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31.08.2013 Aufrufe

Vorlesung Geriatrie Geriatrische Krankheitsmodelle und Beispiele B. Höltmann Geriatrische Klinik Kreiskrankenhaus Grevenbroich - St. Elisabeth Was ist Geriatrie ? J.Z.Charcot 1890 Die Bedeutung einer speziellen Lehre der Krankheiten des alten Patienten wird heute nicht mehr in Frage gestellt ..... Die Pathologie des Seniums, sie auch, ist verbunden mit Schwierigkeiten, die nur mittels einer langen Erfahrung und eines gewaltigen Wissens in ihren besonderen Merkmalen beherrscht werden kann. Und, meine Herren, dieser so interessante Teil der Medizin wurde sehr lange vernachlässigt. Heutzutage hat er sich endlich seine Autonomie erschlossen. 01.01.2013 1

Vorlesung Geriatrie<br />

Geriatrische<br />

Krankheitsmodelle<br />

und Beispiele<br />

B. Höltmann<br />

Geriatrische Klinik Kreiskrankenhaus Grevenbroich - St. Elisabeth<br />

Was ist Geriatrie ? J.Z.Charcot 1890<br />

Die Bedeutung einer speziellen Lehre der Krankheiten des alten<br />

Patienten wird heute nicht mehr in Frage gestellt .....<br />

Die Pathologie des Seniums, sie auch, ist verbunden mit<br />

Schwierigkeiten, die nur mittels einer<br />

langen Erfahrung und eines gewaltigen Wissens<br />

in ihren besonderen Merkmalen beherrscht werden kann.<br />

Und, meine Herren, dieser so interessante Teil der Medizin wurde<br />

sehr lange vernachlässigt. Heutzutage hat er sich endlich seine<br />

Autonomie erschlossen.<br />

01.01.2013<br />

1


Das Problem der<br />

wissenschaftlichen<br />

Evidenz<br />

Ausgrenzung des Alters<br />

Berücksichtigung älterer (>65 Jahre) in<br />

8500 Randomisierten Studien 3.5%<br />

706 Metaanalysen 1.2%<br />

Studien zum Brustkrebs (Betroffene > 65J 50%) 9%<br />

Studien zum Herzinfarkt (Betroffene >75J 37%)<br />

1966-1990 2%<br />

1990-2000 9%<br />

01.01.2013<br />

2


Geriatrie und Wissenschaft -<br />

ist die Geriatrische Medizin ein „antiwissenschaftliches“ Konzept ?<br />

Wenn wir nur das lehren,<br />

was wir sicher wissen,<br />

und nur das für Wissen halten,<br />

was in randomisierten Studien<br />

gezeigt werden kann,<br />

dann können wir nichts Relevantes<br />

über die Behandlung älterer Patienten sagen.<br />

Evidenzbasierte Medizin<br />

James S. Goodwin NEJM 2000<br />

EM traut nur den Ergebnissen randomisierter Studien oder<br />

vorzugsweise Meta-Analysen solcher Studien.<br />

Doch Cave:<br />

Das Credo, daß die Methoden der EM der einzige Weg sind, die<br />

Wahrheit zu finden, ist selbst kein Satz einer empirischen Wissenschaft.<br />

EM ist nur ein Teilaspekt der medizinischen Wirklichkeit,<br />

wir können den Stein der Weisen nicht finden.<br />

Was ist, wenn uns überall pathologische Befunde begegnen?<br />

Limitationen der EM:<br />

EM kann nicht auf Multimorbidität ausgedehnt werden.<br />

EM wird oft einseitig ausgelegt -<br />

sie liefert den Arzt ans Messer der Ökonomen.<br />

EM basierte Konzepte werden politisch und ökonomisch oft nicht umgesetzt,<br />

weil sie das Sozialbudget sprengen würden.<br />

01.01.2013<br />

3


Das Altersparadox der Pharmakotherapie<br />

Für die Population mit dem höchsten Medikamenten-verbrauch<br />

haben wir die geringste Evidenz hinsichtlich der<br />

Pharmawirkungen und der Risiko-Nutzen-Relationen<br />

Bis zu 60% der publizierten Studien schließen alte Patienten<br />

ungerechtfertigt aus<br />

(von der Vermarktung wird keiner ausgeschlossen)<br />

Woher soll die Evidenz kommen?<br />

Wer soll sie bezahlen?<br />

Bleibt Geriatrische<br />

Medizin<br />

ohne Evidenzbasierung ?<br />

01.01.2013<br />

4


Geriatrie als Heuristisches Verfahren<br />

Versuch und Irrtum ?<br />

Unter Versuch und Irrtum (englisch trial and<br />

error) versteht Edward Lee Thorndike eine<br />

Problemlösungsmethode, bei der so lange<br />

zulässige Lösungsmöglichkeiten probiert<br />

werden, bis die gewünschte Lösung gefunden<br />

wird. Dabei wird bewußt auch die Möglichkeit<br />

von Fehlschlägen in Kauf genommen.<br />

Wissenraum eines Fachgebietes<br />

Empirische Modelle<br />

Symtomatologie<br />

Hypothetische Modelle<br />

Nosologie<br />

Experimentelle<br />

Modelle<br />

Deontologie<br />

Theoretische Modelle<br />

Pathodynamik<br />

01.01.2013<br />

5


Problemlösungsmodell (ACCORD) von<br />

Petkoff<br />

Empirische Modelle<br />

Symtomatologie<br />

Kontext<br />

Muster<br />

Manifestationen<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

16.5<br />

10<br />

mod. nach Mannebach<br />

Hypothetische Modelle<br />

Nosologie<br />

Ursachen<br />

Strategische Ebene<br />

Lokalisationen<br />

Taktische Ebene<br />

Kankheitseinheiten<br />

Operative Ebene<br />

Experimentelle Mod.<br />

Deontologie<br />

Werte - Ziele<br />

Handlungsoptionen<br />

Prozeduren<br />

Lebenserwartung<br />

mit zunehmendem Lebensalter<br />

14.1<br />

8.1<br />

11.6<br />

6.8<br />

65-69 70-74 75-79 80-84 85+<br />

Quelle: Cassel und Brody 1990<br />

4.7<br />

Theoretische Modelle<br />

Pathodynamik<br />

Systemleistungen<br />

Reaktionen<br />

Prozesse<br />

Funktionen<br />

Selbständige Lebensjahre<br />

Abhängige Lebensjahre<br />

8.9<br />

Zustandsgrössen<br />

Krankheitsstadien<br />

7.3<br />

2.9<br />

01.01.2013<br />

6


Compression of Illness<br />

Hypothese<br />

Krankheitsfreie Lebensjahre und Lebenssalter<br />

Beispiele hypothetischer Einflüsse<br />

(Wright et al. NEJM 1998; 339: 380-386)<br />

Ausgangssituation<br />

0 75<br />

Elimination maligner Krankheiten<br />

0 77<br />

Elimination von Krankheiten<br />

des Bewegungssystems<br />

0 75<br />

5 Jahre<br />

01.01.2013<br />

7


Disability-Verlauf vor dem Tod<br />

Der Syndrombegriff<br />

01.01.2013<br />

8


Klassischer Syndrombegriff<br />

Spezifischer<br />

Krankheitsprozeß<br />

Kortison-Überschuß<br />

Multiple Phänomene<br />

Vollmondgesicht<br />

Stiernacken<br />

Osteoporose<br />

Stammfettsucht<br />

Proximale Muskelschwäche<br />

Hautschäden<br />

Geriatrischer Syndrombegriff<br />

Multiple<br />

Krankheitsprozesse<br />

Demenz<br />

Dehydratation<br />

Senorische Schädigung<br />

Medikamenteneffekte<br />

Schlafstörungen<br />

Hohes Alter<br />

Spezifisches<br />

Erscheinungsbild<br />

Delirium - Syndrom<br />

01.01.2013<br />

9


Geriatrische Syndrome<br />

Spezifische Zustände, in die ältere, gebrechliche Personen<br />

geraten können:<br />

infolge Zusammenwirkens mehrerer Erkrankungen und<br />

Schädigungen meist durch ein akutes Ereignis<br />

getriggert<br />

intermittierend oder kontinuierlich auftretend<br />

oft mit Verschlechterung von Körperfunktionen und<br />

Fähigkeiten einhergehend<br />

in der Regel nicht monokausal behandelbar<br />

Die sog. Geriatrischen I´s<br />

Immobilität<br />

Instabilität<br />

Inkontinenz<br />

Intelligenzminderung<br />

Infektanfälligkeit<br />

Iatrogenität<br />

Inflammation<br />

I……….<br />

Frailty<br />

(Gebrechlichkeit)<br />

01.01.2013<br />

10


Krankheitsverlauf im Alter<br />

Rapide Verschlechterung ohne Behandlung<br />

Hohe Prävalenz von Multimorbidität<br />

Atypische Präsentation<br />

Hohe Komplikationsraten<br />

Hoher Frührehabilitationsbedarf<br />

Hoher Wiedereingliederungsaufwand in das<br />

häusliche Umfeld<br />

Chronische Leiden im Alter<br />

45-64j 65+<br />

Gelenkverschleiß 25 47 %<br />

Bluthochdruck 24 38 %<br />

Hörverlust 14 28 %<br />

Herzkrankheiten 13 27 %<br />

Sinusitis 18 18%<br />

Sehstörungen 6 14%<br />

Orthopäd. WS Probleme 12 13%<br />

Arteriosklerose 2 10%<br />

Diabetes 6 8%<br />

Krampfadern 5 8%<br />

Hämorrhoiden 6 6%<br />

Darmträgheit 2 6%<br />

Harnwegsleiden 3 6%<br />

Quelle: Nat. Center for Health Statistics in U.S. Special Committee on Aging (1985)<br />

01.01.2013<br />

11


Multimorbidität<br />

Was bedeutet das für<br />

den medizinischen<br />

Alltag?<br />

Atypische Krankheitspräsentation<br />

Funktionsverlust<br />

(z.B Sturz, Verwirrtheit, Gewichtsabnahme)<br />

Irreführende Krankheitszeichen<br />

(z..B. Pneumonie ohne Fieber, mit niedrig. Leuko., Untertemperatur)<br />

Symptomverschiebung<br />

(z.B. Harnwegsinfekt als Subileus)<br />

Fehlen klinischer Zeichen<br />

(z.B. stummer Herzinfarkt, schmerzloser akuter Bauch, Pneumonie ohne Fieber)<br />

