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learning from las vegas oder die identität einer stadt

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verschwindet. Von daher ist es keine Dauerwerbefläche. Ich kann <strong>die</strong><br />

Bedenken, wenn es um denkmalgeschützte Gebäude der Stadt geht,<br />

schon verstehen. Hier ist es wichtig, einen Kompromiss zu finden. Der<br />

Kompromiss, um den ich schon seit Jahren kämpfe, ist der: das Gebäude,<br />

wie es tatsächlich ist, und im Vordergrund dann das Werbemotiv. D. h. ich<br />

habe nicht ein einfaches Baugerüst, wo ich einen Teil <strong>die</strong>ses Gerüstes als<br />

Werbefläche nutze, sondern ich stelle auf dem Gerüst komplett das<br />

Gebäude nach und davor findet <strong>die</strong> Werbung statt. So wird es z. B. in Berlin<br />

praktiziert und kommt gut an; vom dortigen Denkmalschutz wird das sehr<br />

forciert. Ein weiterer Vorteil ist, dass man darüber Sanierungen finanzieren<br />

kann, auch bei städtischen und denkmalgeschützten Gebäuden. Wir<br />

wissen alle, dass <strong>die</strong> Kassen leer sind. Die Chance, hierüber eine<br />

Finanzierung zu ermöglichen, sollte man nicht außer Acht <strong>las</strong>sen.<br />

Schmid: Herr Dr. Sing, wenn Sie durch München gehen, fällt Ihnen da <strong>die</strong> Werbung<br />

auf <strong>oder</strong> ist das gar nicht so auffällig?<br />

Sing: Mich stören <strong>die</strong> Großplakate weniger. Wenn sie ein Gerüst verhüllen, dann<br />

ist es egal, was drauf ist. Wenn dann auch noch ein geringer Prozentsatz<br />

des Ertrages der Stadt zugute kommt <strong>oder</strong> der Institution, der das Gebäude<br />

gehört, das gerade saniert wird, dann kann ich daran nichts Schlimmes<br />

entdecken. Allerdings muss man aufpassen, dass es nicht überhand nimmt,<br />

auch im Interesse der Werbewirtschaft. Man muss auch daran denken,<br />

dass Werbung nur zur Geltung kommt, wenn sie in einem schönen <strong>oder</strong><br />

angenehmen Rahmen hängt. Daher kann ein Streitgespräch, wie wir es<br />

heute führen, sehr fruchtbar sein, damit man sich überlegt, wo <strong>die</strong> Grenzen<br />

sind. Da müssen sich natürlich beide Seiten einig sein. Auch <strong>die</strong><br />

Werbewirtschaft hat kein Interesse, dass alles zuplakatiert wird. In den 80er<br />

Jahren war es noch der Fall, dass in München an jeder Wand und an<br />

jedem Elektrokasten ein Plakat hing. Inzwischen ist das in München<br />

kanalisiert; da gibt es feste Wechselrahmen und beide Seiten profitieren<br />

davon. Wahrscheinlich ist so ein Streit einfach notwendig, um den richtigen<br />

Weg zu finden, vorausgesetzt, dass alle Beteiligten sich auch an <strong>die</strong>sen<br />

Kompromiss halten.<br />

Schmid: In Landshut gibt es viele denkmalgeschützte Häuser. Sie werden vielleicht<br />

nicht so unter Druck stehen, wie in <strong>einer</strong> Groß<strong>stadt</strong>, Herr Deimer, Sie<br />

müssen aber auch darauf achten, dass z. B. bei der Landshuter Hochzeit<br />

<strong>die</strong> Plakate der Sponsoren nicht besser zu lesen sind als das Landshuter<br />

Brautpaar zu sehen ist.<br />

Deimer: Wir sind da ständig unter Druck und ich stelle fest, wenn es ums Geschäft<br />

geht, dann spielt <strong>die</strong> Ästhetik keine große Rolle. Wir haben das Problem,<br />

dass ästhetische Fragen schwer in politischen Gremien mehrheitlich zu<br />

entscheiden sind. Deshalb muss man sehr darauf achten und hoffen, dass<br />

bei der Architektenschaft und bei jenen Leuten, <strong>die</strong> über das Baugeschehen<br />

<strong>einer</strong> Stadt wachen, ein gutes Verhältnis herrscht und letztlich auch ein<br />

Vertrauensverhältnis zustande kommt. Ganz ohne Druck geht es nicht. Wir<br />

haben eine Werbeanlagenverordnung, <strong>die</strong> grundsätzlich ab der Brüstung<br />

eines Fensters im ersten Stock nach oben keine Werbeflächen zulässt,<br />

ebenso wenig auf Giebelflächen. Unsere gesamte Stadt steht unter<br />

Denkmalschutz, d. h. es gibt einen Ensembleschutz für den historischen<br />

Teil. Wir haben <strong>die</strong> Satzung für <strong>die</strong> gesamte Stadt er<strong>las</strong>sen und in den<br />

Außenbereichen dann <strong>die</strong> Restriktion gelockert, aber da natürlich darauf<br />

geachtet, dass man Sammelflächen sucht und das diszipliniert.<br />

Schmid: Herr Professor Greipl, sind Sie generell gegen Werbung in der Stadt <strong>oder</strong><br />

kommt es darauf an, wo, wie und wie viel gemacht wird?<br />

Greipl: Es hängt sicherlich vom Maß und der ästhetischen Qualität ab. Eine<br />

progressive Entwicklung bereitet uns aber schon Sorgen. Das Thema, von<br />

dem wir sprechen, ist nur ein Teil des allgemeinen Themas „Umgang mit

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