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4. Theorie und Praxis als gesellschaftlich-geschichtlicher Prozess<br />

31<br />

Wenn die praktische Tätigkeit <strong>der</strong> Naturaneignung so dargestellt wird,<br />

dass <strong>der</strong> einzelne „homo faber“ o<strong>der</strong> das einzelne „toolmaking animal“<br />

(Benjamin Franklin) zwischen sich und den Naturobjekten ein Mittel einschiebt<br />

und die Natur in solcher Weise <strong>für</strong> sich arbeiten lässt, fehlt in diesem<br />

praktischen Individualismus noch das Moment <strong>der</strong> Wechselbeziehung<br />

<strong>der</strong> Menschen untereinan<strong>der</strong>, das heißt die gesellschaftlich-geschichtliche<br />

Seite <strong>der</strong> praktischen Tätigkeit <strong>der</strong> Naturaneignung,<br />

über die Hegel schließlich in <strong>der</strong> „Phänomenologie des Geistes“<br />

feststellt: „Das rein einzelne Tun und Treiben des Individuums bezieht sich<br />

auf die Bedürfnisse, welche es als Naturwesen, d. h. als seiende Einzelheit<br />

hat. Dass selbst diese seine gemeinsten Funktionen nicht zunichte werden,<br />

son<strong>der</strong>n Wirklichkeit haben, geschieht durch das allgemeine erhaltende<br />

Medium, durch die Macht des ganzen Volks... Die Arbeit des Individuums<br />

<strong>für</strong> seine Bedürfnisse ist ebensosehr eine Befriedigung <strong>der</strong> Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n als seiner eignen, und die Befriedigung <strong>der</strong> seinigen erreicht<br />

es nur durch die Arbeit <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n.“ 69<br />

In welcher Weise das Bearbeiten <strong>der</strong> Natur, das Handeln in <strong>der</strong> Geschichte<br />

und die Entstehung des Selbstbewusstseins, d. h. die Selbstverwirklichung<br />

des Menschen, sich bedingen, expliziert Hegel in <strong>der</strong> „Phänomenologie<br />

des Geistes“ als erstes in dem Kapitel „Selbständigkeit und Unselbständigkeit<br />

des Selbstbewusstseins; Herrschaft und Knechtschaft“.<br />

Aus diesem Kapitel erhellt: die durch die Triebhemmung frei gewordene<br />

Mitte <strong>der</strong> praktischen Naturaneignung bildet zunächst <strong>der</strong> mit den Werkzeugen<br />

arbeitende „Knecht“.<br />

In <strong>der</strong> individuellen praktischen Tätigkeit <strong>der</strong> Begierde, die den „selbstlosen“<br />

Naturgegenstand machtvoll negiert, kommt das einzelne Selbstbewusstsein,<br />

wie Hegel ausführt, durch die Befriedigung zwar zu einem<br />

Selbstgefühl und einer Selbstgewissheit, aber nicht zur vollen Anerkennung<br />

seiner Freiheit als Fürsichseiendes (als Selbst o<strong>der</strong> Subjekt).<br />

Diese kann es nur erreichen durch die Vermittlung in Richtung auf ein<br />

Subjekt, das objektiv seiend ist, d. h. auf ein an<strong>der</strong>es Selbstbewusstsein,<br />

also nicht in einer einfachen, son<strong>der</strong>n in einer doppelten Reflexion, denn<br />

nicht <strong>der</strong> selbstlose Naturgegenstand <strong>der</strong> Begierde, son<strong>der</strong>n nur das ande-

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