Simulation<br />

(z.B. COPD-Exacerbation als dekompensierte Herzinsuffizienz)<br />

Maskierung<br />

(z.B. periphere AVK, Aortenstenose, KHK durch Immobilität)<br />

01.01.2013<br />

12


Krankheiten und Funktionsstörungen<br />

interagieren und verstärken sich<br />

Destabilisierung des Organismus (Frailty)<br />

schleichender Funktionsverlust<br />

Verlust der Kompensationsfähigkeit<br />

Verlust der Adaptationsfähigkeit<br />

Kaskaden<br />

Insomnie - Sedativum - Müdigkeit - Sturz - Hüftfraktur<br />

Zirkulus vitiosus<br />

Delir - Flüssigkeitsdefizit - Exsikkose - Delir<br />

Komplexe Interaktionsmuster<br />

Beispiel-Kaskade<br />

Obstipation<br />

Obstipation<br />

Blähungen / Appetitlosigkeit<br />

Anorexie<br />

Incompliance<br />

Übelkeit<br />

Harnwegsinfekt<br />

Dehydration<br />

Orthostase<br />

Sturz<br />

01.01.2013<br />

13


Beispiel Circulus-vitiosus<br />

Verwirrtheit und Dehydration<br />

Exsikkose<br />

Kumulation<br />

Azotämie<br />

Krankheit Medikament Sonstige<br />

Verwirrtheit<br />

Gestörte renale<br />

Flüssigkeitsretention<br />

Verminderte<br />

Flüssigkeitsaufnahme<br />

Altersniere<br />

Diuretika<br />

Geriatrisches Therapiemodell im Team<br />

Arzt<br />

•Diagnostik,<br />

Therapie und<br />

Prävention von<br />

Krankheiten und<br />

Komplikationen<br />

•Prozeßsteuerung<br />

•Strukturierung<br />

•Verantwortung<br />

•Kosten<br />

•Globale Ziele<br />

•Überwachung<br />

Pflege<br />

•Beobachtung<br />

•Pflege<br />

•Prophylaxen<br />

•Grundhilfen<br />

•Aktivierung<br />

Therapeuten<br />

Diagnostik und Kompensations-<br />

Behandlung von Strategien<br />

Schädigungen und Hilfsmittel<br />

Fähigkeitsstörungen Umfeld-Änderung<br />

„Rehabilitation“<br />

Wiedererlangen von Fähigkeiten<br />

durch Übung<br />

Erhalten und Wiedergewinnen von Handlungsfähigkeit<br />

und sozialer Integration (orientiert am Bedürfnis des Pat.)<br />

01.01.2013<br />

14


Ziele der Geriatrie<br />

Lebensqualität - Erhalt /Verbesserung<br />

Wiederherstellung - Heilung<br />

Besserung von Krankheiten und Folgen<br />

Kompensation nicht besserbarer Störungen<br />

Palliation<br />

Soziale Reintegration - Umfeldplanung<br />

Risikoverminderung - Fehlerkorrektur<br />

Kleine Änderungen große Effekte<br />

„große Sprünge“ bei Erkrankung oder<br />

Funktionsverlust sind oft unwahrscheinlich<br />

„kleine Änderungen“ verschaffen Lebensqualität<br />

Fähigkeit zum Transfer entscheidet über<br />

Heimunterbringung oder Rückkehr nach Hause<br />

Fähigkeit der Daumenopposition kann zu<br />

selbständiger Nahrungsaufnahme führen<br />

01.01.2013<br />

15


Ageism<br />

„Rassismus gegen<br />

Ältere“<br />

„Eine nicht mehr fortpflanzungfähige<br />

Gruppe, die ihren biologischen Zweck<br />

längst erfüllt hat, nicht mehr repariert und<br />

von der Natur auf Abruf gestellt wird,<br />

bildet die Mehrheit innerhalb einer<br />

Gesellschaft“<br />

Zitat Frank Schirrmacher<br />

(„Das Methusalem-Komplott“)<br />

01.01.2013<br />

16


„Nicht jeder Rentner muss fit sein<br />

für einen Rentner-Adventure-<br />

Urlaub“<br />

„Ich halte nichts davon, wenn 85jährige<br />

künstliche Hüftgelenke bezahlt<br />

bekommen“<br />

Zitat Philipp Mißfelder<br />

(Vorsitzender der Jungen Union, 23 Jahre)<br />

„Die Generation der Älteren<br />

konsumiert auf unsere Kosten“<br />

Zitat Katherina Reiche, CDU (32 Jahre)<br />

01.01.2013<br />

17


Alte Menschen erleiden auch<br />

Schäden durch ärztliches Handeln:<br />

Unwissenheit - Fehleinschätzung<br />

Gleichgültigkeit - Ignoranz<br />

Gedankenlosigkeit - Voreingenommenheit<br />

Zögerliche Entscheidungsfindung<br />

Behandlungsfehler<br />

Übersehene Probleme / Diagnosen<br />

n. Runge 2001<br />

n=200 Stuhl- Harn- Dekubitus<br />

Inkont. Inkont.<br />

Mitgeteilt 4 17 3<br />

Gefunden 22 56 24<br />

Dunkelziffer 82% 70% 88%<br />

01.01.2013<br />

18


Geriatrische Klinik vs. Usual Care<br />

Geriatrische Behandlung – Die Kostenfrage<br />

A CONTROLLED TRIAL OF INPATIENT AND OUTPATIENT GERIATRIC<br />

EVALUATION AND MANAGEMENT<br />

(N Engl J Med 2002;346:905-12.) Cohen et al.<br />

Kein Unterschied im Überleben<br />

Im Vergleich zu Konventioneller internistischer Therapie höhere<br />

Initialkosten<br />

Diese werden im ersten Jahr mehr als ausgeglichen durch<br />

geringere Folgekosten<br />

Funktioneller und Kognitiver Verfall ist nach geriatrischer<br />

Therapie deutlich geringer als nach konventionell internistischer<br />

