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learning from las vegas oder die identität einer stadt

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Großformatige Werbung in der Stadt - Lehmann<br />

– Notwendig ist ein bewusster, umfassend konzeptioneller<br />

Umgang: Dann ist eine offensive Strategie mehr als Deregulierung<br />

und Wahllosigkeit und eine restriktive Strategie<br />

mehr als Wirtschaftsfeindlichkeit.<br />

– Konzepte zum Umgang mit Werbung im öffentlichen<br />

Raum müssen eingeordnet werden in grundsätzliche<br />

Überlegungen zum öffentlichen Raum und zum Branding.<br />

– Vorhandene rechtliche Steuerungsinstrumente müssen erhalten<br />

und ggf. angepasst und nicht aufgegeben werden.<br />

– Die Möglichkeiten informeller Instrumente müssen genutzt<br />

und ausgebaut werden, um dadurch Eindeutigkeit<br />

und Verlässlichkeit erreichen zu können und in Kooperation<br />

mit der Werbebranche, kreative, auf Orte angepasste<br />

Lösungen zu finden.<br />

Insgesamt bleibt Werbung im öffentlichen Raum für <strong>die</strong><br />

Stadtplanung kein leichtes Thema, denn ihre Wirkung bleibt<br />

schwer greifbar, wie abschließend in einem Zitat von Walter<br />

Benjamin deutlich wird (Benjamin 1928/1972: 131 f.): „Was<br />

macht zuletzt Reklame der Kritik so überlegen? Nicht, was<br />

<strong>die</strong> rote elektrische Leuchtschrift sagt – <strong>die</strong> Feuerlache, <strong>die</strong><br />

auf dem Asphalt sie spiegelt.“<br />

Anmerkungen<br />

1 Die zahlreichen vorhandenen Ansätze zu Begriffsbestimmungen<br />

von „öffentlich“ und „öffentlichem Raum“ stecken ein<br />

weites Feld ab und sind geprägt von zahlreichen Missverständnissen.<br />

Ein Grund hierfür ist <strong>die</strong> parallele Existenz von normativen<br />

und deskriptiven Ansätzen zu Begriffsbestimmungen: Wird<br />

der Begriff normativ gesetzt, kann er als „Messlatte“ <strong>die</strong>nen,<br />

und es kann in Bezug auf bestimmte Zeiten von Zerfall <strong>oder</strong><br />

Verlust des Öffentlichen gesprochen werden. Dies geht nicht,<br />

wenn man den Begriff des „Öffentlichen“ selber als im Lauf der<br />

Zeit veränderbar begreift, ihn deskriptiv verwendet. Zwischen<br />

beiden Begriffsverständnissen kann keine Einigkeit erzielt werden,<br />

da sie von völlig anderen Grundvoraussetzungen ausgehen.<br />

Noch komplexer wird es, wenn nicht der Begriff des „Öffentlichen“,<br />

sondern der des „öffentlichen Raumes“ betrachtet<br />

wird. Es scheint sich immer wieder zu bestätigen, dass eine Begriffsbestimmung<br />

nur in Zusammenhang mit ihrem Anwendungszweck<br />

möglich und zu sehen ist (vgl. hierzu auch Selle<br />

2002: 40).<br />

2 Entsprechende Zeitungsartikel tragen Titel wie: „Ausgewitzelt<br />

– Das Brandenburger Jux-Tor“ (Die Zeit 2002), „Denkmal unter<br />

Werbung“ (Frankfurter Rundschau 2003), „Werbung ist <strong>die</strong><br />

erste Bürgerpflicht“ (<strong>die</strong> tageszeitung 2005) <strong>oder</strong> „Lukrative<br />

Sache für Hausbesitzer – öffentliche Reklame an Baugerüsten“<br />

(Süddeutsche Zeitung 2006).<br />

3 Vgl. hierzu unter anderem <strong>die</strong> Untersuchungen von Christine<br />

Boyer (2001) zum Times Square <strong>oder</strong> <strong>die</strong> Ausführungen von<br />

Dieter Hassenpflug (2000) zu <strong>einer</strong> „Orteindustrie“ .<br />

4 Für den Bereich der Presse stellt Jürgen Habermas in seinem<br />

„Strukturwandel der Öffentlichkeit“ dar, wie das Medium selbst<br />

sich durch <strong>die</strong> Anforderungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Werbung stellt, ändert<br />

