01.09.2013 Aufrufe

Projektbericht (4.393 KB, pdf) - wiener wohnbau forschung

Projektbericht (4.393 KB, pdf) - wiener wohnbau forschung

Projektbericht (4.393 KB, pdf) - wiener wohnbau forschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

"gleich" erkennen können, wenn wir die Codes der Botschaft kennen. Die immer wieder<br />

zu beobachtende Norm lässt freilich durchaus Variationen zu. Nur als Anmerkung – d e r<br />

adäquate Stil für diese Sprachlichkeit ist ‐ nach zeitgenössischer Einschätzung ‐ der<br />

sogenannte "Wiener Styl", die "Wiener Renaissance". Renaissance gilt der Zeit als<br />

lebende Kunst, vergleichbar einer lebenden Sprache in ihren Möglichkeiten des Sich‐<br />

Anpassen‐Könnens. Formen der Renaissance, "geschaffen in der Zeit der Medici und mit<br />

diesen zu verbinden", werden angeeignet und eingemeindet für die Wiener "Zweite<br />

Gesellschaft", nicht zuletzt, um deren gegenwärtiges Anspruchsniveau als ein historisch<br />

gewachsenes zu deklarieren.<br />

Nun: wie die Fassade beim Wiener Zinspalais in Bezug auf die herrschaftliche Wohnung<br />

als Teil des Repräsentationsbereiches anzusprechen ist, so auch folgerichtig Portal und<br />

Vestibül. Ersteres hat die Funktion zu erfüllen, stufenweise von der äußeren zur inneren<br />

Repräsentationssphäre überzuleiten und schon dem Außenstehenden beziehungsweise<br />

Eintretenden die Würde und Großartigkeit des Inneren anzuzeigen. Dementsprechend<br />

bedient sich das Portal häufig – z.B. beim Palais Ephrussi – eines typischen Hoheits‐<br />

zeichens, des Triumphbogenmotivs. Ein solches "Zeichen" soll ‐ psychologisch ‐ auf den<br />

einen ausschließend, auf den anderen einladend wirken, je nachdem welcher Gesell‐<br />

schaftsschicht er angehört, ob er "würdig" ist oder nicht.<br />

Abb. 6, 7<br />

Eintretend das Vestibül des prototypischen Palais Epstein vermittelt sich uns: dieser<br />

Vorraum versteht sich als Weiterführung der Außenarchitektur im Hause selbst und<br />

gleichzeitig – so dürfen wir annehmen ‐ als Vorbereitung für die eigentlichen Festräume.<br />

Aber hier muss man sich entscheiden, wohin es gehen soll, hier wurde entschieden,<br />

wohin man gehörte – nach links oder nach rechts. (Abb. 6, 7) Die Trennung zwischen der<br />

30

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!