Behandlung –<br />

Die Lebensqualität ist erheblich besser.<br />

01.01.2013<br />

19


Besonderheiten der<br />

Pharmakotherapie<br />

im Alter<br />

Multimediation<br />

Minimum Anzahl der Medikamente 5‐10<br />

Zusätzliche OTC Medikamente (bis zu 40%)<br />

Pflanzliche Medikamente bis zu 60%<br />

Typische Folgen der Multimedikation<br />

Stürze – Mortalität<br />

Interaktionsrisiko<br />

Verschreibungskaskaden<br />

Mangelhafte Adhärenz<br />

01.01.2013<br />

20


Alter und Multimedikation<br />

1/3 derMenschen über 70 J. hat mindestens 5 chronische<br />

Erkrankungen. (Borchelt1995 Berliner Altenstudie )<br />

>70jährige in Deutschland erhalten im Durchschnitt 3<br />

verschiedene Arzneimittel/Tag. (AVR; Nink& Schröder2005)<br />

35% der über 70jährigen erhalten 5 bis 8 verschiedene<br />

Arzneimittel / Tag<br />

15 % erhalten mehr als 13 verschiedene Arzneimittel/Tag.<br />

(GEK Report; Glaeske& Janhsen2005)<br />

Die Gruppe der 80-85-Jährigen erhält die höchste Anzahl<br />

täglich einzunehmender Medikamente. (AVR; Nink& Schröder2005)<br />

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />

(UAW)<br />

Bei über 60-Jährigen ist dieZahl der UAW<br />

mehr als doppelt so hoch wie bei Jüngeren<br />

Je höher die Zahl der Medikamente,<br />

desto häufiger UAW<br />

Bis zu 5 Pharmaka gleichzeitig --> 3,4% UAW<br />

Über 6 Pharmaka gleichzeitig --> 25,0% UAW<br />

Platt, Mühlberg: Pharmakotherapie im Alter (1999)<br />

01.01.2013<br />

21


Psychopharmaka und Hüftfraktur<br />

Psychotropic drug use and the risk of hip fracture.<br />

AU Ray WA, Griffin MR, Schaffner W, Baugh DK, Melton LJ 3 rd SO<br />

N Engl J Med. 1987;316(7):363.<br />

Morbidität und Medikation 70+<br />

20-40% nehmen im Schnitt 5 Medikamente<br />

(Anderson et al. 1996; Jorgensen et al. 2001; Kennerfalk et al. 2002).<br />

Schlaganfall<br />

Diabetes<br />

Krebs<br />

Herzkrankheiten<br />

Hochdruck<br />

Arthritis<br />

9<br />

8% aller Verordnungen sind fragwürdig<br />

12<br />

19<br />

5% aller KH-Aufnahmen wegen UAW<br />

25<br />

(Roughead et al. 1997)<br />

20% aller Todesfälle >75jähriger im Krankenhaus<br />

48<br />

58<br />

(Ebbesen et al. 2001 Norwegen)<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Prozent der über 70jährigen Amerikaner<br />

1,33€ Kosten / 1,00€ Arzneimittelausgaben<br />

durch UAW im Pflegeheim<br />

(Federal Interagency Forum on Aging-Related Statistics, 2000).<br />

01.01.2013<br />

22


Leitliniengerecht in die<br />

Multimedikation ?<br />

Für eine ältere multimorbide Frau mit<br />

COPD,<br />

Typ‐2‐Diabetes,<br />

Osteoporose,<br />

Hypertonie und<br />

Arthrose<br />

sind gemäß der führenden Leitlinien 12<br />

Medikamente erforderlich.<br />

Die Krankenhaus-Entlassung<br />

25% UAW in den ersten 14 Tagen zu Hause<br />

20% UAW bei Entlassung ins Pflegeheim<br />

58% hatten wichtige Informationen behalten<br />

90% erhielten andere Medikamente<br />

44% erhielten min. ein unnötiges Medikament<br />

01.01.2013<br />

23


Pharmakologische Größen<br />

Bewertung eines Medikaments<br />

Wirksamkeit, Effizienz, Effektivität<br />

Pharmakokinetik<br />

(ADME) Absorption Verteilung Metabolismus<br />

Elimination<br />

Pharmakodynamik<br />

Systemstabilität<br />

Fähigkeit zur Metabolisierung<br />

Elimination Kompensation<br />

Das ADME-Prinzip<br />

Absorption = Resorption im Intestinum<br />

Distribution = Verteilung<br />

Kompartimentüberwindung zum Beispiel der Bluthirnschranke,<br />

Plasmaprotein-Wechselwirkungen<br />

Metabolisierung (Leber und Intestinum)<br />

Elimination (Niere)<br />

01.01.2013<br />

24


Absorption<br />

Einfluß altersabhängiger Veränderungen des GI-Traktes<br />

• Schluckstörungen<br />

• Xerostomie<br />

• vermindertes Durstgefühl<br />

• Säuresekretion im Magen<br />

• Magenmotilität<br />

• Peristaltik Speiseröhre - Darm<br />

• Durchblutung des Dünndarms<br />

• Resorbierende Schleimhautoberfläche<br />

• Begleitende Nahrungsmittel<br />

Interaktionen auf der Ebene der Resorption<br />

Komplexbildungen<br />

Bisphosphonate und Kalziumionen in<br />

Mineralwasser oder Milch<br />

Antacida und Chinolon, Tetrazykline,<br />

Levothyroxin<br />

Inaktivierung<br />

Haloperidol – Schwarzer Tee<br />

PPI Säurehemmung ‐ Kalziumaufnahme<br />

01.01.2013<br />

25


ABC-Transporter<br />

P-GP-Pumpe (MDR1)<br />

Resorptionshemmung<br />

Arzneimittel können bei oraler Applikation auf Grund der Affinität zu MDR1 eine<br />

