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wendung des Menschen zur Welt basiert auf seiner originären Weltoffenheit<br />

und Triebbeherrschung.<br />

Form und Inhalt bleiben aber unter diesem Gesichtspunkt im Gegensatz:<br />

außerhalb des abstrakten nur potentiell, nicht aktuell unendlichen<br />

allgemeinen unentschlossenen Willens steht <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Inhalt, zu dem<br />

sich <strong>der</strong> Wille jeweils entschließen muss, indem er aus seiner unbestimmten<br />

Identität <strong>der</strong> reinen Selbstgewissheit heraustritt. 90<br />

Insofern Kants und Fichtes praktische <strong>Philosophie</strong> auf diesen formalen<br />

allgemeinen Willen, das abstrakte unwirkliche Gute, gegründet ist (auch<br />

bei Fichte kommt nämlich, wie Hegel bemängelt, <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Inhalt zum<br />

allgemeinen Ich – als dem Wahren <strong>für</strong> sich – nur hinzu und ist ihm nicht<br />

immanent 91 ), stehen sich auch in ihr das apriorische Allgemeine und das<br />

empirische Mannigfaltige unvermittelt gegenüber und machen wahre Sittlichkeit<br />

als Einheit des allgemeinen Gesetzes und des bestimmten Inhalts<br />

unmöglich: „Die Leerheit des reinen Pflichtgefühls und <strong>der</strong> Inhalt kommen<br />

einan<strong>der</strong> beständig in die Quere.“ 92<br />

Die inhaltslose Universalität <strong>der</strong> Moral ist getrennt von <strong>der</strong> empirischen<br />

Partikularität, ohne jemals vollkommen verwirklicht werden zu können.<br />

Die Erfüllung <strong>der</strong> moralischen Postulate bleibt eine ethische Utopie, ist ein<br />

unendlicher Prozess, <strong>der</strong> „perennierend gesetzte Wi<strong>der</strong>spruch selbst“ 93<br />

Dieser Wi<strong>der</strong>spruch ist unaufhebbar; denn wenn sich das Sollen realisierte<br />

und die gedachte Einheit <strong>der</strong> Pflicht und <strong>der</strong> Glückseligkeit als seiend<br />

zustande käme, verschwände das Sollen und die Pflicht. Die Vollendung<br />

<strong>der</strong> Harmonie „ist ins Unendliche hinauszuschieben; denn wenn sie<br />

wirklich einträte, so höbe sich das moralische Bewusstsein auf. Denn die<br />

Moralität ist nur moralisches Bewusstsein als das negative Wesen, <strong>für</strong> dessen<br />

reine Pflicht die Sinnlichkeit nur die negative Bedeutung, nur nicht<br />

gemäß ist“. 94<br />

Dadurch, dass die Ethik Kants und Fichtes – wie ihre Erkenntnistheorie<br />

– den Dualismus von Idealität und Realität, Subjektivität und Objektivität,<br />

nicht wahrhaft überbrückt, wird trotz des Rigorismus <strong>der</strong> moralischen<br />

For<strong>der</strong>ungen dem empirischen „gemeinen Bewusstsein“ nichts „von seiner<br />

Zufälligkeit und Gemeinheit“ genommen, son<strong>der</strong>n es bleibt – ebenso wie<br />

die empirische Wirklichkeit – unverän<strong>der</strong>t, unaufgehoben bestehen. Infol-

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