(vgl. Habermas 1962).<br />

5 Folgende empirische Untersuchungen wurden durchgeführt: 1.<br />

Aufbau <strong>einer</strong> Standortdatenbank mit ca. 600 Standorten aufgrund<br />

von Agenturangaben; 2. Befragung aller 40 deutschen<br />

Städte über 200.000 Einwohner/innen in Zusammenarbeit mit<br />

dem Deutschen Städtetag, der Rücklauf lag bei 72 %, also 29<br />

Städten; 3. Befragung ausgewählter Unternehmen der Werbewirtschaft<br />

(Complac, DSM Megaposter, Fubac, plakativ, Poster-<br />

Network. Fachverband Außenwerbung, Gesamtverband Kommunikationsagenturen,<br />

Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft);<br />

4. Vertiefende Fallstu<strong>die</strong>n in drei deutschen Städten<br />

und ergänzend in Zürich. Zu den Ergebnissen der ersten drei<br />

Untersuchungen vgl. Lehmann/Ache 2004; zu den Fallstu<strong>die</strong>n<br />

vgl. Lehmann 2008.<br />

6 Unberücksichtigt bleiben bei <strong>die</strong>ser Betrachtung <strong>die</strong> Kostenvorteile,<br />

<strong>die</strong> sich für <strong>die</strong> Kommune bei solchen Projekten ggf. aus der Gestellung<br />

von Baugerüsten durch das werbende Unternehmen ergeben.<br />

7 OSCAR (Outdoor Site C<strong>las</strong>sification and Au<strong>die</strong>nce Research)<br />

– ein aus England übernommenes System zur Bewertung von<br />

Außenwerbung<br />

8 Ein weiteres Beispiel für <strong>die</strong> Rolle neuer Technologien ist ein Plakat,<br />

das man anrufen bzw. dem man eine SMS schicken konnte.<br />

Daraufhin versprühte <strong>die</strong> abgebildete Dusche fünf Sekunden<br />

lang einen lebensfrohen Wasserstrahl. Da alles per WebCam<br />

aufgezeichnet wurde, war es möglich, den durch <strong>die</strong> eigene<br />

SMS hervorgerufenen Wasserstrahl im Internet anzusehen.<br />

Literatur<br />

Benjamin, W.: Einbahnstraße. In: Rexroth, T. (Hg.): Walter Benjamin<br />

– Gesammelte Schriften, Bd. IV.1, Frankfurt a. M. 1972, S. 83 ff.<br />

Boyer, M. C.: Twice-Told Stories: The Double Erasure of Times Square.<br />

In: Borden et. al. (Hg.): The unknown city, S. 30-52, Cambridge/<br />

MA 2001<br />

Bundesverfassungsgericht: BVerfG 83.238, Rd. 441, zitiert<br />

nach: www.oefre.unibe.ch/law/dfr/index.html [Zugriff am<br />

19.01.2006]<br />

<strong>die</strong> tageszeitung: Werbung ist <strong>die</strong> erste Bürgerpflicht, von Giuseppe<br />

Pitronaci, 23.11.2005<br />

Die Zeit: Ausgewitzelt. Das Brandenburger Jux-Tor, von Hanno Rauterberg,<br />

02.10.2002<br />

Frankfurter Rundschau: Denkmal unter Werbung. Nicht umsonst<br />

bezahlen Firmen Sanierungen, von Susanne Balthasar,<br />

26.11.2003<br />

Habermas, J.: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen<br />

zu <strong>einer</strong> Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Suhrkamp<br />

Verlag Frankfurt a. M. 1962 (Reprint 1990)<br />

Hassenpflug, D.: Die Theatralisierung des öffentlichen Raumes. In:<br />

Thesis, Wissenschaftliche Zeitschrift der Bauhaus-Universität<br />

Weimar. Internationales Bauhaus-Kolloquium, Jg. 45 (2000), H.<br />

4/5, S. 70-79<br />

Klein, N.: No logo. Der Kampf der Global Players um Martmacht.<br />

Ein Spiel mit vielen Verlierern und wenig Gewinnern. München<br />

2002<br />

Lehmann, F.: Public Space – Public Relations. Großformatige Werbung<br />

als ein Beispiel des Umgangs mit öffentlichen Räumen.<br />

Schriftenreihe der Stiftung Lebendige Stadt, Bd. 6. Frankfurt<br />

a. M. 2008 (im Druck)<br />

Lehmann, F./Ache, P.: Branded Spaces – Werbung im öffentlichen<br />

Raum. In: disp 159 (2004), S. 20-30<br />

Reinhardt, D.: Von der Reklame zum Marketing. Geschichte der<br />

Wirtschaftswerbung in Deutschland. Berlin 1993<br />

Selle, K. (Hg.): Was ist los mit den öffentlichen Räumen? Analysen,<br />

Positionen, Konzepte. Dortmund 2002<br />

Süddeutsche Zeitung: Lukrative Sache für Hausbesitzer – öffentliche<br />

Reklame an Baugerüsten,von Gudrun Pasarge, 13.01.2006<br />

ZAW (Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft): Werbung in<br />

Deutschland 2005. Bonn 2005<br />

Dr. Franziska Lehmann, Dipl.-Ing. Raumplanung, Mitinhaberin<br />

des Planungsbüros proloco – Stadt und Region, Planung<br />

und Entwicklung, Bremen (www.proloco-bremen.de).

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