verminderte Bioverfügbarkeit aufweisen (Dabigatran, Colchizin).<br />

Interaktionspotential<br />

Inhibitoren können eine erhebliche Steigerung der<br />

Plasmakonzentrationen hervorrufen<br />

Makrolide und Kalziumantagonisten –Isoptin<br />

Induktoren können eine Reduktion der Bioverfügbarkeit bewirken.<br />

Johanniskraut, Rifampicin,<br />

Verteilungsraum im Alter<br />

↓ Körperwasser<br />

↓ Muskelmasse<br />

geringerer Verteilungsraum hydrophiler Medikamente<br />

geringerer Verteilungsraum muskelbindender<br />

Medikamente<br />

↑ Körperfett<br />

erhöhter Verteilungsraum lipophiler Medikamente<br />

↓ Plasmaproteine<br />

erhöhter Anteil freier Wirkstoffe<br />

01.01.2013<br />

26


Metabolismus im Alter<br />

Metabolische Clearence von Medikamenten<br />

im Alter kann reduziert sein,<br />

• Im Alter sinkt der Blutfluß, die Lebergröße<br />

und Masse und<br />

• die Leber ist das wesentliche Organ für<br />

den Metabolismus von Medikamenten<br />

Phase I (-20-80%)<br />

Metabolisierungswege<br />

(Hydroxylierung, Oxidation, Dealkylierung, Reduktion) wandelt<br />

Medikamente zu Metaboliten deren Wirkung ist als<br />

die der Ausgangssubstanz.<br />

CYP3A4 bei 50% aller Arzneimittel involviert<br />

Phase II (unbeeinflußt ?)<br />

wandelt Medikamente in inaktive Metaboliten um, die nicht<br />

akkumulieren.<br />

Medikamente, die nur einer Phase II Metabolisierung<br />

unterliegen, sollten bei alten Patienten bevorzugt werden.<br />

01.01.2013<br />

27


Nierenfunktion im Alter<br />

kritische Größe der Elimination<br />

• Alter und häufige Geriatrische Erkrankungen<br />

reduzieren die Nierenfunktion<br />

↓ Größe<br />

↓ Anzahl der Nephrone<br />

↓ Perfusion<br />

↓ Tubulusfunktion<br />

• Schätzung der Krea-Clearance durch<br />

Cockroft-Formel (Kreatininmessung ungeeignet)<br />

COCKROFT und GAULT Formel<br />

(Ideal weight in kg) (140 - age)<br />

_________________________ x (0.85 if female)<br />

(72) (serum creatinine in mg/dL)<br />

01.01.2013<br />

28


Kreatinin und Clearanceverlauf<br />

Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Pharmakogenetische und<br />

geschlechtsspezifische Risiken<br />

Risiken berücksichtigen<br />

01.01.2013<br />

29


30<br />

25<br />

CYP2D6-Genotyp-basierte Dosisempfehlungen für<br />

Antidepressiva in Prozent einer Standarddosis (mod.<br />

nach Kirchheiner, J., et al.Acta Psychiatr. Scand. 2001,104 Suppl. 173)<br />

number<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

7<br />

metoprolol<br />

27<br />

Verträglichkeit von Betablockern,<br />

die überCYP2D6 abgebaut werden, ist geschlechtsspezifisch<br />

5<br />

carvidolol<br />

CYP2D6-dependent<br />

7<br />

nebivolol<br />

4<br />

7<br />

propranolol<br />

2<br />

5<br />

sotalol<br />

15<br />

CYP2D6-independent<br />

14<br />

12<br />

bisoprolol<br />

12<br />

atenolol<br />

5<br />

2<br />

3<br />

other<br />

3<br />

0<br />

2 beta-blockers<br />

3<br />

woman<br />

men<br />

CYP2D6 +<br />

Metoprolol<br />

Carvedilol<br />

Nebivolol<br />

Propranolol<br />

CYP2D6 -<br />

Sotalol<br />

Bisoprolol<br />

Atenolol<br />

Thürmann et al, CP&T 2006<br />

01.01.2013<br />

30


UAWs Digitalis Alter und Geschlecht<br />

German Pharmacovigilance StudyGroup<br />

Geschlechtsspezifische Unterschiede von Digoxin<br />

bei der Behandlung von Herzinsuffizienz<br />

Rathore et al, NEJM 2002<br />

01.01.2013<br />

31


Digitalis-assoziierte UAWs<br />

90 % der Patienten waren gewichtsbezogen<br />

überdosiert<br />

73 % der Patienten wiesen Serumspiegel oberhalb<br />

des therapeutischen Bereichs auf<br />

Lt. DIG-Studie nur niedrigere Serumspiegel mit therapeutischem Nutzen<br />

belegt<br />

60 % der UAWs bei Patienten mit Serumspiegeln im<br />

therapeutischen Bereich beruhten auf Interaktionen<br />

42,4 % der UAWs wurden als vermeidbar eingestuft!<br />

Schmiedl et al, MedKlinik; 2007<br />

GPS German Pharmacovigilance Study Group<br />

Gefahren der „Schulmedizin“<br />

Beispiel: Digitalis<br />

Digitalis-Einnahme<br />

seit 20 Jahren<br />

akute<br />

Intoxikationsfolgen<br />

AV-Block<br />

Synkope<br />

Delir<br />

Hospitalisierung<br />

Unterernährung<br />

Muskelschwäche<br />

Sturz mit Hüftbruch<br />

chronische<br />

Intoxikationsfolgen<br />

Appetitlosigkeit<br />

Gehstörung<br />

Verwirrtheit<br />

Depression<br />

Exsikkose<br />

Harnwegsinfekt<br />

Niereninsuffizienz<br />

Fieber<br />

Obstipation<br />

akute Intox.<br />

01.01.2013<br />

32


Gesamtbevölkerung 2005<br />

(Kreise HRO, DBR, OVP, HGW, Jena, Weimar, Weimar-Land und SHK )<br />

Männer<br />

(n = 409.060)<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

Frauen<br />

(n = 419.889)<br />

0 10.000 20.000 30.000<br />

Alter<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Anzahl<br />

Gesamtanzahl aller Patienten mit<br />

I3/I4-UAW durch Diuretika (C03*)<br />

(2000- Juni 2006)<br />

Männer<br />

(n = 77)<br />

40 30 20 10<br />

Frauen<br />

(n = 185)<br />

0 10 20 30 40<br />

Thürmann et al, Fortschritt & Fortbildung in der Medizin; Band 31; 2007<br />

Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Start mit der niedrigsten Dosis<br />

