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learning from las vegas oder die identität einer stadt

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6. Zur Konstitution von Raum<br />

das Alltagsleben zu. Giddens hingegen macht geltend, dass viele scheinbar triviale Alltagsregeln eine<br />

nachhaltige Wirkung auf den grössten Teil des sozialen Verhaltens haben (Giddens 2007, 74).<br />

Die meisten Regeln werden von den Akteuren bereits stillschweigend verstanden. Das bedeutet, sie<br />

wissen, wie sie sich zurechtfinden können, ohne Bedarf, <strong>die</strong> entsprechenden Regeln zu formulieren.<br />

Die diskursive Formulierung <strong>einer</strong> Regel würde auch bereits als eine Interpretation derselben gelten.<br />

Formulierte Regeln – solche, denen ein sprachlicher Ausdruck verliehen wird – sind daher eher kodifizierte<br />

Interpretationsregeln als Regeln, wie sie im hier angewandten Terminus verstanden werden<br />

(Giddens 2007, 74).<br />

Gesetze als Teilgruppe von Regeln sind diskursiv formuliert und formal kodifiziert. Ausserdem gehören<br />

sie zu den am stärksten sanktionierten Typen sozialer Regeln und beinhalten gar eine formell<br />

vorgeschriebene Abstufung der Bestrafung. In Anbetracht der formellen Sanktionierung bei Gesetzen<br />

wird <strong>die</strong> Wucht informell in Anschlag gebrachter Sanktionen für unzählige Praktiken im Alltag leicht<br />

unterschätzt. Giddens bezeichnet <strong>die</strong>se Unterschätzung als schweren Fehler und gibt <strong>die</strong> Macht informeller<br />

Sanktionen zu bedenken (Giddens 2007, 75).<br />

Die Ressourcen sind, zusammen mit den Regeln, <strong>die</strong> wichtigsten Aspekte der gesellschaftlichen Struktur.<br />

Sie sind rekursiv in Institutionen eingelagert und sind veränderlichen Charakters. Zugleich stehen<br />

Ressourcen in engem Zusammenhang mit der Realisierung von Sanktionen beziehungsweise der Ausübung<br />

von Macht (Giddens 2007, 86). Giddens’ Definition von Ressourcen lautet:<br />

„Ressourcen sind Me<strong>die</strong>n, durch <strong>die</strong> Macht als ein Routineelement der Realisierung von Verhalten in<br />

der gesellschaftlichen Reproduktion ausgeübt wird. Macht selbst kann nicht als Ressource betrachtet<br />

werden.“(Giddens 2007, 67)<br />

Giddens (2007, 83) gliedert <strong>die</strong> Ressourcen in allokative und autoritative Ressourcen:<br />

Die allokativen Ressourcen sind an der Generierung von Macht beteiligte materielle Ressourcen. Sie<br />

leiten sich aus der Herrschaft des Menschen über <strong>die</strong> Natur her und beziehen sich gleichermassen auf<br />

<strong>die</strong> natürliche Umwelt wie auf physische Artefakte (Giddens 2007, Glossar). Allokative Ressourcen<br />

bezeichnen <strong>die</strong> Fähigkeiten, respektive das Vermögen zur Umgestaltung, welches wiederum Herrschaft<br />

über Objekte beziehungsweise Güter <strong>oder</strong> materielle Phänomene ermöglicht. Einige allokative<br />

Ressourcen wie zum Beispiel Land <strong>oder</strong> Rohstoffe scheinen eine „reale Existenz“ zu haben. Diese<br />

Phänomene werden erst dann zu Ressourcen in der Art und Weise, wie der Terminus hier verwendet<br />

wird, wenn sie in den Strukturierungsprozess mit einbezogen werden (Giddens 2007, 83).<br />

Im Gegensatz zu den allokativen Ressourcen haben autoritative Ressourcen keine materielle Komponente.<br />

Sie sind an der Generierung von Macht beteiligte nichtmaterielle Ressourcen, <strong>die</strong> sich aus dem<br />

Vermögen herleiten, <strong>die</strong> Aktivitäten menschlicher Wesen verfügbar zu machen. Autoritative Ressourcen<br />

ergeben sich somit aus der Herrschaft von Akteuren über andere Akteure (Giddens 2007, Glossar).<br />

Sie beziehen sich auf Arten des Vermögens zur Umgestaltung, welche Herrschaft über Personen <strong>oder</strong><br />

Akteure generieren (Giddens 2007, 83).<br />

Wie bereits festgehalten, werden Strukturen in Anlehnung an Giddens (2007) als „Regeln und Ressourcen,<br />

<strong>die</strong> rekursiv in Institutionen eingelagert sind“ verstanden. Strukturen – verstanden als Regeln und<br />

Ressourcen – ermöglichen und verhindern Handeln. Dabei bleiben sie stets an den Handlungsverlauf<br />

gebunden und können nicht losgelöst vom Handeln betrachtet werden (Löw 2001, 166). Institutionen<br />

werden nach Giddens (2007, 76) als <strong>die</strong> dauerhaften Merkmale gesellschaftlichen Lebens definiert,<br />

denn sie sichern <strong>die</strong> kontinuierliche Existenz sozialer Praktiken über Raum und Zeit hinweg.<br />

„Institutionen sind dauerhaft in Routinen reproduzierte Gebilde, in denen sich <strong>die</strong> Wechselwirkung von<br />

Handeln und gesellschaftlichen Strukturen manifestiert. Institutionen bleiben auch dann bestehen, wenn<br />

Teilgruppen sie nicht reproduzieren.“ (Löw 2001, 166)

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