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Projektbericht (4.393 KB, pdf) - wiener wohnbau forschung

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von Treue, Frömmigkeit, Mutterliebe und Fleiß vorsieht – eingebunden in ein strenges<br />

horizontal‐vertikales Ordnungsnetz.<br />

Abb. 6<br />

Innere vertikale Sozialdifferenzierung und formale Außenerscheinung stehen beim<br />

typischen Zinspalais in einem ganz spezifischen, geradezu "ablesbaren" Verhältnis zuein‐<br />

ander. Betrachtet man z. B. einen Schnitt durch ein solches in der Hansen‐Nachfolge von<br />

den Wiener „Zinspalais‐Spezialisten“ Romano und Schwendenwein errichtetes Gebäude,<br />

so wird deutlich: Nach Lage, Größe und Ausstattung bemessen, ergibt sich ein maximaler<br />

Prestigewert für die Hausherrnsphäre in der Beletage; der Mietbereich im Mezzanin<br />

beziehungsweise zweiten Stock, kleinräumiger und sparsamer gestaltet, "fällt dagegen<br />

ab". (Abb. 6) Die Fassade gibt nun diese vertikale Differenzierung gleichsam nach außen,<br />

an den Architekturbetrachter weiter. Sie zeigt eine "hierarchisch" gestufte Behandlung<br />

der einzelnen Geschosse: große hohe Fenster mit reicher Umrahmung, Balkone etc.<br />

zeichnen die Beletage – und mit ihr den Hausherrn – als erstrangig aus; niedrigere<br />

Fenster mit schlichterem Dekor bezeichnen die anderen Geschosse als solche von<br />

untergeordneter Geltung, für Bewohner von niedrigerem Sozialrang. Diese<br />

Vertikaldifferenzierung wird vom Barockpalast übernommen; nur: beim Zinspalais<br />

visualisiert sie ‐ der Sozialstruktur s e i n e r Bewohner entsprechend – nicht den<br />

Standesunterschied zwischen Herr und Bedienten, sondern das Sozialgefälle zwischen<br />

Hausherrn und Mietern.<br />

Eine solche architektursprachliche Differenzierung der Außenerscheinung stellt<br />

jedenfalls generell d a s Merkmal eines Zinspalais dar, an dem wir ein solches sozusagen<br />

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