Start low – go slow !<br />

01.01.2013<br />

33


(RALES) THE EFFECT OF SPIRONOLACTONE ON MORBIDITY AND<br />

MORTALITY IN PATIENTS WITH SEVERE HEART FAILURE<br />

B. PITT et al. (N Engl J Med 1999:341:709-17.)<br />

(Ontario Canada) Rates of Hyperkalemia after Publication<br />

of the Randomized Aldactone Evaluation Study<br />

David N. Juurlink Engl J Med 2004;351:543-51.<br />

Spironolacton<br />

Bestellungen<br />

Hyperkaliämie<br />

Todesfälle<br />

Hyperkaliämie -<br />

Hospitalaufnahme<br />

Rezidiv<br />

Herzinsuffizienz<br />

01.01.2013<br />

34


RALES - wie konnte das passieren ?<br />

Studienvariable RALES Ontario<br />

Alter 65 J 78 J<br />

Betablocker 10% 50%<br />

Diabetes 20% 50%<br />

Anteil Männer 73% 50%<br />

Das klassische Dilemma des<br />

geriatrischen Patienten<br />

("und der Medizin ? "):<br />

Die frühzeitige, unkritische<br />

Übertragung und Vermarktung<br />

wissenschaftlicher Ergebnisse in<br />

epidemiologische Maßstäbe.<br />

Genderproblem !!!<br />

01.01.2013<br />

35


Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Beachtung der Studienlage bei<br />

Neuerungen<br />

Wurden ältere Patienten und<br />

Frauen berücksichtigt?<br />

Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Vermeidung potentiell inadäquter<br />

Medikamente (PIM)<br />

Beer´s Liste, Priscus‐Liste<br />

01.01.2013<br />

36


PIM - Potenziell inadäquate Medikation für alte Menschen<br />

USA: Modif. de Beer‘s Liste "Potentially Inappropriate<br />

Medication“, z.B. Amitriptylin, Flurazepam, Indometacin.<br />

(Fick et al, Arch Intern Med 2003)<br />

Mit Beer‘s Liste widersprüchliche Angaben, ob das<br />

Vorhandensein von „PIM“das Risiko für Nebenwirkungen,<br />

Arztbesuche, Krankenhaus-aufenthalte, Morbidität und/oder<br />

Mortalität erhöht. (Fick et al, J Managed Care Pharm 2001; Fillenbaum et al, Am<br />

J Geriatr Pharmacother 2004; Page et al, Am J Geriatr Pharmacother2006)<br />

Priscus Liste in Deutschland – andere Arzneimittel, andere<br />

Verordnungsgewohnheiten.<br />

Limitations Beer-Liste<br />

Evidence base available<br />

What’s not covered<br />

• Dose-adjustments for kidney function<br />

• Drug-drug interactions<br />

• Therapeutic duplication<br />

Special populations within geriatrics<br />

Search strategy - missed information<br />

01.01.2013<br />

37


AGS Beers Criteria Website<br />

Criteria<br />

Full Article<br />

Editorial<br />

Perspective<br />

Beers Criteria Pocket Card<br />

Beers Criteria App<br />

Public Education Resources for Patients & Caregivers<br />

AGS Beers Criteria Summary<br />

10 Medications Older Adults Should Avoid<br />

Avoiding Overmedication and Harmful Drug Reactions<br />

What to Do and What to Ask Your Healthcare Provider if a Medication You Take is<br />

Listed in the Beers Criteria<br />

My Medication Diary ‐ Printable Download<br />

Eldercare at Home: Using Medicines Safely ‐ Illustrated PowerPoint Presentation<br />

FREE Beers Criteria Apps<br />

01.01.2013<br />

38


PRISCUS-Liste<br />

Amann U, Schmedt N, Garbe E: Prescribing of potentially inappropriate medications for the elderly: an analysis based on the PRISCUS list.<br />

Dtsch Arztebl Int 2012; 109(5): 69–75. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0069<br />

Interaktionen & beobachtete UAWs<br />

163 Patienten (121 ♀) auf einer Geriatrischen Station<br />

Mittleres Alter 79,8 ±7,1 Jahre<br />

14 (2-35) Arzneimittel / Tag<br />

Computergestütztes Screening mittels kommerzieller<br />

Software:<br />

► UAWs mit einer Häufigkeit > 1 %<br />

► angezeigte potenzielle Interaktionen<br />

Überwachung durch geriatrisch-klinisch-pharmakologisches<br />

Team<br />

Egger T et al. Drugs Aging 2003<br />

01.01.2013<br />

39


Risiko von UAWs bei alten Menschen –<br />

Einfluss inadäquater Medikation<br />

Retrospektive Analyse von 389 Patienten ≥75 Jahre, die zur<br />

stationären Aufnahme in die Innere Medizin kamen (USA)<br />

27,5 % der Patienten erhielten „PIM“<br />

124 Patienten (32 %) erlitten eine UAW<br />

12/131 UAWs(9,2 %) beruhten auf „PIM“<br />

„PIM“waren nicht mit erhöhtem UAW-Risiko, verlängertem<br />

Krankenhausaufenthalt, erhöhten Pflegeaufwand oder<br />

erhöhter Mortalität assoziiert.<br />

Page et al, Am J GeriatrPharmacother2006 Risiko von<br />

UAWsbei alten Menschen –Einfluss inadäquater Medikation<br />

Interaktionen & beobachtete UAWs<br />

60,7 % der im Mittel über 24 Tage hospitalisierten älteren<br />

Patienten erlitten eine UAW<br />

UAWs Interaktionen<br />

Computer 21 / Patient 12 / Patient<br />

Team 0,9 / Patient 0,15 / Patient<br />

Positiver<br />

präd. Wert 1,8 % 0,9 %<br />

Egger T et al. Drugs Aging 2003<br />

01.01.2013<br />

40


Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Verordnung von Medikamenten<br />

mit adäquater Halbwertszeit<br />

Cave Hypnotika‐Sedativa<br />

Schlafmittel - Wirkdauer<br />

HWZ zu kurz Weckreaktion<br />

HWZ zu lang Überhang<br />

Manchmal beides<br />

ZEIT IM BETT STUNDEN NACH AUFSTEHEN<br />

01.01.2013<br />

41


RELATIVE CONCENTRATION<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

EXAMPLES:<br />

HALF-LIFE EFFECTS ON PLASMA LEVELS<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100 120 140<br />

