Nr. 081 - Regierungsrat - Basel-Stadt
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Dezember 89 pibs<br />
UNIVERSITÄT<br />
Lebendige Universität verhilft <strong>Basel</strong> zur Universalität<br />
Universität <strong>Basel</strong><br />
Kontaktstelle<br />
Medien /Öffentlichkeil<br />
Prof. Dr. es sc.biol. Werner Arber Foto: Kurt Wyss<br />
Ordinarius Molekutar-Mikrobiologie<br />
Nur etwa einer auf 25 000 Menschen<br />
unseres Planeten Erde wohnt in unserem<br />
Kanton. Statistisch gesehen kommt <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
sicher keine ausschlaggebende<br />
Bedeutung zu. Die schönsten unserer<br />
verträumten Altstadtgassen widerspiegeln<br />
den Eindruck einer im Mittelalter<br />
stehengebliebenen Kleinstadt. <strong>Basel</strong> erhebt<br />
auch keinen Anspruch darauf, zu<br />
den Weltstädten gezählt zu werden.<br />
Allerhöchstens könnten wir bestrebt<br />
sein, als Kleinod mit globaler Ausstrahlung<br />
anerkannt zu werden. Dazu kann<br />
eine breit verankerte kulturelle Basis<br />
Wesentliches beitragen. Die historisch<br />
gewachsenen Voraussetzungen dazu mögen<br />
manchen als genügend erscheinen,<br />
um im Genuss dieses Glanzes zu sein<br />
und zu bleiben. Andere dagegen sehen<br />
ein, dass Ausstrahlung ohne permanente<br />
Pflege des Erreichten, ohne Weiterentwicklung<br />
und ohne Innovation, im<br />
geistigen wie im materiellen Sinne, kaum<br />
auf Dauerhaftigkeit zählen kann.<br />
<strong>Basel</strong> betreibt seit 530 Jahren eine<br />
Universität. Sie ist die älteste Hochschule<br />
der Schweiz und zählt zu den ältesten<br />
Universitäten weltweit. Ihre Aufgaben<br />
der Vermittlung akademischer Bildung<br />
und der Pflege aller Bereiche der<br />
Wissenschaften stehen im Zentrum der<br />
menschlichen Kultur. Über Jahrhunderte<br />
haben hervorragende geistige Führer<br />
in unseren Mauern gewirkt, und viele<br />
von Prof. Dr. es sci.biol. Werner Arber, Prorektor der Universität <strong>Basel</strong><br />
Generationen der heranwachsenden<br />
Elite erhielten in unserer Universität<br />
ihre Prägung. Viele der Absolventen<br />
unserer Universität trugen namhaft zur<br />
kulturellen Entwicklung unserer engeren<br />
Heimat bei, andere stärkten das Ansehen<br />
<strong>Basel</strong>s durch ihre Tätigkeit im Ausland.<br />
Daraus erwächst uns auch eine Verpflichtung<br />
für die Zukunft.<br />
Die Biologie lehrt uns die Bedeutung der<br />
Komplementarität zwischen Stabilität<br />
und Weiterentwicklung, die in der<br />
Lebensentfaltung der Biosphäre nicht als<br />
Gegensätze, sondern als Einheit zu<br />
verstehen sind. Ohne eine gewisse<br />
genetische Stabilität wäre die Weitergabe<br />
des Lebens von Generation zu Generation<br />
nicht möglich, aber ohne kleinschrittige<br />
Veränderungen wären notwendige<br />
Anpassungen an sich wandelnde<br />
Lebensbedingungen ausgeschlossen. Auf<br />
der biologischen Evolution basiert die<br />
Vielfalt der Lebenserscheinungen auf<br />
unserer Erde.<br />
Auch unseren Institutionen ist es zu<br />
wünschen, dass sie es verstehen, sich<br />
unter Wahrung ihrer traditionellen<br />
Werte den sich wandelnden Bedingungen<br />
anzupassen und damit Wege zu<br />
einem weiterhin fruchtbaren Entfalten<br />
zu bereiten. Auch die Universität soll<br />
und will in diesen Wandel einbezogen<br />
bleiben. Wachsende Ansprüche an die<br />
akademische Ausbildung begründen sich<br />
in der Zunahme des verfügbaren Wissens<br />
und in der steigenden Komplexität der<br />
vom Akademiker zu bearbeitenden Fragen.<br />
Das Berufsleben stellt strenge<br />
Anforderungen an die Absolventen der<br />
Universität. Es gehört zur akademischen<br />
Ausbildung, die jungen Leute auf das<br />
Niveau der internationalen Konkurrenzfähigkeit<br />
