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sich selbst wie<strong>der</strong> und gelangt in <strong>der</strong> Selbsterkenntnis zum Bewusstsein<br />

seines An- und Fürsichseins: „Die Form wird dadurch, dass sie hinausgesetzt<br />

wird, ihm nicht ein An<strong>der</strong>es als es; denn eben sie ist sein reines Fürsichsein,<br />

das ihm dadurch zur Wahrheit wird.“ 83<br />

Damit hat Hegel an diesem Wendepunkt <strong>der</strong> Entwicklung des Geistes<br />

analysiert, wie die Selbsterkenntnis gewonnen wird auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong><br />

Umgestaltung <strong>der</strong> Natur, und zwar innerhalb bestimmter geschichtlichgesellschaftlicher<br />

Beziehungen <strong>der</strong> Menschen untereinan<strong>der</strong>. In <strong>der</strong><br />

„Rechtsphilosophie“ wird die gesellschaftliche Seite <strong>der</strong> Naturaneignung im<br />

„System <strong>der</strong> Bedürfnisse“ im Zusammenhang mit <strong>der</strong> „Spezifizierung <strong>der</strong><br />

Mittel und Bedürfnisse“ und <strong>der</strong> Arbeitsteilung entwickelt 84 .<br />

Die Analyse des allgemeinen Selbstbewusstseins, des „Ich, das Wir, und<br />

das Wir, das Ich ist“ 85 , in Gestalt des Herrn und des Knechts gleicht zwar<br />

noch einer Robinsonade 86 und bezieht sich auf eine relativ abstrakte geschichtliche<br />

Entwicklungsetappe des absoluten Geistes auf dem Weg zu<br />

seiner Selbsterkenntnis; aber Hegel konkretisiert die gegenseitige Anerkennung<br />

<strong>der</strong> Selbständigkeit und objektiven Allgemeinheit des Selbstbewusstseins<br />

schrittweise weiter als Selbstbewusstsein eines Volkes, das<br />

sich in Moral, Recht und Sittlichkeit sowie in Kunst, Religion und <strong>Philosophie</strong><br />

entfaltet, und als die Reihe <strong>der</strong> „welthistorischen Volksgeister“ auf<br />

ihrem Fortschritt zu immer vollkommenerer Freiheit des Bewusstseins.<br />

Das also ist Hegels konkretere Bestimmung <strong>der</strong> Einheit von Theorie und<br />

Praxis (konkreter als ihre Einheit in je<strong>der</strong> Willenshandlung und in <strong>der</strong><br />

praktisch-teleologischen Naturaneignung): Theorie und Geschichte sind<br />

dialektisch aufeinan<strong>der</strong> bezogen.<br />

Die menschliche Erkenntnis ist <strong>für</strong> Hegel kein rein „erkenntnistheoretischer“<br />

(innerer) Vorgang eines einzelnen isoliert genommenen Subjekts,<br />

keine einfache Relation zwischen einem Subjekt und einem Objekt, son<strong>der</strong>n<br />

– wie auch die Selbsterkenntnis des absoluten Geistes, zu <strong>der</strong> sie als<br />

Entwicklungsphase gehört – ein praktischer natürlich-geschichtlicher (äußerer)<br />

Prozess, <strong>der</strong> stufenweise von <strong>der</strong> Menschheit vollzogen wird. Erkenntnis<br />

basiert also gleichsam auf einer menschheitsgeschichtlichen Intersubjektivität.<br />

(In <strong>der</strong> letzten Hinsicht kommt Goethe Hegel nahe, wenn<br />

er in einen Brief an Schiller sagt: „Nur sämtliche Menschen erkennen die<br />

Natur, nur sämtliche Menschen leben das Menschliche“ 87 .) Die volle Er-

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