HOURS after first dose ( taken each bedtime )<br />

HALF LIVES OF HYPNOTICS<br />

~ 8 HOURS ~ 2 HOURS ~ 48 HOURS +<br />

TEMAZEPAM<br />

LORAZEPAM<br />

OXAZEPAM<br />

TRIAZOLAM<br />

ZOLPIDEM<br />

ZALEPLON<br />

DIAZEPAM<br />

FLURAZEPAM<br />

QUAZEPAM<br />

ACCUMULATES<br />

NIGHT & DAY<br />

HIGH AFTER<br />

WAKE<br />

HIGH EARLY<br />

LOW BEFORE<br />

WAKE<br />

SLEEP TIME<br />

Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Vermeidung von<br />

Verschreibungskaskaden.<br />

Bei jedem neuen Symptom an eine<br />

UAW denken!<br />

01.01.2013<br />

42


Reaktionsmuster im Alter<br />

Hypotonie - Synkope<br />

Nierenversagen<br />

Kognitive Verschlechterung / Delir<br />

Mobilitätsstörung / Stürze<br />

Sturzdiurese / Inkontinenz / Restharn<br />

Oedemneigung / Erysipel<br />

Elektrolytverschiebungen<br />

Anorexie / Dysphagie / Adipsie –Komplex<br />

Tagesmüdigkeit / Schlafstörungen<br />

Medikament<br />

Verschreibungskaskaden<br />

Nebenwirkung<br />

wird als neue<br />

Krankheit interpretiert<br />

Neues Medikament<br />

Diuretikum Xanthinoxidasehemmer<br />

Nichtst. Antirheumatikum Antihypertensivum<br />

Metoclopropamid Dopaminagonisten<br />

Ca-Antagonist Diuretikum Makrolid<br />

Schleifendiuretikum Tolterodine<br />

Nebenwirkung<br />

01.01.2013<br />

43


Timolol Augentropfen<br />

Cave-AV-Block<br />

Patientin 82J mit leichter Demenz alleinlebend mit Hilfe der<br />

Nachbarn und Pflegedienst<br />

1 Jahr Beinschwellung Digitalis (0.1 mg Digoxin)<br />

Ramipril / Thiazid Diuretikum<br />

Rückenschmerzen COX-2-Hemmer<br />

2 W Inappetenz<br />

Zunehmende Beinschwellung<br />

Rötung der Unterschenkel Makrolidantibiotikum<br />

1 W Verwirrtheit / Sturz aus dem Bett Krankenhausaufnahme<br />

Delir<br />

Exsikkose Niereninsuff. Krea. 2.5 Infusionsbehandlung<br />

Digitalisintoxikation Digoxin 3,5ng/dl<br />

Harnwegsinfekt Antibiotikatherapie<br />

Restitutio nach 4 Tagen Krea. 1.4<br />

1W Entlassung ins Heim auf Drängen der „Betreuenden“ Tochter<br />

01.01.2013<br />

44


M 1<br />

M 2<br />

M 3<br />

M 4<br />

M 5<br />

Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Vermeidung oder Dosisreduktion<br />

von Medikamenten<br />

mit anticholinergem Potential<br />

muskarinerge Acethylcholinrezeptoren<br />

(mAchR)<br />

5 genetisch klassifizierte Untergruppen<br />

Kognition / Gedächtnis / Exekutivf.<br />

Hirnrinde, Hippocampus, Basalganglien Striatum<br />

Herzfrequenz, Magensphinkter<br />

Herzmuskel, Glatte Muskulatur, Stammhirn<br />

Blase / Darm / Bronchien<br />

Glatte Muskulatur, Auge<br />

Cerebr. Vasodilatation<br />

Basales Vorderhirn Striatum<br />

Dopaminfreisetzung<br />

Substantia Nigra, Auge<br />

01.01.2013<br />

45


Anticholinergika Nebenwirkungen<br />

Mundtrockenheit<br />

Darmatonie<br />

Harnverhalt (OTC Diphenhydramin)<br />

Tachykardie (unretardierte Spasmolytika)<br />

Kognitive Störungen<br />

Delir<br />

Bedeutung des Acetylcholins für Gehirnfunktionen<br />

Aufmerksamkeit (Bucci et al., 1998; Voytko et al., 1994)<br />

Lernen (Fine et al., 1997; Miranda 1999),<br />

Gedächtnis (Hasselmo et al., 1992;Sarter und Bruno 1997)<br />

Stressantwort (Newman et al., 2001),<br />

Schlaf (Jasper 1971; Jimenez 1996)<br />

Modulation sensorischer Information<br />

(Donoghue und Carrol, 1987)<br />

01.01.2013<br />

46


Medikamentengruppen mit<br />

anticholinergem Potential<br />

Spasmolytika<br />

Antihistaminika<br />

Bronchodilatatoren<br />

Antiarrhythmika<br />

Antihypertensiava<br />

Analgetika<br />

Kortikosteroide<br />

Muskelrelaxantien<br />

Psychotrope Medikamente<br />

2 Medikamente bei 30%<br />

der Altenheimbewohner<br />

>5 Medikamente bei 5%<br />

der Altenheimbewohner<br />

US-Studie<br />

Anticholinerge Medikamenteneffekte auf die<br />

Hirnleistung<br />

Ancelin et al. BMJ 2006;332:455-459<br />

n=30<br />

n=297<br />

01.01.2013<br />

47


Eugeria Studie Anticholinergika<br />

5,12 fach erhöhtes Risiko eines MCI (Mildes<br />

kognitives Impairment)<br />

80% der Anwender zeigten Störungen in kognitiven<br />

Domänen (Reaktionszeit, Gedächtnis,<br />

Raumorientierung, Sprachaufgaben)<br />

Die meisten Veränderungen waren rückläufig. Keine erhöhte<br />

Inzidenz von Demenz zeigte sich innerhalb einer<br />

Beobachtungszeit von 8 Jahren.<br />

Brit. Med. J. 2006<br />

Karen Ritchie Eugeria Studie<br />

Fallbeispiel Dranginkontinenz<br />

85jährige alleinlebende Patientin mit MCI klagt beim Hausarzt über<br />

Beinödeme HA verordnet ein Schleifendiuretikum<br />

die bisher latente Drang-Inkontinenz verstärkt sich erheblich !<br />

HA verodnet Dridase<br />

die Patientin verliert allmählich die Fähigkeit ihren Haushalt zu versorgen und<br />

stürzt mehrfach ( ohne Verletzungen )<br />

Einweisung in Neurologische Klinik zur Abklärung Demenz ohne Ergebnis<br />

Überweisung in Geriatrische Klinik zur Rehabilitation<br />

Absetzen der anticholinergen Medikation führt zu rascher Besserung der<br />

Gesamtsituation - Entlassung nach Hause<br />

01.01.2013<br />

48


Dual Use of Bladder Anticholinergics and Cholinesterase<br />

Inhibitors: Long-Term Functional and Cognitive Outcomes<br />

Sink et al.<br />

ADL-Score Verlust<br />

Kontrollgruppe: 1.08 Punkte pro Quartal<br />

Oxibutiningruppe: 1.60 Punkte pro Quartal<br />

CONCLUSION:<br />

In higher-functioning NH residents, dual<br />

use of ChIs and bladder anticholinergics may result in<br />

greater rates of functional decline than use of ChIs alone.<br />

J Am Geriatr Soc 56:847–853, 2008.<br />

Zentralnervöse Nebenwirkungen im Vergleich<br />

Trospiumchlorid<br />

Oxybutynin (Dridase)<br />

Oxybut. transdermal<br />

Tolterodin (Detrusitol)<br />

Propiverin (Mictonorm)<br />

Solifenacin (Vesicur)<br />

Darifenacin (Emselex)<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

(x)<br />

Quelle: Fachinformationen der Hersteller<br />

01.01.2013<br />

49


Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Ist die Effizienz eines<br />

