sommer 2012 · BAHN Epoche 47