Dokument in neuem Fenster öffnen. - Orthodoxe Bibliothek

— CXXIX -
lacu: libera eos de ore leonis, ne absorbeat eas
tartarus, ne cadant in obscurum u etc. Wir
sehen hieraus deutlich, wie der aus dem hohen
Alterthum herrührende Cultus der römischen
Kirche mit dem Dogma der orthodoxen Kirche
des Morgenlandes harmonirt. Auch der römische
Ritus der Lossprechung Yerstorbener von der
Excommunication, welcher durch die Fürbitten
der Kirche dem Verstorbenen, soweit es möglich
ist (״quatenus fieri potest" sagt das Rituale
Romanum), helfen soll, scheint doch die Möglichkeit
offen zu lassen, dass in einzelnen Fällen
die göttliche Allmacht und Barmherzigkeit von
den ewigen Strafen auch nach dem Tode noch
zu befreien vermag. Darin stimmt die Lehre
der orientalischen und römischen Kirche völlig
überein, dass diejenigen Sünder, welche unbussfertig
und ohne Reue sterben, den ewigen Höllenstrafen
verfallen, diejenigen aber, die aus Liebe
zu Gott aufrichtige Reue über ihre Sünden im
Augenblicke des Todes fühlen, durch ein Wunder
der göttlichen Allmacht auch ohne priesterliche
Absolution Vergebung ihrer Sünden erhalten
können, falls Gelegenheit zum Empfang des Sacramentes
fehlt. Auch darin stimmt die Lehre beider
Kirchen überein, dass die, welche zwar frei von
Todsünden sterben, aber beim Tode entweder
durch lässliche Sünden befleckt sind oder, zwar
absolvirt, noch nicht im Stande waren, genügende
Früchte der Reue und Busse durch gute
Werke hervorzubringen, nach dem Abscheiden
zeitliche Qualen zu erdulden haben, welche
abgekürzt werden können durch die Barmherzigkeit
Gottes auf Gebete und zu ihren
Gunsten vollzogene gute Werke der Lebenix