Medikamentes auch im Alter<br />

gegeben?<br />

Alter und Nutzen der Betablocker<br />

nach Gottlieb et al. (N Engl J Med 1998;339:489-97.)<br />

Alterskohorte<br />

< 70<br />

70-80<br />

>80<br />

NNT = 14<br />

NNT = 12<br />

NNT = 10<br />

0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 1.1 1.2<br />

Relatives Risiko<br />

01.01.2013<br />

50


Alter und Nutzen der ACE-Hemmer<br />

Metaanalyse nach Flather et al. Lancet 2000; 355: 1575–81<br />

Altersklassen [J]<br />

< 55<br />

55-64<br />

65-74<br />

75 - ><br />

0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4<br />

Odds-Ratio<br />

LIPID-Studie NNT (versus NNH?)<br />

(3514 Patienten nach Herzinfarkt oder Koronarereignis 65 – 75 Jahre)<br />

Endpunkt NNT<br />

Jung Alt<br />

Todesfall 46 22<br />

Koronartod 71 35<br />

Herztod 61 28<br />

Myokardinfarkt 36 30<br />

Schlaganfall 170 79<br />

01.01.2013<br />

51


Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Medikamente mit hohem<br />

Interaktionspotential meiden<br />

Drug‐Drug‐Interaktion<br />

Drug‐Disease‐Interaktion<br />

Nach OTC und Phytopharmaka fragen<br />

Lebensmittelinteraktionen<br />

Pharmakodynamische Interaktionen<br />

Cascorbi I: Drug interactions—principles, examples and clinical consequences. Dtsch<br />

Arztebl Int 2012; 109(33–34): 546–56. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0546<br />

01.01.2013<br />

52


NSAID und Herzinfarktrisiko<br />

Increased risk of myocardial infarction as first manifestation of ischaemic heart disease and nonselective nonsteroidal antiinflammatory<br />

drugs C. J. Hawkey<br />

Odds-Ratio NSAID User vs. Controls<br />

vs. Community-Control 1,77 (1,03-3,03)<br />

vs. Hospital-Control 2,61 (1,38-4,95)<br />

Comm-Ctrl. und ASS user 5,00 (1,18-21,3)<br />

Hosp-Ctrl. und ASS user 7,66 (0,89-61,3)<br />

Rauchen 3,91 (2,5-6,04)<br />

Diabetes 3,92 (1,25-12,33)<br />

Postmyokardinfarkt NSAIDs 3,65 (1,5-6,0)<br />

British Journal of Clinical Pharmacology 2006<br />

Interaktion Amiodaron mit Digitoxin<br />

Läer, Eur J Clin Pharmacol 1998<br />

Eiweißbindung (98%)<br />

Anstieg des Digitalisserumspiegels<br />

01.01.2013<br />

53


Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Erkennen von typischen und<br />

atypischen Nebenwirkungen<br />

Amiodaron extrakardiale Nebenwirkungen<br />

(27% Therapieabbrüche)<br />

Hypo-, Hyperthyreose<br />

Lunge (Pneumonitis, Fibrose)<br />

ZNS Kopfschmerzen Kognitive Störungen<br />

Tremor - 38%<br />

Ataxie - 37%<br />

Insomnien<br />

Periphere Neuropathie Myopathie<br />

Transaminasenerhöhung, Hepatitis<br />

Corneaeinlagerungen<br />

Hautveränderungen<br />

01.01.2013<br />

54


Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Erkennen von und typischen<br />

Vergiftungssyndromen<br />

Toxidrome im Alter<br />

Hypertonie, Tachykardie, Tachypnoe, Hyperthermie<br />

Malignes Neuroleptikasyndrom<br />

Stupor, Koma, Bradyreflexie, Muskelrigidität<br />

Anticholinerges Syndrom<br />

Mydriasis, Mundtrockenheit, Darmatonie<br />

Serotonin‐Syndrom<br />

Hyperreflexie, Schwitzen, Hyperperistaltik<br />

Digitalisintoxikation<br />

Delir, Anorexie, Depression ….<br />

01.01.2013<br />

55


Serotoninsyndrom: Erscheinungsbild<br />

Serotonin-Syndrom – Auslöser<br />

Sternbach H. The serotonin syndrome Am J Psychiatry 1991;148:705-13.<br />

Auslösende Medikamente:<br />

SSRI: Sertralin, fluoxetin, paroxetine, citalopram<br />

Antidepressiva: Trazodon, Nefazodon, Clomipramin Venlafaxin<br />

MAO-Hemmer: Moclobemid<br />

Antikonvulsiva: Valproinsäure<br />

Analgetika: Fentanyl, Tramadol<br />

Antiemetika: Ondansentron, Metoclopropamid<br />

Migränemittel: Sumatriptan<br />

Antibiotika: Linezolid, Ritonavir<br />

Nahrungsmittel: Tryptophan<br />

Phytopharmaka: Johanniskraut, Ginseng<br />

Lithium<br />

Interaktionen: Tramadol – Mirtazapin / Moclobemid - SSRI<br />

01.01.2013<br />

56


Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Dysäquilibrium Syndrom und<br />

SIADH‐Syndrom<br />

Thiazide im Alter<br />

Antihypertensive Wirkung in niedrigen Dosen<br />

Diuretische Wirkung eher schwach<br />

(low ceiling diuretics)<br />

Wirkkurven der Thiazide und Analoga gleichartig.<br />

Lange Halbwertszeit - nächtliche Diurese verstärkt<br />

Elimination über die Leber<br />

Kontraindikation bei Nierensinsuffizienz<br />

Interaktionen mit Lithium, Curarederivaten, Zytostatika<br />

Sog. diabetogener Effekt, Lipidanstieg, Gichtanfälle<br />

Hohes Allergisierungspotential<br />

Übelkeit, Erbrechen, Thrombopenie, Agranulozytose<br />

01.01.2013<br />

57


Thiazidinduzierte Hyponatriämie<br />

Hyponatriämiehäufigkeit bei 13,7%<br />

keine sichere Dosisabhängigkeit<br />

Auftreten innerhalb der ersten 2-12 Tage<br />

Korrelation zum Alter<br />

Hyponatriämie meist asymptomatisch<br />

Symptome nur bei rascher Entwicklung oder Na< 125 mmol/l<br />

schwere Hyponatriämie bei 3,7%<br />

Natrium < 125 mmol/l "nur" bei 1%<br />

Risiko: Alter über 70 (3fach erhöhtes Risiko)<br />

Niedriges Körpergewicht<br />

Frauen (?)<br />

Veränderung des Serum-Natriums bei Einleitung<br />

einer Thiazidtherapie in Abhängigkeit vom Alter<br />

01.01.2013<br />

58


NaCl Plasmaspiegel<br />

Akute Hyponatriämie unter Xipamid<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