zu bringen. Neben vertieftem<br />
Fachwissen soll der berufstätige Akademiker<br />
die Fähigkeit zu ganzheitlichem<br />
Denken und darin verankertem Handeln<br />
besitzen. Es gehört daher zu den Zielen<br />
der Universität, die Zusammenarbeit<br />
zwischen den Disziplinen vermehrt zu<br />
pflegen und die Studierenden schon früh<br />
im Hinblick auf interdisziplinäre Ansätze<br />
zu schulen. Dies erfordert von<br />
unseren Universitätslehrern ganz besondere<br />
Anstrengungen.<br />
Probleme komplexerer Natur, deren<br />
Lösung die intensive Zusammenarbeit<br />
verschiedener Disziplinen verlangt, gibt<br />
es genug, denken wir nur an die<br />
wohlbewusste Umweltproblematik. Gerade<br />
hier möchte die Universität in naher<br />
Zukunft vermehrt tätig werden. Sie hat<br />
dazu unter dem Titel «Mensch-Gesellschaft-Umwelt»<br />
(MGU) ein umfangreiches<br />
Programm entwickelt, welches anstrebt,<br />
viele Disziplinen der Natur- und<br />
Geisteswissenschaften in die Mitarbeit<br />
einzubeziehen.<br />
Es ist eine alte Forderung, die Ausbildung<br />
unserer Jugend möglichst qualifizierten<br />
Lehrern anzuvertrauen. Dies gilt<br />
im besonderen Masse für die Universität.<br />
Um aber erstklassige Wissenschafter als<br />
Lehrer an unsere Hochschule zu holen<br />
und an sie zu binden, müssen wir deren<br />
Dozenten und Assistenten ein fruchtbares<br />
Arbeitsfeld anbieten. Dazu gehören<br />
ideeller Rückhalt in der Öffentlichkeit<br />
und - wie könnte es anders sein? - die<br />
Bereitschaft zu finanzieller Unterstützung.<br />
Die Universität dient nicht der <strong>Stadt</strong><br />
alleine, sondern der ganzen Region. Sie<br />
kann die auf sie gesetzten Erwartungen<br />
nur erfüllen, wenn sie die akademische<br />
Lehre und Forschung auf allen zentralen<br />
Wissensgebieten der historisch gewachsenen<br />
Fakultäten mit anerkannten Wissenschaftern<br />
pflegen kann. Nur so kann<br />
man auch Früchte aus der interdisziplinären<br />
Zusammenarbeit erwarten. Dazu<br />
aber braucht die Universität eine solide<br />
Grundlage, welche ihr nur unsere Bevölkerung<br />
offerieren kann. Die Bestrebungen<br />
um die Erweiterung der Trägerschaft<br />
der Universität <strong>Basel</strong> auf den Kanton<br />
<strong>Basel</strong>-Landschaft sollten die breite Unterstützung<br />
der Bevölkerung unserer<br />
Region finden. Eine Universität beider<br />
<strong>Basel</strong> kann gute Voraussetzungen bieten<br />
zu einer harmonischen Entwicklung<br />
wichtiger Fundamente der kulturellen<br />
Ausstrahlung auf unsere Region selber<br />
und darüber hinaus auf Europa und die<br />
anderen Kontinente. Die Universität ist<br />
gewillt, die verbleibenden 10 Jahre dieses<br />
Jahrtausends zu ihrer inneren Festigung<br />
zu nutzen. Sie hofft, dass die Öffentlichkeit<br />
und die politischen Gruppierungen<br />
sie in diesen Bestrebungen aktiv unterstützen<br />
werden, so dass sie den sie zu<br />
Beginn des nächsten Jahrtausends erwartenden<br />
Aufgaben gewachsen sein wird.<br />
Was heisst Ombudsman?<br />
Das Wort «Ombudsman» stammt aus<br />
dem skandinavischen Sprachraum und<br />
bedeutet soviel wie «Vermittler». Die<br />
skandinavischen Länder kennen die Institution<br />
des Ombudsmans schon seit 200<br />
Jahren; weltweite Verbreitung fand sie<br />
aber erst in den 70er Jahren unseres Jahrhunderts.<br />
In der Schweiz haben zurzeit die<br />
<strong>Stadt</strong> und der Kanton Zürich seit 1972<br />
beziehungsweise 1978 und der Kanton<br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> seit 1988 je einen Ombudsman.<br />
Im September 1988 nahmen die<br />
Stimmbürger/innen des Kantons <strong>Basel</strong>-<br />
Landschaft das Gesetz über den Ombudsman<br />
mit grossem Mehr an.