Projektbericht (4.393 KB, pdf) - wiener wohnbau forschung
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den Zwischenhandel für Rohseide auszuschalten, kauft er in Oberitalien große<br />
Ländereien für die Maulbeerbaumzucht und konzentriert so von der Gewinnung und<br />
Aufbereitung bis zum Verkauf des Rohprodukts alles in seiner Hand. 1830 gründet<br />
Hermann Todesco die Textilfabrik Marienthal in Niederösterreich und baut sie zu einem<br />
der zeitgenössischen Technologie entsprechenden Industriebetrieb aus; in der<br />
Baumwollspinnerei produzieren 1844 ca. 140 Arbeiter 200.000 Pfund Garn, welches in<br />
der angeschlossenen Weberei auf – hier zum ersten Mal in Österreich eingesetzten ‐<br />
mechanischen Webstühlen weiterverarbeitet wird. Es ist dies im Übrigen jene Fabrik, die<br />
Marie Jahoda, Paul Lazarsfeld und Hans Zeisel "Anlass" geboten hat für ihre berühmte<br />
soziographische Studie über "Die Arbeitslosen von Marienthal" aus dem Jahr 1933.<br />
Als Großhändler, Bankier, Fabrikbesitzer und darüber hinaus als Direktor der<br />
privilegierten Wien‐Gloggnitzer‐Eisenbahngesellschaft besitzt H. Todesco, als er 1844<br />
stirbt, 2,264.000 fl. (Zum Vergleich: 1846 verzeichnet das Triestiner Schifffahrtsunter‐<br />
nehmen Lloyd mit seinen 20 Schiffen Einnahmen von 1,600.000 fl.)<br />
Abb. 1<br />
Anders als sein Vater verwendet Hermann Todesco bereits Geldmittel für einen „gehobe‐<br />
nen, gutbürgerlichen“ Wohnstil. Der Handels‐ und Industriekapitalist der Frühgründer‐<br />
zeit lebt in einer 6 Zimmer sowie zahlreiche Neben‐ und Dienstbotenräume umfassenden<br />
Wohnung, Rothenturmstraße Nr. 642/643, in einem Haus, das dem in der Bieder‐<br />
meierzeit zum Textilgroßhändler und Verleger aufgestiegenen Rudolf v. Arthaber gehört,<br />
mit welchem Hermann Todesco wohl auch geschäftlich in Verbindung steht. (Abb. 1)<br />
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