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Hegels Ablehnung des erkenntnistheoretischen und ethischen Subjektivismus<br />

geht Hand in Hand mit <strong>der</strong> Anerkennung <strong>der</strong> dialektischen Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit<br />

<strong>der</strong> Wirklichkeit, und das heißt letztlich: ihrer Bewegung<br />

und Tätigkeit schlechthin; denn Bewegung kann, wie Hegel aufzeigt, in <strong>der</strong><br />

Tat nicht formallogisch unter Vermeidung des Wi<strong>der</strong>spruchs begriffen<br />

werden etwa als Summe bestimmter unbewegter diskontinuierlicher identischer<br />

Einheiten, son<strong>der</strong>n nur unter dem Aspekt, dass diese fixen Einheiten<br />

in Wahrheit zugleich verschwinden und ineinan<strong>der</strong> kontinuierlich übergehen,<br />

also nur sind, indem sie nicht sind. 110<br />

Dem abstrakten guten Willen einseitig entgegengesetzt sind <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e<br />

Wille und das Böse, das heißt das Beharren des natürlichen Willens,<br />

<strong>der</strong> Leidenschaften, Triebe und Begierden in <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heit, die intransigente<br />

Abtrennung vom geistigen Allgemeinen (aus <strong>der</strong> auch Sokrates seine<br />

Dialogpartner herauszuführen sucht), das Insichgehen, die Vereinzelung<br />

und Selbstbehauptung ohne Einordnung ins Ganze 111 (wozu also im<br />

weiteren Sinne auch Kierkegaards unendliches Interesse an <strong>der</strong> je eigenen<br />

Existenz gehören würde).<br />

Das Böse ist aber <strong>für</strong> Hegel keine Privation, son<strong>der</strong>n die notwendige Negation<br />

des Guten: die Bedingung da<strong>für</strong>, dass <strong>der</strong> Mensch das an und <strong>für</strong><br />

sich Gute erwirbt, ist, dass er heraustritt aus <strong>der</strong> Einseitigkeit <strong>der</strong> Unschuld<br />

des unmittelbaren bewusstlosen Naturzustandes, in dem er nur<br />

erst <strong>der</strong> Möglichkeit nach, nicht wirklich gut und frei ist, d. h. dass er sich<br />

<strong>der</strong> Natur entgegensetzt, sich in sich entzweit von sich weiß, <strong>für</strong> sich wird<br />

und schuldig werden kann. So sind <strong>für</strong> Hegel –im Gegensatz zu Rousseau<br />

– das Böse, das Übel, <strong>der</strong> Schmerz, die Krisen, Revolutionen, Katastrophen<br />

und tragischen Zusammenbrüche als das notwendige Negative die positiven<br />

Triebkräfte <strong>der</strong> Geschichte (und ihr Begreifen ist <strong>für</strong> ihn, wie sich zeigen<br />

wird, die Realisierung <strong>der</strong> Leibnizischen versöhnenden Theodizee).<br />

Der Sündenfall – <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> unschuldigen Sichselbstgleichheit und<br />

<strong>der</strong> „arbeitslos sich darbietenden Natur“ im Garten <strong>der</strong> Tiere –, entstanden<br />

durch das Erkennen und Unterscheiden, ist also kein einmaliges und zufälliges<br />

Ereignis; er ist <strong>für</strong> Hegel „die ewige Geschichte des Geistes“, <strong>der</strong><br />

„ewige Mythus des Menschen, wodurch er eben Mensch wird.“ 112<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Trinitätsspekulation erblickt Hegel das Böse<br />

im Geist Gottes selbst, insofern Gott-Vater sich – von Anfang an, nicht erst

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