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Projektbericht (4.393 KB, pdf) - wiener wohnbau forschung

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Der Klassizismus und die Akademie haben die Gefahr erkannt und mit allen Mitteln<br />

versucht, ihre Vorstellung zu verteidigen. Eine der letzten großen Gelegenheiten dazu<br />

findet sich beim Wettbewerb für den Völkerbundpalast in Genf, an dem im Jahr<br />

1927 über 300 internationale Büros teilnahmen. Le Corbusiers Projekt, das als einziges<br />

verspricht, die geforderten Baukosten einzuhalten, kommt in die Endrunde der letzten<br />

neun Projektanten, wird dort aber als einziges nicht‐akademisches Projekt aus<br />

nebensächliche Gründen (Le Corbusier hatte Lichtpausen statt der geforderten<br />

Tuschezeichnungen abgegeben) ausgeschlossen. Der Auftrag geht letztlich an ein<br />

Konsortium von vier klassizistischen Architekten aus Italien, der Schweiz, Frankreich<br />

und Ungarn. Ohne die Bedeutung der Architektur zu überschätzen, darf doch behauptet<br />

werden, dass Le Corbusiers Entwurf (Abb. 12) eher der Idee einer Institution entspricht,<br />

mit der die Nationen der Welt versuchen, einen „ewigen Frieden“ zu errichten, als das<br />

1936, kurz vor dem Ausbruch des nächsten Weltkrieges eröffnete klassizistische<br />

Gebäude (Abb. 13).<br />

Abb. 12, 13<br />

Ich möchte mit diesem Rückblick auf Le Corbusiers „Ausblick auf eine Architektur“<br />

zeigen, dass es durchaus einen Fortschritt in der Architektur gibt, den man bei aller Liebe<br />

zu Hansen nicht ignorieren darf. Es wäre absurd, die Adaptierungen, die dieses Haus<br />

braucht, „im Geiste Hansens“ durchführen zu wollen, wo es doch heute um andere<br />

Anforderungen in einem völlig anderen politischen und kulturellen Kontext geht. Das<br />

Parlamentsgebäude ist ein Produkt des Maschinenzeitalters. Es wäre fatal, es mit Mitteln<br />

des Informationszeitalters wie etwas zu behandeln, was es nie sein wollte und konnte,<br />

nämlich ein griechischer Tempel. Es wird bei diesem Projekt – das zwangsläufig massive<br />

Eingriffe in die Substanz erfordert – darum gehen, mit Verstand und Gefühl zu zerstören,<br />

und darum, Ergänzungen auf dem höchsten Niveau zu schaffen, das wir heute erreichen<br />

können.<br />

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