Jan<br />

Feb<br />

Mar<br />

Übelkeit Erbrechen<br />

Beinschwellung<br />

Apr<br />

21. 22.23.24.25.26.27.28.29.30.<br />

Therapieplan<br />

Amlodipin 5 mg 1 0 0 0<br />

Bisoprolol 5mg 1 0 0 0<br />

Lisinopril 1 0 1 0<br />

Lyrica 1 1 1 0<br />

Tramadol ret 0 1 0 0<br />

Musaril (Temazepam) 0 1 0 0<br />

Novalgin 25 25 25 0<br />

Timox 300 1 0 1 0<br />

Metformin 850 1 0 0 0<br />

Notfallaufnahme<br />

Paspertin<br />

Xipamid<br />

Metformin<br />

Novalgin<br />

Temazepam (Musaril)<br />

Oxcarbazepin<br />

Tramal ret<br />

Lyrica<br />

Lisinopril<br />

Bisoprolol<br />

Amlodipin<br />

Bedarfsmedikation Nifedipin 10 / Tramal long / Temgesic sl/<br />

Neuverordnung eine Woche vor Aufnahme<br />

Xipamid 40mg (Ödeme) 1 0 0 0<br />

Metoclopropamid nach 2 Tagen wg. Übelkeit b. Bed (V. auf Noro)<br />

01.01.2013<br />

59


SIADH - Syndrom<br />

Inadäquate ADH Ausschüttung führt zu<br />

Wasseretention und leichter Hyponatriämie<br />

Cave: häufig führt eine gleichzeitige Exsikkose<br />

zur Normalisierung des Natriumspiegels.<br />

Gefahr des akuten Lungenödems bei<br />

Rehydrierung durch exzessive orale<br />

Flüssigkeitszufuhr (z.B. Coloskopievorbereitung)<br />

SIADH - mit normalem Na<br />

Cave akute Wasservergiftung<br />

82jähriger Patient mit Herzinsuffizienz und leichter agitierter<br />

Depression wird aufgenommen wegen Blutabgängen im Stuhl.<br />

2 Stunden nach Beginn der Vorbereitung zur Koloskopie klagt<br />

der Patient über Dyspnoe, die sich rapide verschlechtert und auf<br />

der Intensivstation eine nichtinvasive Beatmung erfordert.<br />

Der Na-Wert fällt innerhalb weniger Stunden von 145 auf 120<br />

mEq/L.<br />

01.01.2013<br />

60


Ursachen - Präzipitierende Faktoren<br />

Medikamente ( SSRIs, venlafaxine, chlorpropamide,<br />

carbamazepin, NSAIDs, barbiturate)<br />

Neuropsychiatrische Faktoren ( Hirntumor,<br />

Subarachnoidalblutung, Psychose, Meningitis)<br />

Postoperativ, speziell bei Schmerz oder Erbrechen<br />

Lungenerkrankungen (Pneumonie, Tuberculose, Akutes Asthma)<br />

Tumoren ( Lunge, Pankreas ..)<br />

Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Führen eines lesbaren<br />

Medikamentenplans<br />

Regelmäßige Revision<br />

und Analyse auf<br />

problematische Verordnungen<br />

01.01.2013<br />

61


Medikamentenplan<br />

Kommunikation – Patientenaufklärung - Verordnungsvorschrift<br />

Patientin 72 Jahre mit rezidivierenden Stürzen in fachkardiologischer Behandlung<br />

Insgesamt 720 mg Verapamil täglich plus<br />

Betablocker<br />

01.01.2013<br />

62


Schwindel - Präsynkope<br />

Der Alte Mensch im Generika - Chaos<br />

77jähriger mit autoimmuner Hemmkörperhämophilie<br />

01.01.2013<br />

63


Prinzipien der Medikamenten‐Verordnung im Alter<br />

Die Situation der Altenheime<br />

Innerhalb der ersten 100 Tage nach<br />

Aufnahme erhalten 17% der Patienten<br />

Psychopharmaka –nach einem Jahr 24%<br />

Bewertung der Medikation von Altenheimbewohnern<br />

Bergen Studie 2003 Ruths et al. Qual Saf Health Care 2003;12:176–180<br />

Altenheime 23<br />

Bewohneranzahl 1354<br />

Bewohner mit möglichen Problemen 1036 (76%)<br />

Zahl der problematischen Verschreibungen 2445<br />

Problemhäufigkeiten<br />

Psychoaktive Medikamente 38%<br />

Nebenwirkungsrisiko 26%<br />

Ungeeignetes Medikament 20%<br />

Underuse 13%<br />

01.01.2013<br />

64


Folgen des Absetzens<br />

n=124 geriatrische Patienten - viermonatige Nachbeobachtungsphase<br />

Medikamente gestoppt 238 (100%)<br />

Unerwünschte Folgen 62 ( 26%) (30% der Pat.)<br />

Ein großer Teil der Medikamente<br />

kann abgesetzt werden.<br />

Hospitalisierung 26 ( 11%)<br />

Art der Nebenwirkung<br />

Exacerbation d. Vorerkrkg. 88%<br />

zirkulatorisch 51%<br />

zentralnervös 18%<br />

Das Absetzen von Medikamenten<br />

nach einem starren Algorhythmus<br />

kann gravierende Folgen haben.<br />

Adverse events after discontinuing medications in elderly outpatients<br />

T. Graves, et al. Archives of Internal Medicine, Oct 1997; 157: 2205 - 2210.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

01.01.2013<br />

65


Medikamentenverordnung im Alter:<br />

Grundprinzipien<br />

Beginn mit der niedrigsten Dosis<br />

Langsame Dosissteigerung je nach<br />

Verträglichkeit<br />

Niemals zwei Medikamente<br />

gleichzeitig starten<br />

Arzneiverordnung im Alter (1/2)<br />

Medikamentenplan erstellen und einfordern<br />

Analyse des Medikamentenplans<br />

Absetzen unnötiger Medikamente<br />

Neue Symptome als Nebenwirkung auffassen<br />

Nichtpharmakologische Maßnahmen<br />

Sichere Alternativen suchen<br />

Dosis reduzieren oder steigern<br />

Medikamente mit bewiesener Effizienz verschreiben<br />

Kontrolle und Dokumentation der Wirkung<br />

Einsatz begrenzen<br />

01.01.2013<br />

66


Arzneiverordnung im Alter (2/2)<br />

Ist das Medikament notwendig<br />

Was ist der therapeutische Endpunkt<br />

Sind die Risiken höher als der Nutzen<br />

Behandelt es die Nebenwirkung eines anderen Medikaments<br />

Interagiert es mit Erkrankungen, Medikamenten<br />

Weiß der Patient wofür das Medikament gegeben wurde und<br />

welche Nebenwirkungen zu erwarten sind?<br />

Hat er einen lesbaren Therapieplan?<br />

Alte Menschen<br />

gibt’s heutzutage nicht mehr,<br />

die wir sehen sind von früher<br />

übriggeblieben.<br />

Carl Valentin<br />

01.01.2013<br />

67


Summary: AGS 2012 Beers Criteria<br />

Beers Criteria have come a long way since 1991<br />

Are explicit criteria supported by evidence‐based<br />

literature<br />

Guidelines for identifying medications whose<br />

risks>benefits in older adults<br />

Not meant to supersede clinical judgment or<br />

individual patient values or needs<br />

The American Geriatrics Society gratefully acknowledges the support<br />

of the John A. Hartford Foundation, Retirement Research Foundation<br />

and Robert Wood Johnson Foundation.<br />

01.01.2013<br />

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